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Wort der Woche: Kalmarunionen

Die “Union von Kalmar” war ein von Dänemark dominierter Zusammenschluss der skandinavischen Länder und bestand von 1397 bis 1523. Schwedens Austritt aus der Union, die Wahl Gustav Vasas zum König und die damit einhergehende Emanzipation von Dänemark war der letzte große Bruch in der schwedischen Geschichte und ist noch heute Grund für den Nationalfeiertag am 6. Juni. Viel mehr Details zur Kalmarer Union findet man in der Wikipedia.

Gestern war in der Zeitung ein Plädoyer für eine neue Kalmarunion zu lesen und obwohl dieser aus schwedischer Sicht eher zwiespältige Begriff explizit verwendet wurde, fielen die Reaktionen anscheinend eher positiv aus. Argument dafür, die nordeuropäischen Länder zusammenzuschließen, ist zum einen die gewachsene EU, in der die kleineren Länder alleine weniger Gewicht haben. Gemeinsam könne man “skandinavischen Werten” mehr Einfluss geben und Entwicklungen entgegenwirken, die man im Norden für die falsche Richtung hält. Zum anderen wäre ein skandinavischer Staat wirtschaftlich der zehntgrößte der Welt, vor Russland und Brasilien, was für einen sicheren Platz bei Treffen wie den G20 und Einfluss auf der internationalen Bühne sorgen würde.

Praktisch-pessimistisch kann man den Vorschlag, Norwegen, Dänemark, Island, Finnland und Schweden zu einem einzigen Staat zu machen, sicherlich als unrealistisch abtun. Andererseits sind große Ideen für die Zukunft natürlich willkommen, wenn sie so positiv sind wie diese. Der Rückhalt in der schwedischen Bevölkerung scheint da zu sein und mein Eindruck ist, dass es auch in den anderen ein skandinavisches Zusammengehörigkeitsgefühl gibt.

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Gegenseitiges Vertrauen im Norden

Leider ohne Quellenangabe las ich heute Morgen eine kurze Notiz in der Zeitung, die das allgemeine Bild von Skandinavien zu bestätigen scheint: Norwegen, Dänen, Finnen und Schweden führen (in dieser Reihenfolge) die Liste an, wenn es um die Frage geht, ob man andere Menschen generell für vertrauenswürdig hält. Über zwei Drittel (in Norwegen fast vier Fünftel) denken so und unter einem Sechstel der Bevölkerung haben eine skeptische Grundhaltung gegenüber Mitmenschen. In Westeuropa sind Portugiesen die skeptischsten (57%), jedoch weit geschlagen vom ehemaligen Ostblock. Aus Bulgarien werden zum Beispiel genau umgekehrte Zahlen zu Schweden berichtet, also zwei Drittel skeptisch und nur ein Sechstel vertrauensvoll.

Die Schlussfolgerung der Zeitungsnotiz, dass Vertrauen Erfolg mit sich zieht (die anderen nordischen Länder sind reicher und vertrauensvoller als Schweden) würde ich mit Blick aufs restliche Europa jedoch eher umkehren: Wohlstand aller als Voraussetzung für einen entspannten und vertrauensvollen Umgang miteinander.

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Wort der Woche: Hurra

Ziemlich häufig wenn jemand, nennen wir sie Inga, gefeiert werden soll, weil sie zum Beispiel etwas besonderes erreicht hat, passiert folgendes. Nach einer eventuellen kurzen Rede von einem der Anwesenden, fordert dieser alle anderen auf, die Gefeierte “hochleben” zu lassen. Dazu sagt derjenige

Ett fyrfaldigt leve för Inga! Hon leve…

und alle antworten mit lauter Stimme:

Hurra! Hurra! Hurra! Hurra!

Übersetzt: Ein vierfaches “Sie lebe hoch” für Inga! Sie lebe…. Und dann eben die vier Hurras, die mit lautem aber kurzem “a” gerufen werden. Man hält sich dabei wirklich nicht mit der Lautstärke zurück und schon eine kleinere Gruppe hört man durch mehrere Wände hindurch, wenn sie jemanden “hurrat” (schw. man hurrar för någon).

