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Lösung des Elchschilddiebstahls

ElchSchildEin einfaches Mittel, den Klau der bei Touristen beliebten Warnschilder zu verhindern, ist, vor dem Anbringen Löcher in den Elch bohren (S) und so den Wert des Schildes zu verringern.

Die Schilder sind übrigens nötig. Es gibt fast eine halbe Million Elche in Schweden und im Gegensatz zu Kleinwild, bei dem versuchte Ausweichmanöver gefährlicher sind als das Überfahren, sind Unfälle mit Elchen (mittleres Gewicht um 500kg; bis zu 1,2t) auch für Autofahrer gefährlich. An vielbefahrenen Wegen gibt es deshalb oft Zäune. Wo diese enden ist das Risiko besonders hoch und dort stehen beispielsweise diese Schilder.

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Schwedische Hausfrauen

Das schwedische Radio (S) bringt auch deutsche Nachrichten und meist handelt es sich dabei um Dinge, die kurz davor auf Schwedisch veröffentlicht wurden. So auch der Artikel (S) über die unzureichende Kennzeichnung von Lebensmitteln.

Die deutsche Redaktion des SR schreibt dazu:

Schwedische Hausfrauen wollen besser über die Herkunft der eingekauften Lebensmittel informiert werden.

Ich weiß nicht, wie dieser Satz heutzutage in deutschen Ohren klingt, aber über Hausfrauen stand im Original zumindest nichts. Das ginge auch gar nicht, denn der Begriff “Hausfrau” ist im Schwedischen sehr ungebräuchlich. Das hat nichts mit politischer Korrektheit zu tun, sondern spiegelt einfach die Tatsache wider, dass der “Beruf Hausfrau” in Schweden fast nicht existiert.

Dass Frauen arbeiten ist nicht nur der Regelfall, sondern die Mentalität ist so weit fortgeschritten, dass Einkaufen, häusliche Arbeit und sogar Kindererziehung nicht mehr automatisch mit der Rolle der Frau assoziiert werden. Der Schreiber obiger Zeilen impliziert, dass es Frauen sind, die sich für Einkäufe interessieren, und vertritt damit ein altes konservatives Frauenbild, das in Schweden schon viel weiter verschwunden ist als in Deutschland. Sehr schade für dieses Medium, das ansonsten für schwedeninteressierte Deutsche sehr ansprechend ist.

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Lunarstorm

Tagesschau.de befasst sich mit Lunarstorm, der meistgenutzten schwedischen Online-community:

85 Prozent der Schweden zwischen 15 bis 20 Jahren sind Mitglieder bei Lunarstorm. Vier Millionen Besucher zählt die Community-Plattform im Monat – bei rund neun Millionen Einwohnern.

Ich selbst kann dazu eher wenig sagen, weil ich kein Mitglied bin – passe ja auch nicht mehr in diese Altersgruppe. ;-)

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Öffnungszeiten

Auch wenn ich aus deutschen Medien davon noch nichts mitbekommen habe, scheinen die längeren Öffnungszeiten während der WM die Diskussion um das Ladenschlussgesetz neu anzufachen (S).

Mein ICA um die Ecke hat 365 Tage im Jahr von 8-23 Uhr geöffnet und es fällt schon auf, wenn man zurück nach Deutschland kommt, dass man mehr planen muss. Andererseits haben trotz der freieren Regelung in Schweden bei weitem nicht alle Läden länger auf als in Deutschland. Hier in Uppsala machen an Wochentagen die Geschäfte in der Fußgängerzone um 6 Uhr zu, dafür ist auch Sonntags von zwölf bis vier offen.

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Wort der Woche: Folköl

Folköl bedeutet “Volksbier” und ist eine der schwedischen Abstufungen von Bieren mit verschiedenem Alkoholgehalt. Es bezeichnet Bier zwischen 2,25 und 3,5% Alkohol und weil Biere unter 2,8% von der Alkoholsteuer befreit sind, gibt es im Supermart üblicherweise Folköl mit 2,8 und mit 3,5% Alkohol.

