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Ehrendoktoren II

Nach der ersten Runde mit Vorträgen am Morgen, hörte ich gestern nachmittag noch zwei weiteren Menschen zu, die heute ihre Linné-Ehrendoktoren verliehen bekommen.

Da war zuerst der deutsche Kardinal Walter Kasper, laut Begründung einer der international meistbekannten Theologen. Von meiner Ablehnung gegenüber Religion einmal ganz abgesehen, kann ein Theologe natürlich prinzipiell schon Interssantes von sich geben. Leider war dem nicht so bei Herrn Kasper. Neben Name-Dropping von berühmten Philosophen war seine Hauptaussage lediglich, dass es der heutigen Zeit an Vision und Hoffnung mangelt und dass Religion, vor allem natürlich das Christentum, dazu einiges beitragen kann. Das Ganze wurde äußerst verschwurbelt und in fast unverständlichem Englisch über eine Stunde lang vorgetragen. Leute verließen den Saal vorzeitig und ich gönnte mir zwischenzeitlich ein paar Minuten Schlaf. Kasper war der einzige der Redner gestern, der sich nicht für die Einladung und die Möglichkeit zu reden bedankte.

Auch der Ehrendoktor der juristischen Fakultät geht übrigens an einen Deutschen: Christian von Bar, der an der Uni Osnabrück lehrt.

Am späteren Nachmittag gab es dann das schon erwähnte Gespräch zwischen Kofi Annan und Jan Eliasson, die nach beiderseitiger Aussage eine besonders enge Zusammenarbeit aus der Zeit verbindet, als Eliasson Vorsitzender der UN-Vollversammlung war. In dieser Runde war es verzeihlich, dass sich alle gegenseitig Honig um den Mund schmierten. Sinn der Veranstaltung war kein Streitgespräch und auch nicht die Vermittlung von sonderlich viel Information, sondern die Möglichkeit, die entscheidenden Personen selbst ihre Sicht der Dinge erzählen zu lassen.

Die
Gesprächsrunde
(v.l.n.r: Peter Wallensteen, Professor für Friedens- und Konfliktforschung in Uppsala und Moderator des Gesprächs; Kofi Annan; Jan Eliasson; Anna Kläppe, Studentin)

Ein Schwerpunktthema war die von Annan initiierte “responsibility to protect”, die einerseits die internationale Gemeinschaft dazu anhält, nicht tatenlos Verbrechen gegen die Menschlichkeit zuzusehen, und gleichzeitig Regierungen ermahnt, dass sie sich nicht auf ihre staatliche Souveränität berufen können, wenn sie ihr Volk misshandeln, sondern dass sie mit Einmischung von außen zu rechnen haben. Bis dieses Prinzip konsequent angewandt werde, wird jedoch noch einige Zeit vergehen, bedauerte Annan.

Ich habe das Gespräch aufgenommen (MP3, 24MB), mit dem internen Mikrophon des MP3-Players und der vollbesetzten Aula wurde die Audioqualität jedoch leider ziemlich mies. Ich habe wenig Ahnung von Audiobearbeitung, aber wenn sich jemand, der sich damit auskennt, an der Originaldatei (WMA, 33MB) versuchen würde und mir das verbesserte Ergebnis zukommen ließe, würde ich (und alle späteren Hörer) mich natürlich freuen.

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Volksverhetzung auf Carl Bildts Blog

Der schwedische Außenminister Carl Bildt schreibt weiterhin fleißig in sein Blog. Er kommentiert dort vor allem seinen Tagesablauf, aber auch die Medienberichte über ihn selbst. Bildts Blog hatte in den drei Monaten, die es besteht, rund eine Million Besucher und war auch hier schon öfter Thema.

