Erdbeben in Stockholm

Letzte Nacht gab es ein kleines Erdbeben in Stockholm (S). Es hatte Stärke 2 auf der Richterskala und war wohl recht nah an der Oberfläche, so dass es sich als deutlich spürbare Erschütterung und als lauter Knall mit klirrenden Fenstern bemerkbar machte. Daraufhin liefen die Notrufleitungen heiß und die Polizei rückte aus, um die Explosion zu suchen, für die die Anrufer den Knall hielten. Zu schaden kam keiner.

Nachtrag 081216: Zum Erdbeben heute morgen in Südschweden hier entlang.

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Lauschangriff in Schweden

In Deutschland gibt es den Großen Lauschangriff seit 1998 (Verfassungsänderung, Rücktritt von Sabine Leutheusser-Schnarrenberger, Urteil des BVerfG von 2004) und in Schweden ist man gerade dabei, etwas Ähnliches einzuführen.

Die Einzelheiten stehen wohl noch nicht fest, aber zumindest soll man im Nachhinein informiert werden (S), wenn man abgehört wurde – ein Recht, das es meines Wissens in Deutschland nicht gibt und sicher erheblich zur Transparenz beitragen wird.

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Als Raucher in Schweden

Da der Verkauf von Zigaretten an Minderjährige schon lange verboten ist, gibt es konsequenterweise keine Zigarettenautomaten in Schweden. Seit ziemlich genau einem Jahr ist in Schweden per Gesetz das Rauchen in allen Kneipen und Restaurants verboten. Kaum einer hat sich darüber aufgeregt und viele, mich eingeschlossen, haben sich damit abgefunden und finden es gut, dass man nach einem Abend im Pub nicht nach Rauch stinkt.

Als Raucher finde ich es aber natürlich schon unpraktisch und mochte die alte Regelung vieler Pubs besser, bei der es Raucher- und Nichtraucherbereiche gab. Nur wenige Stellen haben ein kleines Raucherzimmer, das besonders belüftet sein muss und in das man sein Getränk nicht mitnehmen darf.

Solange es warm genug ist, gibt es natürlich einen Ausweg: im Freien sitzen. Durch die strengen Alkoholgesetze ist auch das sehr reglementiert und es darf nur in abgegrenzten Bereichen serviert werden, aber immerhin. Ich habe nicht nachgezählt, aber ich glaube, dass eine ganze Reihe Cafés und Bars auf die Straße expandiert haben, seit es das Rauchverbot gibt. :-)

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Bundestagsvizepräsidentin in Stockholm

Aus einer Pressemitteilung des Bundetags:

Die Vizepräsidentin des Deutschen Bundestags, Gerda Hasselfeldt, reist am Montag zu einem mehrtägigen Besuch in die schwedische Hauptstadt Stockholm. Sie informiert sich dort über die aktuellen Entwicklungen der schwedischen Frauen-, Familien- und Bildungspolitik. Im Mittelpunkt der Gespräche stehen die Themen Elterngeld, die Integration von Ausländern, die Vereinbarkeit von Familie und Beruf, der Frauenanteil in Leitungsfunktionen und die derzeitige Situation an den schwedischen Ganztagesschulen. [...] Das Besucherprogramm sieht unter anderem den Besuch eines Kindergartens mit dem Schwerpunkt Sprachentwicklung (Schwedisch als zweite Muttersprache) in einem Stadtteil mit hohem Ausländeranteil vor.

In vielen dieser Bereiche sagt man, dass sie in Schweden besser funktionieren als in Deutschland. Bei der Frauen- und Familienpolitik stimmt das sicherlich, bei der Bildung bin ich da eher skeptisch, weil die Anforderungen immer weiter gesenkt werden. Über die Integration von Ausländern weiß ich zu wenig…

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Wort der Woche: Kubb

Das schwedische Wort Kubb kann vielerlei bedeuten:

  • Der runde Hut, die Melone, heisst im Schwedischen Kubb.
  • Mandelkubb ist ein harter Mandelkuchen.
  • Huggkubb bedeutet Hackklotz.
  • Ein spezieller Laib schweres Brot wird auch Kubb genannt.

Generell kann also viel, das klotzartig ist, mit kubb bezeichnet werden und vielleicht ist Klotz auch die beste allgemeine Übersetzung. Kubb ist auch ein in Schweden sehr beliebtes Spiel für den Sommer und wird im Freien gespielt, oft auf Wiesen während eines Grillfestes. Es ist ein Geschicklichkeitsspiel und geht darum, mit kurzen Holzstöcken, die Holzklötze der Gegenseite umzuwerfen. Das klingt zuerst einmal sehr simpel und wenig spannend, wird aber durch die Regeln erst interessant, die wie folgt aussehen.

