Von Ehrendoktoren, also Doktortiteln, die man ohne eine entsprechende Arbeit verliehen bekommt, mag man halten, was man will. Die Liste mit Namen, die die Uni Uppsala ausgesucht hat, um ihnen anlässlich der Linnéfeierlichkeiten eben solche Titel zu verleihen, lässt sich jedoch sehen.
Die formelle Verleihung ist morgen, aber heute geben die Empfänger ihre Vorträge. Ich sitze gerade in der Universitätsaula und höre zu.
- Der erste Redner war Michel Major von der Uni Genf, eine der herausragenden Figuren in der Suche nach Planeten um andere Sterne als die Sonne. Seine Gruppe hat etwa die Hälfte der bisher gut 200 gefundenen Planeten enteckt und zuletzt war er wieder in den Schlagzeilen mit einem Planeten, der nicht viel schwerer als die Erde ist und sich in einem Abstand zu seinem Stern befindet, der prinzipiell flüssiges Wasser erlaubt. Da ich ihm schon vorgestern bei anderer Gelegenheit zugehört hatte, habe ich seinen Vortrag heute ausgelassen.
- James D. Watson ist als einer der Entdecker der Helix-Struktur der DNA ebenfalls kein Unbekannter und zusammen mit Crick und Wilkins hat er ja auch schon 1962 den Nobelpreis bekommen. Heute sprach er jedoch allgemeiner über Rules for Important Science. Ich kam etwas zu spät, habe aber noch mitbekommen, wie er für den Austausch auch unter konkurrierenden Wissenschaftlern argumentierte und dafür, einen Backup-Plan bereit zu haben, wenn man keinen Erfolg hat. Denn wenn man große Fragen angeht, sei scheitern wahrscheinlich, aber es sei viel besser an einer wichtigen Frage zu scheitern als an einer unwichtigen.
- Danach sprach Robert A. Weinberg über Krebs und wie er entsteht. Das war ein sehr interessanter und gut gehaltener Vortrag. Ich traue mich kaum, ihn zusammenzufassen, aber glaube, jetzt ein wenig mehr über Krebs zu wissen.
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Elinor Ostrom spricht gerade über Why Institutional Diversity Is Important but Often Mistaken for Chaos. Sie ist Politikwissenschaftlerin und bei dem Titel des Vortrags war ich doch überrascht, dass sie vor allem über Entwicklungshilfe und Konzepte zur Bewahrung von Naturreservaten in mehreren Teilen der Welt sprach. In ihrem Schlussplädoyer sprach sie sich gegen institutionelle Regulierung und für Eigenverantwortung aus und dafür, die Komplexität von Entscheidungsprozessen nicht als Feind zu sehen, sondern zu versuchen, sie zu verstehen.
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Jane Goodall ist die weltbekannte Affenforscherin, deren Bücher sehr lesenswert sein sollen. Sie grüßte die Zuhörer mit einem “Hallo” auf Schimpansisch, das sie während ihrer Zeit mit Schimpansen benutzt hatte. Nachdem sie kurz erzählte, wie sie dazu kam, mit Menschenaffen zu arbeiten, und einige biologische Gemeinsamkeiten aber auch Unterschiede erwähnt hat, geht sie auf das Sozialsystem ein und erzählt Geschichten aus solchen Gemeinschaften. Starke lebenslange Familienbindungen, die Rangordnung und mit welchen Strategien, abseits von Aggression, ein sozialer Aufstieg angestrebt wird. Ihre Entdeckung, dass Schimpansen Werkzeuge herstellen und benutzen und dass diese Fähigkeiten von älteren in der Gemeinschaft erlernt werden, hat die “Grenze” zwischen Menschen und Affen weiter verwischt. Auch von den schockierenden Erlebnissen, wie dem Bezeugen eines “Krieges” gegen eine andere Gruppe, erzählt sie. Dass die Menschheit nicht so unterschiedlich vom Rest der Tierwelt ist, könne einerseits die Anfänge des Menschen verstehen lernen und bringe automatisch eine weitergehende Verantwortung gegenüber der Umwelt mit. Einige traurige Beispiele dafür werden genannt und sie schließt mit einem sehr emotionalen Plädoyer gegen die Unvernunft und fehlende Weisheit in heutigen Entscheidungsprozessen. Goodall hält den Druck des Geldes für den entscheidenden Faktor und hofft auf eine neue Generation von jungen Menschen, die andere Wege gehen.