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Dreikönig - Trettondagen

Der 6. Januar ist in Schweden Feiertag und nennt sich ganz profan trettondagen, also “Dreizehntag”. Um den Namen zu verstehen, muss man nur rückwärts zählen. An drei Könige denkt man eher nicht und verkleidete Kinder, die umherziehen und Haustüren mit Kreide beschmieren, gibt es schon gar nicht.

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Wort der Woche: Dopparedan

Es ist Weihnachten. Man feiert auch in Schweden am Abend des vierundzwanzigsten, meist in familiärem Rahmen. Das schwedische Wort für Weihnachten, jul, stammt noch aus vorchristlicher Zeit, als auch schon gefeiert wurde, dass die Tage jetzt wieder länger werden. Die ursprüngliche Bedeutung des Wortes ist vergessen.

Ich

Wie bei vielen Feiertagen wird der Abend vor dem eigentlichen Feiertag mit -afton bezeichnet. Heute ist also julafton, morgen ist juldagen, der Weihnachtstag. Das Schwein, das in der bäuerlichen Gesellschaft traditionell zum Fest geschlachtet wurde, stand für einen Großteil des Essens. Der Schinken wurde über Nacht gekocht und der fettige Sud war zu nahrhaft und geschmackvoll, als dass er weggeworfen wurde.

Deshalb tauchte man am Morgen des Julafton sein Brot in eben diesen und aß es. Doppa bedeutet “eintauchen” im Schwedischen und so wird der Julafton auch dopparedan genannt, wobei dan die verschlissene Form von dagen ist. Damit verknüpft ist das Herunterrechnen bis zu diesem Tag: ..., dan före dan före dopparedan, dan före dopparedan, dopparedan.

Das Essen ist zweifelsohne das Wichtigste an Weihnachten in Schweden. Im Prinzip landen die unterschiedlichen Teile des Schweins auf dem Tisch und Vegetarier dürften es an Weihnachten schwerer haben als sonst. Man isst also nicht ein Gericht, sondern auch in kleinerem Kreis wird ein Buffet, der sogenannte julbord, aufbereitet. Die Vorbereitungen dafür erstrecken sich nicht selten auf die Tage davor, je nachdem wie viel man selbst macht.

Eine Auswahl an Leckereien, die man auf einem Julbord finden kann:

  • gravad lax – gepökelter Lachs, mit der zugehörigen Soße
  • inlagd sill – eingelegter Hering, verschiedene Sorten
  • köttbullar – die kleinen Hackfleischbällchen
  • sylta – Sülze, fast presskopfartig
  • julskinka – großer gekochter und gegrillter Weihnachtsschinken, dazu Senf und Apfelmus
  • revbenspjäll – gebratene Rippchen
  • Janssons frestelse – Janssons Versuchung, Kartoffelauflauf mit Zwiebeln und Sardellen
  • Wurst in verschiedenen Varianten
  • Kartoffeln, Brot, Käse… Eine lustige Tradition, die in Schweden zu Weihnachten gehört, ist das Reimen. Zum Beispiel sind heute alle Überschriften im Kulturteil von *Dagens Nyheter* in Reimform. Es ist üblich, dass zu jedem Geschenk ein Reim gedichtet wird, der den dahinterstehenden Gedanken verdeutlichen oder einen Tipp geben soll, was sich in der Verpackung befindet. Da ich eben dies noch nicht getan habe, belasse ich es hiermit und wünsche allen Lesern frohe Weihnachten. **God Jul!** *Fiket* wird zwischen den Jahren nicht brachliegen, aber vielleicht etwas ruhiger…
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Wort der Woche: Julbock

Bild: Christian Gidlöf, Wikipedia
http://de.wikipedia.org/wiki/Bild:Gavle_christmas_billy_goat.jpg

Der Julbock ist ein in Schweden übliches Symbol für Weihnachten in Form eines Ziegenbocks. Er wird meist aus Stroh gemacht und zum Beispiel als Weihnachtsbaumschmuck verwendet. Das Symbol hat seinen Ursprung in der nordischen Mythologie. Dort wird der Wagen des Donnergottes Tor von zwei Ziegenböcken gezogen.

