Schwedenpolitik-Update

Sozialdemokraten suchen Vorsitzende. Das Ringen um die Nachfolge von Göran Persson im Parteivorsitz der Sozialdemokraten ist geht weiter. Mittlerweile ist es wahrscheinlich, dass Mona Sahlin das Rennen machen wird, weil die anderen, die im Gespräch waren, kein Interesse zeigen und weil Sahlin vom wichtigen Göteborger Landesverband der Sozialdemokraten unterstützt wird. Mona Sahlin war die Hauptperson in der sogenannten Toblerone-Affäre. Dazu ein Zitat aus Rainers Blog:

Ihr schnappte die Männergarde in der eigenen Partei anno 1995/96 den schon längst versprochenen Posten an der Parteispitze weg, weil sie mit der Kreditkarte des schwedischen Reichstags mal Toblerone und Windeln eingekauft hatte und eine Menge privater Rechnungen zu spät bezahlt hatte. Wochenlang veranstalteten die Medien eine Hetzjagd auf Mona, so dass sie letztlich klein beigeben musste, das war die Zeit, als das Wort “Time-Out” ins Schwedische kam. Männliche Politikerkollegen besuchten sogar Striplokale in Paris und zahlten mit der Kreditkarte der Steuerzahler und als sie von Journalisten darauf hingewiesen wurden, reagierten sie erstaunt, es sei so verraucht gewesen, dass sie damals nicht gesehen hätten, dass fast alle anwesenden Frauen nackt gewesen seien. Mona Sahlin musste ins zweite Glied zurücktreten und HSB wurde Ministerpräsident. Und nun hat Mona zehn Jahre gewartet und die Zeit ist gekommen.

Bildt unter Druck. Die Geschichte um den Gewinn des schwedischen Außenministers Carl Bildt aus Beteiligungen an einer russischen Ölfirma ist zwar nicht neu, aber jetzt wurde er wegen Korruptionsverdacht angezeigt und der oberste schwedische Ankläger ermittlelt (S). Eine gute Zusammenfassung auf Englisch hat The Local. Ich spekuliere einmal, dass eine Frau deswegen schon längst zum Rücktritt bewogen worden wäre, während Bildt sich sicher aus der Sache herausreden wird.

Schlamperei mit Entwicklungshilfegeldern? Anscheinend kam es noch zu Zeiten der sozialdemokratischen Regierung zu Unregelmäßigkeiten bei der Zahlung von 22 Millionen Kronen Entwicklingshilfe. Die damaligen Außen- und Entwicklungshilfeministerinnen Laila Freivalds und Carin Jämtin sollen den Betrag für ein Projekt in Südafrika bewilligt haben, bevor das schwedische Amt für Entwicklungshilfe, SIDA dies beschlossen hatte und klar war, wozu das Geld verwendet werden solle.

Nachtrag, 21:00: Jetzt schreibt auch der SR auf Deutsch über die Anklagen gegen Carl Bildt.

Und mir fällt noch etwas ein: Gewerkschaft blockiert Salatbar. Ich halte Gewerkschaften an sich ja für wichtig, aber ob das Verhalten der Hotel- und Restaurantgewerkschaft in Göteborg noch legitim ist, finde ich fraglich. Dort blockiert sie (S) seit Wochen eine Salatbar, weil sie sich weigert, dem Tarifvertrag beizutreten. Die Besitzerin des kleinen Geschäftes hat eine Angestellte, die mehr bezahlt bekommt, als nach Tarif vorgesehen. Die Blockade bedeutet, dass Gewerkschafter vor dem Eingang stehen und Kunden vom Besuch abhalten und dass der Müll nicht mehr abgeholt wurde. Für letzteres wurde zwar mittlerweile jemand zwangsbeordert, aber die ganze Geschichte ist eine ziemliche Farce. Mit Hilfe der langjährigen sozialdemokratischen Regierung ist ihr Gewerkschaftsbund LO sehr mächtig geworden. Nicht einmal der Arbeitsmarktminister der neuen bürgerlichen Regierung erkennt (S) jedoch ein Fehlverhalten bei den Gewerkschaften. Abgesehen davon, gibt es aber sehr wohl Proteste aus dem konservativen Lager gegen die Aktion der Gewerkschaft.

