Man könnte glauben es sei Januar. Seit ein paar Tagen hat es in Uppsala konstant Minusgrade und wenn die Vorhersage stimmt, wird das auch noch eine Weile so bleiben. Auf den Radwegen hat sich schon die typische unebene Eisschicht aus gefrorenem Schmelzwasser, Regen und Schnee gebildet, die das Radfahren zu einem Abenteuer macht. Wie jedes Jahr spiele ich mit dem Gedanken, mir Reifen mit Spikes zu holen, werde es traditionsgemäß wohl aber wieder bleiben lassen. Dies ist mein siebenter Winter in Schweden, wenn ich mich nicht verzählt habe. Im milden Winter letztes Jahr gab es nur wenige Tage mit völlig vereisten Radwegen und die waren im Januar. Wir haben November. Die meisten dürften sich mittlerweile mental auf die unpraktische Jahreszeit eingestellt haben. Alles dauert länger. Das bloße vor die Tür gehen, weil man mehr anziehen muss. Das Laufen, weil es glatt ist. Das Fahrradfahren. Mit Bussen und Zügen gibt es auch regelmäßig Probleme. An Winterreifen mit Spikes scheiden sich übrigens die Geister in Schweden. Also nicht bei Fahrrädern sondern Autos. Studien zeigen, dass Reifen ohne “dubbar” beim Großteil der Straßenzustände genauso gut sind und dass die Abnutzung der Metallnoppen erheblich zur Feinstaubbelastung und zum Lärm in Städten beiträgt. Nichtsdestotrotz hört man seit ein paar Wochen wieder das charakteristische Knistern auf den Straßen. Ebenfalls zurückgekehrt sind die ersten Weihnachtsbeleuchtungen und was sonst noch so dazu gehört. Erfreulicherweise fängt man in Schweden nicht schon im Oktober an, sondern erst kurz vor Dezember. Heute morgen hätte es mich beinahe hingelegt, weil ich einen langsameren Radfahrer überholen wollte und deswegen die schmale ausgefahrene Spur im Eis verlassen hatte. Ein, zwei, manchmal auch drei Stürze pro Winter gehören dazu, wenn man sich von ein wenig Eis nicht vom Radfahren abhalten lässt.