Das Spielfeld ist rechteckig und die Grundlinien der beiden Seiten sind zwischen 6 und 10 Metern auseinander. Auf den beiden Grundlinien stehen zu Beginn jeweils 5 Klötze aufrecht, die Kubbar, nach denen das Spiel benannt ist. In der Mitte des Feldes steht ein größerer Klotz, der König. Die Mannschaften werfen abwechselnd mit 6 Stöcken auf die Klötze auf der gegnerischen Grundlinie und versuchen, sie umzuwerfen, ohne dabei den König zu treffen. Die umgeworfenen Klötze kommen nicht aus dem Spiel, sondern werden von der gerade beworfenen Mannschaft in die gegenüberliegende Spielhälfte geworfen und dort aufgestellt, wo sie gelandet sind. Bevor diese Mannschaft jetzt ihrerseits auf die Klötze der gegnerischen Grundlinie werfen darf, muss sie zuerst diese Klötze umlegen.

Beim Platzieren der Klötze, die einem gerade umgeworfen wurden, versucht man, diese so nah wie möglich in die gegnerischen Hälfte zu werfen, damit sie leichter zu treffen sind. Wenn man es außerdem schafft, dass die geworfenen Klötze einander treffen, werden diese aufeinander gestellt – eine weitere Erleichterung beim Treffen. Wenn eine Mannschaft es in ihrer Runde nicht geschafft hat, die wieder aufgestellten Klötze alle umzuwerfen, dürfen die Gegner das nächste Mal von Höhe des vordersten Klotzes in ihrer Hälfte werfen, anstatt von der Grundlinie.

Dieser Prozess, in dem die Klötze hin und her wandern ist unten in einer Skizze illustriert und kann sich recht lange hinziehen, je nach Geschicklichkeit der Mannschaften. Selbst wenn eine Mannschaft die Gegenseite fast geleert hat, kann sich das Blatt schnell wenden, wenn der Gegner eine glückliche Runde schafft und mehrere der näherstehenden umlegt. Wenn eine Mannschaft alle Klötze auf der Gegenseite getroffen hat, darf sie mit den übrigen Stöcken der gleichen Runde auf den König werfen. Fällt dieser, hat die werfende Mannschaft gewonnen.

Die Feinheiten der Regeln von Kubb weichen oft voneinander ab, aber es ist ja kein sehr ernstes Spiel, sondern lädt durch die Einfachheit und die beliebige Anzahl Spieler zum spontanen Spielen ein. Die Schnelligkeit lässt sich auch ganz einfach variieren, indem man die Grundlinien näher oder weiter voneinander aufbaut. Kubbspiele gibt es fertig zu kaufen, anstatt dieser wohlgeformten Klötze und Wurfstöcke kann man sich aus Holzresten aber auch recht einfach einen eigenen Satz basteln.

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Vintergäck

Vintergäck

Weiß jemand, wie die auf Deutsch heißen?

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Im Herbst wählt Schweden

Am 17. September ist Wahl in Schweden und bis dahin werde ich versuchen, den Wahlkampf und das politische Geschehen auf Fiket zu begleiten und einige Hintergrundinformationen zusammenzustellen. Ich gehe davon aus, dass ich beim Recherchieren selbst noch einiges lernen werde, denn obwohl ich schon fast vier Jahre in Schweden lebe, verfolge ich die deutsche Politik bisher immer noch aufmerksamer als die schwedische, die mir oft ereignislos vorkommt. Natürlich werden die entsprechenden Artikel auch das Schlagwort Politik tragen, aber ich führe hiermit auch das Tag Wahl2006 ein, um sie leichter auffindbar zu machen.

Bevor ich zur schwedischen Parteienlandschaft und einzelnen Persönlichkeiten komme, möchte ich hier lediglich den groben Rahmen abstechen, in dem sich schwedische Politik abspielt. Das Konungariket Sverige ist eine parlamentarische Monarchie, d. h. es gibt einen König, der aber am politischen Geschehen nicht teilnimmt – im Gegensatz zur konstitutionellen Monarchie, wie es sie beispielsweise in Großbritannien gibt.

Die einzige Kammer der schwedischen Legislative ist das Parlament, der Riksdag. Dieser wird alle vier Jahre gewählt. Es gibt keine Erst- und Zweitstimme, sondern man stimmt für eine Partei und, wenn man möchte, auch für einen bestimmten Kandidaten dieser Partei. Anstelle der in Deutschland üblichen Stimmzettel zum Ankreuzen liegen Wahlzettel jeder Partei im Wahllokal aus und man legt den entprechenden ins Wahlkuvert. Oft nimmt man mehrere Wahlzettel mit in die Kabine, um die Wahl geheim auszuführen.

Das Parlament setzt sich aus allen Parteien, die mehr als 4% der Stimmen bekommen haben, zusammen und bestimmt nach der Wahl den Premierminister (_statsminister_), der dann die Regierung ernennt. Seit über 10 Jahren hat der Sozialdemokrat Göran Persson diesen Posten inne und er tritt auch im Herbst noch einmal an.