Bier mit mehr als 3,5% darf nicht mehr in normalen Läden verkauft werden, denn dabei handelt es sich um Starköl, also das was man in Deutschland schlicht “Bier” nennt. Hier kommt das schwedische Staatsmonopol auf Alkohol ins Spiel und man muss, um Starkbier zu kaufen, ins Systembolaget gehen, einen der staatlichen Alkoholläden.

Mag sein, dass mich viele Deutsche jetzt gleich auslachen, aber ich finde Folköl gut. Man kann es zu Gelegenheiten trinken, zu denen ein Bier passt, aber zu denen man sich nicht betrinken möchte – zum Beispiel beim Draußensitzen an einem warmen Sommerabend, zu Grillfesten, oder einfach zum Essen. Geschmacklich machen 3,5 anstatt 5% Alkohol wenig Unterschied und Folköl ist ein guter Erstatz für die deutsche Unsitte, Bier mit verschiedenen Limonaden zu mischen.

Es gibt noch mehr Klassifizierungen von Bier in Schweden, deshalb hier ein kleines Glossar:

  • Lättöl: Das “Leichtbier” hat unter 2.25% Alkohol und darf auch von Minderjährigen gekauft werden.
  • Volköl: Zwischen 2.25 und 3.5%, Verkauf nur an Volljährige, aber in normalen Läden.
  • Mellanöl: Das “mittlere Bier” ist eine aussterbende Ölklasse bis 4.5%, die man bis 1977 auch noch in Lebensmittelläden kaufen konnte. Heute finden sie sich auch im Systembolaget.
  • Starköl: “Richtiges” Bier ist nur im Systembolaget oder in Gaststätten zu bekommen. Meist um 5% Alkohol, man findet aber auch absurde Biere mit über 10%.
  • Fulöl: Wörtlich “hässliches Bier”, bezeichnet Biere geringer Qualität, die oft einen hohen APK (“Alkohol per Krona”) haben.

  • Finöl: Das Gegenteil des letzten, also Qualitätsbiere. Tschechische Biere sind sehr beliebt, auch einige deutsche Marken. Es gibt aber auch sehr trinkbares Finöl aus Schweden.

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Familienrelationen im Schwedischen

Dieses Blog ist zwar nicht als Sprachkurs gedacht, aber einige Eigenheiten sind doch erwähnenswert. Die Worte, die Familienverhältnisse beschreiben, gehören dazu und hier nehmen es die Schweden sehr genau.

  • Mor ist die Mutter, far der Vater, zusammen sind sie die föräldrar (Eltern).
  • Bror ist der Bruder, syster die Schwester, syskon die Geschwister.
  • Dotter ist die Tochter, son der Sohn, zusammen barn (Kinder) – so weit, so einfach.
  • Bei den Großeltern fängt es an, komplizierter zu werden:

    • Morfar und mormor sind Großvater und Großmutter mütterlicherseits. Es sind also Zusammensetzungen aus Mutter und Vater und der Opa mütterlicherseits ist eben der Muttervater.
    • Dem entsprechend sind farfar und farmor Opa und Oma väterlichseits, die farföräldrar (Vatereltern) eben.
  • Das Ganze geht auch von oben nach unten: Ein dotterson ist ein Enkel (Tochtersohn) und so weiter. Ein gebräuchlicher Überbegriff für alle Arten von Enkeln ist barnbarn.

    Das gleiche Prinzip setzt sich fort in den anderen Begriffen:

    • Ein morbror ist ein Onkel mütterlicherseits (Mutterbruder), farbror einer von der Vaterseite.
    • Bei den Tanten bleibt vom erwarteten syster nur das ster übrig, es heißt also moster und faster.
  • Nichten und Neffen sind ganz konsequent *systerson*, *brorson*, *systerdotter* und *brorsdotter*.

