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Die schwedische Steuererklärung

Ich weiß, dass mich gleich ganz viele aus Deutschland beneiden werden, wenn ich erzählte wie einfach man hierzulande seine Steuererklärung macht. Es hat mich etwa drei Minuten gekostet und ging folgendermaßen:

  • Vor ein paar Wochen schickte mir der Arbeitgeber (in meinem Fall die Uni) eine Kontrollseite, auf der steht, wieviel Lohn ich im letzten Jahr bekommen und was ich an Steuern gezahlt habe.
  • Jetzt kam die Post vom Finanzamt, in der die Steuererklärung fertig ausgefüllt ist. Man kann darin kontrollieren, ob die Zahlen mit denen von Arbeitgeber übereinstimmen.
  • Wenn alles stimmt, braucht man die Erklärung nur abzunicken und das geht per Telefon, SMS oder Internet. Einmal-Passwörter dazu hat man mit der Post mitbekommen.
  • Man hat per Internet mit dem Einmal-Passwort auch gewisse Möglichkeiten, zusätzliche Informationen anzugeben (z.B. Fahrtkosten), aber um auf alle Posten Zugriff zu haben, braucht man einen E-Ausweis, der mehr Sicherheit bietet und von Banken bereitgestellt wird. Ganz altmodisch den Bogen auszufüllen und per Post zurückzuschicken, ist natürlich immer noch möglich.
  • Der letzte Schritt meiner Internet-Deklaration war, zu überprüfen, ob die Bankverbindung vom letzten Jahr noch stimmt, damit mir der Differenzbetrag (in meinem Fall genau *eine* Krone) überwiesen werden kann.

    Diesen Text zu tippen hat etwa drei Mal so lange gedauert, wie meine Steuererklärung abzugeben. Ich muss auch endlich einmal das angeblich existierende Steuerverzeichnis suchen, in dem man nachschlagen kann, was jeder Schwede an Steuern zahlt.
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Wort der Woche: Vårvinter

“Vårvinter” ist schlicht eine Zusammensetzung von “vår”, Frühling, und “vinter”. Es bedeutet also Frühlingswinter und bezeichnet die Zeit im März und April, wenn der Winter eigentlich vorbei und der Schnee fast ganz weggetaut ist, die Tage wieder eine vernünftige Länge angenommen haben — das erste Grün aber noch auf sich warten lässt und es gelegentlich sogar noch schneit.

Jetzt ist gerade Vårvinter hier in Uppsala.

Ich finde, dass das die wettermäßig schlechteste und häßlichste Zeit des Jahres ist, v.a. weil man weiss, dass dieses Grau und diese Tristesse noch einige Wochen anhalten wird, bis endlich im Mai der Frühling ausbricht und die Bäume ausschlagen. Freude auf den Frühling nach dem langen Winter stellt sich also nicht ein, denn man weiß: Es dauert noch. Der Vårvinter übertrifft für mich sogar die Dunkelheit im Winter an Irritationspotential, denn hier auf dem 60. Breitengrad hat man auch dann immerhin noch einige Stunden Sonnenlicht und der Schnee hilft, diese auch wirklich als hell zu empfinden.

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City-Maut in Stockholm

In Stockholm ist vor Kurzem eine neue Ballungsraum-Steuer für Autofahrer eingeführt worden. Der Transitverkehr ist weiterhin kostenlos, aber an bestimmten Einfahrtstellen in die Innenstadt sind Kameras aufgestellt, die Nummernschilder lesen können.

Die Debatte vor der Einführung drehte sich meines Wissens nach vor allem um praktische Dinge, denn das System ist sehr unkomfortabel. Die Preise hängen von der Tageszeit ab und man muss selbst daran denken, jede einzelne Fahrt rechtzeitig innerhalb von wenigen Tagen zu bezahlen, oder gleich einen Transponder in sein Auto einbauen.

Prinzipiell habe ich wohl nichts gegen eine City-Maut, um Autos aus der Stadt fernzuhalten – in London scheint es ja gut zu funktionieren. Gleichzeitig müssen aber Alternativen beitstehen, also öffentliche Verkehsmittel. Diese sind meiner Meinung nach nicht schlecht in Stockholm, aber werden wohl z.Zt. eher ab- als aufgebaut.

Die bedenkliche Seite des Ganzen ist der Überwachungsaspekt. Eine zentrale Stelle hat plötzlich orts- und zeitgebundene Daten zu Personen und kann damit Bewegungsprofile erstellen. Da hier in Schweden das Öffentlichkeitsprinzip gilt und man von jedem Bürger einsehen kann, wieviele Steuern er zahlt, wird auch in diesem Fall der Betrag, das Datum und das zugehörige Nummernschild öffentlich werden. Der Zeitpunkt des Passierens eines Kontrollpunktes und der Ort desselben bleiben nichtöffentlich. Auf den entprechenden Seiten(S) findet sich aber keine Information, wie lange die Daten gespeichert werden und wer darauf Zugriff hat. Schon hat die Polizei die Daten aus diversen Tests angefragt…

Zum Glück fahre ich immer mit dem Zug nach Stockholm.

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Online-Banking in Schweden

digipassOnline-Banking ist praktisch, die Gründe kennt jeder und wer es einmal angefangen hat, will es nicht mehr missen. Neulich ist einmal wieder ein Artikel auf heise.de aufgetaucht, der sich mit den Sicherheitsproblemen mit dem in Deutschland gebräuchlichen PIN/TAN System befasst. Als ich 2003 nach Schweden zurückkam, wollte ich natürlich etwas äquivalentes für mein Konto hier und war recht angenehm überrascht vom dem System meiner Bank. Man bekommt so ein kleines Gerät wie im Bild links, einen “DigiPass”. Diesem muss man beim ersten Anschalten seine PIN geben, damit es etwas tut. Die PIN kan man ändern und wird nur da und nie am Rechner eingegeben. Die Internet-Seite der Bank zeigt einem dann zum einloggen zwei 4-stellige Zahlen an, die man auf dem DigiPass eintippt. Dieser verrechnet diese dann irgendwie zu einer 6-stelligen Zahl, die als Einmal-Passwort verwendet wird. Das gleiche Prozedere wird beim bestätigen von Transaktionen verlangt. Der grosse Vorteil: Selbst wenn man auf einer gefälschten Seite Zahlen eingibt, bringen diese den Gaunern garnichts, weil ja die Bank-Seite vorgibt, welche Zahlen man zum Erstellen des Einmal-Passwortes verwenden muss. Und bei einer Chance von 1 zu 100 Millionen (8 Stellen) ist es recht unmöglich, dies per Zufall zwei mal nacheinander zu treffen (zuerst einloggen, dann die Transaktion).

Auf diese Weise hat man ein vor Phishing sicheres, plattformunabhängiges (keine extra Software auf dem Rechner nötig) und einfach zu bedienendes System. Zusätzlich hat jede Bank ein anderes System, was es Betrügern nochmals schwerer macht als in der Monokultur PIN/TAN wie in Deutschland. Zumindest habe ich bisher noch keine Phishing-Emails bekommen, die auf hiesige Kunden gerichtet waren. Zum Abschluss allerdings noch ein Nachteil: Um von unterwegs Bankgeschäfte tätigen zu können muss man den DigiPass dabeihaben. Das ist zwar trotz seiner Winzigkeit ein Nachteil, aber durch den PIN-Schutz immernoch sicherer als TANs auf einem Zettel bei sich zu haben…

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