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Wort der Woche: Gasque

Tisch bei einer
Gasque

Eine gasque (auch gask) ist ein studentisches Fest mit mehrgängigem Abendessen. Um den Hintergrund der Studentorganisationen zu verstehen und damit ich einige Begriffe nicht neu erklären muss, empfiehlt es sich, den älteren Artikel über Studentnationen gelesen zu haben. Wie schon in diesem, bezieht sich alles weitere vornehmlich auf Uppsala und ist zudem exemplarisch. In den wenigen anderen Studentenstädten kann es ähnlich sein, muss es aber nicht.

Vorab sei gesagt, dass Gasques nichts für traditionsscheue Gemüter sind. Wenn es einem aber nicht zu viel ausmacht, einen Anzug anzuziehen und vor dem Trinken zu singen, können Gasques sehr lustig sein, vor allem weil unter der bewussten traditionellen Fassade meist ein lockeres Fest gefeiert wird.

Gelegenheiten für Gasques gibt es viele und kleinere Nationen feiern oft gemeinsam, um die Festsäle in ihren Häusern zu füllen. Ein paar Beispiele für Gasques, die regelmäßig in Uppsala stattfinden, dann nicht selten in meheren Nationen gleichzeitig:

  • Nyårsgasque – zu Silvester.
  • Vårbalen – der Frühlingsball.
  • Gåsmiddagen – großes Gänseessen mit Blutsuppe als Vorspeise.
  • Luccegasque – zu Lucia.
  • Reccegasque – für die Erstsemester.

  • Doktorandgasque – auch verschiedene studentische Untergruppen veranstalten Gasques, seien es die Doktoranden, Schwule und Lesben oder wer auch immer.

    Wenn man sich entschlossen hat, zu einer Gasque zu gehen, muss man sich mehrere Wochen vorher bei der jeweiligen Nation anmelden und das Eintrittsgeld bezahlen. Das liegt meist bei wenigen hundert Kronen und deckt nicht viel mehr als die Kosten für Essen und die mit geringen Löhnen als Personal arbeitenden Mitstudenten. Eine wichtige Information, die man spätestens bei der Anmeldung haben sollte, ist das klädsel, also die Kleidervorschrift.

  • kavaj – Jackett. Das ist die formloseste der Alternativen. Jeans sind OK und Krawatte freiwillig. Frauen können da anziehen, was sie wollen. Kommt zum Beispiel bei Reccegasques zur Anwendung, um die neuen Studenten nicht gleich abzuschrecken.

  • kostym – Anzug. Hier kommt für Männer Kravatte, Anzughose und je nach Geschmack auch Weste zum Jackett hinzu. Für Frauen ist ein Abendkleid angemessen, aber wer in Hose oder Rock und Bluse kommt, findet trotzdem Einlass.
  • *frack, högtidsdräckt* – Bei seltenen Gelegenheiten wie dem Frühlingsball ist Frack und Fliege angesagt. Frauen kommen dementsprechend im Ballkleid. Alternativ gelten auch traditionelle Gewänder der jeweiligen Herkunftsregion und Militäruniformen als “Hochzeitskleidung” in der wörtlichen Bedeutung.