Die meisten von Bildts regelmäßigen Einträgen bekommen eine mittlere zweistellige Anzahl an Kommentaren – über hundert Kommentare sind aber auch keine Seltenheit. Nach eigener Aussage kümmert er sich alleine um das Blog und hat keine Hilfe bei der Sichtung und Moderation der Kommentare. So kam es auch, dass sich vor einem Monat zu einem Beitrag über die neue palästinensische Regierung Kommentatoren einfanden, die Aussagen von sich gaben, die klar volksverhetzend sind. Unter anderem wird zum Völkermord an den Palästinensern aufgerufen.

Ein schwedischer Blogger hat sich auf das Thema eingeschossen und Bildt deswegen angezeigt. Auch nach schwedischem Recht hat der Betreiber einer Diskussionsplattform die Pflicht, volksverhetzende Texte zu entfernen. Nach über einem Monat sind die fraglichen Kommentare jedoch immer noch zu sehen. Prinzipiell könnte Bildt dafür eine Gefängnisstrafe bekommen.

Die Anzeige hat es mittlerweile in die Boulevardpresse geschafft und im heutigen Samstagsinterview von Sveriges Radio (Real-Stream, MP3 – 19MB) brachte der Reporter Bildt gehörig in Bedrängnis, als er das Thema ansprach. Bildt versuchte, sich damit herauszureden, dass eine Löschung der Kommentare nicht mehr viel bewirke, da sie ja mittlerweile in den Archiven der Suchmaschinen zu finden seien. Auf die Frage, ob es angebracht sei, auf der Seite des schwedischen Außenministers volksverhetzende Aussagen zu finden, wusste er dann aber keine gute Antwort mehr. Er habe Kommentare ohne vorherige Registrierung inzwischen abgeschaltet, aber sich bei wordpress.com anzumelden ist keine Kunst und erleichtert allenfalls den vorübergehenden Ausschluss einzelner Kommentatoren.

Ich sehe voll und ganz ein, dass Bildt selbst nicht dazu kommt, alle Kommentare zu lesen und fände es auch sehr schade, wenn er die harte Lösung wählen und die Kommentarfunktion deaktivieren würde. Man könnte jedoch annehmen, dass er in seiner Position jemanden beauftragen könnte, auf die Kommentare ein Auge zu haben oder sie sogar zu moderieren.

Nachtrag, 25.04.07, 08:05: Das Interview gibt es mittlerweile auch als MP3. Link ist oben eingefügt.

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Göran Wahlenberg

Göran Wahlenberg war einer der Nachfolger auf dem prestigevollen Botaniklehrstuhl von Carl von Linné hier in Uppsala. Der Bayerische Rundfunk hat ihm neulich ein “Kalenderblatt” gewidmet, das man auch als Podcast bekommt (MP3, 5 Min, 3.7 MB). Sehr hörenswert, auch wenn der Vornahme “Göran” anstatt “Jöran” ausgesprochen wird.

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Schwedische Musik beim SXSW

Das South by Southwest (SXSW) ist ein großes Festival für Musik, Film und Interaktion, das vom 9. März an in Austin, Texas, stattfindet. Noch bevor es anfängt, hat man über 700 MP3s mit Musik der auftretenden Künstler in Netz gestellt (torrent-Datei für 3GB Musik), ganz legal. Darunter sind auch viele Bands aus Schweden und den anderen skandinavischen Ländern – und jemand hat diese Auswahl sogar schon schön zusammengestellt.

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Interview zur Alkoholpolitik

An der Alkoholpolitik in Schweden wird sich wohl trotz des gestrigen Vorschlags so schnell nichts ändern, denn dem Systembolaget geht es gut. Auch Radio Schweden befasst sich mit dem Thema und hat dort auch ein hörenswertes kurzes Interview auf Deutsch zur schwedischen Alkoholpolitik und dem Einfluss der EU in diesem Bereich.

Lustig, wie der Interviewte auf schwedische Art “EÜ” anstatt “EU” sagt, obwohl er ansonsten akzentfrei spricht.