Die Zahl vier kommt angeblich (Quellen: eins, zwei) vom Militär und zwar hatte man sich im 17. Jahrhundert darauf geeinigt, Truppen unterschiedlicher Länder mit unterschiedlich vielen Kanonenschüssen zu identifizieren. Zwei Schüsse standen für Schweden, drei für die Dänen. Daher dass man in Schweden zu königlichen Anlässen die Zahl auf vier verdoppelte, kommt heute das vierfache Hurra und es ist deshalb auch nicht verwunderlich, dass man in Schonen, das lange zu Dänemark gehörte, noch heute nur drei Mal hochleben lässt.

Der Ausruf “Hurra!” selbst kommt laut Herkunftswörterbuch vom mittelhochdeutschen hurren, sich schnell bewegen. Als Imperativ und Ausruf war es als Schlachtruf in Kriegszeiten in Gebrauch und vermischte sich dann mit der Zahl zum oben genannten Ausruf des Hochleben-Lassens.

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Vor 350 Jahren in Roskilde

Am 26. Februar 1658 wurde zwischen Dänemark und Schweden der Frieden von Roskilde geschlossen. Das war gestern vor 350 Jahren. Schweden erhielt als Gewinner unter anderem die wichtigen Gebiete Schonen, Blekinge und Halland. Wie es dazu kam ist eine Geschichte, die es wert ist, ein andermal ausführlicher erzählt zu werden.

Auf das Datum aufmerksam wurde ich durch Außenminister Carl Bildt, der sein Blog auch weiterhin täglich füllt und dort den Vergleich zum heutigen Verhältnis der beiden Länder anstellt.

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Dänemark sperrt die Pirate Bay

Ein dänisches Gericht hat Internetanbieter dazu verurteilt, den Zugang zur schwedischen Dateitauschseite The Pirate Bay zu unterbinden. Vor längerem wurde schon die (nicht mehr existierende) russische Seite AllOfMp3 auf die gleiche Art in Dänemark “abgeschaltet”.

Die Argumente, warum das schlecht ist, sind zahlreich:

  • Die Pirate Bay ist vorrangig eine Suchmaschine ähnlich Google und bietet selbst keine illegalen Inhalte an.
  • Selbst wenn man dort urheberrechtlich geschütztes Material findet, sperrt man alle legalen Angebote mit aus. Es gibt zum Beispiel mittlerweile zahlreiche Bands, die die Pirate Bay als Vertriebskanal benutzen.
  • Die Blockade lässt sich technisch leicht umgehen, schränkt aber trotzdem die Auswahl des unbedarften Internetnutzers ein.
  • Die Zensur des Internets passt nicht zu einem freiheitlichen Staat, sondern ist charakteristisch für repressive Regime wie China oder Nordkorea. Und den Wünschen eines Interessenverbandes zu genügen, ist kein ausreichender Grund dafür.

    Mehr dazu auch [bei der Piratenpartei](http://www.piratpartiet.se/nyheter/pressmeddelande_danmark_censurerar_internet_blockerar_the_pirate_bay).
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Abwesend

Ich bin dann mal, wie schon erwähnt, für knapp zwei Wochen in Deutschland und Dänemark unterwegs. Bis ich zurück bin ruht dieses Blog voraussichtlich.

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Dänemark hat gewählt

Gestern war Wahl in Dänemark. Ministerpräsident Anders Fogh Rasmussen wird dieses Amt wohl auch in Zukunft innehaben, denn obwohl seine bürgerlich-liberale Partei mit dem irreführenden Namen Venstre (“links”) Stimmen eingebüßt hat, wird er mit etwas Hilfe weiterregieren können.

