Kölsch

Vor kurzem war ich in Köln. Abgesehen davon, dass es ungewohnt war, statt aus Familien- einmal aus Arbeitsgründen nach Deutschland zu kommen, fielen mir mindestens zwei Dinge auf. Zum einen geht da keiner bei Rot über die Straße. Ernsthaft. Man wird sogar dumm angeschaut, wenn man dem natürlichen Gefühl der Unsinnigkeit nachgibt, das sich einstellt, wenn man vor einer weit und breit leeren Straße steht. Dabei fand ich bisher, dass sich Schweden im großen und ganzen eher an Regeln halten als Deutsche.

Zum anderen war da natürlich das Kölsch. Als Beinahe-Bayer war ich selbstredend äußerst skeptisch gegenüber 0,2l-Gläschen. Doch spätestens nachdem mich unser Gastgeber in eine der älteren Braustuben mitnahm, wo einem der wortkarge bärbeißige Hühne von Wirt zwei Klösch hinstellt (welch feinmotorische Leistung!) bevor man sich seinen Platz am Tresen fertig ausgesucht, geschweige denn bestellt hat, und dann für stetigen Nachschub sorgt, war ich versöhnt und fand Kölsch sogar lecker. Was allerdings am schwedischen Folköl liegen mag.

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Vasa 404

Das Vasamuseum mit dem auf der Jungfernfahrt gesunkenen historischen Schiff ist zu Recht eine der Hauptattraktionen Stockholms. Auf der Webseite beweist das Museum Humor: Die Fehlerseite, die man bei einer falschen Unteradresse gezeigt bekommt, sieht nämlich so aus.

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Sylarna

Die
Nadeln

Die Berge Sylarna (wörtl. “Nadeln”) mit der gleichnamigen Station im Vordergrund.

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Bröllopsjippo

Morgen ist es endlich so weit: Die schwedische Kronprinzessin Victoria heiratet in Stockholm. Das “endlich” kommt in meinem Fall nicht daher, dass ich diesem aufgeblähtem Ereignis entgegengefiebert hätte, sondern dass es dann vorbei ist. Die Berichterstattung war in den letzten Wochen so ausführlich und überwiegend zu irrelevanten Details, dass auch viele Schweden des Spektakels überdrüssig sind, noch bevor es stattfindet.

Das verstärkte Rampenlicht auf das Königshaus hat nicht wie erwartet dessen Popularität erhöht, sondern gesenkt. Eine löbliche Minderheit der Medien hat den Anlass auch dazu benutzt, die Stellung der schwedischen Monarchie kritisch zu hinterfragen; außer guter PR im Ausland bleiben dabei selten gute Argumente für die Monarchie übrig.

Zusätzlich gab es ein paar konkrete Kritikpunkte an der Hochzeit an sich:

  • Victoria lässt sich von ihrem Vater an den Altar führen und an ihren Mann “übergeben”. Das hat einiges an Aufsehen verursacht, denn es widerspricht der schwedischen Tradition, dass beide Partner gleichberechtigt auftreten. Das Bild, dass die Frau von Vater als Vormund ins Eigentum des Ehemanns übergeht, stößt im sehr auf Gleichberechtigung bedachten Schweden sehr sauer auf.
  • Unter den geladenen Gästen sind allerlei Repräsentanten von Diktaturen, inklusive Eritrea, das seit Jahren den Schweden Dawit Isaak ohne Urteil eingesperrt hält und foltert. Diesem Fall war vor einiger Zeit eine große Kampagne der schwedischen Zeitungen gewidmet.
  • Der Haga-Park, die zentralste grüne Oase im Norden der Stadt und Teil des Nationalstadtparks, wurde stark angegriffen, weil Victoria in das dortige Schloss einziehen wird, in dem auch der jetzige König aufgewachsen ist. Ein großer Teil wurde hoch eingezäunt und ist nicht mehr der Allgemeinheit zugänglich. Auch ich, der in der Nähe wohnt, empfinde diesen Haga-Käfig als Verschandelung des geschützten Parks und dass die Stockholmer diesbezüglich vor vollendete Tatsachen gestellt wurden, gefällt vielen nicht.

Alles in allem erfüllt das Interesse an der Hochzeit nicht die Erwartungen. Die letztes Jahr bei Bekanntgabe des Datums hastig gebuchten Hotelzimmer gehen nicht an den Mann, geplante Spezialzüge nach Stockholm werden aus mangelndem Bedarf abgesagt und der Absatz der diversen Merchandising-Produkte läuft mal so mal so. Das Wetter und die Fußball-WM könnten morgen ihr übriges dazu beitragen, dass sich die Zuschauermassen entlang des Wegs der Kutsche durch die Stadt in Grenzen halten werden.

