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Breitbandstatistik

Dass man in Schweden recht weit vorne ist beim Breitbandinternet, habe ich schon öfter hier erwähnt. Diese schicke Grafik zeigt einen weltweiten Vergleich, der das bestätigt: Nur in Japan und Südkorea bekommt man noch schnellere Anschlüsse für noch weniger Geld als in Schweden.

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Umwelthauptstadt Stockholm

Wie schon erwähnt ist Stockholm Umwelthauptstadt 2010 und hat diesen Titel, den es nächstes Jahr an Hamburg abtritt, dieser Tage offiziell angetreten.

Radio Schweden schreibt dazu:

Ein Expertengremium der EU hat Umweltindikatoren wie Klimaschutz, nachhaltiger Stadtverkehr, öffentlich zugängliche Plätze und Parks, Luftqualität und Lärm getestet. Auch Abfallproduktion, Wasserverbrauch, Abwasserbehandlung und nachhaltige Landnutzung waren Kriterien bei der Vergabe des Titels Europas Umwelthauptstadt. Offenbar gefiel dem Auswahlkomitee das, was es sah und maß. Nicht zuletzt das Ziel der Stadt, bis zum Jahr 2050 ganz ohne fossile Brennstoffe auszukommen.

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4G in Stockholm

Internetzugang über das Mobilfunknetz ist in Schweden wie gesagt bezahlbar, recht gut ausgebaut und wird gerne verwendet. Dass man bei Ericsson schon am Nachfolger für UMTS (3G) arbeitet, war bekannt; die Markteinführung ging jetzt aber doch schnell. Ab morgen früh verkauft Telia in Stockholm nämlich die ersten 4G-Modems, mit denen man im Stadtgebiet mit bis zu 100 Mbit/s und geringeren Latenzen als bei UMTS unterwegs sein kann. Die auch LTE genannte Technik feiert damit ihre Weltpremiere in der schwedischen Hauptstadt.
Nachtrag: Jetzt auch bei Heise zu lesen.

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Finanzblog

Dass der schwedische Außenminister Carl Bildt ein Blog schreibt, fand an dieser Stelle schon mehrmals Erwähnung. Oft mehrmals täglich gibt er dort seinen Senf zu den Dingen ab, die er gerade tut.

Weniger bekannt ist das Blog des Finanzministers Anders Borg, der – seinem Arbeitsfeld zum Trotz – zu den beliebtesten Politikern des Landes gehört. Zu finden sind die (im Vergleich zu Bildt zwar weit selteneren, dafür ausführlicheren) Beiträge auf andersborg.net. So mutig wie Bildt, auch Kommentare von Lesern zuzulassen, ist er jedoch leider nicht. Letzte Woche fasste Borg im Blog die Lage der öffentlichen Finanzen aus seiner Sicht zusammen und schrieb dabei einiges Kluges.

Zum Beispiel, dass sich Schweden in den “guten Zeiten” vor der Finanz- und Wirtschaftskrise nicht zu übermäßigen Steuersenkungen und Ausgaben hat verleiten lassen, so dass man jetzt im Vergleich zu anderen Ländern größeren Spielraum hat, expansive Wirtschaftspolitik zu betreiben. Man hatte die Lage Anfang des Jahres sogar zu negativ eingeschätzt und Borg erwartet, dass Schweden schon in drei Jahren wieder einen ausgeglichenen Haushalt haben wird und dass die Staatsverschuldung dann immer noch geringer sein wird als 2006. Mit gut 40% des Bruttonationalprodukts liegt sie bei der Hälfte (!) des EU-Durchschnitts.

Ungeachtet dessen, ob Borg mit seiner Einschätzung richtig liegt, ist ein solcher Blogbeitrag eine sehr gute Art, seine Politik zu vermitteln. Das Niveau ist geschickt gewählt, nicht schwer verständlich aber doch mehr Details als man üblicherweise in der Zeitung liest. Dass so ein Text ungefiltert durch Medien beim Bürger ankommt, ist zwar ein zweischneidiges Schwert (Propaganda), doch man bekommt einen Einblick in die Beweggründe des jeweiligen Politikers. Dann kann man zustimmen, oder eben nicht. Darüber hinaus sind solche “schwarz auf weiß”-Aussagen eine willkommene Messlatte für die Zukunft.

Aus der neuen deutschen Regierung bloggt immer noch kein Minister, oder?

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Dankesfilm

[Videolink](http://www.tackfilm.se/?id=1260789906455RA22&q=low)

Auf [tackfilm.se](http://www.tackfilm.se) (tack = danke) kann jeder (s)ein Bild hochladen, das dann im Video als Held gefeiert wird, weil man seine Rundfunkgebühren gezahlt hat. Viel sympathischer als “Schon GEZahlt?”, finde ich.
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Erfolg der Impfkampagne

Die Anzahl der Erkrankungen an Schweinegrippe ist zum ersten Mal rückläufig aber weiter auf recht hohem Niveau. Schweden ist international führend, was die Impfkampagne angeht und erntet Lob dafür:

Die Europäische Seuchenschutzagentur ECDC und die europäische Arzneimittelagentur EMEA sprachen Schweden ihr Lob aus für den Umfang und die Durchführung der Impfungen. Von den 10 Millionen bisher geimpften Europäern wohnen 4 Millionen in Schweden.

