Fabian schreibt über Inga Lindström und ich schätze mich glücklich dafür, dass ich die Serie nicht kenne. Die Existenz und den Erfolg von Schwedenkitsch aus Deutschland haben wir natürlich den zahlreichen Schwedenfans zu verdanken.
Jedem das seine.
Fabian schreibt über Inga Lindström und ich schätze mich glücklich dafür, dass ich die Serie nicht kenne. Die Existenz und den Erfolg von Schwedenkitsch aus Deutschland haben wir natürlich den zahlreichen Schwedenfans zu verdanken.
Jedem das seine.
Wie jedes Jahr (2007, 2006) kommt hier eine Zusammenstellung der diesjährigen Nobelpreise, die im Laufe dieser Woche bekannt gegeben wurden und werden.
Das Systembolaget hat einige deutsche Weine, die ich mag – neben Rieslingen auch einen fränkischen Bocksbeutel mit Silvaner drin aus der “alten Heimat”. Man muss allerdings 9 Euro für eine Flasche ausgeben, um etwas anständiges zu bekommen. Rhine Lady finde ich zum Beispiel untrinkbar.
Heute morgen war ich mal wieder Blut spenden. Es war eine Neue hinter dem Anmeldetresen und sie stutzte als ich mich mit deutschem Führerschein und der schwedischen Aufenthaltsgenehmigung, auf der die allmächtige Personnummer steht, ausweisen wollte. Ihr älterer Kollege erklärte ihr, das sei schon in Ordnung.
Dann suchte sie meine deutsche Personnummer auf dem Führerschein bis ich ihr erklärte, dass es so etwas da nicht gibt, dass das geschichtliche Gründe hat (Nazis, Melderegister, Juden, Missbrauch) und dass das auch seine Vorteile hat. Beide fanden auch gleich, dass es hierzulande manchmal schon zu viel ist mit dieser Nummer, konnten sich aber gleichzeitig überhaupt nicht vorstellen, wie eine Verwaltung ohne funktionieren kann.
Ich ließ sie mit dieser Frage alleine und begab mich in die Hände der nächsten Krankenschwester, um angestochen zu werden.
Wie erwähnt fand gestern in Stockholm, parallel zur Wiedereröffnung des Parlaments, eine Demonstration gegen das FRA-Gesetz statt.
Ich war nicht selbst da, aber es gibt Fotos und ich fand es sehr nett, dass auf einem der Schilder “Wir sind das Volk” stand.
Ich höre seit gestern vermehrt Stimmen aus Deutschland, die sich über die “Kälte” beklagen. Ich möchte hiermit darauf hinweisen, dass das Thermometer hier seit vier Wochen nicht mehr über 15 Grad kam und wir mehr oder minder Dauerbewölkung hatten und immer noch haben – mittlerweile allerdings bei etwa 10 Grad Tageshöchstwert. Der erste Nachtfrost ist nicht weit.
Also, liebe Leser aus Deutschland: Klagt nicht übers Wetter, sondern seid froh, dass ihr so einen langen Sommer hattet. ;)
Die größte skandinavische Fluggesellschaft SAS hat bestätigt, dass Übernahmeverhandlungen laufen. Es wird spekuliert, dass es die deutsche Lufthansa ist, die SAS übernehmen könnte.
SAS und Lufthansa haben beide einen sehr guten Ruf bei Kunden und die Übernahme klingt für mich als Außenstehenden und Laien zumindest nicht abwegig. Obwohl ich viel zu oft im Flugzeug sitze, bin ich aus irgendwelchen Gründen noch nie Lufthansa geflogen.
Snäll bedeutet “nett”.
Snabb bedeutet “schnell”.
Tåg beudeutet “Zug”.
Trotzdem ist ein “Schnellzug” auf Schwedisch ein snälltåg, vermutlich eine Art “phonetische Übersetzung” aus dem Deutschen. Das Wort verwendet man aber nicht mehr so oft, sondern man benennt die Art des Zuges, also X2000, so wie man im Deutschen sagt “ich fahre ICE” anstatt “Schnellzug”.
