Würden in Deutschland Politiker den Austritt aus der EU verlangen, würde man sie auslachen. In Schweden ist die Skepsis größer, der Beitritt kam Mitte der 90er nach einem knappen Volksentscheid zustande und die Währungsunion wurde 2003 abgelehnt. Bis vor anderthalb Jahren wurde die sozialdemokratische Minderheitsregierung von zwei Parteien gestützt, zu deren offiziellem Programm es gehörte, den Austritt aus der EU anzustreben. Nämlich von der Linkspartei und den Grünen, die man – sofern man die deutschen Begriffe anwenden kann – eher als “Fundis” denn als “Realos” bezeichnen würde.
Unter eben diesen Grünen ist gerade ein innerparteilicher Streit darüber ausgebrochen, dass die Vorsitzende Maria Wetterstrand findet, dass es doch besser sei, in der EU zu bleiben. Vor allem die Klimapolitik der EU habe sie zum Umdenken bewegt. Der Vorschlag, die Austrittsforderung zu streichen, wurde schon mehrmals auf Parteitagen von den Mitgliedern abgelehnt, aber bis zum Herbst soll ein neuer Anlauf gemacht werden. Viele sehen den EU-Austritt als einen der Grundpfeiler der Politik der schwedischen Grünen, sowohl bei den Mitgliedern als auch den Wählern.
Die Europapolitik ist übrigens einer der wenigen, aber ein wichtiger Punkt, bei dem ich die bürgerliche Regierung der Opposition vorziehe.
Wer hätt’s gedacht? Dass man auf Radio Schweden, dem deutschprachigen Teil des schwedischen Rundfunks, einmal nicht nur trockene, oft direkt übersetzte Kurzmeldungen zu lesen bekommt, sondern auch einmal ein witzig-ironisches Stück aus distanzierter Perspektive über eine typisch schwedische Diskussion. Gerne mehr davon.
Dass in Schweden ausländische Filme und Fernsehprogramme nicht übersetzt sondern untertitelt werden, ist allgemein bekannt. Die meisten, ich inklusive, finden das gut. Das Svenska Dagbladet hat sich jetzt einmal die Mühe gemacht, nachzuzählen, wie groß der Anteil fremdsprachiger Programme im schwedischen Fernsehen ist.
Das Resultat: Fast 60 Prozent der Programme sind auf Englisch. Über die genaueren Zahlen hat Fabian schon geschrieben.
Ich schätze ich habe in meinen fast sechs Jahren hier keine 100 Stunden ferngesehen, kann mir also eigentlich kein Urteil erlauben.
Am 26. Februar 1658 wurde zwischen Dänemark und Schweden der Frieden von Roskilde geschlossen. Das war gestern vor 350 Jahren. Schweden erhielt als Gewinner unter anderem die wichtigen Gebiete Schonen, Blekinge und Halland. Wie es dazu kam ist eine Geschichte, die es wert ist, ein andermal ausführlicher erzählt zu werden.
Auf das Datum aufmerksam wurde ich durch Außenminister Carl Bildt, der sein Blog auch weiterhin täglich füllt und dort den Vergleich zum heutigen Verhältnis der beiden Länder anstellt.
Bis der Frühling hier wirklich in Fahrt kommt, werden zwar noch viele Wochen vergehen, aber den ersten Huflattich habe ich schon gesehen. Das Bild ist dennoch von vor drei Jahren.
Schweden exportiert Lebensmittel und Bier. Letzteres allerdings nur zum Schein, denn die hohen schwedischen Steuern und der legale Privatimport machen es leider lohnend, dass schwedisches Bier zuerst mit Lastern nach Deutschland gekarrt wird und dann in schwedischen Privatautos zurück. Bizarr.
Heute Nacht war es wieder einmal soweit, die Bokrea begann. Zum Auftakt von 0:00 bis 1:30 habe ich zwar geschlafen, aber zur Fortsetzung ab 7:00 heute morgen habe ich vorbeigeschaut.
Der Katalog ist online (Vorsicht: Flash!) und darin findet man allerlei erstaunliches, sei es der letzte Harry Potter (gebunden) für 99 Kronen, eine Serie “Schwedens Geschichte” (9 gebundene Wälzer) für 690, dicke Nachschlagewerke von Kunst über Film und Musik bis zu Wörterbüchern, Hörbücher und natürlich jede Menge Literatur, inklusive Nobelpreisträgern, wiederum schicke gebundene Ausgaben für umgerechnet 7-8 Euro.
Die Schweden nutzen dementsprechend den Bücherausverkauf eifrig und vielleicht trägt die Bokrea ja auch zu einem weniger gezwungenen Umgang mit Büchern bei. Zur Erinnerung: Schweden lesen im Schnitt doppelt so viel wie Deutsche.
[Videolink](http://youtube.com/watch?v=_5Z1G3-TJ_U), [mehr über Tiger Lou](http://de.wikipedia.org/wiki/Tiger_Lou)
Es kommt nicht mehr oft vor, dass ich ein schwedisches Wort höre, das ich noch nicht kenne beziehungsweise nie aktiv wahrgenommen habe, und natürlich freue ich mich immer, wenn mir ein solches unterkommt.
Am Samstag auf einer Party erklärte der Gastgeber nach einer Weile, dass es Zeit für etwas vickning wäre. Dass es dabei um Essbares ging, war zwar zu erraten, aber das Wort war mir neu. Es bezeichnet als Überbegriff all die kleinen Dinge, die man Gästen am späteren Abend zum Essen anbietet. Alles von Käse und Keksen bis zu einem kleinen Buffet oder Auflauf (Janssons Versuchung ist ein typisches Beispiel) kann vickning sein. Bloße Chips und ähnliches rechtfertigen den Begriff nicht, etwas mehr muss es schon sein.