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Schweden weist Ostseepipeline zurück

Der schwedische Umweltminister hat den Antrag von Nord Stream, das die Pipeline von Russland durch die Ostsee, inklusive der schwedischen Wirtschaftszone, nach Deutschland bauen will, zurückgewiesen. Dieser sei unvollständig und ungenau und deshalb unmöglich nach schwedischem Recht und internationalen Konventionen zu prüfen.

Es bedürfe einer Beschreibung der Umweltfolgen entlang der gesamten Strecke und einer Studie über Munitionsreste und geologische Beschaffenheiten am Ostseeboden. Auch die Bedenken anderer Ostseeanrainer sollen bedacht werden und warum Nord Stream sie nicht berücksichtigt hat. Außerdem soll die Alternative auf dem Landweg dargelegt und verglichen werden, eine Forderung, gegen die sich Nord Stream sträubt und die Polen erfreuen dürfte.

Der Bau der Pipeline am Russischen Ende hat bereits begonnen und man erhoffte sich die Zustimmung Schwedens Anfang nächsten Jahres. Daraus dürfte nichts werden, denn erst wenn Nord Stream den neuen, stark ergänzten Antrag einreicht, kann die schwedische Regierung die zuständigen Behörden diesen prüfen lassen. Und ab dann wären weitere anderthalb Jahre eine realistische Untergrenze für diesen Prozess.

Nachtrag: Was Nord Stream dazu sagt, liest man hier.

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Radio Schweden nur noch im Internet

Radio Schweden, die deutschsprachige Sendung des SR, die es seit fast 70 Jahren gibt, wird eingestellt – allerdings nur im “klassischen” Radio, sprich Kurz- und Mittelwelle. Die Nachrichten in Text- und Podcastform werden weiterhin auf radioschweden.net erscheinen.

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Eindrücke aus Deutschland

Ich lebe ja jetzt schon eine ganze Weile in Schweden: seit Herbst 2001 mit etwa neun Monaten Unterbrechung nach einem Jahr. Etwa einmal pro Jahr komme ich für ein paar Tage in die alte Heimat, um Freunde und Familie zu besuchen, und es ist jedes Mal wieder ein wenig spannend. Ich bin gerade zurück und mir erscheinen ein paar Dinge erwähnenswert.

Mit dem Zug zu fahren habe ich nicht bereut und kann es weiterempfehlen. Ich konnte in den Nachtzügen gut schlafen und kam ausgeruht an. Dass es, obwohl in der Minderheit, Deutsche waren, die sich nachts lautstark auf dem Gang oder im Nachbarabteil unterhielten, entspricht dem Klischee. Ich hatte auch Gelegenheit, die neuen ICE in Deutschland mit dem schwedischen Pendant, dem X2000, zu vergleichen. Das Essen im Restaurant des ICE ist besser und man bekommt ordentliches Geschirr und Gläser. Der Kiosk im X2000 kann da nicht mithalten, dafür hat es Internet an Bord zu vernünftigen Preisen und Steckdosen an jedem Platz. Außerdem gab es nur im X2000 die Sitznachbarin, die mir anbot, mir ihr einen Film auf dem Laptop zu sehen.

Ich vergesse meine Muttersprache. Das klingt albern, nicht zuletzt weil dieses Blog ja eine gute und ständige Übung ist. Aber im Alltag denke und träume ich auf Schwedisch und wenn es plötzlich darum geht, mit Großeltern oder alten Freunden so zu reden “wie früher”, muss ich mich anstrengen. Und zwar nicht nur bei der Betonung des Dialekts, sondern auch bei all den Wörtern, die man in der Schriftsprache nicht verwendet. Ich grinste einige Male, als ich bestimmte Wendungen und Ausdrücke hörte und mir ein freudiges “Stimmt, so sagte man das!” durch den Kopf ging. Ich glaube auch, dass es unfreiwillig als steif und überheblich ankommt, nicht mehr die sympathische Mischung aus Frängisch un Hessisch zu redde.

Das Nichtrauchergesetz war gerade in Deutschland in Kraft getreten und man hörte Stimmen von aufgebrachten Rauchern im Radio und auf den Straßen. Als Raucher in Schweden fand ich das natürlich sehr amüsant, denn hier ist schon seit ein paar Jahren striktes Rauchverbot in Kneipen und Gaststätten. Kaum einer findet das noch seltsam oder falsch und ich bin mir sicher, dass das in Deutschland auch sehr schnell der Fall sein wird. Auf die Idee, Aschenbecher vor den Türen aufzustellen, war man zwar noch nicht gekommen, aber in Anbetracht dessen, wie einige Straßen deswegen aussahen, wird sich auch das schnell ändern. Bei meiner Abreise am Frankfurter Südbahnhof gab es sogar noch eine Spelunke, in der eifrig gequalmt wurde.

