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Wort der Woche: Vidimeras

Beglaubigte Kopien von seinen Dokumenten zu bekommen, ist ein zeitraubendes, manchmal sogar teures, aber oft notwendiges Übel – zumindest in Deutschland. Hierzulande handhabt man das etwas lockerer. Man kann seine Zeugniskopien und ähnliches nämlich von jedermann beglaubigen lassen. Dazu schreibt der Beglaubigende auf die Kopie “Vidimeras”, was soviel bedeutet wie “wird bestätigt”, unterschreibt und fügt zusätzlich seinen Namen in lesbarer Form und Telefonnummer hinzu.

Vielleicht gehe ich zu weit, wenn ich das als Symptom dafür auslege, dass man in Schweden etwas mehr auf Vertrauensbasis miteinander umgeht als anderswo. Ich finde, das ist der Fall.

Ob der Beglaubigende im Betrugsfall mit belangt werden kann, weiß ich nicht, kann es mir aber gut vorstellen.

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Bedroht, aber nicht mehr so sehr.

Zwei gute Nachrichten von letzter Woche:

  • Die Wölfe in Schweden haben sich dieses Frühjahr kräftig vermehrt und das offizielle vorläufige Ziel von 200 Tieren ist überschritten. Das ist natürlich prima, aber alte irrationale Ängste (es kam seit Jahrhunderten kein Mensch mehr durch Wölfe zu Schaden, im Gegensatz zu jährlichen Unfällen mit Bären) und schießwillige Jäger, inklusive des schwedischen Königs, bringen auch gleich wieder die Diskussion in Gang, ob Wölfe gejagt werden dürfen. Weil der Bestand jedoch nicht nur durch die Anzahl sondern auch durch Inzucht bedroht ist, wird man das wohl aber bleiben lassen.

  • Der Dorsch/Kabeljau in der Ostsee ist auch wieder zahlreicher geworden, zumindest im Osten. Dieses Thema ist seit langem so aktuell in Schweden, dass hierzulande kaum noch jemand Dorsch isst. Das ist natürlich gut gemeint und ein positives Beispiel für die “Macht des Verbrauchers”, allerdings zeigen die meisten anderen Europäer in dieser Sache weniger Umweltbewusstsein und kaufen weiter fleißig Dorsch, auch den schwedischen, der legal im Rahmen der Quoten gefangen wurde. Schweden essen also von weither importierten Fisch und verschmähen den eigenen, der stattdessen gewinnbringend exportiert wird. Es lebe die Globalisierung. Mittel der Wahl gegen die Ausrottung des Dorschs ist also nicht das Kaufverhalten, sondern die weitere Verringerung der Fangquoten auf EU-Ebene – worauf Schweden seit Jahren hinarbeitet und offenbar damit Erfolg hat.

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Autos leihen statt kaufen

Mit Interesse habe ich gestern diesen Artikel gelesen, der von den guten Zeiten für Autoverleiher in Schweden berichtet. Über sieben Prozent mehr Fahrzeuge pro Jahr in den Flotten, zwanzig (!) Prozent mehr ausgeliehene Autos 2007 als im Jahr davor und eine Gewinnverdoppelung im gleichen Zeitraum sind beachtlich.

Die Ursachen sieht man in einer sich verändernden Einstellung zum Auto. Für viele hat es als Statussymbol ausgedient und wird vor allem als Umweltsünde gesehen. Man will eigentlich kein Auto haben, wenn man es nicht unbedingt täglich braucht. Stattdessen mietet man sich ein Auto bei den verschiedensten Gelegenheiten – vom Einkauf bei IKEA bis zur Fahrt in den Urlaub.

Ich finde diesen Trend sehr positiv und habe selbst seit Jahren kein Auto mehr, sondern leihe bei Gelegenheit. Bei meinem zweiten und bisher letzten Umzug nach Schweden 2003 erfand ich eine billigere Variante des Mietautos, das man an anderer Stelle wieder abgibt. Ich kaufte mir ein Paar Tage vorher bei Ebay einen alten Golf für 350 Euro, lud ihn mit meinen Dingen voll und fuhr nach Uppsala wo ich ihn wenig später mit leichtem Gewinn wieder verkaufe.

