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Gebrauchsanweisung für Schweden

Josie hat mich neulich darauf aufmerksam gemacht, dass es in der “Gebrauchsanweisung für …”-Serie des Piper-Verlags jetzt auch eine Gebrauchsanweisung für Schweden gibt und dass fiket.de darin am Ende in einer “Kleinen Auswahl zum Weiterlesen” erwähnt und für “informativ” befunden wird. Auf mein Nachfragen erfuhr ich von Antje Strubel, der Autorin, dass ihr während der Recherche das ein oder andere Detail auf Fiket geholfen hat und dass sie mich auch mit einer Frage zur Stadtentwicklung angeschrieben hatte. Das hatte ich vergessen, aber ein Blick in meine Outbox verrät, dass ich ihr nicht helfen konnte.

Über das Buch selbst kann ich nichts sagen, weil ich es nicht gelesen habe. Die Erwähnung von Fiket verspricht jedoch Qualität. ;)
Wenn mir jemand sein ausgelesenes Exemplar schicken möchte, findet man meine Adresse im Impressum. Ich werde hier dann auch meinen Senf dazu abgeben. Andere Leser können das natürlich schon jetzt in den Kommentaren tun.

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Schweden im Baby-Boom

Es ist nicht nur mein Eindruck, dass sich die Schweden in letzter Zeit verstärkt fortpflanzen. Mehrere unserer Gäste vom “Kontinent”, wie man Europa südlich der Ost- und Nordsee hier gerne nennt, bemerkten ebenfalls die hohe Dichte an Kinderwägen, die man in den Städten sieht. Das kann man vielleicht zum Teil damit erklären, dass es in Schweden seltener Hausfrauen gibt und dass es normaler ist, Kinder überall mit hinzunehmen.

Dieser Tage wurden jedoch die Geburtenzahlen für 2007 veröffentlicht und es sind tatsächlich die höchsten seit 14 Jahren. Um 1990 gab es den letzten schwedischen Baby-Boom. Zu dieser Zeit bekam jede Frau im Schnitt 2,14 Kinder – mehr als die zum Erhalt der Bevölkerungszahl nötigen 2,1. Die 107.000 Kinder vom letzten Jahr entsprechen zwar nur 1,88 pro Frau, aber zusammen mit der Einwanderung wächst die schwedische Bevölkerung weiterhin. 2004 wurden die 9 Millionen überschritten und mittlerweile sind es noch einmal 200.000 Menschen mehr, die in Schweden leben. In wenigen Jahren wird die Zahl achtstellig sein.

Zum Vergleich Deutschland, zu dem ich beim Statistischen Bundesamt nur die Zahlen von 2006 gefunden habe. Die 673.000 Kinder dieses Jahres entsprechen, auf die Bevölkerungszahl normiert, nur etwa 70% der schwedischen Fruchtbarkeit. In Kindern pro Frau sind das 1,34. Eine schwedische Frau bekommt im Durchschnitt also mehr als ein halbes Kind mehr in ihrem Leben als eine deutsche. Zusammen mit der sogar in absoluten Zahlen nicht größeren Einwanderung nach Deutschland ist die Anzahl der dort Lebenden in den letzten Jahren jeweils um etwa 100.000 Menschen zurückgegangen und wird in nicht allzu ferner Zukunft unter die 80 Millionen sinken.

Soweit die Statistik. Was davon man jetzt gut oder schlecht findet, ist Ansichtssache und ich halte den sogenannten und in den letzten Jahren viel diskutierten “demografischen Wandel” für überbewertet. Als Hintergrund für die wachsenden Geburtenziffern in Schweden wird allerdings die positive wirtschaftliche Entwicklung gesehen und dass die Menschen eher positiv in die Zukunft schauen. Und daran lässt sich ja nichts aussetzen.

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Schweden im Tschad und anderswo

So unterschiedlich die Einzelheiten sein mögen, das schwedische Militär hat in den letzten zehn Jahren den gleichen Wandel im Aufgabengebiet mitgemacht wie die Bundeswehr. Ging es bis in die Neunziger primär darum, eine sowjetische Invasion zurückzuschlagen, gibt es heute starken politischen Willen, die Streitkräfte aktiv an internationalen Einsätzen teilnehmen zu lassen.

Deutschland hat etwa 10.000 Soldaten im Ausland, vor allem auf dem Balkan und in Afghanistan. Schweden zeigt mit rund 1.000 Soldaten ein, auf die Bevölkerung gerechnet, ähnlich starkes Engagement und stellt zusätzlich mit 2.300 Soldaten den Großteil der Nordic Battlegroup, der noch bis Mitte des Jahres “diensthabenden” EU-Kampftruppe für schnelle Einsätze.

Einen kleinen, aber wichtigen Teil der im Ausland stationierten schwedischen Militärs machen Beobachter aus, die sich in jeweils kleiner Anzahl auf ein Dutzend Länder verteilen. Mit je 350 Soldaten sind dagegen die schwedischen Truppen im Kosovo und in Afghanistan zahlenmäßig am stärksten. Seit kurzem sind auch 200 Schweden im Tschad, wo sie im Rahmen der EUFOR für die Sicherheit der Flüchtlinge aus Darfur sorgen und als erste vor Ort die Ankunft der weiteren, vor allem französischen, Truppen vorbereiten soll.