Das was viele in Schweden als Schandfleck im kleineren Nachbarn betrachten, nämlich die an der Regierung beteiligte ausländerfeindliche Dansk Folkeparti, hat jedoch sogar leicht Stimmen hinzugewinnen können. Allerdings kam auch eine neue Partei, die sich explizit als Gegenpol gegen den Rechtspopulismus gegründet hat, ins Folketing geschafft. Ihr Ziel, die Dansk Folkeparti zu entmachten, ist jedoch fehlgeschlagen und Rasmussen kann ohne die Hilfe der Ny Alliance auskommen. Zwei gegensätzliche Parteien als Koalitionspartner zu haben, wäre ihm wohl auch schwer gefallen.

Mehr hier, hier und hier.

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Lebensmittelpreise in Europa

Eine der immer wiederkehrenden Fragen zu Schweden ist, wie viel teurer Lebensmittel hier eigentlich sind. Jetzt gibt es Zahlen zu 2006.

Ein folgt ein Auszug, wobei der EU27-Durchschnitt jeweils bei 100 liegt. Ein Wert von 120 in der Tabelle heißt also, dass etwas 20 Prozent teuer ist als im europäischen Durchschnitt.

Essen und nicht-alkoh. Getränke Davon Alkohol Tabak
Brot, Getreidep. Fleisch Milch, Käse, Eier
Deutschland 105 108 118 87 82 119
Schweden 119 131 133 104 145 119
Dänemark 142 150 149 116 128 115
Finnland 120 141 119 110 170 107
Norwegen 158 164 182 160 229 227

Die Preise in Deutschland sind also ziemlich nahe am EU-Durchschnitt. Schweden liegt deutlich darüber, aber weniger als die anderen beiden skandinavischen EU-Länder. Von Norwegen, das wie üblich die Statistik anführt, ganz abgesehen.

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Mangelware ökologische Milch

Letzten Oktober schrieb ich, dass ich bei meiner Milch zum Frühstück auf die fettarmere Variante ausweichen musste, weil die ökologische mit 3% Fett nicht mehr verkauft wurde. Daran hat sich seitdem nichts geändert und ökologisch produzierte Milch ist in Schweden wegen der großen Nachfrage weiterhin knapp.

Deswegen will der dänisch-schwedische Molkereikonzern Arla bald dänische Milch nach Schweden importieren. Schwedische Bauern finden das nicht gut und haben natürlich Recht, dass der längere Transport dem ökologischen Gedanken zuwiderläuft. Gleichzeitig stellen viele schwedische Bauern nicht auf Ökoproduktion um. Gründe seien der höhere Flächenbedarf, das finanzielle Risiko und Zweifel daran, dass ökologische Landwirtschaft wirklich besser ist.

Als Laie würde ich vermuten, dass hohe Nachfrage bei geringem Angebot die Preise steigen lässt und somit langfristig dafür sorgt, dass ökologische Produktion auch für Landwirte attraktiver wird.

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Roskilde unter Wasser

Unter den rund 100.000 Besuchern des größten europäischen Rockfestival im dänischen Roskilde sind auch zahlreiche Schweden. Ebenso wie in Südskandinavien hat es in Dänemark aber zuletzt auch so heftig geregnet, dass das Festival buchstäblich in Wasser zu fallen scheint. Obwohl man schon oft von unfreiwilligen “Schlammschlachten” beim Roskilde-Festival gehört hat, scheint es heuer so schlimm wie nie zu sein.

Tagesschau.de schreibt:

Mehrere tausend Besucher flüchteten in der Nacht zum Freitag vor Überschwemmungen. [...] Fans liefen Gefahr, wenn sie betrunken seien, in einem Feld nahe des Festivals zu ertrinken. Festival-Flüchtlinge berichteten im Rundfunk aus dem zum “Notaufnahmelager” umfunktionierten Kopenhagener Hauptbahnhof, dass sie praktisch “in einem See” gezeltet und seit Tagen keine trockene Kleidung mehr am Leib gehabt hätten. Allein am Donnerstag war so viel Regen auf die Fans niedergegangen wie beim bisher feuchtesten Festival 1971 an allen vier Tagen zusammen.

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