Gestern war die Premiere von Allsång på Skansen und -2.300.000- 3.300.000 Leute, also jeder -vierte- dritte Mensch in Schweden, hat es im Fernsehen gesehen. Vielleicht schalte ich dieses Jahr ja auch mal ein…
[Videolink](http://www.youtube.com/watch?v=A93IEF6Q9VU), [Capetown bei MySpace](http://www.myspace.com/capetowntheband)
via Radio Paradise und Swedesplease.
Wer in Schweden zu höherem Alkoholkonsum auffordert, wird vom Staat zurückgepfiffen. Wie unschwedisch, so etwas zu versuchen.
Sommarpratarna (wörtlich “die Sommerredner”) ist der umgangssprachliche Name für eines der, wenn nicht das beliebteste Radioprogramm Schwedens: Sommar i P1.
Seit 1959 wird die Sendung ausgestrahlt, die sich Tage Danielsson ausgedacht hat. Jeden Tag ab Mittsommer bis Mitte August bekommt ein Sommarpratare anderthalb Stunden Radiozeit, in der er oder sie selbst bestimmt, welche Musik gespielt wird und was sie sagt. Die Auswahl der Menschen, die diese Chance bekommen, ist dabei natürlich entscheidend und es wird jedes Jahr mit Spannung erwartet, wenn die Liste eine Woche vor dem ersten Abschnitt bekannt gegeben wird.
Sei es Ingmar Bergman, der um Briefe mit Hörermeinungen bittet, um diese dann ungelesen zu verbrennen oder das (angeblich, ich habe es nicht gehört) ergreifende Mutterportrait von Mustafa Can, das Telefonleitungen zusammenbrechen lies: Es gibt unzählige Anekdoten zu diesem Radioprogramm, die Reaktionen der Hörer sind zahlreich und es gibt sogar Bücher dazu. Sommarpratare gehört seit 2006 auch laut SAOL offiziell zum schwedischen Wortschatz.
Meine spontane Auswahl, was ich mir aus dem diesjährigen Programm wohl anhören werde:
Morgen ist Mittsommer und ich bin übers Wochenende weg – so richtig offline. Am Montag geht es hier weiter…
Die Nordic Battle Group ist nicht mehr.
Seit ich vor knapp zwei Wochen über die geplante Ausweitung der Überwachungsbefugnisse des schwedischen militärischen Nachrichtendienstes FRA geschrieben hatte, ist viel passiert. In Blogs wurde das Thema heiß diskutiert und es schwappte in letzter Sekunde noch auf die klassischen Medien über, nicht zuletzt mithilfe der außerparlamentarischen Opposition der Piratenpartei. SvD berichtete, dass die FRA auch schwedische Kommunikation abgehört und gespeichert hat, obwohl ihr Auftrag darin besteht, “äußere Gefahren” abzuwehren. Das Thema FRA kam auf die Titelseiten und eine spontane Bewegung bildete sich, die von hunderten Emails an Abgeordnete bis zu parodistisch-optimistischen Videos allerlei in Bewegung setzte, um die Überwachung aller Kommunikation zu verhindern.
Und es zeigte Effekt. Die Debatte gestern im Reichstag soll sehr interessant gewesen sein. Ein Hand voll Politiker der regierenden Allianz erklärten, dass sie gegen das Gesetz stimmen wollten. Der direkte Druck von Wählern kann also doch noch die Parteidisziplin aufwiegen, vor allem wenn man diejenigen an ihre früheren Aussagen erinnert, die sich mit dem Schutz der Privatsphäre profiliert haben. Es schien als habe man die gesuchten Vier beisammen und die Regierung gab nach. Es wurden Kompromissvorschläge bezüglich Behörden mit Kontrollauftrag über die FRA herumgereicht und man einigte sich darauf, das Gesetz noch einmal zur Verbesserung an den zuständigen Ausschuss zu verweisen.
Nach dem was man heute morgen in der Zeitung zu lesen bekam könnte man meinen, die Überwachungsgegner hätten gewonnen. Das wird sich aber erst zeigen, wenn das neue Gesetz auf dem Tisch liegt und man weiß, ob es wirklich besser ist, oder nur eine geschönte Version des alten, die es allen Seiten erlaubt, ihr Gesicht zu wahren, aber an der Sache nichts Wesentliches ändert.
Allen, die Schwedisch können und sich für das Thema interessieren, sei Rick Falkvinges Blog empfohlen.
Nachtrag, 080619: Es ging schnell. Wenige Stunden (!) nachdem das Gesetz gestern morgen ans Verteidigungsministerium zurückverwiesen wurde, lag der neue Vorschlag auf dem Tisch, der zwar etwas mehr Kontrolle der FRA von anderen Behörden verspricht, aber an der Sache, dass jeder ohne Verdacht abgehört werden kann, nichts ändert. Noch gestern Abend wurde das Gesetz angenommen – auch von denen die einen Tag vorher noch große Reden für den Schutz der persönlichen Integrität geschwungen haben. DN leitartikelt zu Recht mit dem Abend der Heuchler. Alleine Camilla Lindberg von der Folkpartiet stimmte gegen ihre Partei.
Ich bin gespannt, wer als erstes Schweden mit diesem Gesetz bei den EU-Gerichten anschwärzt.
