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Kurze Webseiten

Laut den Regeln der Denic müssen alle Namen von Internetseiten, die mit .de enden, mindestens drei Buchstaben haben. Kürzer als taz.de geht also nicht.

In Schweden sind Domainnamen mit nur zwei Zeichen vor dem .se an der Tagesordnung und es gilt nicht selten, dass die wichtigsten Seiten die kürzesten Namen haben. Das liegt teilweise darin begründet, dass bis 2003 die Regeln für .se sehr restriktiv waren und nur von landesweit agierenden Firmen und Organisationen in Anspruch genommen werden konnten.

Auf jeden Fall erspart es Schreibarbeit und hat genug System, dass man nach einiger Zeit recht gut darin wird, Adressen zu raten. Ein paar Beispiele:

  • sf.se ist die Svensk Filmindustrie, dort bucht man seine Kinokarten. sj.se ist SJ, früher Statens Järnvägar, also das schwedische Äquivalent zu bahn.de.
  • vr.se ist der Vetenskapsrådet, die staatliche Einrichtung zur Finanzierung von Forschung.
  • ul.se ist Upplands Lokaltrafik, dort erfährt man also Verbindungen und Zeitpläne der öffentlichen Verkehrsmittel in und um Uppsala. Was sl.se ist, kann man sich denken.
  • ud.se wird zwar weitergeleitet, aber man kommt zum Außenministerium, dem Utrikesdepartementet.
  • Ohne es nachzuprüfen, wette ich, dass sich hinter gu.se die Uni in Göteborg verbirgt, schließlich ist uu.se die hiesige, su.se die Stockholmer und lu.se die Uni Lund.
  • dn.se ist die größte schwedische Tageszeitung und gp.se die Konkurrenz von der Westküste. Die andere große landesweite Zeitung, das Svenska Dagbladet, hat immerhin drei Buchstaben: svd.se
  • sr.se ist Sveriges Radio und svt.se das Fernsehen.
  • [mp.se](http://www.mp.se) ist die *Miljöpartiet* (die schwedischen Grünen), die jedoch meines Wissens die einzige Partei mit einem so kurzen Domainnamen ist. Was hab’ ich vergessen?
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Die liebe Post

Wenn man in Schweden ein Paket mit der Post^1^ bekommt, wird es nicht ausgeliefert, sondern landet bei der nächstliegenden Poststelle, bei der man es dann unter Vorlage des Wischs im Briefkasten ausgehändigt bekommt. Für mich ist diese im Supermarkt, in dem ich sowieso einkaufen gehe. Ich finde das also eigentlich sehr praktisch, weil man nie einen Postboten abpassen muss.

Bis auf eine Sache. Post wird in Schweden nämlich Samstags nicht ausgeliefert und deshalb kann es zu folgendem Szenario kommen. Man bestellt Mittwoch abends etwas und die Firma schickt es am nächsten Vormittag los. Die Reise durch Schweden dauert recht zuverlässig einen Tag – man kann Sendungen im Internet verfolgen – das Paket ist also Freitag nachmittag an der eigenen Station. Dann wird aber der Abholschein nicht mehr ausgeliefert und man bekommt diesen erst am Montag.

Das ist mehr als eine Verdoppelung der Lieferzeit und wohlgemerkt ist die Poststation selbst das ganze Wochenende geöffnet und man läuft beispielsweise samstags beim Einkaufen fünf Meter an seinem Paket vorbei, das man erst zwei Tage später abholen darf.

Genau so ist es mir gerade wieder einmal passiert, allerdings versuchte ich heute morgen trotzdem mein Glück mit dem Ausdruck des Paketweges, obwohl ich schon einmal zuvor damit abgeblitzt bin. Und siehe da! Der nette Mensch hinter der Theke fragte mich aus, welche Firma das Paket denn geschickt hätte und wie groß es sei. Nachdem ich noch eine Identifikation vorlegt hatte, glaube er mir schließlich, dass der Karton hinter ihm meiner ist.

^1^Ich meine die Post und nicht unabhängige Lieferdienste, die zwar nach Hause liefern, aber meist zu Unzeiten.