    Etwa zwei Stunden vor Beginn trifft man sich nicht selten bei Freunden, die auch zur Gasque gehen, zum *förfest*, dem Vorfest. Dort trinkt man gemütlich einen Drink und stimmt sich auf den Abend ein. Zur angegebenen Zeit, üblicherweise zwischen sechs und sieben Uhr, geht man dann gemeinsam ins Nationshaus, wo in der Lobby der Willkommenstrunk wartet. Dort mischt man sich unters Volk und wirft einen Blick auf die Tafel mit der Sitzordnung, damit man seinen Platz leichter findet, wenn der Festsaal geöffnet wird. Eben dies wird akustisch mit einem Läuten oder Klopfen kundgetan und daraufhin sucht man seinen Platz und stellt sich hinter seinen Stuhl. Erst wenn der erste Kurator am “Ehrentisch” Platz nimmt, setzen sich alle gleichzeitig. Wenn man sich mit Partner angemeldet hat, wird man feststellen, dass der Mann immer links von der Frau sitzt und sich so eine alternierende Ordnung ergibt. Idealerweise ist die Ordnung auf der gegenüberliegenden Tischseite um eins versetzt, so dass jeder zu beiden Seiten und als Gegenüber eine Person des anderen Geschlechts hat. Da aber bei weitem nicht jeder mit Partner kommt, Partner nicht notwendigerweise verschiedene Geschlechter haben und noch auf mehr Dinge bei der Platzierung geachtet werden muss, lässt sich das nie komplett verwirklichen. Den Tisch vor sich findet man fertig gedeckt und mit der Vorspeise auf dem obersten Teller. Man gießt sich das bereitgestellte Bier in das dafür vorgesehene Glas und fängt zu essen an, wiederum nachdem man auf den ersten Kurator gewartet hat. Unterdessen geht das Personal mit den bekanntesten Sorten Aquavit (*snaps*) durch die Reihen und schenkt jedem seinen bevorzugten ein. Oft ist das nicht im Preis inbegriffen und man hat zuvor am Eingang Tickets gekauft, die man jetzt los wird. Bald darauf wird der *Toastmaster* das erste mal um Aufmerksamkeit bitten und alle ermahnen, dass man es mit ihm absprechen soll, falls jemand eine Rede halten will oder ähnliches. Auch wird erklärt, wie man in der jeweiligen Nation den Snaps trinkt. In “[meiner](http://www.upplandsnation.se/)” werden die recht großen Schnapsgläser bei jedem Lied zu einem Drittel geleert. Der Toastmaster ist also für die Zeitplanung des Abends zuständig und kündigt die einzelnen Redner und Events kurz an. Dann geht das Wort auch schon zur zweitwichtigsten Person, dem *sånganförare*, der die zahlreichen Lieder während des Abends anstimmt. Die Liedtexte kennt man entweder oder liest sie aus dem nationseigenen Büchlein ab, das eigens dafür herausgegeben wird. Da das Personal noch während der Vorspeise ein zweites Mal mit den Akvavitflaschen kommt und zu jedem Glas drei Lieder gesungen werden, kommen die ersten sechs Lieder zügig nacheinander im Abstand von wenigen bis zehn Minuten. Am Ende und manchmal auch in der Mitte jeden Liedes wird angestoßen. Aber bitte nicht irgendwie. Man hebt sein Glas und blickt zuerst seinem jeweiligen Partner zu, also Frauen nach links, Männer nach rechts. Dann demjenigen auf der anderen Seite, dann seinem Gegenüber. Dann trinkt man und blickt alle drei noch einmal in umgekehrter Reihenfolge an, bevor man sein Glas wieder abstellt. Man endet also wieder mit seinem Partner. Welche Lieder gesungen werden, variiert stark von Nation zu Nation. Klassiker von Bellman kommen ebenso vor wie neuere Verballhornungen klassischer Trinklieder. Zugute halten kann man den Nationen, dass sie Lieder, die einem gleichberechtigten Frauenbild zuwider laufen, aus den Liederbüchlein entfernt haben. Auch sonst findet man trotz der traditionellen Aufmachen wenig Kritikwürdiges. Zu bestimmten Liedern haben sich eigene kleine Rituale gebildet, die von wirklich witzig bis albern reichen und bei denen ein nicht Eingeweihter