Tagged with Astronomie

Sonnenstand

Gestern Nacht habe ich zum ersten Mal bewusst wieder Sterne am Nachthimmel wahrgenommen. In den Wochen um Mittsommer ist es dafür zu hell, auch wenn Uppsala nicht so weit nördlich liegt, dass die Sonne gar nicht untergeht. Zur Zeit gewinnt die Nacht hier fünf Minuten an Länge jeden Tag. Über die Dunkel- und Helligkeit habe ich vor längerem ausführlicher geschreiben.

Morgen Vormittag um etwa halb Zwölf kann man in Schweden eine teilweise Sonnenfinsternis beobachten, das heißt der Mond wird einen Teil der Sonne verdecken. Die Details zur Uhrzeit und dem Aussehen an unterschiedlichen Orten kann man sich hier anzeigen lassen. Um in den Kernschatten des Mondes zu kommen und eine “totale Sonnenfinsternis” zu erleben, müsste man nach Spitzbergen, Sibirien oder China reisen. Die einzige solche, die ich gesehen habe, war vor einigen Jahren in Süddeutschland.

Wenn das schöne Wetter anhält und ich die Papierbrille mit der passenden Folie wiederfinde, werde ich morgen den Blick nach oben richten. Allen, die gerade auch in Schweden sind, rate ich auch dazu, aber nur mit Sichtschutz, denn der unbedeckte Teil der Sonne ist immer noch zu hell fürs bloße Auge.

Tagged , , ,

Im Radio

Zugegeben, es ist unwahrscheinlich, aber wenn vorhin jemand zufällig Radio Uppland, das Lokalradio des schwedischen Rundfunks für die Gegend um Uppsala, gehört hat, dann durfte er mir zuhören, wie ich etwas über die Mondfinsternis heute Nacht erzählt habe.

Es sind solche kleinen Dinge, die den Alltag als Astronom beleben. Das Radio ruft jemanden bei uns an und will etwas zu einem bestimmten Thema wissen. Der Angerufene glaubt, er wüsste dazu nichts und klappert die Nachbarbüros nach jemandem ab, der das übernehmen will, und da ich wohl den Ruf habe, zu allem irgendwie halbwegs vernünftigen Senf abgeben zu können, landet es bei mir. Die Moderatorin ruft mich kurz darauf an und eröffnet mir, dass ich doch kurz dranbleiben soll, bis wir gleich live auf Sendung gehen. Obwohl ich etwas überrumpelt war, habe ich mich ganz gut geschlagen, glaube ich. Nicht zuletzt, weil ich noch schnell spicken konnte.

Tagged , , , ,

Pengar från Vetenskapsrådet

Der schwedische Vetenskapsrådet (“Wissenschaftsrat”) ist die staatliche Behörde zur Förderung von Wissenschaft und in vieler Hinsicht das Äquivalent zur DFG. Wissenschaftler können dort also Anträge einreichen, um ihre Forschungsprojekte zu finanzieren. Das können Betriebs- und Reisekosten sein, aber auch ganze Stellen sprich Lohnkosten. Viele Universitätslehrer, die eigentlich zum unterrichten angestellt sind, nutzten Geld vom VR, um einen Teil ihrer Zeit zum Forschen “freizukaufen”. Das nennt man dann friköp.

Gestern wurde bekanntgegeben, welche Projekte aus der letzten Antragsrunde bewilligt wurden und die Liste ist natürlich öffentlich. Vom Versprechen der neuen Regierung, viel mehr Geld für Wissenschaft bereitzustellen, sieht man jedoch nicht sehr viel. Etwa eine Milliarde Kronen wird im nächsten Jahr innerhalb Naturwissenschaft und Technik ausgeschüttet und eine große Mehrheit der Anträge wurde abgelehnt.

Nichtsdestotrotz war unser astronomisches Institut mit vier Anträgen erfolgreich. Zusätzlich hat ein Kollege aus Stockholm, mit dem ich zusammenarbeite, eine Stelle für die nächsten vier Jahre ergattert. Sehr schön.