    Kusinen und Schwager haben dann aber doch eigene Worte (*kusin*, *svåger*) und ganz wie im Deutschen kann man den Prefixe *svär-* (Schwieger-) und *styv-* (Stief-) vor Verwandte setzen, wenn es zutrifft. Man treibt diese Zusammensetzungen auch nicht zu weit: Anstatt *mormormor* sagt man z.B. lieber *mormors mor*. Der Vorteil dieses Systems ist offensichtlich, dass es weniger Unklarheiten gibt, als im Deutschen. Andererseits kann ein und die selbe Oma *mormor* oder *farmor* genannt werden, wenn sich zwei Kusinen unterhalten. Wem das jetzt alles zu kompliziert war, der schaue sich [dieses Bild](http://lexikon.nada.kth.se/bilder/teman/tema01.JPG) in Ruhe an, in dem die Begriffe anhand eines Stammbaumes dargestellt sind.
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Handyfrei in der U-Bahn

Schweden war, genauso wie Finnland, Vorreiter in der massenhaften Verbreitung von Mobiltelefon und schon lange hat so gut wie jeder eins^1^. Eigentlich dachte ich, dass sich keiner daran stört, wenn in öffentlichen Verkehrsmitteln telefoniert wird. Warum auch? Der einzige Unterschied für Außenstehende zu einem Gespräch zwischen zwei Anwesenden besteht doch darin, dass man nur die Hälfte mitbekommt – und das spielt nur eine Rolle, wenn man heimlich zuhört…

Nichtsdestotrotz gibt es wohl in schwedischen Zügen Wagons, die handyfrei sein sollen, auch wenn mir das noch nie aufgefallen ist. Jetzt sollen auch in der U-Bahn in Stockholm 15 bis 30% der Plätze handyfrei werden (S). Wahrscheinlich hat eine kleine Lobbygruppe da lange genug genörgelt. Die Nachfrage wird wohl, wie schon bei den Zügen, verschwindend sein.

[1] Ich selbst hatte nur mal vor 5-6 Jahren eins und seitdem lebe ich glücklich ohne. :-)

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Schweden über Deutsche

Nachdem ich schon kurz über das Schwedenbild der Deutschen geschrieben habe, ist es nur fair und naheliegend, auch die Gegenseite zu beleuchten. Bevor sich jemand beschwert: Ja, ich weiß, dass die Punkte unten Klischees sind und bei weitem nicht von allen Schweden so gesehen werden. Allerdings ist die Liste nicht aus der Luft gegriffen, sondern spiegelt meiner Meinung nach schon das wider, was man so zu hören bekommt.

Schweden können es kaum vermeiden, sich ein Bild von Deutschen zu machen. Einerseits sind da natürlich die Touristen, die Jahr für Jahr zu Hauf in Schweden einfallen oder sogar ein Sommerhaus haben. Andererseits ist Deutschland der wichtigste Handelspartner Schwedens und wird aufgrund seiner Größe zuweilen als übermächtig empfunden. Ich bin immer wieder überrascht, bei wie vielen Dingen im Ausland Deutsche ihre Finger im Spiel haben. Auch bei Studenten ist Schweden beliebt – beispielsweise sind fast die Hälfte (!) der rund 700 Austauschstudenten, die jedes Jahr nach Uppsala kommen Deutsche.

Nun denn, los geht’s: Deutsche…

  • ... stehlen Elchschilder. Sie sind ja schon beliebt bei Deutschen, aber seit es sie auch zu kaufen gibt, werden wohl weniger abmontiert und mitgenommen.
  • ... sind laut. Das klingt albern, stimmt aber im Vergleich mit Schweden und kann auf jedem Flug zwischen Deutschland und Schweden beobachtet werden.

  • ... sind Besserwisser und selbstherrlich. In Diskussionen können Deutsche leicht so wirken und das hat mit dem Jantelagen zu, über das ich schon einmal geschrieben habe.

  • ... kaufen den Schweden die Ferienhäuser am Meer weg und treiben die Preise hoch. Das stimmt wohl wirklich.