Im Kino war ich auch. Ich gehörte ja bisher eher zu denen, die zwar die Originalversionen von Filmen bevorzugten, aber auch nichts allzu Schlimmes an der Synchronisierung finden konnten. Beim “Goldenen Kompass” störte es mich aber und ebenso als ich kurz in den Herrn der Ringe zappte, der im Fernsehen lief. Die Stimmen sind viel ausdrucksloser und die Atmosphäre verliert dabei (Gollum war eine rühmliche Ausnahme). Außerdem versucht man unweigerlich zurückzuübersetzen, was das Original gesagt hat, wenn es nicht ganz mit den Lippenbewegungen passt.

Und als ich mit salziger Erwartung aus der Popcorntüte des Nachbarn probierte, wurde ich abrupt daran erinnert, dass das in Deutschland ja meistens süß ist. Ich finde salzig mittlerweile besser und es ist einfacher zu machen: einfach Öl und Mais in den Topf, aufpoppen lassen und Salz drüberkippen.

Weihnachtsschmuck war diesmal in Schweden eher dezent, sowohl an privaten Häusern als auch in der Stadt und in Geschäften. Man fängt damit erst im Dezember an und Buntes und Blinkendes sah man fast gar nicht. Ich fand das angenehm. In Deutschland sah ich mehr Geschmacklosigkeiten.

Die Sonne steht höher. Das ist mir als Astronom natürlich bewusst und ich kann es ausrechnen, nichtsdestotrotz ist es erstaunlich wie viel Unterschied die zehn Grad machen, die die Sonne in Frankfurt Ende Dezember höher steht als in Uppsala (17 anstatt 7 Grad über dem Horizont). Dabei meine ich nicht so sehr die Tageslänge als dass es richtiges Tageslicht ist statt tiefstehender “Abendsonne” mitten am Tag.

Ganz allgemein genoss ich es, Tourist “daheim” zu sein. Die Fachwerkhäuser in den Altstädten von Aschaffenburg, Seligenstadt und Miltenberg werden erst sehenswert, wenn man von da weg ist. Gleiches gilt für die Landschaft und das Essen. Nach einer Woche reicht es dann aber auch wieder. Bilder werden verlinkt, sobald ich mit der Nachbearbeitung durch bin.

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Was ist passiert?

Knapp zwei Wochen Abwesenheit rufen nach einem kleinen Nachrichtenüberblick:

  • Der schon erwähnte Skandal um abgelaufenes Fleisch bei der Handelskette ICA setzt sich mit immer weiteren Beispielen fort. Dieser Tage hat es auch “meinen” ICA, den ICA Väst im Stadtteil Flogsta von Uppsala, getroffen. Werde ich mein Kaufverhalten deswegen ändern? Wahrscheinlich nicht.
  • Der Telekommunikationsriese Telia hat sich über die Feiertage ziemlich blamiert und wegen mangelhafter Sicherungskopien Emails von Kunden gelöscht
  • Das schwedische Gesundheitssystem ist nicht mehr, was es einmal war, aber immer noch ein wenig besser als das deutsche.
  • Das staatliche Monopol von Apoteket zum Verkauf von Arzneimitteln soll abgeschafft werden. Dazu habe ich noch keine starke Meinung, außer dass ich generell skeptisch gegenüber so großen Privatisierungen bin.
  • Der Trend zu mehr Alkoholkonsum in Schweden hielt auch über die Feiertage an. Vielleicht ist man ja bald wieder auf dem Niveau des restlichen Europa.
  • Nicht ganz unerwartet haben Teile der schwedischen Regierung wieder einmal die Debatte um Kernkraft angestoßen. Status quo ist, dass keine neuen Kraftwerke gebaut werden sollen, aber die alten unverkürzt weiterlaufen. Neue Kernkraftwerke werden jetzt von einigen Politikern aus der Folkpartiet und den Moderaterna in Erwägung gezogen. Die Störfälle vom letzten Jahr scheinen schon wieder vergessen zu sein. Die mitregierende Centerpartiet hält jedoch Kernkraft für den Unsinn, der sie ist, und so dürfte sich vor der nächsten Wahl zu diesem Thema nicht viel tun.
  • Als ich diese und letzte Woche in Deutschland war, durfte ich mich schon über Herrn Koch aus Hessen und seine Äußerungen zur Jugendkriminalität aufregen. Meine Meinung dazu deckt sich wieder einmal mit dem, was der Spiegelfechter dazu schreibt. Aus schwedischer Sicht ist dazu zu sagen, dass eine ähnliche Debatte hier schon länger geführt wird, allerdings ist es hier eher Konsens, dass härtere Strafen das Problem nicht lösen, sondern dass man an den Gründen ansetzen muss. Nichtsdestotrotz stößt die deutsche Diskussion in Schweden auf Interesse.
  • Nachtrag, 070114: Das Winterwetter in Schweden ist in der Regel nicht sehr gut. Der gerade vergangene Dezember war aber ungewöhnlich arm an Sonnenschein – im Landesdurchschnitt nur 7 anstatt der üblichen 36 Stunden. Växjö hatte sogar nur 20 Minuten im ganzen Monat.
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Abwesend