Da kommt man nichtsahnend abends nach Hause und was findet man hinter dem Briefschlitz? Eine Freikarte zum Oktoberfest in Enköping. Das liegt ein paar (schwedische) Meilen westlich von hier. Dabei war ich doch noch nicht einmal auf dem Original als ich noch in Bayern gelebt habe.
Ich übersetze mal aus der gut zehnseitigen Zeitung, an die die Freikarte geheftet war.
Titelseite: Enköpings Oktoberfest – ein Geschmack von Bayern. Bierzelt, Troubadoure und Künstler, Disco-Karaoke. Kauf das Tirolerpaket! Tirolerbuffet, Eintritt, ein Bier, ein Jägermeister und ein Tirolerhut.
Seite 3, unübersetzt: Die zwei Tiroler Hans und Heidi – Tiroler Show!
Beweise:
Das Ganze wäre sicher eine Reise wert, so als Studie zum heutigen Deutschlandbild der Schweden mit vielerlei Fotomöglichkeiten. Leider hab’ ich an diesem Wochenende keine Zeit.
Ich sitze gerade im hiesigen Unihauptgebäude zu einem Seminar mit dem Titel “Die Universität Uppsala, der Nationalsozialismus und Nazideutschland” (PDF). Zweieinhalb Stunden lang versuchen sechs Professoren, Schriftsteller und Journalisten in einem Diskussionsforum zu beleuchten, welche Rolle damals die Universitäten, im besonderen Uppsala, beim Verhältnis zu den Nazis spielten und was das im Nachhinein für Auswirkungen hatte.
Es geht los. Ich wäre fast nicht in den Saal gekommen. Dass man sich voranmelden konnte, hatte ich verpasst. Ich bekam dann aber doch noch einen Platz. Immerhin schön zu sehen, dass das Thema viele Menschen interessiert.
Zu Eingang wird betont, wie wichtig die Anwesenden Debatteure für die Diskussion über das Verhältnis der Schweden zu den Nazis waren. Ein paar Bücher derselben Personen werden genannt. Birgitta Almgren hat zum Beispiel ein Buch über die Faszination des Nordens und nationalsozialistische “Infiltration” Schwedens geschrieben.
Als Hintergrund sollte man vielleicht noch wissen, dass die eigene Rolle während des zweiten Weltkriegs in der öffentlichen Diskussion in Schweden noch recht jung ist. Die “Aufarbeitung” dieses Kapitels der eigenen Geschichte haben die Schweden recht lange vor sich hergeschoben.
Anhand dessen wie der Moderator die Teilnehmer vorstellt deutet sich an, dass sowohl die Rolle der Studenten und des Studentkår als auch die Flüchtlingspolitik Schwedens im Bezug auf Juden zur Sprache kommen wird.
Die Einleitung von Sverker Oredsson beginnt damit, wie lange schwedische Historiker auf die Linie eingeschwenkt waren, dass die Politik Albin Hanssons während des zweiten Weltkriegs tadellos war. Zur Erinnerung: Schweden war offiziell neutral, machte aber allerlei Konzessionen an Nazideutschland, um nicht in den Krieg verwickelt zu werden. Zum Beispiel wurden zwei Millionen deutsche Soldaten auf schwedischen Schienen transportiert.
Erst 1991 kam eine kurze Streitschrift heraus, die die schwedische Rolle als beschämend darstellte. Als mögliche Erklärung für die Verzögerung führt Oredsson die Konzentration nach dem Krieg auf Deutschland als den einzigen Schuldigen an, während alle Nachbarn als Opfer gesehen wurden. Er stellt auch dar, wie die schwedische Angst vor einem Angriff Deutschlands wohl übertrieben war. Man verkaufte weiterhin viel Eisenerz an die Nazis und nazikritische Zeitungen wurden vorsichtshalber verboten. Die öffentliche Meinung war, gerade unter Akademikern, sehr dagegen, fliehende Juden aufzunehmen.