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Sången Om Storebror FRA

Der schon erwähnte Vorschlag des schwedischen Verteidigungsministers Odenberg, Internet- und Telefonverbindungen nach oder aus Schweden durch die “Radioanstalt der Streitkräfte” (Försvarets Radioanstalt, FRA) überwachen zu lassen, wurde überraschenderweise vom Gesetzesausschuss (Lagrådet) größtenteils gutgeheißen (S). Der Lagrådet besteht aus Richtern der höchsten schwedischen Gerichte und prüft wichtige Gesetzesvorschläge, bevor sie ins Parlament gehen.

Die Piratpartei, die sich auch für den Schutz der Privatsphäre stark macht, hat für den 17. Februar eine Demonstration in Stockholm angekündigt und ich kann mir gut vorstellen, die vierzig Minuten mit dem Zug dafür in Kauf zu nehmen.

Eine andere Art, auf dieses Thema hinzuweisen und die Diskussion anzuregen, ist Satire. Es folgt Sången om Storebror FRA, das “Lied über den Großen Bruder FRA”.

[audio:http://www.fiket.de/audio/sangenomstorebror.mp3]
(mp3, 4MB)

Liedtext, schwedisch und deutsch:

Bullrecept och skvaller – Odenberg vill höra det
kärleksgnabb och otrohet blir en försvarsangelägenhet.
Men om du skriver sexbomb, då kan det bli väldigt trist
Istället för en ny romans blir du stämplad som terrorist.
Varenda litet ord varenda sms
Kontrollerar FRA så att allt blir rätt

Refr. Om du känner dig ledsen om du vill ha tröst
då finns det alltid nån som hör din röst
Det är försvarets fina radioanstalt – dom tittar och läser ja dom lyssnar på allt!
Om du känner dig ensam om du vill bli sedd då finns det alltid nån som är beredd
Det är försvarets fina radioanstalt – där andra har missat har dom koll på allt!

Vädersnack och jobbgnäll är hot mot rikets säkerhet
Missan har fått kattungar- FRA har bokfört det.
Varenda tår och suck Varenda skratt och flin
ska köras genom FRA s spionmaskin

Refr.

Storebror, FRA vakar över oss natt och dag.
Full kontroll från vaggan till vår grav
en ofrivillig bikt är vad staten vill ha.

Bodström är profeten, han ville bugga utan dans
Flaskpost eller Duvor blir väl vårt privatlivs sista chans
Varenda liten fest varenda barnkalas
Ska granskas under FRA s förstoringsglas

Refr.

FRA – tryggt och bra!

Rezepte und Gerüchte – Odenberg will sie hören.
Liebesgeflüster und Untreue werden zur Verteidigungsangelegenheit.
Aber wehe du schreibst “Sexbombe”, dann wird es unangenehm.
Anstatt einer neuen Romanze bekommt man den Terroristenstempel.
Jedes kleine Wort und jede SMS
Kontrolliert die FRA, damit alles seine Richtigkeit hat.

Refr. Bist du traurig, willst du Trost
dann gibt es immer jemanden, der deine Stimme hört
Das ist der Streitkräfte tolle Radioanstalt – die sehen und lesen, ja sie hören alles!
Bist du einsam, willst du dass man dich sieht, dann gibt es immer jemanden der bereitsteht
Das ist der Streitkräfte tolle Radioanstalt – was andern entgeht, sie bekommen alles mit.

Das Wetter und Probleme auf der Arbeit bedrohen die Landessicherheit
Maunzi hat Junge bekommen – die FRA hat es notiert.
Jede Träne, jedes Stöhnen, jedes Lachen und Grinsen
muss durch die Spionagemaschine der FRA laufen.

Refr.

Der Große Bruder FRA wacht Tag und Nacht über uns
Volle Kontrolle von der Wiege bis ins Grab
Eine unfreiwillige Beichte ist, was der Staat will.

Schily ist der Prophet, er wollte abhören^1^ ohne Tanz
Flaschenpost und Brieftauben sind wohl unserer Privatsphäre letzte Rettung
Jedes kleine Fest und jeder Kindergeburtstag
Muss unter der Lupe der FRA geprüft werden.