Zur Artikelüberschrift: bröllop = “Hochzeit”; jippo ist ein leicht abfälliger Ausdruck für ein “Spektakel” oder einen Trick, um Aufmerksamkeit zu erregen.

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Nom De Guerre - Run Run Run

[Videolink](http://www.youtube.com/watch?v=zsVXb0Ys_M4), [via](http://www.swedesplease.net/2010/05/18/nom-de-guerre-love-thy-neighbor-tapete-records/)

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Kernkraft wieder erlaubt

Gestern wurde – mit denkbar knapper Mehrheit – im schwedischen Parlament der Gesetzentwurf der Regierung angenommen, der das Verbot von neuen Kernreaktoren aufhebt.

Das war eine wichtige Entscheidung, nicht nur weil es ein Wahlversprechen war, das Staatschef Reinfeldt jetzt noch kurz vor den Neuwahlen einlöst, sondern auch weil Schweden damals Vorreiter beim Atomausstieg war und Modell für Kernkraftgegner auch in Deutschland.

Nach dem neuen Gesetz wird Schweden auch in Zukunft höchstens 10 Reaktoren haben, eventuelle neue müssen also bestehende ersetzen (an denselben Standorten). Außerdem müssen sie ohne Subventionen gebaut werden und die Betreiber können nicht mehr auf so viele Garantien im Schadensfall hoffen. Die beiden letzten Punkte dürften es sehr unwahrscheinlich machen, dass tatsächlich bald ein neuer Meiler in Schweden entsteht. Ohne massive Subventionen gäbe es nämlich gar keine Kernkraftwerke und der einzige zur Zeit in Europa im Bau befindliche (in Finnland) liegt Jahre hinter dem Zeitplan und Milliarden von Euro über dem Budget.

Ganz abgesehen davon tritt der gestrige Beschluss erst zum Jahreswechsel in Kraft und bis dahin könnte das Gesetzt schon wieder abgeschafft sein. Die Opposition hat dies für den Fall angekündigt, dass sie die Wahl im September gewinnen.

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Zugpreise immer noch absurd

Kurzer Nachtrag zu den absurden schwedischen Zugpreisen:

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Die erste Klasse kostet also teilweise weniger als die zweite. Für umgerechnet 30 Euro erster Klasse inklusive Bord-Internet im Schnellzug von Stockholm nach Kopenhagen – das ist in Ordnung. Weiter geht es im Juli dann per Nachtzug nach Frankfurt.

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Was fehlt

Eins der wenigen Dinge, die mir in Schweden abgehen: eine ordentliche Spargelsaison.

In Schweden isst man mehr grünen als weißen Spargel und dass Restaurants eine eigene Spargelkarte haben, habe ich hier noch nicht gesehen.

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Erklärungsergänzung

Kurzer Nachtrag zur Steuerklärung: Ich hatte etwas vergessen einzutragen und auf Nachfrage erfuhr ich, dass man zum Berichtigen einfach nochmal abgeben kann. In meinem Fall also nur kurz auf der Homepage des Skatteverket einloggen, das entsprechende Feld ändern und “Abschicken” klicken. Solange die erste Version vor der Deadline ankam, fällt keine Verspätungsgebühr an.

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Zahlt Schweden an Griechenland?

Radio Schweden fragt:

Schweden ist zwar EU-Mitglied, hat aber den Euro nicht eingeführt. Inwieweit hat Schweden Anteil am Rettungspaket für Griechenland?

  • a Schweden leiht Griechenland gar kein Geld, weil es kein Euro-Land ist.
  • b Als EU-Mitglied ist Schweden automatisch auch an den EU-Notkrediten beteiligt.
  • c Schweden trägt über die 30 Milliarden Euro, die der Internationale Währungsfonds bereitstellt, zum Hilfspaket für Griechenland bei.

Man soll ihnen seine Antwort per Email schicken, zu gewinnen scheint aber nur die Namensnennung im Podcast zu sein. Wer teilnehmen will, hat jetzt zwei Möglichkeiten: Entweder aufhören zu lesen und selbst wissen. Oder weiterlesen und mir meine Antwort glauben.

Die bilateralen Verträge, darunter auch die viel diskutierten deutschen 22 Milliarden Euro, gehen tatsächlich nur die Euro-Länder mit Griechenland ein (Liste), b ist also falsch. Alternative a ist aber auch nicht richtig, denn Schweden ist natürlich Mitglied im IWF und damit an dessen Kredit an Griechenland beteiligt. Richtig ist demnach c.

Das ist hierzulande auch gar nicht strittig. Der IWF bekommt sein Geld nämlich immer zurück, was voraussichtlich für das der Euroländer nicht gelten wird. Mehr dazu beim Spiegelfechter.

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