  • ... fahren schnell. In Schweden ist auf Autobahnen das Tempolimit 110 km/h und auf Landstraßen höchstens 90. In der Regel fahren Schweden nicht mehr als 20 zu schnell und wenn man von deutschen Autobahnen kommt, fühlt sich das ziemlich langsam an. Das Wort “Autobahn” wird gelegentlich von Schweden verwendet, aber dann meint man die berüchtigten deutschen Autobahnen.
  • ... sind weniger am Konsens orientiert, sondern folgen Hierarchien. Ja, ist glaube ich generell wahr, auch wenn es Ausnahmen gibt. Diese deutsche Eigenschaft wird von den Schweden eher negativ gesehen.
  • ... sind effizient. Die positive Kehrseite des letzten Punktes?
  • ... haben billigen Alkohol. Das ist zweifelsohne richtig und das wird auch von den Schweden im Süden gerne genutzt.
  • ... machen das bessere Bier und trinken auch viel davon. Ich finde, dass schwedisches Bier gar nicht so schlecht ist wie sein Ruf.
  • ... tragen Lederhosen. Das fällt wohl in die Kategorie “Wir wissen, dass das eigentlich nicht so ist!” wird aber immer wieder lustig gefunden, so z.B. in der aktuellen Siba-Werbung.
  • ... ernähren sich von Wurst und Sauerkraut. Gleiche Kategorie, aber wenn man nach langem mal wieder nach Deutschland kommt, merkt man, dass dort die Wurstkultur wirklich viel ausgeprägter ist.
  • ... hören Modern Talking, David Hasselhoff und Blümchen. Die Sünden des deutschen Musikgeschäfts werden wahrgenommen.
  • ... können aber auch gute Musik machen, z.B. Synth (Einstürzende Neubauten, Kraftwerk). Auch Rammstein sind populär in Schweden.
  • ... tragen Schnurrbart und Hockeyfrilla. Die Frisur sieht man nur noch selten, aber der Schnurrbart bleibt ein Erkennungsmerkmal.
  • ... sind zuverlässig und pünktlich. Hmmm, ja.
  • ... haben ein veraltetes Frauenbild. Wenn man vor Kurzem die Diskussionen zum Elterngeld in Deutschland verfolgt hat, kann man da wohl nur zustimmen.
  • ... *lieben Vorschriften und Verbote*. Das Wort “verboten” wird sogar gelegentlich scherzhaft anstatt des schwedischen verwendet. Hier macht man das etwas subtiler, z.B. gibt es an gewissen Plätzen rund um unser [Physikgebäude](http://www.angstrom.uu.se/helikopter/heli.html) Schilder mit “Rauchen erlaubt”, was ja impliziert, dass es anderswo unerwünscht ist. :-)

    Zum Schluss noch ein Gruß an die Leute aus dem Schwedenforum, von denen eigene [aus eigener Erfahrung erzählt haben](http://schwedenforum.de/viewtopic.php?p=12919&postdays=0&postorder=asc&start=0).
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Helmpflicht für Radfahrer

In Schweden ist gerade eine Diskussion im Gange, ob man eine Helmpflicht für Fahrradfahrer einfrühen soll:

Bislang gilt eine Helmpflicht lediglich für Kinder unter 15 Jahren. Während die Zahl im Strassenverkehr getöteter Kinder seit Einführung der Helmpflicht gesunken ist, bleibt sie bei erwachsenen Radfahrern unverändert. Die Strassenverkehrsbehörde rechnet damit, dass der Anteil getöteter Radfahrer durch den Helmzwang halbiert werden kann.

Man könnte das als typisch schwedische Reglierungswut sehen und argumentieren, dass es die freie Entscheidung eines jeden ist, sich dem erhöhten Risiko auszusetzen. Andererseits gibt es keinen prinzipiellen Unterschied zur Gurtpflicht in Autos, die sich bewährt hat und weitläufig akzepiert ist. In beiden Fällen gibt es wohl bestimmte Arten von Unfällen, in denen Gurt oder Helm nachteilig sind, für den Großteil der Unfälle ist der Effekt jedoch positiv.

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