Refr.

FRA – sicher und gut!

^1^Unübersetzbares Wortspiel: bugga kann sowohl “tanzen” (von engl. “boogie”) und “abhören” (von engl. “bug”) bedeuten.

Quelle: DNV. Übersetzung von mir, ohne Rücksicht auf Reim und Versmaß. Dank an Pär Ström und die Denkfabrik Den Nya Välfärden für die Erlaubnis der Wiedergabe von Text und Ton. Tack till Pär Ström och Den Nya Välfärden för tillstånd att återpublicera ljud och text.

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Podcasts beim SR

Die staatliche schwedische Radioanstalt Sveriges Radio (S) bietet löblicherweise einen Großteil ihrer Diskussions- und Informationssendungen auch als Podcast (S) an. Man kann sie sich also im MP3-Format herunterladen und zum Beispiel unterwegs hören, wann immer es einem passt.

Dort findet man hochwertige und differenziert informierende Sendungen, die auch einmal längere Zeit des Hörers in Anspruch nehmen. Im Lördagsinterview (S) wird zum Beispiel jede Woche ein hoher Politiker befragt – und zwar von einem exzellent vorbereiteten Reporter, der nicht scheut, nachzuhaken, unbequeme Fragen zu stellen und die Gäste ihren früheren Aussagen gegenüberzustellen.

Konflikt ist eine ebenfalls wöchentliche, zweistündige Sendung, die sich mit den Brennpunkten der Welt befasst. In der letzten Ausgabe von 2006 (S, mp3) ging es in der zweiten Stunde um Deutschland und den angeblichen Wandel des Selbstbildes der Deutschen während der Fußball-WM. Dieses Thema hatten wir zwar hier schon, aber ich kann jedem, der Schwedisch versteht, die Sendung empfehlen, weil sie es schafft, die unterschiedlichen Facetten der Diskussion auszuleuchten und eigentlich jeden interessieren sollte.

Einen 25-minütigen Wochenrückblick auf Deutsch mit den wichtigsten Nachrichten hat der SR auch, ebenso wie Inhalte auf Kurdisch, Russisch, Finnisch, Persisch, Englisch, Samisch, Bosnisch, Weißrussisch, Aramäisch, Arabisch, Albanisch und Rumänisch. Betreibt der deutsche öffentlich-rechtliche Rundfunk eigentlich auch so viel Aufwand für die Einwanderer im Sendegebiet?

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Das alte Jahr

Die deutschen Nachrichten des Radio Schweden sind nicht nur eine gute Quelle für Textnachrichten, sondern bieten auch einen wöchentlichen Podcast mit einem Rückblick der Nachrichten der Woche. Die Ausgabe vom letzten Samstag (mp3, 21MB) ist ein halbstündiger Jahresrückblick mit dem Wichtigsten, das 2006 in Schweden passierte – sehr hörenswert.

Einen weniger ernsthaften “Rückblick” über seltsame Begebenheiten des letzten Jahres gibt es auf Englisch bei The Local. Dazu passt wohl auch, zu erwähnen, dass der Julbock in Gävle dank seiner Antibrandimprägnierung den “üblichen” Anschlag und die Feiertage überlebt hat (S). Er wurde abgebaut und zur Wiederverwendung im nächsten Jahr gut verstaut.

Einen eigenen Jahresrückblick auf Fiket gibt es nicht, schließlich kann man über das Archiv oder die Schlagworte selbst zu bestimmten Themen stöbern.

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BR2-Podcast: Der Albino-Elch

Ich breche schon wieder mein Vorhaben, nicht über Elche zu schreiben. Sei’s drum. Der heutige Podcast von Bayern2Radio – Ende der Welt geht der Frage nach, warum die Norweger einem weißen Elch nach dem Leben trachten (mp3). Ich habe noch nicht reingehört, aber dass es in Norwegen schießwütige Jäger gibt, ist nichts Neues.

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