durchaus einmal in ein Fettnäpfchen treten kann. Nachdem man seine Schnäpse und das Bier geleert, die Vorspeise aufgegessen und vielleicht schon die erste Rede über sich hat ergehen lassen, wird abgeräumt und der Wein zum Hauptgang ausgeschenkt. Konsequenterweise geht man dann auch von Schnaps- zu Weinliedern über. Mit diesen, weiteren Reden und musikalischer Unterhaltung nimmt man sein Essen zu sich. Es empfiehlt sich, schnell zu essen, damit kein Redner dafür sorgt, dass man seinem Essen beim Kaltwerden zuschauen muss. Jedem Redner oder Auftritt danken die Gäste mit einem gesungenen Zweizeiler, den der- oder diejenigen mit einer Standardzeile beantworten oder – wenn sie sich vorbereitet haben – mit einer individuellen Abwandlung derselben. Vor dem Dessert gibt es üblicherweise eine Pause, die vom Personal zum Abräumen und von den Gästen zum Beine vertreten oder Rauchen verwendet wird. Denn natürlich ist auch in den Nationshäusern generelles Rauchverbot. Zum Nachtisch und Kaffee hat man eine weitere Gelegenheit, eines seiner Schnaps-Tickets loszuwerden. Meist stehen Punsch, Cognac und Bailey’s zur Auswahl. Gegen elf Uhr, wenn die letzte Rede geschwungen, allen Beteiligten gedankt, der Teller geleert und der nachgeschenkte Wein fast ausgetrunken ist, wird das letzte gemeinsame Lied des Abends angestimmt. Das ist immer [*O Gamla Klang*](http://www.dsek.lth.se/arkiv/sanger/index.php?song=287), eine Abwandlung des deutschen Burschenschaftsliedes [*O alte Burschenherrlichkeit*](http://www.absolvia.de/wuerzburg/lohalte.htm). Zur letzten Strophe stellen sich alle auf ihre Stühle und schwenken ihre Serviette über dem Kopf. Danach setzt man sich nicht wieder, sondern verlässt den Festsaal in Richtung Bar. Der förmliche Teil des Festes ist damit vorbei. Der Saal wird dann üblicherweise leergeräumt und zur Tanzfäche umgewandelt. Die *släpp* beginnt, die Party für den Rest des Abends. Dazu werden auch die Türen für weitere Gäste geöffnet, die nicht beim Essen dabei waren. Das kostet immer noch etwas Eintritt und die Kleidervorschrift wird allenfalls etwas abgeschwächt. Die, die den ganzen Abend dabei waren, haben aber verständlicherweise einen Vorsprung, was den Alkoholgenuss angeht. Wie man den Rest des Abends gestaltet, bis man um drei oder vier Uhr gebeten wird zu gehen, bleibt einem selbst überlassen. Eine Errungenschaft, die die Schweden ihrem Alkoholgesetz verdanken, ist, dass es immer etwas zu essen geben muss, wenn Alkohol ausgeschenkt wird. Das bedeutet, dass irgendwann gegen ein Uhr noch einmal etwas Einfaches aufgetischt wird, zum Beispiel Hot Dogs, und man sich bedienen kann. Der Nachhauseweg findet dann zu Fuß oder mit dem Taxi statt. Wenn man also spät nachts in Uppsala ungewöhnlich viele junge Menschen in Anzügen in Richtung der Studentensiedlungen torkeln sieht, weiß man: heute war Gasque. Zum Abschluss noch der Text des wohl bekanntesten schwedischen Trinkliedes, *Helan Går*. Der Inhalt sagt nicht viel mehr als dass man auch wirklich ganz austrinken soll. > Helan går, > sjung hopp fadarallan lallan lej. > Helan går, > sjung hopp fadarallan lej. > Och den som inte helan tar > han heller inte halvan får. > Helan går! [TRINKEN!] > Sjung hopp fadarallan lej. Für die vielen Austauschstudenten hat ein Spaßvogel eine Version aus englischen Worten zusammengestellt. Wenn man es singt, klingt es wie das schwedische Original, der Text ist jedoch Unsinn: > Hell and gore, > Shun hop father Allan lallan lay. > Hell and gore, > Shun hop father Allan lay. > And then some in the hell and tar > and hell are in the half and four. > Hell and gore, [DRINK!] > Shun hop father Allan lay.
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Deutschland-Beobachtungen