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Böses Flaschenwasser

Das finde ich einen sehr sinnvollen Rat, den der schwedische Umweltminister da gibt, nämlich kein Flaschenwasser zu trinken. Zusätzlich zum Umwelt- und Klimaargument kommt noch, dass man so der Absurdität entgegenwirkt, dass immer mehr Menschen ihr Wasser, das grundlegendste aller Lebensmittel, von Coca-Cola (Bonaqua) oder Nestlé kaufen.

Meiner Erfahrung nach wird in Schweden aber sehr viel Leitungswasser getrunken, das ist der Regelfall. Sogar Säfte kauft man oft im Konzentrat, das man zu Hause mit Wasser aus dem Hahn auffüllt.

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Studenteneinfall

Außer dass sie einem an der Uni über den Weg laufen, gibt es zwei eindeutige Zeichen, dass die Studenten nach Uppsala zurückgekehrt sind: Der Flogstaschrei ist wieder jeden Abend deutlich zu vernehmen und das Studentennetz ist merklich langsamer – nicht jeder scheint mit 10Mbit in beide Richtungen vernünftig umgehen zu können. Auch die Zeit, in der man ohne Probleme eine freie Waschmaschine im Waschhaus fand, dürfte vorbei sein.

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Füße und Räder

Wenn man ein Fahrrad sein halbes Leben lang gehabt hat, wächst es einem ein wenig ans Herz. Da macht es nichts, dass es aus dem Baumarkt war und dass ich mich schon so oft damit herumgeärgert habe. Ich hatte es schließlich schon zwei Mal nach Schweden importiert und außer dem Rahmen alles schon einmal ausgetauscht, meist selbst und damals in Heidelberg mit Hilfe der URRmEL. Grob geschätzt bin ich alleine in meiner Zeit in Schweden 10.000 Kilometer damit gefahren und es sah immer so schmutzig und zusammengestückelt aus, dass es mir nie jemand stahl.

In letzter Zeit kam mir jedoch immer häufiger der Gedanke, ein neues zu kaufen. Es standen wieder einmal lange aufgeschobene Reparaturen an und das eingerostete Gelenk der Lenkstange – man bekam starke Arme in Kurven – hielt ich für den letzten Sargnagel, der sich immer tiefer einschlug.

Und als ich dann gestern Nacht aus einem Vorort ganz am anderen Ende der Stadt für gut anderthalb Stunden nach Hause laufen musste, weil ich wieder einmal einen Platten hatte, reichte es. Vorhin habe ich mir ein neues Fahrrad gekauft.

Die schwedische Traditionsmarke Skeppshult war mir schon länger aufgefallen. Dass das hochwertige Räder sind, sieht man ihnen an, wirkt sich aber natürlich auch auf den Preis aus. Das, das ich wollte^1^, ein klassisches Herrenrad mit schmalem Stahlrahmen, 8-Gang Nabenschaltung, Trommelbremse auch vorne und Nabendynamo, kostete dann auch gleich 7000 Kronen (750 Euro) neu. Von der Ausstattung her ähnliche Räder anderer Marken bekommt man für knapp 5000 – kein kleiner Unterschied.

Als mir der Händler dann aber das Exemplar von Skeppshult, auf dem sie Leute probefahren ließen, für 5500 Kronen anbot und ich ihn noch auf 5000 herunterhandelte, wurde es doch dieses. Jetzt muss ich nur noch meinen Ledersattel vom alten ummontieren. Ich hoffe ja sehr, dass das neue auch wieder 15 Jahre hält und mir hier in der Stadt des Fahrradklaus nicht abhanden kommt.

^1^Wer es genau wissen will: auf der Homepage auf “Modellprogramm” “herr” klicken, dann auf das “Elit” oben rechts und dann in der Reihe unten auf das dritte. Dass es auf der Homepage auch technische Anleitungen für Reparaturen gibt, machte mir Skeppshult neulich noch sympatischer.

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Wort der Woche: Rötmånad

Es ist Anfang August und wir sind mittendrin, im rötmånad, dem Monat, in dem Essen schneller schlecht wird, als sonst. Gemeint ist die Zeit zwischen Ende Juli und Ende August, in die normalerweise die heißesten und feuchtesten Tage des Jahres fallen. Das Deutsche hat auch einen sehr schönen Begriff dafür: die Hundstage.