Damit ist fast die halbe schwedische Bevölkerung geimpft, was sich jetzt eben auch auf die Ausbreitungsrate auswirkt.

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Das schwedische Herbstbudget

Jedes Frühjahr und jeden Herbst legen schwedische Regierungen feierlich ihr Budget fürs kommende halbe Jahr vor. Dazu trägt es der Finanzminister in einer Prozession^^ vom Finanzministerium zum Reichstag, dem es vorgelegt wird und in einer Parlamentsdebatte auseinander gepflückt wird.

Gestern war die Zeit des Herbstbudgets gekommen. Im Frühling hieß es noch, es gäbe wegen der Wirtschaftskrise so gut wie keinen Platz für Reformen. Ganz so schlimm ist es dann doch nicht gekommen und jetzt stehen einige Milliarden für Ausbildungs- und Arbeitsmarktmaßnahmen auf dem Programm. Die Kommunen bekommen auch einiges mehr Geld, um dort Entlassungen entgegenzuwirken.

Am meisten Widerstand regt sich gegen die geplanten Steuersenkungen. Für rund 15 Milliarden sollen Steuern für Arbeitnehmer, Rentner und Selbständige gesenkt werden. Das alles auf Pump: das Budget weist ein Defizit von knapp 80 Milliarden Kronen aus. Die Opposition hält die Senkungen für unverantwortlich und hätte das Geld lieber zur Krisenbekämpfung verwendet. Schließlich erwartet man für das nächste Jahr über 11 Prozent Arbeitslose.

Diese Grafik fasst die Zahlen zusammen.

Zur Verschuldung ist zu sagen, dass Schweden im Vergleich zu den meisten entwickelten Ländern sehr gut dasteht. Die Staatsverschuldung wächst zwar von 33 auf gut 40 Prozent des Bruttoinlandsproduktes, aber das liegt nicht zuletzt daran, dass letzteres 2009 um 5 Prozent schrumpft. Zum Vergleich liegt die deutsche Staatsverschuldung bei über 60 Prozent und einen Haushaltsüberschuss in besseren Zeiten wie in Schweden sucht man dort vergeblich.

^★^ Dazu war heute ein sehr lustiges Foto in der Zeitung, das Finanzminister Anders Borg auf dem Weg zeigt – vor einem Tax Free-Schild

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Gäste & Internet

Wir hatten gerade wieder einmal Gäste. Mittlerweile sind wir fünf Jahre dabei und etwa 130 Leute dürften in dieser Zeit bei uns übernachtet haben. Alleine in den letzten drei Wochen waren es ein Australier, drei Russinnen, zwei Damen mittleren Alters aus Tunisien bzw. Paris und ein Pärchen aus Augsburg.

Letztere fragen, wie viele zuvor, nach unserer Internetverbindung, nachdem sie kurz unseren Rechner benutzt und gemerkt hatten, dass es schnell ist. Die Antwort, dass wir für 100 Mbit/s (in beide Richtungen) ohne Volumensbegrenzung umgerechnet 26 Euro pro Monat zahlen, schindet nicht selten Eindruck und wirkt augenöffnend für die Preise daheim.

Was den Internetzugang über die Mobilfunknetze betrifft, habe ich meine Erfahrungen mit der UMTS-PrePaid-Karte ja schon beschrieben.

Zuletzt habe ich dann auch ein gebrauchtes Symbian-Handy (Nokia E50) erstanden und auf die Datenpreise in Mobilfunkverträgen geschaut. Schließlich ist ssh auf dem Handy cool. Und Google Maps und der Opera-Browser sind auch auf dem kleinen Schirm benutzbar.

Als Beispiel seien hier die Preise von Tele2 genannt, die anderen liegen aber ähnlich. Mit meiner bisherigen PrePaid-Handykarte kostete mich ein Megabyte 1,40 Euro. Das ist nicht billig, fand ich, wurde aber aufgeklärt, dass das im Vergleich zu deutschen Verhältnissen paradiesisch sei. Ist man bereit, statt PrePaid ein Abo einzugehen und sich auf zwei Jahre zu binden, ist die Grundgebühr nur 2 Euro/Monat (Telefon und SMS-Preise werden auch billiger) und zusammen mit dem kleinsten Surf-Paket (200 MB/Monat, danach 17 Cent/MB) bleibt man unter 5 Euro/Monat. Das fand ich attraktiv genug, es mir zu holen.

Will man mehr, kann man für zusätzliche 6 bzw. 13 Euro im Monat 1 GB bzw. 5 GB bekommen, wobei man hier nicht mehr für Daten über die Grenze hinaus bezahlt, sondern lediglich die Geschwindigkeit gedrosselt bekommt (auf 64 kbit/s anstatt 6Mbit/s).