Ich war über Neujahr fünf Tage in Deutschland, um Freunde und Familie zu besuchen. Ein paar Dinge fallen einem doch ins Auge, wenn man länger nicht dort war. All das ist natürlich regional (Aschaffenburg und Umgebung) und subjektiv.

  • Der Verkehr ist immer das erste Auffällige, wenn man am Flughafen in den Mietwagen steigt. Es ist mehr und schneller in Deutschland, zumindest wenn kein Stau ist. Etwas zum Autobahnwirrwar um Frankfurt Vergleichbares gibt es in Schweden nicht. Auch wenn ich den Reiz des Schnellfahrens durchaus nachvollziehen kann, kann ich mich den Leuten, die ein generelles Tempolimit fordern, nur anschließen. In Schweden fährt es sich entspannter.
  • Bunte Häuser. Ich hatte Häuser daheim immer in Weiß oder allenfalls schwachen Pastelltönen in Erinnerung und fand die knalligen Farben der Häuser hier in Schweden gut. Mir sind jetzt aber einige neu angemalte Altbauten auf den Dörfern aufgefallen, die sich durch angenehme Farbenfreude auszeichneten. Ein Trend?
  • Reklame. Auch die riesigen Reklamwände fielen mir ins Auge, besonders ein nicht-so-billiger Elektronik-Großmarkt. Vielleicht ist meine Wahrnehmung verklärt, aber ich glaube, in Schweden weniger Werbung ausgesetzt zu sein.
  • Alles ist billig. Ein Klassiker der Klischees: Schweden ist teuer. Ja, ist es, aber ich dachte, der Abstand zu Deutschland hätte sich in den letzten Jahren verringert. Jetzt kam mir jedoch wieder alles sehr billig vor. Ob es an der starken Krone liegt?
  • Deutsche Flaggen. Nach der dritten schwarz-rot-goldenen Flagge, die ich aus Fenstern oder an Autos hängen sah, dämmerte es mir: es war Fußball-WM. Der Gedanke ließ mich zufrieden grinsen, schließlich bin ich immer noch froh, zu dieser Zeit nicht in Deutschland gewesen zu sein. Beim Essen mit einem alten Freund kam dann die Frage auf, wie die WM denn im Ausland wahrgenommen wurde. Ich fing mit der Diskussion über Zwangsprostitution an, die im Vorfeld in Schweden geführt wurde. Das war den anderen neu. Als ich dann auf die, auch in Deutschland aufgeflammte, Debatte ums Flaggenschwenken und Patriotismus zu sprechen kam, entwickelte sich eine hitzige Diskussion. Da ich ja nicht selbst bei der WM dabei war, hielt ich mich mit definitiven Aussagen zurück und ich hatte auch Fußballfans nicht mit Neonazis über einen Kamm geschert, aber darauf hingewiesen, dass ein kollektives euphorisches Wedeln mit Fahnen in Deutschland durchaus mulmige Gefühle im Ausland verursachen kann. Als ich auf meine Frage, ob Kritiker der WM es wirklich, wie ich gelesen hatte, so schwer hatten und mit harten Worten als Spielverderber abgetan wurden, jedoch die Reaktion bekam, dass die Kritiker doch bitte wegbleiben sollten, am besten aus Deutschland raus, wurde mir einmal mehr klar: Massenveranstaltungen sind böse, lassen den Einzelnen aufhören zu denken und diskriminieren Abweichler.
  • Baumärkte. Bilde ich mir das nur ein, oder macht gerade in jedem Nest in Deutschland ein riesiger Baumarkt auf?
  • Essen. Ich sage nur: Schwarzbrot, Haspel, hausgemachte Blut- und Leberwurst, Sauerkraut, Leberklößchensuppe, Schlappeseppel, Lebkuchen und vieles mehr. Eine Gelegenheit pro Jahr, die wenigen Versäumnisse auszugleichen, mit denen man in Schweden leben muss, reicht mir.
  • **Kinder-Boom.** Schweden ist um Einiges kinderfreundlicher als Deutschland und die Geburtenrate ist auch etwas höher. Bisher dachte ich, ich könnte das auch subjektiv bestätigen, zum Beispiel aus dem Bekanntenkreis. In der alten Heimat unter alten Bekannten stellte ich dann aber fest, dass die dort auch alle Kinder haben und dass es nicht an Schweden liegt, dass man von so vielen Leuten hört, die Kinder kriegen, sondern am Alter. ;-) *Nachtrag, 7. Jan, 14:15:* Einen wichtigen Punkt habe ich doch glatt vergessen. **Filme werden übersetzt.** Das ist natürlich nichts Neues, aber es wird nach einiger Zeit in Schweden so selbstverständlich, die Originalfassung (ob Englisch oder was auch immer) zu hören und Untertitel eingeblendet zu bekommen, dass man trotzdem wieder überrascht ist, wenn man in Deutschland den Fernseher anschaltet oder ins Kino geht. Ein besonders sinnloses Beispiel kam mir im erfreulicherweise wiedereröffneten und sehr hübsch renovierten [Casino](http://www.casino-aschaffenburg.de/) unter. Dort sahen wir uns [Babel](http://www.imdb.com/title/tt0449467/) an, ein (übrigens zu empfehlender) Film, in dem Sprachbarrieren eine große Rolle spielen. Alle Sprachen ins Deutsche zu übersetzen, hätte den Film unverständlich gemacht und das hatte man auch eingesehen. Man hörte das Original mit Untertiteln – bis auf die englische Tonspur, denn die war synchronisiert. Das ist ziemlich absurd!
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Dreikönig - Trettondagen