Das Wort rötmånad hat mit dem schon erwähnten Essen zu tun. Röta ist nämlich das Substantiv zu ruttna (dt. “verrotten, verderben”) und der rötmånad ist dementsprechend der “Monat des Verrottens”. Neben dem schlecht gewordenen Essen – allem voran Milch – und den damit einhergehenden Lebensmittelvergiftungen rankten sich früher in der Bauerngesellschaft noch andere Mythen um diese Zeit, wie dass mehr missgebildete Kälber geboren werden. Eine fantastische, unglaubwürdige Geschichte kann man auch heute noch rötmånadshistoria nennen.

Und stimmt es? Nja. Es wäre zumindest übertrieben, seine Essgewohnheiten zu ändern. Aber ich kam nicht per Zufall heute auf dieses Wort. Sowohl im ansonsten stark unterkühlten Supermarkt um die Ecke als auch im heimischen Kompost habe ich in den letzten Tagen zum ersten Mal in diesem Jahr Fruchtfliegen entdeckt. Außerdem gab es doch tatsächlich mindestens einen Tag diese Woche mit so hoher Luftfeuchtigkeit und Schwüle, dass ich kurz daran erinnert wurde, was ich nicht am deutschen Sommer vermisse.

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Schwedische Vornamen

Asha erinnert mich daran, dass ich schon lange einmal etwas über schwedische Vornamen schreiben wollte. Hier meine Liste mit den persönlichen Favoriten, die mich einmal verwundert machten oder schmunzeln ließen.


Vorname Kjell Elin Sten Börje Aussprache Chell ... Stehn ... Bedeutung/He Kessel, Helm von Helena Stein Beschützer rkunft m w m m m/w 8 6 7 7 Häufigkeit


Man findet auch Verbindungen wie Kjell-Åke als Rufnamen und es ist wohl weniger selten als in Deutschland, dass der zweite (oder dritte) Vorname der Rufname ist. Natürlich sind Namen auch in Schweden Moden unterworfen und man kann nicht selten schon anhand des Vornamens das grobe Alter einer Person bestimmen. Die schwedische Namensstatistik findet man hier und warum Bo wie “Busse” ausgesprochen wird ist auch kein Geheimnis.

Nachtrag, 070808: Heute morgen las ich in der c’t einen Artikel über eine Namensdatenbank, aus der man Geschlecht und Häufigkeit eines Vornamens ablesen kann. Die Daten und das zugehörige Programm kann man herunterladen. Ich habe die Häufigkeiten in die Tabelle oben nachgetragen. Eine 10 entspricht mindestens zwei Prozent der Bevölkerung und wird in Schweden nur von Lars erreicht. Jeder Schritt ist eine Halbierung der Häufigkeit, eine 7 entspricht also 0,25 bis 0,5 Prozent der Bevölkerung, oder 22 bis 45 tausend Menschen in Schweden. Der Name “Moa” war nicht in der Datenbank, obwohl er eine 6 verdient hätte, wenn ich mich nicht verrechnet habe.

Hier auch noch die Namen aus den Kommentaren:


Name m/w Häufig Sverker m k. Torkel m 2 Lillemor w 1 Malin w 5 Bodil w 7 Helmer m 4 Linnéa w 4
Håkan


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Das Wetter

Der Sommer war ein wechselhafter dieses Jahr. Es gab ungewöhnlich früh, im Mai, ein paar sonnige Tage über 25 Grad. Seitdem war es sehr durchwachsen mit viel Regen im Süden, nur wenigen Sonnentagen und meist nur knapp über 20 Grad. Das hat zu Rekordverkäufen von Gummistiefeln und Antidepressiva geführt. In Norrland soll es besser gewesen sein und im Gegenzug so trocken, dass es dieses Jahr kaum Hjortron gibt. Dafür umso mehr Heidelbeeren.

Mit Betrüben habe ich gestern die ersten Brauntöne an einem Baum gesehen. Auf ein paar mehr Sommertage darf man wohl trotzdem noch hoffen. Heute zum Beispiel, pünktlich zum ersten Arbeitstag vieler Schweden, ist keine Wolke am Himmel zu sehen und es sollen 28 Grad hier in Uppsala werden. Morgen ebenso.

