Lövstabruk ist eine Eisenhütte aus dem 17. Jahrhundert im nördlichen Uppland. Eine deutsche Version des entsprechenden Wikipedia-Artikels gibt es leider noch nicht, aber vielleicht komme ich ja bald einmal dazu.
Lövstabruk ist eine Eisenhütte aus dem 17. Jahrhundert im nördlichen Uppland. Eine deutsche Version des entsprechenden Wikipedia-Artikels gibt es leider noch nicht, aber vielleicht komme ich ja bald einmal dazu.
Das schwedische Wort lov hat vier Bedeutungen: Erlaubnis, Lob, Versprechen und Ferien.
In Verbindung mit Sport ist es die letztgenannte, die zählt. Es handelt sich beim sportlov also um eine Woche Schulferien, die in dieser Zeit des Jahres liegen. Ursprünglich (in den 1940ern) ging es darum, Heizmaterial in den Schulen zu sparen und man nannte die Woche noch kokslov. Heutzutage wird die Gelegenheit vielerorts für wintersportliche Aktivitäten genutzt. Als Nicht-Schüler und Nicht-Elter bekomme ich davon zugegebenermaßen wenig mit, die spätnachmittäglich eh schon überfüllten Pendlerzüge zwischen Stockholm und Uppsala müssen jedoch während des sportlov zusätzlich die Familien mit Kindern aufnehmen, die von diversen Ausflügen heimkehren.
Nicht zuletzt um Verkehr und Wintersportorte nicht zu konzentriert zu fordern, sind diese Ferien nicht überall zur gleichen Zeit, sondern sind übers Land auf mehrere Wochen verteilt. Uppsala hatte beispielsweise letzte Woche sportlov, Stockholm diese.
Wir hatten in den letzten beiden Wochen nach ein paar Monaten Pause wieder einmal Gäste, auch wenn wir uns immer wundern, warum Leute um diese Jahreszeit in unsere Breiten reisen. Zuerst hatten wir fünf Jungs Anfang zwanzig aus Portugal, die wie erwartet einiges Leben in unsere nicht allzu große Wohnung gebracht haben. Und heute morgen ist ein Pärchen aus dem Harz, das zwei Nächte bei uns verbracht hat, wieder abgereist.
Die beiden hatten im Zug einen Schlafsack liegen lassen und auf der Suche nach dem Fundbüro im Bahnhof von Stockholm erfuhren wir, dass es sogar eine Internetseite gibt, die tagesaktuell alle Fundsachen auflistet. Sehr nett, aber nicht sonderlich überraschend, wenn man in Schweden lebt. Es gibt viele kleine praktische Dinge des Alltags, bei denen das Internet sinnvoll genutzt wird. Unsere deutschen Gäste hat die Existenz dieser Seite sehr erstaunt und zudem, dass so viel abgegeben wird, inklusive neuerer Handys und MP3-Player.
Meine Antwort mag klischeehaft gewesen sein, aber ich bin nach wie vor der Ansicht, dass in Schweden generell ein größeres Gefühl der gegenseitigen Solidarität herrscht als anderswo. Ob man etwas gefundenes abgibt oder behält, ist nur eines der unzähligen Beispiele, wo die simple Abwägung des eigenen Vorteils gegenüber dem der Gemeinschaft zum tragen kommt. Sehe ich meine Mitmenschen als Konkurrenten, die ich übervorteilen will sooft ich kann, oder als potentielle Freunde, mit denen zusammen man am liebsten eine angenehme gesellschaftliche Atmosphäre schaffen will? Natürlich gibt es auch in Schweden solche und solche, aber angenehmerweise mehr vom letzteren Schlag, finde ich.
Zurück zu den Gästen. Neben den beiden Platzhirschen CouchSurfing und HospitalityClub gibt es noch ein drittes Netzwerk, um bei Leuten unterzukommen beziehungsweise Reisenden einen Schlafplatz anzubieten: BeWelcome hat zwar bisher noch viel weniger Mitglieder, aber als einziges den Ansatz einer demokratischen Organisation als Unterbau, anstelle einzelner allmächtiger Personen.
Zugegeben, es ist unwahrscheinlich, aber wenn vorhin jemand zufällig Radio Uppland, das Lokalradio des schwedischen Rundfunks für die Gegend um Uppsala, gehört hat, dann durfte er mir zuhören, wie ich etwas über die Mondfinsternis heute Nacht erzählt habe.
Es sind solche kleinen Dinge, die den Alltag als Astronom beleben. Das Radio ruft jemanden bei uns an und will etwas zu einem bestimmten Thema wissen. Der Angerufene glaubt, er wüsste dazu nichts und klappert die Nachbarbüros nach jemandem ab, der das übernehmen will, und da ich wohl den Ruf habe, zu allem irgendwie halbwegs vernünftigen Senf abgeben zu können, landet es bei mir. Die Moderatorin ruft mich kurz darauf an und eröffnet mir, dass ich doch kurz dranbleiben soll, bis wir gleich live auf Sendung gehen. Obwohl ich etwas überrumpelt war, habe ich mich ganz gut geschlagen, glaube ich. Nicht zuletzt, weil ich noch schnell spicken konnte.
Der Nachtzug, der mich neulich von Malmö nach Berlin brachte. Die Bilder von meiner kleinen Deutschlandreise in der ersten Januarwoche sind mittlerweile online.