Die Länge dieses Einsatzes war ursprünglich bis Ende Juni begrenzt, was in den letzten Wochen für einige Diskussionen und Kritik sowohl innerhalb der Regierung als auch von der Opposition sorgte. Letztere sprach sich stark für eine Verlängerung des Einsatzes aus, während die Regierung Kostengründe dagegen hielt. Da aber mittlerweile der Sudan die geplante schwedische Beteiligung an UN-Truppen im Land abgelehnt hat, stehen jetzt genug Ressourcen für die Verlängerung zur Verfügung. Die 200 Schweden bleiben also bis (mindestens) Ende August im Tschad.

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Geld abheben II

Mir fällt gerade noch etwas zum Thema Geldabheben ein, das mir bei meinem “Heimaturlaub” Anfang des Jahres auffiel: Deutsche Geldautomaten sind schnarchlangsam im Vergleich zu schwedischen. Hier kommt die Anfrage des Pin-Codes unverzüglich nach Einführen der Karte und man kann nach 10-15 Sekunden mit dem Geld in der Hand wieder weggehen.

In Deutschland fragte ich mich während des Wartens bei jedem Schritt, ob der Apparat kaputt ist. Sicher, es sind nur ein paar Sekunden, aber gerade bei so alltäglichen routinierten Abläufen fällt einem so etwas stark auf. Ich meine, einmal gehört zu haben, dass die Verzögerungen in deutschen Geldautomaten absichtlich aus irgendwelchen Sicherheitsgründen eingebaut wären, bin mir aber nicht mehr sicher. Weiß dazu jemand etwas?

Ein großer Vorteil ist in Schweden übrigens auch, dass sich die Banken auf ein gemeinsames Bankomat-System geeinigt haben. Gebühren beim Abheben an einem “falschen” Automaten gibt es hier nicht.

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Exporte

Schweden exportiert Lebensmittel und Bier. Letzteres allerdings nur zum Schein, denn die hohen schwedischen Steuern und der legale Privatimport machen es leider lohnend, dass schwedisches Bier zuerst mit Lastern nach Deutschland gekarrt wird und dann in schwedischen Privatautos zurück. Bizarr.

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Bokrea 2008

Heute Nacht war es wieder einmal soweit, die Bokrea begann. Zum Auftakt von 0:00 bis 1:30 habe ich zwar geschlafen, aber zur Fortsetzung ab 7:00 heute morgen habe ich vorbeigeschaut.

Der Katalog ist online (Vorsicht: Flash!) und darin findet man allerlei erstaunliches, sei es der letzte Harry Potter (gebunden) für 99 Kronen, eine Serie “Schwedens Geschichte” (9 gebundene Wälzer) für 690, dicke Nachschlagewerke von Kunst über Film und Musik bis zu Wörterbüchern, Hörbücher und natürlich jede Menge Literatur, inklusive Nobelpreisträgern, wiederum schicke gebundene Ausgaben für umgerechnet 7-8 Euro.

Die Schweden nutzen dementsprechend den Bücherausverkauf eifrig und vielleicht trägt die Bokrea ja auch zu einem weniger gezwungenen Umgang mit Büchern bei. Zur Erinnerung: Schweden lesen im Schnitt doppelt so viel wie Deutsche.

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Von Schlafsäcken zur Gesellschaft

Wir hatten in den letzten beiden Wochen nach ein paar Monaten Pause wieder einmal Gäste, auch wenn wir uns immer wundern, warum Leute um diese Jahreszeit in unsere Breiten reisen. Zuerst hatten wir fünf Jungs Anfang zwanzig aus Portugal, die wie erwartet einiges Leben in unsere nicht allzu große Wohnung gebracht haben. Und heute morgen ist ein Pärchen aus dem Harz, das zwei Nächte bei uns verbracht hat, wieder abgereist.

Die beiden hatten im Zug einen Schlafsack liegen lassen und auf der Suche nach dem Fundbüro im Bahnhof von Stockholm erfuhren wir, dass es sogar eine Internetseite gibt, die tagesaktuell alle Fundsachen auflistet. Sehr nett, aber nicht sonderlich überraschend, wenn man in Schweden lebt. Es gibt viele kleine praktische Dinge des Alltags, bei denen das Internet sinnvoll genutzt wird. Unsere deutschen Gäste hat die Existenz dieser Seite sehr erstaunt und zudem, dass so viel abgegeben wird, inklusive neuerer Handys und MP3-Player.

Meine Antwort mag klischeehaft gewesen sein, aber ich bin nach wie vor der Ansicht, dass in Schweden generell ein größeres Gefühl der gegenseitigen Solidarität herrscht als anderswo. Ob man etwas gefundenes abgibt oder behält, ist nur eines der unzähligen Beispiele, wo die simple Abwägung des eigenen Vorteils gegenüber dem der Gemeinschaft zum tragen kommt. Sehe ich meine Mitmenschen als Konkurrenten, die ich übervorteilen will sooft ich kann, oder als potentielle Freunde, mit denen zusammen man am liebsten eine angenehme gesellschaftliche Atmosphäre schaffen will? Natürlich gibt es auch in Schweden solche und solche, aber angenehmerweise mehr vom letzteren Schlag, finde ich.