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Wort der Woche: Frukost

Fru (sprich: frü) ist das schwedische Wort für “Frau” und kost hat die gleiche Bedeutung wie im Deutschen. Frauenkost? Mitnichten. In diesem Fall hat fru nämlich den gleichen Ursprung wie das deutsche “früh” und deswegen ist es nicht schwer zu erraten, dass frukost das “Frühstück” ist.

Wie sieht es aus, das schwedische Frühstück? Uneinheitlich, muss wohl die Antwort lauten, denn auch in Schweden sind die Geschmäcker verschieden. Einige Eigenheiten gibt es trotzdem.

Allen voran sei gröt genannt, zu Deutsch “Brei”. Viele Schweden kochen sich morgens tatsächlich einen Brei, in der Regel aus Haferflocken. Dieser wird dann im Teller mit Milch übergossen und eventuell mit Früchten oder Marmelade (sylt) gegessen. Alternativ sind auch fil och flingor sehr beliebt, also Müsli oder Cornflakes mit Dickmilch oder Yoghurt.

Am üblichsten sind wohl trotzdem smörgåsar. Das sind keine Buttergänse (wörtliche Übersetzung), sondern belegte Brote. Mögliche Aufstriche und Beläge sind zu zahlreich, sie hier aufzulisten; die Bandbreite reicht von gesüßtem Brot mit gesalzener Butter, Orangenmarmelade und Käse bis Knäckebrot mit salzigem Kalles Kaviar aus der Tube. Bemerkenswert ist noch, dass keiner, der am Frühstück teilnimmt, sein eigenes Messer hat, sondern dass stattdessen alle Dinge auf dem Tisch eigenes Werkzeug bekommen, das dann alle teilen. Das Buttermesser steckt in der Butter, der Käsehobel liegt auf seinem Opfer und jeder bedient sich.

Buttermesser und
Käsehobel

Das hat den Vorteil, dass man nie unterschiedliche Sachen mit dem gleichen Messer nimmt – Messer abschlecken ist deshalb unnötig und verpönt. Der Gemeinschaftsaspekt ist noch weiter dadurch betont, dass der Tisch der Teller ist. Man hat somit keinen unnötigen kleinen Teller vor sich, um den herum man die Krümel verteilt, sondern es wird einfach der Tisch hinterher abgewischt oder das Tischtuch gewechselt.

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Schwedische Podcasts und ein Carepaket

In den Kommentaren kam die Frage auf, was es denn für schwedische Podcasts gibt – schließlich sollten sie ein gutes Medium sein, wenn man sein Hörverstehen verbessern möchte. Ich muss zugeben, dass ich außerhalb des reichhaltigen Angebots des SR keine anderen schwedischen Sprechradioprogramme zum Herunterladen kenne und bisher auch nicht vermisst habe.

Weil es mich aber doch interessiert, reiche ich die Frage einfach an die werten Leser weiter. Irgendwelche Tipps? Was hört ihr so?

Außerdem wurde ich per Email gefragt, was man einem Auswandernden in ein “Überlebenspaket” packen könnte, also was man denn als Deutscher in Schweden so vermisst. Meine Standardantwort auf diese Frage ist normalerweise Brot, aber das liegt wohl eher daran, dass man ja etwas sagen muss und dass Antworten auf wiederkehrende Fragen unweigerlich zur Gewohnheit werden. Wenn mir jemand etwas aus Deutschland mitbringen möchte, frage ich gern nach einem guten Riesling.

Wenn ich in die alte Heimat zurückkomme, genieße ich natürlich die regionalen Dinge, sei es die frische Blutwurst der Großtante oder der Äbbelwoi. Aber wirklich etwas vermissen, wenn ich in Schweden bin? So, dass man regelmäßig daran denkt? Mir fällt nichts ein und ich muss wie Frage wiederum an die ebenfalls in Schweden lebenden Leser weiterreichen.

Ich glaube, dass ich eher einige der schwedischen Leckereien – ich sage nur gravlax – vermissen werde, wenn ich einmal nach Deutschland zurückkehren sollte.

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