Noch im vorletzten Jahrhundert brachte wohl der Julbock die Geschenke an Weihnachten – heute hat diese Funktion jedoch der Weihnachtsmann inne.

Etwas nördlich von hier, in Gävle, errichtet man seit 40 Jahren einen großen Julbock auf dem Marktplatz. Da dieser ebenfalls aus Stroh ist, ist es fast schon zur Tradition geworden, dass der Julbock in Gävle Jahr für Jahr Vandalismusopfer wird, sprich: jemand zündet ihn an.

Allerlei Versuche, das zu verhindern, schlugen fehl. Dieses Jahr, zum Jubiläum, verwendet man jedoch eine neuartige Imprägnierung, so dass sich Offizielle zu Aussagen wie “Es ist heuer unmöglich, die Ziege abzufackeln” hinreißen lassen (E). Wenn das mal nicht als Herausforderung aufgefasst wird…

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Freitag, der 13.

Menschen mögen keine weltliche Erklärungen, die sind wohl zu langweilig. Deshalb gibt es Religion und sonstigen Aberglauben. Dabei ist es doch viel interessanter, die Erklärung hinter vermeintlich Unerklärlichem zu entdecken, als (an) eine unbeweisbare Geschichte zu glauben. Was steckt also zum Beispiel hinter der Tatsache, dass an Freitagen, die auf den 13. eines Monats fallen, statistisch mehr Unfälle (S) in Schweden passieren, als an anderen Freitagen.

Da ist zum einen der Effekt der selbsterfüllenden Prophezeiung zu nennen, also dass aufgrund der Erwartungshaltung oder übertriebener Vorsicht mehr passiert, als wenn man das Datum ignoriert. In Schweden kommt jedoch noch ein weiterer Aspekt hinzu, der die Statistik verfälscht. Jedes Jahr am 13. Dezember wird nämlich Lucia gefeiert. Zu diesem Anlass wird mit Feuer in Haaresnähe hantiert, was nicht nur zu einer Vielzahl an Unfällen führt, sondern damit auch zu einer Verschiebung der freitäglichen Unfallzahlen hin zum 13., weil eben alle sieben Jahre Lucia auf einen Freitag fällt.

Was genau es mit dem Luciafest auf sich hat, werde ich zu gegebenem Anlass schreiben, trotzdem hier der Ungeduldigenlink.

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Elchjagd eröffnet

Heute beginnt die Elchjagdsaison. In vielen Teilen Schwedens gibt es so viele Elche, dass sie ohne Probleme gejagt werden, ja sogar gejagt werden müßen, weil sie sonst den Baumbestand zu sehr schädigen. Trotzdem verstehe ich Jäger nicht, die daran ihren Spaß haben, anstatt es als eher als Bürde zu sehen.

Der Spaß am Jagen ist vermutlich auch der Grund, dass viele Jäger in Schonen den Aufruf des Jägervandes ignorieren (S), dieses Jahr auf die Jagd zu verzichten, um den dortigen Elchbestand sich erholen zu lassen.

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Kanelbullens Dag

Ich hätte mit diesem Foto bis heute warten sollen, denn heute ist der “Tag der Zimtschnecke”, Kanelbullens dag. Eingeführt wurde dieser Thementag (S) vom Hembakningsrådet (S, übersetzt etwa “Rat fürs Selberbacken”) und er wird auch durchaus mit erhöhtem Verzehr begangen.

Selbst Kanelbullar zu backen ist recht einfach. Nachdem der Hefeteig gegangen ist, rollt man ihn zu einer dünnen Fläche aus, die zuerst mit Butter bestrichen und dann mit Zimt und Zucker bestreut wird. Das Ganze wird von einer Seite her aufgerollt und dann in Stücke geschnitten, die man auf einer der Schnittflächen aufs Blech setzt und die andere mit Ei und grobkörnigem Zucker bestreut. Jetzt nur noch backen. Rezepte für den Teig gibt es in vielen Varianten, unter anderem hier.