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Nochmal mobiles Internet

Ein Nachtrag hierzu.

Ich konnte es dann doch nicht bleiben lassen und habe mir selbst einen UMTS-Zugang zum Internet besorgt. Der Anbieter 3 hat nämlich eine Pre-Paid-Lösung, die mir gefiel. Ich kann bei Bedarf einen Tag lang für 29 Kronen (gut drei Euro), eine Woche für 99 Kronen oder einen Monat für 199 Kronen freischalten. Volumengrenze gibt es keine während dieser Zeit. Da ich das nur ab und zu brauchen werde, zum Beispiel auf einer Zugreise oder bei einer Woche auf dem Land, fand ich das sehr passend ohne laufende Kosten.

Das Startpaket (im wesentlichen die SIM-Karte) kostete 99 Kronen mit einer Woche Zugang inklusive. Das Modem (siehe Bild unten) habe ich mir für 500 Kronen gebraucht beim allgegenwärtigen Kleinanzeigenmarkt Blocket geholt, anstatt das Startpaket mit Modem für 895 zu kaufen. Der Anschluss war problemlos, auch unter Linux (nach 5 Minuten Netzrecherche). Ich schreibe diesen Artikel über UMTS. Den Test der Geschwindigkeit von zu Hause aus fand ich voll zufriedenstellend: durchschnittlich 45 kByte/s beim Hoch- und 90 kByte/s beim Herunterladen einer großen Datei. Es fühlt sich trotzdem träger an als Kabel, weil der Aufbau neuer Verbindungen recht langsam ist (hohe Latenz). Siehe auch northlanders Erfahrungen von ländlichen Gegenden.

In Zukunft habe ich also mein eigenes Internet-Cafe dabei, wenn ich unterwegs bin. Das “Aufladen” macht man bei Bedarf, also wenn man sich ohne Zeitguthaben anschließt. Mit der im Laptop eingebauten Karte für drahtloses Internet (also nicht Mobilfunknetz sondern WLAN) kann ich dann sogar einen Zugangspunkt aufmachen, an den sich Mitreisende anschließen und über das UMTS-Modem mitsurfen können.

Zuletzt noch das Bild des Modems, das ich mit Klettverschluss an den Deckel geheftet habe.

huawei E220
Modem

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Arbeit und Steuern

Fabian beschreibt drüben in seinem Blog sehr gut das Arbeiten und das Steuersystem in Schweden und ich kann mich nur anschließen, dass hier einiges lockerer und einfacher ist.

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Wort der Woche: mobilt bredband

In Schweden ist das Mobilfunknetz UMTS, hierzulande 3G genannt, gut ausgebaut – zumindest da wo sich in der Regel Menschen aufhalten. Letztes Jahr ist der Anbieter 3 vorgeprescht und hat eine billige Daten-Flatrate zusammen mit einem USB-Modem angeboten. Keine unnützen Datendienste fürs Handy, sondern schlichtes “mobiles Breitbandinternet”, schwedisch mobilt bredband.

Die anderen Anbieter zogen nach und die Angebote wurden sehr populär – ich war selbst schon mehrmals versucht, bis ich einsah, dass ich nicht so oft innerhalb Schwedens unterwegs bin. Mittlerweile surfen eine Million Schweden mit ihren Laptops über 3G. Das sind beachtliche 11% der Bevölkerung und die Betreiber freuen sich über die letzte Nische mit starkem Wachstum. Handyverträge und Breitband-Internet zu Hause hat schon jeder.

Der Preiskampf der Anbieter ließ die Schweden nach letztem Sommer bis Jahresende umsonst Surfen und sorgt dafür, dass man ab 100 Kronen (zehn Euro fünfzig) pro Monat mit 380 kBit/s in beide Richtungen ans Netz kommt. Für mehr Geld kann man den Download auf bis zu 24 MBit/s und den Upload auf 1.4 MBit/s anheben. Die Verträge erscheinen mir simpler als der Dschungel in Deutschland und es gibt auch Pre-Paid Karten für Volumen oder Zeit. Lächerliche Einschränkungen wie die, dass man trotz Datenflatrate nicht übers Internet telefonieren kann, weil der Betreiber lieber seine eigenen Gesprächskosten verrechnet, gibt es nicht.

