Auf www.argalappen.se kann man sich überzeugen, dass es auch in Schweden nicht frei von Konflikten und Spießertum zugeht.
Auf www.argalappen.se kann man sich überzeugen, dass es auch in Schweden nicht frei von Konflikten und Spießertum zugeht.
[Videolink](http://www.youtube.com/watch?v=zvKvk6tkjUk)
*Blue Swede* nannten sich hierzulande [*Blåblus*](http://sv.wikipedia.org/wiki/Bl%C3%A5blus). Frontmann Björn Skifs ist auch heute noch im “Showbiz” aktiv und sein Name den meisten Schweden ein Begriff – ob in positiver oder negativer Weise sei dahingestellt. Unter anderem ist er auch für den Hit [*Michelangelo*](http://www.youtube.com/watch?v=POlg3_hYmsE) verantwortlich, den er 1975, im Jahr nach dem internationalen Erfolg mit *Hooked on a Feeling*, zum Schlagerfestival einreichte. Leider hört man das Lied auch heute noch gelegentlich. Wenn ich ein deutsches Pendant zu Björn Skifs nennen sollte, würde ich wohl *Tony Marshall* sagen.Twitter ist ein populärer Dienst für so genannte “Mikroblogs”. Man (auch ivh) hat je 140 Zeichen für einen Eintrag zur Verfügung und kann die Nachrichten anderer abonnieren.
Gestern kam mir Twixdagen.se unter, eine sehr schicke Seite, die alle Tweets von schwedischen Parlamentariern in Echtzeit zusammenfasst. Der Name ist natürlich eine Zusammensetzung von Twitter und Riksdagen, wie das schwedische Parlament heißt.
Der SR hat einen sehr lesenswerten Artikel über die Entwicklung der deutsch-schwedischen Beziehungen. Grundthese ist, dass das Ende des zweiten Weltkriegs einen Bruch in eben diesen darstellt, der bis heute wirkt.
Dass sich Schweden nach 1945 genauso wie das restliche Westeuropa (inklusive Deutschland) vor allem an der angelsächsischen Welt orientiert hat, ist kaum verwunderlich. Interessant ist trotzdem der Widerspruch, dass einerseits der deutsche Einfluss dermaßen abnahm, man andererseits jedoch lange keinen Bedarf sah, die eigene Rolle im Nationalsozialismus aufzuarbeiten. Anhand des Beispiels Uppsala war hier zu diesem Thema ja schon einmal etwas zu lesen.
Das Zitat
„Ich glaube, dass die spontane Assoziation vieler mit Deutschland nicht die Autobahn oder die Bundesliga ist, sondern Nationalismus, Hitler und der Holocaust."
würde ich dennoch so nicht unterschreiben.
Etwas, das in Schweden besser zu funktionieren scheint als in Deutschland ist, dass die Banken hier die Zinssenkung der Zentralbank an die Kunden weitergeben. Man bekommt zum Beispiel Kredite für Wohnungen zur Zeit für etwa 3,2% Zinsen und schon geht es wieder aufwärts auf dem Wohnungsmarkt. Die schwedische Zentralbank tagt nächste Woche wieder und man erwartet eine weitere Zinssenkung.
Nachtrag 090211: Die Erwartung war richtig: Heute senkt die schwedische Zentralbank den Leitzins von bisher zwei auf ein Prozent. Offizielle Begründung ist, dass die Inflation weit unter dem Ziel von zwei Prozent liegt, man erwartet sogar eine Deflation für das laufende Jahr.
Die Süddeutsche schreibt:
Schweden war das Vorbild für das rot-grüne Projekt des Atomausstiegs. Nun hat sich die konservative Regierung in Stockholm darauf geeinigt, das Verbot zum Bau neuer AKW aufzuheben.
Mehr dazu bei DN und SvD, wo auch mehr über die Rolle der mitregierenden Centerpartiet zu lesen ist, die sich im Spagat übt, den Beschluss mitzutragen und gleichzeitig zu behaupten, ihre Haltung gegen Kernkraft nicht geändert zu haben.