Tagged , , ,

50 Jahre Sputnik 1

Heute vor 50 Jahren schoss die Sowjetunion Sputnik 1, den ersten künstlichen Satelliten, in eine Erdumlaufbahn. Unser Institut, zu dem auch Satellitenbauer gehören, feierte demensprechend gerade öffentlich mit einer kleinen Ausstellung (alte Zeitungsartikel, ein Modell und der Originalton von Sputnik) und Torte:

Sputnik-Torte

Tagged , , ,

Eine Woche im Norden

Ich bin von meiner kleinen Norrlandsreise zurück. Eine Zusammenfassung in Stichpunkten: Flug von Stockholm nach Kiruna, zusammen mit 30 weiteren schwedischen Astronomen. Nachmittäglicher Rundgang durch die Stadt und zur Eisenmine, alles hat geschlossen. Schneereste von der Woche zuvor bewundern. Essen und ein Bier in einem der beiden Pubs. Kollegen überzeugen, ein paar hundert Meter aus der Stadt zu gehen, um eventuelle Nordlichter zu sehen. Recht behalten und gemeinsam die grünen Strukturen am Himmel verfolgen. Am nächsten Morgen mit dem Bus zum IRF und mehr Astronomen treffen. Vorträge anhören und dabei den drahtlosen Internetzugang nutzen. In den Pausen schlechten Kaffee trinken, mittelmäßiges Mittagessen zu sich nehmen und die Leute zusammentrommeln, die am nächsten Morgen vortragen sollen, wenn ich die Sitzung moderiere. Abends einem eher langweiligen öffentlichen Vortrag über Mars in Kirunas Folkets Hus zuhören und danach mit den Stockholmern auf ein Bier in den anderen Pub gehen. Einen jungen Mann mit kaum verständlichem Akzent treffen, der in der Mine doppelt so viel verdient wie ich und es nach eigener Aussage mit Karten verspielt. Morgens verschlafen und mit dem Taxi dem Bus hinterherfahren, um nicht zu spät zu meiner Moderatortätigkeit zu kommen. Während des Vormittags die Vorträge ansagen und den Fragestellern das Wort erteilen. Eigenmächtig die Kaffeepause vorverlegen, damit ich endlich zu meinem Frühstück komme. Nach dem Mittagessen dann ein interessanter Ausflug zur Raketen- und Ballonbasis Esrange mit vielen Fotomöglichkeiten. Am Abend Konferenzessen und mehr Nordlichter direkt über der Stadt (Bild). Danach in Kirunas Nachtclub die Lokalbevölkerung bestaunen und drei Bands anhören. Konferenzende am Mittag darauf und ein Abstecher zur Kirche, bevor wir am Abend auf den Luossavaara kletterten, um noch mehr Polarlichter zu sehen.

Zu früh am Flughafen sein, weil das Taxi (Singular!) später schon ausgebucht war. Nach Umeå fliegen und in der Stadt darauf warten, dass das erste Café aufmacht, um zu frühstücken. Von Umeå beeindruckt sein, denn obwohl laut Einwohnerzahl kleiner als Uppsala, wirkt das Zentrum größer. Durch Gammlia spazieren und vor den verschlossenen Türen den Bildmuseums stehen. In die Jugendherberge einquartieren. Am nächsten Morgen mit dem Autoverleiher verhandeln, so dass wir das Auto für den Nachhauseweg fast kostenlos bekommen. Noch schnell in den für Schweden erstaunlich gut sortierten Spieleladen und fündig werden. Aufbrechen zur Hohen Küste. Auf den Skuleberget klettern. In bestem Wetter die Landschaft mit kräftigen Herbstfarben genießen. Mitten im Nirgendwo auf Anhieb eine private Unterkunft finden. Über die Högakustenbron fahren, nachdem wir die kleinen Seitenwege erschöpft hatten. Sundsvall links liegen lassen. Auf dem restlichen Weg beim Axtmuseum halten und Axtwerfen üben. In den Wäldern Upplands Rehe und einen Elch am Straßenrand sehen und in der Abendsonne einen letzten Aufenthalt in Lövstabruk machen, bevor man daheim ankommt.