Birgitta Almgren erzählt, wie ihre beiden ehemaligen Professoren in Uppsala in den 60ern und 70ern die Ausnahme waren, wenn sie ähnliche Forschung wie ihre Deutschen betrieben, um die Nazizeit aufzuarbeiten.
Was waren die Reaktionen an schwedischen Universitäten als die Nazis die Macht übernahmen? Damals war Deutsch die Sprache der Akademiker in Schweden. Dissertationen wurden darin verfasst. Die deutschen Professoren gaben nicht nur Berichte über Schweden weiter, sondern versuchten auch, für Verständnis für die Nazis zu werben – allerdings oft vergebens gegen die “linke Presse”. Traditionalismus und Skepsis gegenüber Amerikanisierung und Avantgarde waren jedoch ein Weg wie sich der Sprachgebrauch dem der Nazis näherte. Das schaurige Beispiel eines Nazi-Agenten in der schwedischen Schulaufsicht wird erzählt.
Der nächste Redner, Ola Larsmo, beginnt damit, wie mehrere Studentorganisationen in Uppsala sich direkt an den Staatschef wandten, um für die Sache der Juden einzutreten. Das weckte einiges böses Blut. Bei einem Treffen der Studenten (Bollhusmötet) in Uppsala kam es zu einem verbalen Kräftemessen zwischen beiden Seiten, als es darum ging, 12 jüdischen Ärzten an der Uni Posten zu geben. Die Argumente reichten von sachlich bis rein rassistisch und antisemitisch. Juristen und Theologen werden als besonders engagiert – auf beiden Seiten – hervorgehoben. Es gab also auch Anhänger der deutschen Christen.
1942 kamen tausend Juden durch die Wälder aus Norwegen und erzählen, was dort eigentlich passierte. Das führte dazu, dass Schweden bald mehr Juden aufnahm.
Heléne Lööw berichtet von der Stille, die lange über dem Thema Antisemitismus lag. Vorfälle wie der als eine Stockholmer Studentorganisation Anschläge auf eine Flüchtlingsorganisation plante, festgenommen wurde und sich dann lediglich nicht mehr in Universitätsgebäuden treffen durfte, sind im allgemeinen schlecht untersucht. Es herrschte und herrscht die generelle Meinung “Schweden sind keine Antisemiten”. Laut Lööw ist man noch am Anfang mit der Forschung zu diesem Thema.
Svante Nycander geht noch einmal auf das Bollhusmöte ein und wie es dazu kam. Das ist mir gerade zu kompliziert, es ausformulieren zu können.
Mein polnischer Bekannter flieht gerade den Saal. Solche Veranstaltungen sind qualvoll, wenn man noch Probleme mit der Sprache hat. Ich erinnere mich, zu Anfang meiner Zeit in Schweden selbst frustriert öffentliche Vorlesungen verlassen zu haben. Ein wenig übertrieben hochgestochen reden die Leute durchaus.
Karin Kvist Geverts ist die Quotenperson zum Senken des Altersdurchschnitts, frischgebackene Doktorin. Sie spricht über die Flüchtlingspolitik und erzählt, dass schon ab 1932 Juden im schwedisch sauber geführten Melderegister einen Vermerk bekamen und auch diskriminiert wurden. Zwar wurde ungefähr die Hälfte der jüdischen Flüchtlinge aufgenommen, allerdings nur unter dem Vorbehalt, dass sie weiterreisen. Geverts geht auf die Ausbildung und das Verhalten von Amtspersonen ein, besonders nach der “Reichskristallnacht” 1938 als Schweden laut Vieler von Juden “überschwemmt” wurde. Man führte Ausländerzählungen durch und die Ergebnisse wurden am gleichen Tag wie das Bollhusmöte in Uppsala bekannt gegeben. Ein hoher Beamter hielt dieses Studententreffen für wichtig genug, dort zu reden und die “Invasion der Juden” mit Zahlen zu widerlegen.