Der 6. Januar ist in Schweden Feiertag und nennt sich ganz profan trettondagen, also “Dreizehntag”. Um den Namen zu verstehen, muss man nur rückwärts zählen. An drei Könige denkt man eher nicht und verkleidete Kinder, die umherziehen und Haustüren mit Kreide beschmieren, gibt es schon gar nicht.

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Wikingermuseum in Planung

350 Einträge über Schweden und noch (fast) keiner über Wikinger. Dabei gehören sie ja schon zu den typischen Klischees über Schweden, denen sich auch Nobelpreisträger nicht entziehen können.

Wer in Stockholm bisher nach einem Museum zu diesem Thema suchte, wurde enttäuscht und auch sonst gibt es wenig Gelegenheiten, mit den Klischees aufzuräumen. Das soll sich jedoch bald ändern, denn es ist ein interaktives Museum zu dieser Epoche skandinavischer Geschichte geplant (E), das das Bedürfnis der Touristen befriedigen soll.

Nein, sie hatten nicht wirklich Hörner auf den Helmen.

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Nur Schwedisch in Schulen?

Die liberale Folkpartiet ging mit ihrer Schulpolitik in den Wahlkampf und dementsprechend werden in der heutigen Allianzregierung sowohl Schul- als auch Ausbildungsministerium von ihr besetzt, letzteres von Parteichef Lars Lejonborg. In Malmö, wo einige Schulen hohe Einwandererquoten haben, hat die Folkparti gerade vorgeschlagen (S), Schwedisch im Klassenzimmer verbindlich zu machen, vor allem mit dem Gedanken, dass Lehrer mehr Handhabe haben, wenn Schüler ihre Sprachkenntnisse nutzen, um den Lehrer zu umgehen und den Unterricht zu stören.