Nachtrag: Joel Malmqvist argumentiert in seinem Blog (S), dass der heutige Tag auch als linker Feiertag durchgehen könnte, denn der 4. Oktober 1983 markiert ein wichtiges Datum für Wirtschaftsliberale. Damals kam es zu einer Demonstration, bei der Unternehmer mit allgemeiner Unterstützung der Schweden gegen Arbeitnehmerfonds marschierten. Diese seltene Übereinkunft von Kapital und Volkswille, die zur Verwerfung der Fondsidee führte, markiert eine der wichtigsten Niederlagen der Sozialdemokratie in Schweden. Warum also sollte heute ein linker Feiertag sein? Na weil heute eben nicht dieser Ereignisse gedacht wird, sondern stattdessen Backwerk verzehrt wird.

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Surströmming

Irgendwie hatte ich die Surströmmingspremiär später in Erinnerung, aber man isst die vergorenen kleinen Ostseeheringe schon ab dem dritten Donnerstag im August. Ich halte diese “Delikatesse” ja für maßlos überbewertet und zwar nicht im Bezug auf den Geschmack – ich kenne niemanden, der behauptet, es schmecke überwältigend gut – sondern wegen des Aufregung und Mythen, die sich um den stinkenden Sud ranken. Deshalb schreibe ich jetzt auch nicht weiter, sondern verweise auf den Wikipedia-Artikel.

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Bürgerliche Beerdigungen

Schweden ist säkularer und atheistischer als Deutschland. Das spiegelt sich auf viele Arten wider und ein Beispiel ist die Meldung (S), dass nichtreligiöse Beerdigungen immer häufiger werden. Seit 2001 hat sich die Zahl fast verdoppelt.

Im Großraum Stockholm ist der Anteil mit 10% am höchsten. Das ist natürlich noch keine Mehrheit, aber die Entwickling geht in die richtige Richtung. Kommunale Friedhöfe, die nicht an eine bestimmte Religion geknüpft sind, sind keine Seltenheit.

Kennt jemand den Prozentsatz nichtkirchlicher Beisetzungen in Deutschland?

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Mittsommer

Der midsommarafton, zu deutsch “Mittsommer(abend)”, ist eines der großen Feste in Schweden und vielleicht das landestypischste. Anlass ist der längste Tag des Jahres, der 21. Juni, aber man hat sich darauf geeinigt, immer an einem Freitag zu feiern. Das Datum variiert deshalb zwischen dem 19. und 25. Juni und heuer ist es eben der 23. – heute.

Das Mittsommerfest gab es schon vor der Christianisierung Schwedens und war ursprünglich ein Fruchtbarkeitsritual. Das deutlichste Überbleibsel dieser Tradition ist die Mittsommerstange, ein in Blätter und Blumen gekleideter Baumstamm mit einer Querstange oben, an deren Enden zwei Ringe hängen. Was das darstellen soll, kann sich jeder denken. Wahrscheinlich brachten deutsche Einwanderer um 1400 den Maibaum mit nach Schweden, wo er dann der späteren Vegetationszeit entsprechend in den Juni wanderte. Mancherorts wird die midsommarstång auch immer noch majstång genannt. Eine alternative Erklärung hat mit dem Verb maja zu tun, das so viel wie “grün anziehen” bedeutet.

An Mittsommer macht Schweden dicht und die Bevölkerung begeht Stadtflucht. Es ist gleichzweitig für viele der Beginn des Jahresurlaubs, den man verständlicherweise in den kurzen Sommer legt. Wenn man an Mittsommer nicht gerade um den Maibaum tanzt, isst man frische Kartoffeln mit Dill zum Standardessen bei schwedischen Festen: eingelegte Heringe in alllerlei Geschmacksrichtungen. Dazu trinkt man Bier und Aquavit und lässt sich zur Nachspeise die Erdbeeren mit Sahne schmecken. Es müssen schwedische Erdbeeren sein und es ist hierzulande wirklich eine Nachricht wert, ob sie denn dieses Jahr rechtzeitig reif werden.