[Videolink](http://youtube.com/watch?v=-WhQ5TiBHVk), mehr zu [The Knife](http://de.wikipedia.org/wiki/The_Knife)
Meines Wissens hat sich in den letzten Monaten nichts daran geändert, dass Schweden einen Großteil der irakischen Flüchtlinge aufnimmt, die nach Europa kommen, etwa genauso viele wie die anderen EU-Länder zusammen. Knapp 20.000 Menschen aus dem Irak haben 2007 in Schweden Asyl beantragt und das Land hat für seine Großzügigkeit international große Anerkennung bekommen und wohl auch verdient.
Doch nicht alle Fälle werden angenommen und manchmal kommt die Einwanderungsbehörde (migrationsverket) zu dem Schluss, dass keine konkrete Bedrohung das Asylgesuch rechtfertigt, und lehnt ab. Für 400 Iraker ist das bisher der Fall. Heute wurde in Bagdad ein Vertrag zwischen Schweden und dem Irak unterzeichnet, der die Heimkehr (und die Abschiebung) von Flüchtlingen überhaupt erst ermöglicht. Für Rückkehrer zahlt Schweden rund 2.000 Euro pro Person als Hilfe für den Neuanfang im Heimatland, aber nur sehr wenige haben das bisher in Anspruch genommen.
Für bewilligte Einwanderer sollen gleichzeitig die Anforderungen an das Unterrichtsprogramm Svenska för invandrare (SFI, Schwedisch für Einwanderer) angehoben werden – auf beiden Seiten der Schulbank. Die Zeit bis zum Erreichen des Lernziels von SFI soll nur noch in Ausnahmefällen über drei Jahren liegen. Wie auch immer das deutsche Äquivalent aussehen mag, mein Eindruck ist, dass das hiesige System mit staatlichen Sprachkursen in Vollzeit bei gleichzeitiger Sozialhilfe für Einwanderer, damit sie dann so schnell wie möglich Arbeit finden können, besser funktioniert. Nachtrag: Mehr dazu hier.
Meinen letzten Festnetztelefonanschluss in Deutschland hatte ich wohl bis Mitte 2001. Damals gab es keine Telefonverkäufer, wenn ich mich recht erinnere. Welche Auswüchse dieses Übel mittlerweile dort angenommen hat, kann ich nicht beurteilen und ich habe auch keine Vergleichszahlen für Schweden. Aus eigener Erfahrung kommen aber schon einige Anrufe im Laufe eines Monats zusammen – sofern man nicht auf dem NIX-Register steht.
Dabei handelt es sich um einen Verein, bei dem werbende Branchenorganisationen Mitglied sind und sich damit verpflichten, keine unerwünschten Angebote an Telefonanschlüsse zu schicken, die sich im Nix-Register eingetragen haben. Und das sind anderthalb Millionen in Schweden, was fast der Hälfte der Anzahl der Haushalte im Land entspricht. Meines Wissens sind die Robinsonlisten in Deutschland weniger verbreitet.
Man trägt sich bei NIX (was als Wort übrigens das gleiche wie das deutsche bedeutet) ein, indem man eine Nummer (020-277000) anruft, dort der Maschine per Kopfdruck den Wunsch mitteilt, und die Prozedur nach ein paar Tagen zur Bestätigung wiederholt. Das funktioniert recht gut, finde ich. Man bekommt deutlich weniger Anrufe, auch wenn man immer wieder davon hört, dass sich Firmen nicht an die Regeln halten und deshalb angezeigt werden.
Natürlich gibt es Ausnahmen, also Anrufe, die nicht unter die Sperre von NIX fallen. Dazu gehören Anrufe von Firmen, bei denen man schon Kunde ist. Das kann durchaus Sinn haben, zum Beispiel werden Zeitungsabos in Schweden oft nicht automatisch verlängert, sondern der Verlag muss sich darum kümmern, dass man Kunde bleibt. Bei so einem Anruf kann man dann schon einmal ein Angebot fürs kommende Jahr herausschlagen, das unter dem regulären Preis liegt.
Wie fast jeden Tag sind die Seiten der großen schwedischen Zeitungen von Kriminalität bestimmt. Einer hat wen umgebracht, jemand wurde wegen irgendwas festgenommen, einer verklagt jemand anderes, es brennt irgendwo. Das ist in der Regel sehr langweilig, verkauft sich aber aus mir unverständlichen Gründen gut.
Nachrichten, die etwas generelleres darüber aussagen, wohin wir als Gesellschaft unterwegs sind, vor allem wenn es gute Nachrichten sind, werden größtenteils ignoriert. So taucht zum Beispiel die heutige Meldung, dass Schweden in der Wohlstandsstatistik der OECD nach vorne gerückt ist, entweder gar nicht oder nur als kurze Notiz im unteren Teil der jeweiligen Seite auf.
Eisformationen im Hågaån bei Uppsala vor zwei Jahren. Heuer sieht man so etwas nicht; seit Weihnachten hatten wir fast durchgehend um null Grad und gestern lag sogar ein Hauch Frühling in der Luft. Das ist natürlich trügerisch und es kann immer noch richtig kalt werden. Der Winter ist wie der Schurke in einem schlechten Film; egal wie oft man glaubt, er sei endlich tot, er steht immer noch einmal auf.