Im Gegensatz zur letztjährigen Diskussion in Deutschland um die Berliner Schule, in der sich die Schüler freiwillig eine Deutsch-Pflicht auferlegten, geht es wohlgemerkt nicht um den Pausenhof, sondern um die Unterrichtszeit selbst.

Der Vorschlag hat viel Kritik auf den Plan gerufen. Der Partei Rassismus vorzuwerfen und sie mit der NSDAP zu vergleichen (S), halte ich jedoch für übertrieben. Völlig richtig ist dagegen, das dieser Vorschlag undurchführbar ist. Denn die eigentliche Ursache ist wohl, dass Lehrer in Schweden ihren Schülern sehr wenig zu sagen haben und dass oft das grundlegende Maß an Ordnung im Unterricht fehlt. Daran wird ein Gebot, Schwedisch zu sprechen, nicht viel ändern.

Abschließend sei hinzugefügt, dass ich bei diesem Thema Halbwissen verbreite – ich habe noch kaum eine schwedische Schule von innen gesehen, geschweige denn eine besucht.

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Hydro und Statoil

Wer in Schweden schon einmal mit dem Auto unterwegs war, wird zwei ungewohnte Tankstellenketten bemerkt haben: Statoil und Hydro. Dabei handelt es sich um zwei große norwegische Ölfirmen. Diese beiden haben vor gut zwei Wochen ihre Fusion angekündigt (S) und werden bald die größte meerbasierte Ölfirma der Welt sein.

Über einen neuen Namen der können sie sich aber noch nicht einigen (S). Norsk Hydro mit seiner hundertjährigen Tradition will keinesfalls im (größeren) Emporkömmling aufgehen. Dass beide Firmen in Staatsbesitz sind dürfte die Sache jedoch erleichtern.

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Ich kann...

Gleich von zwei Seiten wurde ich beworfen. Mit einem Bloggerstöckchen.

Also los, in wirrer Reihenfolge. Ich kann…

  1. ... mein Einkommen im Internet nachgucken.
  2. ... ganz viele Blogs aufmachen und dann zu wenig Zeit für sie haben.
  3. ... Linux-Server einrichten und betreuen, am liebsten mit Debian.
  4. ... fotografieren.
  5. ... Schweden manchmal langweilig finden.
  6. ... Musik, die auf meinem Rechner zu Hause liegt, bei der Arbeit hören.
  7. ... freifliegende Wellensittiche einfangen.
  8. ... 156 RSS-Feeds lesen.
  9. ... Teleskope bedienen.
  1. ... mich wundern, welche [Suchbegriffe](http://www.google.com/search?q=schwedensex) Leute auf diese Seite bringen. Weiter werfe ich das Stöckchen an [Okej](http://okej.wordpress.com/), [Otaku](http://blog.brother-wolfs-husky-kennel.info/) und [Oliver](http://www.schorleblog.de/), sofern sie denn wollen.
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Das alte Jahr

Die deutschen Nachrichten des Radio Schweden sind nicht nur eine gute Quelle für Textnachrichten, sondern bieten auch einen wöchentlichen Podcast mit einem Rückblick der Nachrichten der Woche. Die Ausgabe vom letzten Samstag (mp3, 21MB) ist ein halbstündiger Jahresrückblick mit dem Wichtigsten, das 2006 in Schweden passierte – sehr hörenswert.

Einen weniger ernsthaften “Rückblick” über seltsame Begebenheiten des letzten Jahres gibt es auf Englisch bei The Local. Dazu passt wohl auch, zu erwähnen, dass der Julbock in Gävle dank seiner Antibrandimprägnierung den “üblichen” Anschlag und die Feiertage überlebt hat (S). Er wurde abgebaut und zur Wiederverwendung im nächsten Jahr gut verstaut.

Einen eigenen Jahresrückblick auf Fiket gibt es nicht, schließlich kann man über das Archiv oder die Schlagworte selbst zu bestimmten Themen stöbern.

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