Ich finde das alles recht vernünftig, vor allem weil die Verträge nicht von Sonderregelungen wimmeln, sondern sehr einfach vergleichbar sind.

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Eine Krone mehr für Milch

Heute morgen war in der Zeitung ein interessanter Vorstoß zu lesen: Milko, eine im Vergleich zum Platzhirsch Arla zwar recht kleine, aber in ganz Mittelschweden aktive Molkereigenossenschaft, will ab kommender Woche den Liter Milch um eine Krone (etwa 10 Euro-Cent) verteuern und diese ohne Abzüge den Milchbauern zukommen lassen. Weil bisher nur etwa 1,20 kr pro Liter bei den Bauern ankommen, soll dies einen großen Unterschied machen und den im letzten Jahr gesunkenen Preisen und Marginalen entgegenwirken.

Die großen Handelsketten (ICA, Coop etc.) akzeptieren das, ohne dass die Bauern dafür erst auf die Straße gehen mussten. Laut Umfragen sind auch über 90 Prozent der schwedischen Verbraucher bereit, die eine Krone mehr auf den Tisch zu legen, wenn sie den Bauern zugute kommt.

Ich habe hier schon öfter meinen positiven Eindruck geschildert, dass es in Schweden ungewöhnlich, fast verpönt ist, beim Essenseinkauf auf jeden Cent zu achten, weil man sich der schädlichen Wirkung dieses Handelns bewusst ist. Deshalb bleibt zu hoffen, dass Milko wegen der Preiserhöhung nicht die Kunden weglaufen. Das ist zudem unwahrscheinlich, weil nur die ganz großen Lebensmittelgeschäfte Milch von mehr als einer (der lokal dominierenden) Molkerei im Angebot haben. Auch wenn ich gerne würde, kann ich deshalb die Milko-Aktion leider nicht durch meine “Verbraucher-Macht” unterstützen.

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Wort der Woche: Meddelarfrihet

Meddela setzt sich aus med (“mit”) und dela (“teilen”) zusammen und bedeutet dementsprechend “mitteilen”. Frihet ist das schwedische Wort für “Freiheit”. Die “Mitteilungsfreiheit” steht in einem der schwedischen Grundgesetze, der “Druckfreiheitsverordnung”. Neben dem Öffentlichkeitsprinzip ist sie eines der Gesetze, die für eine transparentere Gesellschaft n Schweden sorgen und auf die man andernorts zu Recht neidisch sein darf.

Während das Öffentlichkeitsprinzip Außenstehenden Einblick in die schwedischen Behörden gibt, sorgt die Mitteilungsfreiheit dafür, dass Insider getrost Information an die Presse oder Buchautoren geben können. Whistleblower werden ermutigt und vor negativen Konsequenzen geschützt. Etwas mehr im Detail besagt die Mitteilungsfreiheit unter anderem,

  • dass jeder das Recht hat, Informationen zum Zweck der Veröffentlichung herauszugeben, sowohl aus Behörden als auch Firmen.
  • dass das Thema keine Rolle spielt. Es besteht sogar Straffreiheit, wenn man gegen Geheimhaltungsvorschriften verstößt (solange man keinen Hochverrat, Spionage etc. begeht).
  • dass der Informant anonym bleiben darf, wenn gewünscht. Der Bruch der Anonymität ist strafbar.
  • dass Behörden nicht nachforschen dürfen, wer der Whistleblower war.

Mit diesen Regeln ist es nicht schwer nachzuvollziehen, dass alle Nase lang prekäre Informationen an die schwedische Öffentlichkeit gelangen. Es ist wohl kein Zufall, dass Schweden das Land der Welt mit der niedrigsten Korruption ist.

Ein aktuelles Beispiel hat sich dieser Tage auf Gotland zugetragen. Die oberste Regionalpolitikerin (landshövding) dort, Marianne Samuelsson, hatte Mitarbeiter angewiesen, ein Auge bei Baugenehmigungen zuzudrücken, als es um lokal wichtige Unternehmer ging. Eine Mitarbeiterin hat das Gespräch aufgenommen und dem schwedischen Radio zugespielt, was an sich schon Schlagzeilen machte. Mit der Gleichbehandlung nehmen es Schweden nämlich sehr genau. Samuelsson hätte den Skandal vielleicht aussitzen können, aber als sie sich öffentlich in der Opferrolle gegenüber der böswilligen Mitarbeiterin darstellte, war das Maß voll und sie wurde prompt von der Regierung gefeuert. Der Mitteilungsschutz ist heilig und Whistleblower, ungeachtet derer eigenen Motive, anzugreifen ein unpopulärer Zug.

Mit diesem Hintergrund ist es nicht verwunderlich, dass ein wiederkehrender Kritikpunkt Schwedens an der EU der ist, dass dort Amtsgeheimnis anstatt Offenheit herrschen. Eine Initiative der Grünen, die Mittelungsfreiheit nach Europa zu exportieren findet man auf meddelarfrihet.nu.

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