In vielen Krankenhäusern in Schweden herrscht Blutknappheit. In
Stockholm und auch an der Uniklinik hier in Uppsala, wo man schon kurz
davor war, Operationen zu
verschieben.
Ich war gerade auf dem Nachhauseweg spenden. Die blodcentralen in
Uppsala hat vernünftige Öffnungszeiten und das Ganze geht schnell und
professionell vonstatten. Es gibt Essen und Trinken und man kann sich
ein kleines Dankeschön aussuchen. Kein Vergleich zwar zu dem Hunni, den
es damals in Heidelberg immer gab, als ich zu Forschungszwecken
spendete, aber das gute Gewissen zählt wohl auch.
Vielleicht ist es jedoch kein Wunder, dass zu wenige Blut spenden, denn
die schwedischen Regeln erlauben nur zwei Arten von Spendern: Lügner und
Langweiler. Ganz abgesehen davon, dass das Spenderblut natürlich auf
einschlägige Krankheiten getestet wird, muss man jedesmal Fragen zu
seinem Privatleben beantworten. Ist man weit gereist, gilt eine
Karenzzeit von 3 Monaten bis unendlich – je nach Land und
Aufenthaltsdauer. Wer einen neuen Sexualpartner hat oder sich hat
piercen oder tätowieren lassen, muss auch warten.
Wer einmal Narkotika, Hormone oder ähnliches injiziert hat, darf nicht
spenden, egal wie lange es her ist. Wer je Sex für Geld hatte auch
nicht. Und Männer, die Sex mit einem anderen Mann hatten, ebenso wenig.
Es gab letzten Herbst zwar eine
Diskussion darüber,
ob homosexuelle Männer als Blutspender zugelassen werden sollen, aber es
blieb beim
Verbot.
Nach neuen
Regeln,
die sich seltsamerweise noch nicht auf
geblod.nu finden, dürfen auch
Personen, die jemals Sex mit einer Person aus den drei eben genannten
Gruppen hatten, kein Blut mehr spenden. Das schließt Freier aus, aber
Prostitution ist in Schweden ja eh verboten.
Es schließt aber zum Beispiel auch alle Frauen aus, die je einen Partner
hatten, der homoerotische Erfahrungen während seiner Pubertät hatte. Die
kleine Anstecknadel in Form eines Bluttropfen weist einen also nicht nur
als Blutspender aus, sondern auch als jemanden, der sich unter anderem
an die althergebrachte Sexualmoral hält. Oder eben als Lügner.