Gleichzeitig mit den Parlamentswahlen, werden im September auch die Kommunalwahlen in den Provinzen (_län_) durchgeführt, und zwar landesweit. Das heißt, dass in Schweden während der Legislaturperiode nicht ständig irgendwo Wahlkampf ist – ganz im Gegensatz zu Deutschland. Bei der Kommunalwahl darf ich auch als EU-Bürger mit abstimmen, nicht jedoch für das Parlament. Das ist insofern sinnvoll, als dass ich ja weiterhin für den deutschen Bundestag wählen darf. Anscheinend sind die EU-Länder sich darüber einig, dass man für Parlamentswahlen im Land seiner Staatsbürgerschaft wählt, aber für Kommunalwahlen dort, wo man lebt.

Fortsetzung folgt…

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Der Hamas-Minister und das Visum

Schweden hat sich in den letzten Tagen bei einigen europäischen Nachbarn unbeliebt gemacht. Es hat nämlich Atef Adwan, dem Flüchtlingsminister der Hamas ein Visum erteilt, um ihm die Teilnahme an einer Konferenz in Schweden zu ermöglichen. Nun ist Schweden aber Schengenland und somit gilt das Visum für Schweden auch für viele andere EU-Länder.

Das ist insofern problematisch, da die generelle Linie der EU gegenüber der Hamas recht strikt ist. Durch das Boykott war Hamas-Mitgliedern bisher die Einreise in die EU nicht möglich. Dass Schweden jetzt ausgeschert ist, hat Proteste von Frankreich, Deutschland und natürlich Israel hervorgerufen. Schweden legitimiert seine Entscheidung (S) damit, dass keine Bedenken gegen Adwan vorlagen und dass bei der Visavergabe über Personen als Einzelfall entschieden werde.

Das Thema hält sich schon seit Wochen in den hiesigen Medien, hat es jetzt aber auch in die deutschen geschafft, weil Adwan sein Visum nutzte, um auch nach Deutschland einzureisen. Ich habe das Thema bisher gemieden, weil ich keine eindeutige Meinung dazu habe. Zwei Dinge möchte ich aber anmerken:

  • Jemanden an der Weiterreise innerhalb der Schengenländer zu hindern, wäre falsch. Wenn man seinen Nachbarn soweit traut, dass man freien Grenzverkehr zulässt, wie es innerhalb der Schengenländer der Fall ist, muss man auch Konsequenzen von Entscheidungen anderer Länder mittragen.
  • Um Verstimmungen wie diese zu vermeiden, wäre es wohl an der Zeit, endlich eine EU-weite gemeinsame Außenpolitik zu machen.

    Hat Schweden richtig gehandelt oder verdient es seinen Rüffel? [Sagt eure Meinung!](http://www.fiket.de/2006/05/18/der-hamas-minister-und-das-visum/#respond)
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Norwegens Nationalfeiertag

Heute ist der 17. Mai, Norwegens Nationalfeiertag. Gefeiert wird die Unabhängigkeit von Schweden, deren hundertstes Jubiläum man letztes Jahr beging. Die ZEIT hatte damals auch einen guten Artikel darüber, wie es dazu kam und welche Rolle Deutschland dabei spielte.

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Noch einmal zur Citymaut in Stockholm

Den Autoverkehr in Großstädten einzuschränken, halte ich für eine gute Idee. Dass Stockholm eine Maut für den Innenstadtbereich eingeführt hat, habe ich neulich schon erwähnt und dabei auch den Überwachungsaspekt angeschnitten. Denn leider wurde die Maut nicht anonym umgesetzt, sondern es werden Nummernschilder gelesen und gespeichert.

Natürlich gibt es auch in Schweden ein Datenschutzgesetz (PUL (S)), aber sobald Daten über Personenbewegungen aufgezeichnet werden, entstehen eben auch Begehrlichkeiten von Seiten der Polizei, damit Bösewichte zu fangen – genauso wie bei der LKW-Maut in Deutschland. Nun sagt ja ein Nummernschild noch nicht notwendigerweise etwas über den Fahrer aus, aber obwohl es gesetzlich nicht erlaubt ist, können Gesichter mitfotografiert werden (S).

Alles in allem scheint der Verkehr in Stockholm aber tatsächlich weniger geworden sein und die baldige Volksabstimmung darüber, ob die Maut wieder abgeschafft werden soll, wird wohl fürs Beibehalten ausgehen (S). Das ist vielleicht nicht verwunderlich, weil nur Bewohner des Stadtgebietes abstimmen dürfen, die auch vom verringerten Verkehr profitieren, nicht aber die Pendler aus den weitläufigen Vororten, die weniger gut auf öffentliche Verkehrsmittel ausweichen können, und damit eher gegen die Maut sind.

In Göteborg ist ein ähnliches System geplant. Allerdings werden dort die Bewohner wahrscheinlich gar nicht erst gefragt (S).

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