Seit ein paar Wochen bin ich Kunde bei Stockholm City Bikes. Man wedelt mit seiner Chipkarte an einer Fahrradstation, bekommt ein Fahrrad aufgesperrt, kann dieses drei Stunden behalten und an einer anderen Station wieder abstellen. Das Idee wurde natürlich aus anderen Städten kopiert und das Schöne daran ist, dass man nicht pro Fahrt bezahlt, sondern nur einmal 200 Kronen für die ganze Saison. Touristen können für 125 Kronen eine Dreitageskarte kaufen.
Ich habe mir die Karte geholt, um bei meinen regelmäßigen Besuchen bei den Astronomen in Stockholm nicht mehr mit der teuren U-Bahn fahren zu müssen und dabei gleichzeitig die Stadt noch etwas besser kennen zu lernen. Gestern war ich zum ersten Mal mit so einem Fahrrad unterwegs.
Die Räder selbst sind flott. Dicke Reifen, mit denen man über Bordsteinkanten holpern kann, 3-Gangschaltung und einfach verstellbarer Sattel. Was braucht man mehr? Entgegen meines bisherigen Eindrucks hat die Stockholmer Innenstadt tatsächlich Fahrradwege – man muss sie nur finden. Das Verhältnis von Rädern zu Autos ist natürlich viel geringer als hier in der Fahrradstadt Uppsala, aber man ist beileibe nicht der einzige Radler. Ich bin vom Bahnhof rüber auf Södermalm gefahren, habe das Rad dort abgegeben und bin ein wenig herumgestreunt. Dann habe ich mir woanders wieder eins genommen und bin auf Umwegen zurückgefahren. Sehr nett, vor allem weil man eine Stadt anders wahrnimmt als zu Fuß oder mit der U-Bahn. Das war nicht das letzte Mal.
[Videolink](http://youtube.com/watch?v=W56_ek1Px6g)
Ja, *The Knife* wurden an dieser Stelle schon [öfter erwähnt](http://www.fiket.de/?s=knife).Ich durfte gestern schon auf Englisch schmunzeln, jetzt steht es auch auf Tagesschau.de: In Schweden darf man Einladungen zum Kindergeburtstag nur in der Schule austeilen, wenn man alle Klassenkameraden einlädt.
Beim zweiten Mal lesen finde ich das noch weniger übertrieben oder gar lächerlich als beim ersten Mal. Mobbing und Ausschluss der “Uncoolen” zu demotivieren, ist gut.
Wenn man das hier liest, haben die Nameserver des Internet die frohe Botschaft propagiert: Fiket und alle meine anderen Seiten werden jetzt von einem neuen Rechner serviert, den ich in den letzten Tagen aufgesetzt habe. Abgesehen davon, dass die Seite schneller lädt, sollte alles identisch aussehen und funktionieren. Wenn nicht, bitte ich um einen Kommentar.
Für Technikinteressierte:
Der Server, der mir und ein paar Freunden in den letzten Jahren treue Dienste geleistet hat, wurde durch einen kräftigeren ersetzt, wieder von Hetzner. Die beiden 500GB-Platten habe ich in zu einem Raid-1 gemacht, um einem Versagen vorzubeugen. Dann habe ich den Server mit Xen virtualisiert, wobei die eine virtuelle Maschine sich nur um meinen Kram kümmert. Die übergeordnete “Dom0” kümmert sich um die Ressourcenverteilung, das Routing zu den anderen IP-Adressen und ums Backup. Selbstverständlich läuft überall Debian GNU/Linux.
Das Einrichten hat Spaß gemacht, v.a. weil ich Xen bisher nur aus Beschreibungen kannte. Auf dem Server ist noch eine Menge Platz – falls jemand Interesse hat, kann man mich gerne fragen.
Morgen streiken die Busfahrer in Stockholm. Fabian berichtet aus der Sicht eines Insiders
Morgen ist Halbjahr und das ist in Schweden das Datum, an dem neue Gesetze in Kraft treten. DN fasst die Änderungen heute in der Zeitung zusammen und ich übersetze mal:
Eine Änderung des Alkoholgesetzes erlaubt jetzt eine Person als Mittler, wenn man Alkohol für den Eigenbedarf aus der EU, Island und Norwegen einführen will.
Die Regeln für die City-Maut in Stockholm ändern sich auch ein wenig. Man bekommt jetzt den Bescheid jeden Monat geschickt und die Bezahlfrist wird verlängert. Dafür erhöht sich die Strafe, wenn man trotzdem zu spät zahlt.
Schwedische Abkürzungen hatten wir ja schon. Zusätzlich kommt es häufig vor, dass man ein Wort einfach auf einen Teil desselben verkürzt. So wie das “Automobil” in Deutschland zum “Auto” wurde, setzte sich hierzulande die letzte Silbe durch: man fährt bil.
In einigen Fällen, wie beim bil, hat die Kurzform die lange vollständig ersetzt. In anderen ist die Verkürzung nur im gesprochenen Schwedisch zu Hause. Ein paar Beispiele, einige weniger lustig als andere:
Das Thema Überwachung und Försvarets Radioanstalt hält sich weiterhin in den schwedischen Medien – auch nachdem das Gesetz verabschiedet wurde.
Es gibt zahlreiche Demonstrationen in allen größeren Städten, die Sache hat eine Krise in der Zentrumspartei ausgelöst, wer sich vorher als Schützer der persönlichen Integrität hingestellt hat und dann doch für das Gesetz stimmte, sieht sich öffentlich blamiert. Die einzige aus der bürgerlichen Koalition, die dagegen stimmte, bekam hunderte Blumensträuße. Es werden weiter Leit- und Debattartikel geschrieben, der Außenminister findet das Gesetz toll, der ehemalige FRA-Chef natürlich auch, Umfragen zeigen jedoch eine breite Ablehnung der neuen Überwachungsbefugnisse.
Neben der Initiative Stoppa FRA-lagen gibt es jetzt auch die FRApedia als Koordinations- und Sammelstelle für Informationen. Dort gibt es auch zahlreiche Tipps zum Selbstschutz. Die FRApedia ist zur Zeit prominent von Schwedens meistbesuchter Webseite verlinkt, der Pirate Bay, die ihr Piratenschiff gegen das Logo der FRA getauscht hat.