Genauso wie der Trend weg vom einen Telefon pro Haushalt hin zum Telefon pro Person (auch Handy genannt) geht, hoffen die Anbieter weiter auf gute Geschäfte mit mobilt bredband und der Tendenz weg vom Internetanschluss zu Hause hin zum mobilen Anschluss pro Laptop und damit wieder pro Person.

Nachtrag: hier.

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Anderes Geschlecht, anderer Wert

Anzeige der
Grünen Vor ein paar Tagen habe ich nebenstehende schlaue Anzeige der schwedischen Grünen in der Zeitung gesehen und abfotografiert. Sie zeigt die schwedischen Geldscheine, sortiert nach Wert. Die Pointe ist, dass die beiden Frauen “weniger wert” sind und dass das nicht nur in diesem übertragenen Sinn gilt.

Die Bildunterschrift lautet übersetzt:

Anderes Geschlecht, anderer Wert. Frauen verdienen immer noch deutlich weniger als Männer, obwohl sie die gleiche Arbeit tun. Findet irgendwer wirklich, dass das so sein soll? Wir glauben nicht. Die Grünen haben eine deutliche Politik, das zu ändern. Lies mehr auf unserer Webseite www.mp.se – Die Umweltpartei die Grünen.

Dieses Thema hatten wir schon, aber ich finde es immer wieder bemerkenswert, dass es hier in Schweden, wo der Lohnunterschied geringer ist als in den meisten anderen Ländern, viel präsenter ist als zum Beispiel in Deutschland. Ich wüsste jedenfalls nicht, dass eine der deutschen Parteien damit auf Stimmen- und Mitgliederfang geht.

Die Scheine des Euro haben keine Menschen mehr abgebildet, schaut man sich aber die der alten D-Mark an, dann fällt auf, dass bewusst Mann und Frau abwechselnd gewählt wurden. Bei der alten Serie (bis 1989) waren nur auf dem 5- und 20-Mark-Schein Frauen zu sehen.

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The Knife - You Take My Breath Away I

[Videolink](http://youtube.com/watch?v=W56_ek1Px6g)

Ja, *The Knife* wurden an dieser Stelle schon [öfter erwähnt](http://www.fiket.de/?s=knife).
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Das liebe Finanzamt

Unter einer Überschrift wie dieser findet man in der Regel Geschichten mit Behörden, die kein gutes Licht auf die Bürokratie werfen. Doch dieser kleine Text handelt vom Gegenteil.

Als ich nämlich letzte Woche die Durchwahl eines beliebigen Sachbearbeiters der Abteilung, zu der mein Anliegen gehörte, anwählte und um ein Treffen bat, hatte dieser sofort Zeit. Nur weil gerade kein Besprechungszimmer frei war, haben wir es auf den nächsten Morgen verschoben. Zu diesem Zeitpunkt traf ich einen Mann, etwas jünger als ich^1^, aber durchaus kompetent. Wir redeten über eine Stunde und ich bekam Antwort auf fast alle meine Fragen. Das einzige, wo er sich unsicher war, besprach er noch am selben Tag mit einem älteren Kollegen und rief mich am nächsten Morgen zurück.

So sollten solche Dinge immer laufen. Die schwedische Bürokratie ist zwar mindestens ebenso berüchtigt wie die deutsche, aber ich finde sie meist ziemlich effizient.

^1^Ich ordnete es als unverkennbares Zeichen meines fortschreitenden Alters ein, plötzlich jüngere Leute als mich um Rat zu fragen.

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Frauenverdienst

Dass Frauen in Deutschland fast ein Viertel weniger verdienen als Männer, ist für Fiket-Leser zwar nicht neu, aber es ist natürlich gut, dass dieses Thema wieder einmal in die Massenmedien kommt. Hier in Schweden sind die Löhne fast gleich für beide Geschlechter – es geht also, wenn der politische Wille da ist.

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