Pension bedeutet – wer hätte es gedacht – Pension, Rente. Es wird
“pangschuhn” gesprochen, wegwegen man eigentlich pangsjon anstatt
pension schreiben
sollte,
tut man aber nicht. Ich habe mich zuletzt aus Eigeninteresse mit dem
schwedischen Rentensystem befassen dürfen und versuche, es im folgenden
zusammenfassen.
Das System ist in mehrere Teile gegliedert:
- allmän pension, allgemeine Rente
- inkomstpension, Einkommensrente
- premiepension, Prämienrente
- garantipension, Garantierente
- tjänste-/avtalspension, Vertragsrente
- privat pension
Die allgemeine Rente setzt sich aus der Einkommens- und der Prämienrente
zusammen. Erstere wird von der
Försäkringskassan verwaltet, die
sich auch um die Krankenversicherung kümmert. Die 16% des Lohns werden
direkt vom Arbeitgeber abgeführt und auf diese Gelder hat man keinen
Einfluss. Natürlich wächst das eigene Konto je länger man arbeitet und
je mehr man verdient, es ist jedoch auch abhängig von der
Konjunkturentwicklung.
Ebenfalls automatisch abgeführt wird die Prämienrente, also die 2.5% des
Lohns, die den anderen Teil der allgemeinen Rente ausmachen. Dieses Geld
wird von der Premiepensionsmyndigheten (PPM,
myndighet bedeutet “Behörde”) verwaltet und hier hat man die
Möglichkeit, Einfluss zu nehmen. Man kann sich auf der Webseite der PPM
einloggen und selbst die Fonds auswählen, in denen das Geld angelegt
werden soll. Es stehen über 750 Fonds von einer langen Liste mit
Anbietern zur Auswahl, von Aktienfonds mit hohem Risiko bis zu
sichereren Rentenfonds.
Jedes Jahr um diese Zeit werden die berühmten “orangefarbenen Kuverts”
verschickt. Darin findet man einen Kontoauszug, auf dem steht wie viel
man jeweils an Einkommens- und Prämienrente angesammelt hat und welche
monatliche Pension man davon bekommen würde.
Soweit zur obligatorischen “allgemeinen Rente”. Neben dieser haben so
gut wie alle Gewerkschaften ausgehandelt, dass Arbeitgeber darüber
hinaus Geld für die Rente abführen. Diese Vertragsrente variiert also
von Branche zu Branche und das Geld wird auch von jeweils eigenen
Organisationen verwaltet. In meinem Fall, da ich an der Uni arbeite, ist
es Statens pensionsverk (SPV), das sich um die
tjänstepension für alle Staatsangestellten kümmert. Genauer gesagt
gibt es das Geld an Firmen weiter, die man sich selbst aussuchen kann.
Auf dem Wahlzettel, den man jährlich zugeschickt bekommt, stehen sowohl
Firmen, die klassische Versicherungen mit garantierter Rendite anbieten,
als auch wiederum Fondsverwalter. Würde ich zum Beispiel der SPV sagen,
dass ich das Fondsystem meiner Bank als Verwalter will, dann würde das
Geld in meinem Onlinebanking auftauchen und ich könnte es dort aufteilen
und investieren, wie ich wollte.
Dann gibt es noch die private Pension. Das ist im Prinzip eine etwas
andere Art des Sparens, man zahlt also selbst aktiv Geld ein. Die
Steuervorteile bei den Renditen gegenüber anderen Sparformen erkauft man
sich damit, dass das Geld verschwindet, wenn man zu früh stirbt. Es gibt
zwar wie bei der Vertragspension (je nach eigener Wahl) einen
Rückzahlungsschutz (återbetalningsskydd), der dafür sorgt dass das
noch übrige Kapital an die Hinterbliebenen ausgezahlt wird, der aber
gleichzeitig auch die Rente verringert.
Man hat in Schweden also einiges zu tun was die eigene Rente angeht und
einen Djungel an Möglichkeiten, in dem man sich zumindest grob
orientieren muss. Man könnte sagen, der Staat hat viel Verantwortung auf
seine Bürger abgeschoben – zum Guten wie zum Schlechten. Denn natürlich
kann man mit Glück und Geschick seine Rente kostenlos aufbessern,
andererseits ist es natürlich auch hierzulande so, dass viele solche
Entscheidungen aufschieben, die erst in einigen Jahrzehnten wirksam
werden. Schickt man die Wahlformulare für die Prämien- und
Vertragspension nicht ausgefüllt zurück, wird eine Standardwahl für
einen getroffen.
Immerhin gibt es eine Webseite, die alle eigenen Rentenkonten sammelt
und einem eine Übersicht bietet.
Minpension.se ist eine Zusammenarbeit aller
oben genannten Behörden und Firmen und nachdem man die Erlaubnis erteilt
hat, holt Minpension.se die entsprechenden Informationen von den
verschiedenen Aktören und stellt sie einem nett dar.
Was passiert, wenn man in Rente geht? Dann wird das Guthaben in den
verschiedenen Rentenformen zusammengeworfen und durch die
durchschnittliche verbleibende Lebenszeit (gut 18 Jahre, wenn man 65
ist) geteilt. Daraus errechnet sich die monatliche Zahlung, auch wenn
man länger lebt als “vorgesehen”. Man kann seine Rente also stark
aufbessern, wenn man länger arbeitet, denn es wird sowohl länger
eingezahlt als auch dann durch einen kürzeren Zeitraum geteilt.
Die Garantierente greift ein, wenn man ansonsten zu wenig Rente bekommen
würde. Für den vollen Betrag (z.Zt. etwa 7600 Kronen pro Monat) muss man
40 Jahre in Schweden gelebt haben, ansonsten wird anteilig gekürzt.
Aus obigen Ausführungen sollte klar geworden sein, dass das schwedische
Rentensystem stark an die Entwicklung der Wirtschaft und der Finanz- und
Börsenmärkte gekoppelt ist. Das bedeutet, dass mit den starken Verlusten
in den letzten Monaten auch viel schwedisches Rentengeld “verschwunden”
ist. Die Politik streitet sich gerade, was getan werden kann, damit die
Auszahlungen an Rentner im kommenden Jahr nicht zu sehr sinken.
Nachtrag: Kaum habe ich das geschrieben, da kommt die
Nachricht,
dass die ersten Rentenzahlungen gekürzt werden.
Nachtrag, 2010-02-09: Was oben zu den Behörden steht stimmt nicht
mehr.