2. Nachtrag 080623: Es scheint, als denke Belgien schon über eine solche Klage nach.
Außerdem lesenswert: der Beitrag vom Ravenhorst zum Thema.
Um halb sechs aufwachen. Hören wie die Polin, die bei uns übernachtet hat, zu ihrer langen Zugfahrt nach Finnland aufbricht. Kurz darauf aufstehen, duschen, frühstücken, Zeitung lesen. An den Rechner, Emails und die achtzig Meldungen im RSS-Leser überfliegen. Die Liste durchgehen, was ich noch alles vor der Reise machen will. Fertig packen. Ins Institut radeln. Der Kaffee ist natürlich wieder gerade leer, wenn ich komme. Ungewöhnlich, so früh am morgen. Neue Kanne aufsetzen. Arbeiten. Konferenz planen, Homepage updaten. In unserem Astronomieblog den Beitrag des Kollegen lesen, dass Dagens Nyheter wieder einmal eine völlig unsinnige Meldung über Mars gebracht hat. Schlechtes Gewissen beiseite schieben, dass ich zu diesem Blog zu selten beitrage. Internet ist kaputt. Rauchen gehen. Internet geht wieder. Den griechischen Kollegen in Spanien anrufen. Zwei Emaillisten aufsetzen und Mailserver konfigurieren. Es ist schon nach Elf Uhr. Der Kollege aus USA kommt gleich zum verabredeten Treffen. Mehr Kaffee. Schnell noch die Email zu Ende schreiben. Sehr entspanntes Treffen mit Diskussion über Galaxien und wann sie wie viele Sterne bilden. Mittagessen. Erbsensuppe und Pfannkuchen, schließlich ist Donnerstag. Noch eine Stunde was arbeiten, bevor ich zum Zug muss. Fahrad zum Bahnhof, durch das übliche Chaos am Parkplatz kämpfen. Zug nach Stockholm. Bus nach Skavsta. Sich ärgern, dass man zu wenig Geld hat, von Arlanda zu fliegen. Podcasts hören. Warum stellt der Moderator der Chefin des schwedischen Fernsehens Fragen, die sie gerade beantwortet hat? Der alte Fragesteller des Lördagsinterviews war besser. Auch bohrend, aber intelligenter. Direkt neben der Autobahn drei Rehe, einen Elch und einen Bussard sehen. Nein, natürlich nicht direkt beieinander. Vielleicht war es auch ein anderer Greifvogel. Am Flughafen ankommen. Nach der Sicherheitskontrolle ein Geschenk für den Anlass der Reise suchen. Snaps darf ich nicht kaufen, weil ich nur innerhalb der EU reise. Aha. Wer sich die tausend Regeln an Flughäfen ausgedacht hat, hatte sicher viel Spaß. Dann eben überteuertes Hjortronsylt. Bei einem Bier gezwungenermaßen einem Fußballspiel zusehen. Das Land, in das ich reise, spielt. Deutschland. Das Schild in der Raucherkabine sagt, ich breche schwedisches Gesetz, weil ich mein Bier mitgenommen habe. Aha. Aufruf zum an Bord gehen, über eine halbe Stunde vor Abflug. Ich trinke in Ruhe aus. Schlange stehen ist nicht gut und ich will sowieso am Flur sitzen. Als letzter durch das Tor aufs Flugfeld. Schlangen an beiden Flugzeugeingängen. Mist. Was haben die alle die letzten zwanzig Minuten gemacht? Platz einnehmen. Die Musik lauter machen, um die Lautsprecheransagen zu übertönen. Meine langen Haare nutzen, um zu verhindern, dass mir das Personal genau das verbietet. Nein, MP3-Spieler senden keine gefährlichen Wellen aus. Den Tag Revue passieren lassen. Soll ich das bloggen? Laptop auspacken und diesen Text tippen. Vornehmen, ihn noch heute Nacht nach Ankunft zu Ende zu schreiben und zu veröffentlichen. Jetzt erst einmal ein paar Abschitte der Sendung mit der Maus sehen, die ich auf der Festplatte gefunden habe. Landung kurz nach neun. Warum ist es so dunkel? Ach ja. Mietwagen nehmen. Keine Schlange am, dafür sehr nettes Mädchen hinter dem Tresen. Scherzen, ob ich den ganzen Weg vom Auto zurücklaufen müsste, wenn es zum Beispiel nicht vollgetankt ist. Ja. Zum Auto laufen. Es ist nicht vollgetankt und hat eine Schramme. Zurücklaufen, beides im Vertag festhalten lassen. Nicht mehr so nettes Mädchen hinter dem Tresen. Auf die Autobahn. Anstatt des bestellten und bezahlten Smart fahre ich einen Renn-Fiat. Ach, die deutsche Autobahn. Diese Raserei ist so unzivilisiert im Vergleich zur schwedischen Fahrweise. Das erste Mal seit Jahren wieder über Zweihundert fahren. Nur ganz kurz. Den Weg über die A61, 60, 67 und 3 noch ohne Probleme finden, obwohl die Beschilderung lügt. Die letzten Kilometer. Straßen, die ich knapp zehntausend Mal gefahren bin. Ankommen, in meinem alten Zimmer einquartieren. Das Bloggen auf den nächsten Tag verschieben. Schlafen.