Zurück zu den Gästen. Neben den beiden Platzhirschen CouchSurfing und HospitalityClub gibt es noch ein drittes Netzwerk, um bei Leuten unterzukommen beziehungsweise Reisenden einen Schlafplatz anzubieten: BeWelcome hat zwar bisher noch viel weniger Mitglieder, aber als einziges den Ansatz einer demokratischen Organisation als Unterbau, anstelle einzelner allmächtiger Personen.

Mitgliedschaft empfohlen: BeWelcome

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Malmö station

Bahnhof
Malmö

Der Nachtzug, der mich neulich von Malmö nach Berlin brachte. Die Bilder von meiner kleinen Deutschlandreise in der ersten Januarwoche sind mittlerweile online.

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Flüchtlingsvertrag mit dem Irak

Meines Wissens hat sich in den letzten Monaten nichts daran geändert, dass Schweden einen Großteil der irakischen Flüchtlinge aufnimmt, die nach Europa kommen, etwa genauso viele wie die anderen EU-Länder zusammen. Knapp 20.000 Menschen aus dem Irak haben 2007 in Schweden Asyl beantragt und das Land hat für seine Großzügigkeit international große Anerkennung bekommen und wohl auch verdient.

Doch nicht alle Fälle werden angenommen und manchmal kommt die Einwanderungsbehörde (migrationsverket) zu dem Schluss, dass keine konkrete Bedrohung das Asylgesuch rechtfertigt, und lehnt ab. Für 400 Iraker ist das bisher der Fall. Heute wurde in Bagdad ein Vertrag zwischen Schweden und dem Irak unterzeichnet, der die Heimkehr (und die Abschiebung) von Flüchtlingen überhaupt erst ermöglicht. Für Rückkehrer zahlt Schweden rund 2.000 Euro pro Person als Hilfe für den Neuanfang im Heimatland, aber nur sehr wenige haben das bisher in Anspruch genommen.

Für bewilligte Einwanderer sollen gleichzeitig die Anforderungen an das Unterrichtsprogramm Svenska för invandrare (SFI, Schwedisch für Einwanderer) angehoben werden – auf beiden Seiten der Schulbank. Die Zeit bis zum Erreichen des Lernziels von SFI soll nur noch in Ausnahmefällen über drei Jahren liegen. Wie auch immer das deutsche Äquivalent aussehen mag, mein Eindruck ist, dass das hiesige System mit staatlichen Sprachkursen in Vollzeit bei gleichzeitiger Sozialhilfe für Einwanderer, damit sie dann so schnell wie möglich Arbeit finden können, besser funktioniert. Nachtrag: Mehr dazu hier.

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Wort der Woche: NIX-registret

Meinen letzten Festnetztelefonanschluss in Deutschland hatte ich wohl bis Mitte 2001. Damals gab es keine Telefonverkäufer, wenn ich mich recht erinnere. Welche Auswüchse dieses Übel mittlerweile dort angenommen hat, kann ich nicht beurteilen und ich habe auch keine Vergleichszahlen für Schweden. Aus eigener Erfahrung kommen aber schon einige Anrufe im Laufe eines Monats zusammen – sofern man nicht auf dem NIX-Register steht.

Dabei handelt es sich um einen Verein, bei dem werbende Branchenorganisationen Mitglied sind und sich damit verpflichten, keine unerwünschten Angebote an Telefonanschlüsse zu schicken, die sich im Nix-Register eingetragen haben. Und das sind anderthalb Millionen in Schweden, was fast der Hälfte der Anzahl der Haushalte im Land entspricht. Meines Wissens sind die Robinsonlisten in Deutschland weniger verbreitet.

Man trägt sich bei NIX (was als Wort übrigens das gleiche wie das deutsche bedeutet) ein, indem man eine Nummer (020-277000) anruft, dort der Maschine per Kopfdruck den Wunsch mitteilt, und die Prozedur nach ein paar Tagen zur Bestätigung wiederholt. Das funktioniert recht gut, finde ich. Man bekommt deutlich weniger Anrufe, auch wenn man immer wieder davon hört, dass sich Firmen nicht an die Regeln halten und deshalb angezeigt werden.

Natürlich gibt es Ausnahmen, also Anrufe, die nicht unter die Sperre von NIX fallen. Dazu gehören Anrufe von Firmen, bei denen man schon Kunde ist. Das kann durchaus Sinn haben, zum Beispiel werden Zeitungsabos in Schweden oft nicht automatisch verlängert, sondern der Verlag muss sich darum kümmern, dass man Kunde bleibt. Bei so einem Anruf kann man dann schon einmal ein Angebot fürs kommende Jahr herausschlagen, das unter dem regulären Preis liegt.

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