Wieder Sverker Oredsson. Er erzählt wie der “Völkische Beobachter” einige Studentorganisationen in Uppsala und Lund pries, weil sie sich energisch gegen “Semigranten” einsetzen. Er liest eine Passage aus Nycanders Buch “Världen ur Uppsalaperspektiv” – das lasse ich mir gern zu Weihnachten schenken. In Fortsetzung zu Geverts geht er auf das “antisemitische Hintergrundrauschen” ein und wie “Tradition” oft sehr nah den Nazis war.
Jetzt sind alle durch und die Debatte wird freier. Larsmo fängt an und antwortet Nycander, dass man die Studenten in Uppsala nicht damit verteidigen kann, dass das Bollhusmöte wegen einer Intrige der Nazi-Freunde zustande kam. Fotos zeigen zum Beispiel, dass 1935 die Straßen in Uppsala mit Nazipropaganda plakatiert waren.
Birgitta Almgrem weist auf den Sprachgebrauch von “deutschfreundlich” (tyskvänlig) hin, wenn man “nazifreundlich” meinte. Die Nazipropaganda hatte es also geschafft, deutsche Kultur und Menschen mit “Nazis” gleichzusetzen.
Nycander führt den Vergleich zwischen oben genanntem und der heutigen Flüchtlingsproblematik. Das passte nicht wirklich, finde ich. Interessant dagegen, dass die heute noch dominierende Lokalzeitung “Uppsala Nya Tidning” stark antinazistisch war.
Warum dauerte die Stille um Schwedens Rolle bis Ende der 80er und warum war es ein amerikanischer Historiker, der den Anstoß gab sie zu brechen?, fragt der Moderator. Lööw, die angebliche Expertin zu dem Thema, redet jedoch lieber über heutige Flüchtlinge. Dann geht sie aber doch auf den Unwillen ein, das Problem bei sich selbst zu sehen. Man führte lieber allerlei Erklärungen an, um nicht am Selbstbild zu rütteln.
Wenn man die großen schwedischen Universitäten nach ihrem Grad an Nazifreundlichkeit und -einfluß ordnen wolle, so war laut Oredsson Lund am “schlimmsten”, dann Uppsala und Stockholm etwa gleichauf und Göteborg am wenigsten bedenklich, nicht zuletzt wegen des damaligen Rektors dort.
Interessante Details fand ich noch, dass der Rassengünther in den 20ern an der Uni Uppsala war und dass hier auch das schwedische Institut für Rassenbiologie angesiedelt war und zwar in einem Haus, das ich bisher immer ganz schick fand.
Jetzt kommen Fragen aus dem Publikum. Der erste Fragende hatte eine sehr gute, bekam aber keine wirkliche Antwort aus dem Panel. Jetzt traf das unvermeidliche ein, ein älterer Herr erzählt eine Anekdote, die gern eine Minute wert gewesen wäre, aber nicht über 5. Und der Moderator traute sich trotz seiner Ankündigung zu Beginn nicht, ihn abzuwürgen.
Ah, der erste Deutsche steht auf und spricht. Ein Professor in Stockholm, der seinen Status auch gleich heraushängen lässt, hihihi. Ich mag befangen sein, aber er kommt wirklich besserwisserisch herüber und klingt als wäre er ein wenig sauer, nicht selbst ins Panel eingeladen worden zu sein.
Zum Abschluss betont Nycander die Rolle, die die heute noch existierende Studentenzeitung Ergo des Studentenkorps Uppsala in der öffentlichen Debatte in ganz Schweden spielte und dass im Großen und Ganzen die Debattenkultur darin recht sachlich war. Auch wenn die Studenten die damaligen Ansichten in der Bevölkerung widerspiegelten, wirkte die eher liberale und demokratische Atmosphäre an der Uni der Radikalisierung entgegen, befindet Nycander.
So, jetzt ist es zu Ende. Alles in allem sehr interessant, fand ich. Lang geworden ist der Text und ich lese jetzt nicht noch Korrektur, sondern fahre nach Hause.
Zuletzt eine kleine Warnung: Es ist durchaus möglich, dass ich im oben Geschriebenen etwas missverstanden habe. Zuhören und gleichzeitig schreiben ist nicht ganz einfach.