Es geht darum, die befindlichen Reaktoren durch modernere zu ersetzen, wenn die alten ablaufen. Neue Standorte soll es keine geben. Die Regierung verkauft das ganze als Teil der Anstrengungen gegen den Klimawandel.
Die Pannenserie der letzten Jahre in mehreren schwedischen Kernkraftwerken, inklusive des Beinaheunfalls in Forsmark, scheinen vergessen. Über die ungelösten Probleme bei der Uranförderung und -versorgung sowie bei der Entsorgung des Abfalls spricht man hierzulande sowieso nicht gerne. Andererseits trifft man auch heute noch Schweden, bei denen der Schock von Tschernobyl so tief sitzt, dass sie zum Beispiel keine Pilze sammeln gehen.
Nachtrag 080206: Lesenswert dazu ist der Kommentar bei der ZEIT und heute nicht weniger relevant ist dieser Artikel von vor vier Jahren. Es ist sowieso fraglich, was der gestrige Beschluss für Auswirkungen hat. Die neuen Reaktoren liegen so weit in der Zukunft, dass zum Beispiel ein einfacher Regierungswechsel das Blatt wieder wenden kann.
Das Bredbandsbolaget, bei denen ich jetzt Kunde fürs Internet daheim bin, hat mich gerade angerufen. Natürlich ist man skeptisch, wenn Firmen anrufen, denn natürlich soll immer etwas verkauft werden. Diesmal jedoch nicht. Der Mensch am anderen Ende wollte lediglich wissen, ob der Anschluss geklappt hat, ob ich zufrieden bin und ob es irgendwelche Fragen gibt.
Letztere wurden dann auch gleich kompetent beantwortet, leider mit der schlechten Nachricht, dass nur etwa 10% der Kunden den Zusatzdienst einer festen IP-Adresse für unter 2 Euro extra pro Monat bekommen können und dass ich nicht dazugehöre.
Auf jeden Fall bin ich beeindruckt vom Kundenservice. Es sind solche kleinen Dinge, die eine Firma in gutem Licht erscheinen lassen, die Kunden zufrieden machen und damit halten.
Wer in den letzten Tagen Nachrichten gelesen hat, dem dürfte die Diskussion um die ultrakonservative katholische Bruderschaft SSPX, die der Papst rehabiliert hat, nicht entgangen sein. Das schwedische Fernsehen (SVT) spielte dabei eine beachtenswerte Rolle. Es war nämlich das Programm Uppdrag granskning (“Auftrag Überprüfung”), das das Interview mit dem SSPX-Bischof ausgestrahlt hat, in dem er seine 20 Jahre alten Aussagen zur Leugnung des Holocausts bereitwillig wiederholt – mit dem Hinweis, doch bitte nicht die Polizei zu rufen, weil das in Deutschland (wo das Interview stattfand) ja illegal sei.
Die ganze Sendung kann im Netz angesehen werden. Man kann zu 35:45 Minuten vorspulen, da fängt das Interview (auf englisch) an. (Nachtrag: Es gibt auch die ganze Sendung englisch untertitelt. Danke für den Hinweis per Email.)
Der Rest des Programms dreht sich um einen Priester, der die schwedische Kirche verlassen hat und der SSPX beigetreten ist und jetzt “Schweden katholisch machen” will. SSPX darf hiesige katholische Kirchen nicht mitbenutzen, aber bei den Protestanten fand man unwissende Priester, die SSPX die Türen ihrer Kirchen öffneten.
Außerdem werden die Verbindungen von SSPX zu rechtsextremen Gruppen, sowohl in Schweden wie in Frankreich, ausführlich behandelt. Auch in diesen Teilen des Programms bekommt man Dinge zu hören, die jeden halbwegs vernünftigen Menschen vor Wut schäumen lassen.
Und was ist die Reaktion des Vatikans auf Uppdrag granskning? Man vermutet ein Komplott und greift den Boten an, anstatt sich um das eigentliche Problem zu kümmern: die Botschaft. Links: 1, 2, 3, 4, 5.
Nachtrag: SpOn hat jetzt noch etwas mehr Hintergründe