Ob man nun um die Mittsommerstange tanzt oder nicht, traditionelle Kleidung der jeweiligen Region trägt, oder einfach nur feucht-fröhlich feiert und singt – Mittsommer ist ein willkommener Anlass dazu und den lange erwarteten Sommer willkommen zu heißen, bevor er in wenigen Wochen wieder vorbei ist.

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Wort der Woche: Kubb

Das schwedische Wort Kubb kann vielerlei bedeuten:

  • Der runde Hut, die Melone, heisst im Schwedischen Kubb.
  • Mandelkubb ist ein harter Mandelkuchen.
  • Huggkubb bedeutet Hackklotz.
  • Ein spezieller Laib schweres Brot wird auch Kubb genannt.

Generell kann also viel, das klotzartig ist, mit kubb bezeichnet werden und vielleicht ist Klotz auch die beste allgemeine Übersetzung. Kubb ist auch ein in Schweden sehr beliebtes Spiel für den Sommer und wird im Freien gespielt, oft auf Wiesen während eines Grillfestes. Es ist ein Geschicklichkeitsspiel und geht darum, mit kurzen Holzstöcken, die Holzklötze der Gegenseite umzuwerfen. Das klingt zuerst einmal sehr simpel und wenig spannend, wird aber durch die Regeln erst interessant, die wie folgt aussehen.

Das Spielfeld ist rechteckig und die Grundlinien der beiden Seiten sind zwischen 6 und 10 Metern auseinander. Auf den beiden Grundlinien stehen zu Beginn jeweils 5 Klötze aufrecht, die Kubbar, nach denen das Spiel benannt ist. In der Mitte des Feldes steht ein größerer Klotz, der König. Die Mannschaften werfen abwechselnd mit 6 Stöcken auf die Klötze auf der gegnerischen Grundlinie und versuchen, sie umzuwerfen, ohne dabei den König zu treffen. Die umgeworfenen Klötze kommen nicht aus dem Spiel, sondern werden von der gerade beworfenen Mannschaft in die gegenüberliegende Spielhälfte geworfen und dort aufgestellt, wo sie gelandet sind. Bevor diese Mannschaft jetzt ihrerseits auf die Klötze der gegnerischen Grundlinie werfen darf, muss sie zuerst diese Klötze umlegen.

Beim Platzieren der Klötze, die einem gerade umgeworfen wurden, versucht man, diese so nah wie möglich in die gegnerischen Hälfte zu werfen, damit sie leichter zu treffen sind. Wenn man es außerdem schafft, dass die geworfenen Klötze einander treffen, werden diese aufeinander gestellt – eine weitere Erleichterung beim Treffen. Wenn eine Mannschaft es in ihrer Runde nicht geschafft hat, die wieder aufgestellten Klötze alle umzuwerfen, dürfen die Gegner das nächste Mal von Höhe des vordersten Klotzes in ihrer Hälfte werfen, anstatt von der Grundlinie.

Dieser Prozess, in dem die Klötze hin und her wandern ist unten in einer Skizze illustriert und kann sich recht lange hinziehen, je nach Geschicklichkeit der Mannschaften. Selbst wenn eine Mannschaft die Gegenseite fast geleert hat, kann sich das Blatt schnell wenden, wenn der Gegner eine glückliche Runde schafft und mehrere der näherstehenden umlegt. Wenn eine Mannschaft alle Klötze auf der Gegenseite getroffen hat, darf sie mit den übrigen Stöcken der gleichen Runde auf den König werfen. Fällt dieser, hat die werfende Mannschaft gewonnen.

Die Feinheiten der Regeln von Kubb weichen oft voneinander ab, aber es ist ja kein sehr ernstes Spiel, sondern lädt durch die Einfachheit und die beliebige Anzahl Spieler zum spontanen Spielen ein. Die Schnelligkeit lässt sich auch ganz einfach variieren, indem man die Grundlinien näher oder weiter voneinander aufbaut. Kubbspiele gibt es fertig zu kaufen, anstatt dieser wohlgeformten Klötze und Wurfstöcke kann man sich aus Holzresten aber auch recht einfach einen eigenen Satz basteln.

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