Bilder gibt es später…

Tagged , , ,

Bericht aus der Gruft

Letzte Woche war ich bei den Ausgrabungen im hiesigen Dom, die dort wegen einer geplanten neuen Orgel gerade vorgenommen werden. Wie schon einmal erwähnt hat man dort auch das Grab eines der ersten Astronomen in Uppsala gefunden.

Ich habe Bilder gemacht und etwas mehr auf Schwedisch geschrieben – für Populär Astronomi, in deren Auftag ich unterwegs war.

Tagged , , , ,

In den hohen Norden

Vom 21. bis 23. September, stilecht zur Tag- und Nachtgleiche, sind in Kiruna die Astronomdagar 2007. Diese “Astronomentage” sind ein Treffen von Astronomen aus Schweden. Das ist insofern ungewöhnlich, dass Konferenzen normalerweise auf ein Thema beschränkt sind und dann Leute aus aller Welt kommen, die sich dafür interessieren. Man bekommt da also Gelegenheit, die paar dutzend Astronomen von den wenigen anderen schwedischen Orten, an denen Astronomie betrieben wird, kennenzulernen und zu erfahren, was sie so machen.

Die Astronomdar finden alle zwei Jahre statt, zuletzt hier in Uppsala und davor in Lund, und sind meist eine angenehme Veranstaltung. Neben den zahlreichen Vorträgen wird es diesmal auch einen Ausflug zur Raketenbasis Esrange in der Nähe von Kiruna geben.

Ich hatte ja eigentlich vor, mit dem Nachtzug zu fahren; das dauert etwa zwanzig Stunden. Weil ich am Tag vorher aber noch in Stockholm sein muss, wird es wohl doch das Flugzeug werden. Stattdessen werde ich mir wohl vor der Heimreise ein paar Tage Zeit nehmen, um ein wenig mehr zu sehen. Schließlich war ich erst einmal so weit “oben”, zum Wandern von Katterjokk aus.

Nun stellt sich die Frage, was genau man machen soll. Zum Zelten in der Wildnis dürfte es schon zu spät sein, es bleiben also höchstens Tagestouren von einer Hütte aus. Alternativ könnte man die Städte Luleå und Umeå auf dem Heimweg mit dem Zug abklappern oder sogar die gemütliche Inlandsbanan nehmen und in Dalarna ankommen. Ich habe angefangen in meinem Lonely Planet Reiseführer zu blättern – über Tipps in den Kommentaren freue ich mich trotzdem…

Tagged , , , ,

Weniger Vertrauen in Forscher

Einer Meinungsumfrage von Vetenskap & Allmänhet zufolge nimmt das Vertrauen der Schweden in die Wissenschaftler des Landes ab. Eine Auswahl an Ergebnissen:

  • 48 Prozent der 3000 Befragten haben “viel” oder “ziemlich großes” Vertrauen in Forscher.
  • Dieser Wert ist von fast 70 Prozent zu Anfang des Jahrzehnts gesunken.
  • Er korreliert stark mit dem Ausbildungsgrad der Befragten und Parlamentarier zeigen ein viel höheres Vertrauen in Forscher.
  • Medizin, Technik und Naturwissenschaften sind vertrauenswürdiger als Gesellschafts- und Humanwissenschaften.
  • Lehrer, Polizisten und das Personal im Gesundheitswesen genießen grösseres Vertrauen als Forscher. Die Graphen in der [PDF-Datei](http://www.v-a.se/dokument/allmanheten/vetenskapen_i_samhallet_resultat_fran_som_2006/download/) zur Studie zeigen noch eine Reihe weiterer interessanter Zusammenhänge und sollten auch ohne große Schwedischkenntnisse zusammenreimbar sein. Wenn man davon ausgeht, dass Astronomie unter “Weltraumforschung” eingeordnet wird, so halten nur 26 Prozent der Schweden mein Gebiet für wichtig, im Gegensatz zu beispielsweise Krebs- und Umweltforschung (über 90%). Das steht in gewissem Widerspruch zur eigenen Erfahrung, wie etwa populärwissenschaftliche Vorträge aufgenommen werden oder wie häufig Themen in den Medien auftauchen. Astronomie interessiert die Leute und ist ein viel dankbareres als andere Forschungsfelder, wenn es darum geht, die eigene Forschung “unters Volk” zu bringen. Letzteres ist übrigens ganz offiziell eine der drei grundlegenden Aufgaben eines Forschers in Schweden, neben dem Forschen selbst und dem Unterrichten.
Tagged , , ,

Celsius, Linné und die Temperaturskala

Neben Carl von Linné, der gerade groß gefeiert wird, ist Anders Celsius der andere bekannte Wissenschaftler des 18. Jahrhunderts aus Uppsala. Die beiden waren Zeitgenossen. Celsius war Astronom und baute das erste schwedische Observatorium, das heute schräg in die Einkaufsstraße von Uppsala ragt.

Man kennt ihn natürlich am ehesten wegen der allgegenwärtigen Temperaturskala, die er einführte. Etwas weniger bekannt ist, dass Celsius den Gefrierpunkt von Wasser auf 100 Grad setzte und den Siedepunkt auf Null. Erst nach dessen Tod wurde die Skala umgedreht – von Linné.

Tagged , , , ,

Statistiken, Statistiker und Vergleiche

Wieder einmal ZEIT-Lektüre am Frühstückstisch. In diesem Artikel fragt sich Susanne Gaschke, ob es gerechtfertigt ist, Deutschland mit “kleinen” Ländern wie Schweden zu vergleichen, wie es oft getan wird. Zwei Hauptaussagen hat der Text und beide halte ich für richtig:

  • Die Selbstwahrnehmung der Deutschen entspricht nicht der Größe und dem Einfluss des Landes. Deutschland ist groß und erfolgreich, ob man das nun mag oder nicht. Auch aus persönlicher Erfahrung kann ich bestätigen, dass ich das anders sah, bevor ich das Land eine Weile verließ. Irgendwie war es angenehmer, Deutschland als unwichtig zu betrachten.
  • Die Verhältnisse und Lösungen aus “Vorbildländern” werden oft aus dem Zusammenhang gerissen und sind nicht ohne weiteres übertragbar. Gewachsene Strukturen lassen sich nicht einfach durch eine Regeländerung kopieren. Jetzt aber die Gretchenfrage: Was haben die beiden Aussagen miteinander zu tun? Scheitern die Vergleiche mit anderen Ländern, *weil* Deutschland größer ist, wie Frau Gaschke es suggeriert? Oder spielt die Größe eine untergeordnete Rolle gegenüber anderen Unterschieden, wenn man zwei Länder vergleicht? Ich sehe ja ein, dass die Anzahl der zu organisierenden Menschen eine Rolle spielt, wenn man eine Gruppe mit 80 und eine mit 80 Millionen hat. Aber zwischen Schweden und Deutschland als Beispiel ist es nur ein Faktor 9 in der Bevölkerungszahl – nicht einmal eine Größenordnung. Auch in Schweden findet sich zu jeder Meinung jemand, der sie vertritt, und der relative (!) Einfluss von Interessensgruppen sollte auch gleich bleiben. Mir fällt kein offensichtlicher Grund ein, warum Gesellschaften nicht zumindest über einen Faktor zehn nach oben und unten gut skalieren sollten. Angeschnitten hatten wir das Thema [hier](http://www.fiket.de/2007/01/22/ueberall-ist-es-besser/) schon einmal und ich werde auch die Statistiker in Stockholm fragen, bei denen ich bald einen Vortrag geben werde. Ein Verein von Statistikern und Statistikinteressierten hat nämlich gestern angefragt, ob ich ihnen nicht etwas zu Statistik in der Astronomie erzählen kann. Kann ich schon, ich befürchte aber fast, dass die Menschen, die Statistik als Selbstzweck sehen, unsere doch eher pragmatische Herangehensweise befremdlich finden werden.
Tagged , , ,