Ich bin dann mal, wie schon erwähnt, für knapp zwei Wochen in Deutschland und Dänemark unterwegs. Bis ich zurück bin ruht dieses Blog voraussichtlich.

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Weniger Län

Die schon länger angestrebte Reform der schwedischen Verwaltungsregionen (län) scheint voranzukommen. Die vier flächenmäßig großen, aber bevölkerungsarmen Regionen Norrlands (Norrbotten, Västerbotten, Västernorrland und Jämtland) diskutieren von sich aus darüber, eine oder zwei Großregionen zu bilden.

Ähnliches ist im Süden im Gange und vielleicht werden Skåne, Blekinge und Kronoberg ja bald zu Sydsverige. Dass die Verwaltungsgebiete sowieso nur noch teilweise mit den klassischen schwedischen Landschaften übereinstimmen, könnte dabei helfen, eventuellen regionalpatriotischen Widerstand zu umschiffen, denn wenn überhaupt dann sind es die landskapen, mit denen sich Leute identifizieren.

Vor längerem habe ich auch einen guten Artikel gelesen (wahrscheinlich in der ZEIT), der dafür argumentierte, die Anzahl der deutschen Bundesländer auf etwa 6 zu reduzieren, aber die Chancen dafür sind wohl sehr gering. Den Artikel finde ich leider nicht im Netz.

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Saffran

Backe backe Kuchen
Der Bäcker hat gerufen
Wer will guten Kuchen backen
Der muss haben sieben Sachen:
Eier und Schmalz
Butter und Salz
Milch und Mehl
Safran macht den Kuchen gel.
Schieb’ ihn in den Ofen rein.

Ganz abgesehen davon, dass ich das Schmalz doch lieber durch Zucker ersetzen würde, habe ich mich – glaube ich – als Kind gefragt, was denn dieses “Safran” ist. Dass “gel” die Farbe ist, die lediglich um des Reimes willen einen Buchstaben verloren hat, wusste ich immerhin.

Safran war bei uns daheim nämlich unüblich, sowohl in Backwerk als auch in anderen Speisen, und meines Wissens ist das auch heute noch so in Deutschland. Es dauerte wohl bis zu meinem ersten Besuch eines spanischen Restaurants und dem Verzehr einer Paella, dass mir Safran bewusst wurde.

In Schweden wird Safran häufiger verwendet. Man fragt an der Supermarktkasse danach und bekommt da die Fäden in kleine Tütchen verpackt. Die bekanntesten bullar mit Safran sind natürlich die heute zu verzehrenden Lussekatter aber um diese Jahreszeit findet man auch anderes fikabröd mit Safran. Auch während des restlichen Jahres ist Safran in Fisch- und Reisgerichten in Schweden nicht unüblich. Erst neulich war ich auf einen Linseneintopf mit Safran eingeladen. Alles sehr lecker!

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PISA und Schweden

Nachdem die neueste Version der PISA-Studie schon letzte Woche in Deutschland für Diskussionsstoff gesorgt hat, wurden die Ergebnisse jetzt offiziell vorgestellt.

Bevor ich das Abscheiden von Schweden neben Deutschland und das Musterland Finnland stelle, muss gesagt werden, dass sich hierzulande kaum jemand darum schert. PISA ist nicht zum geläufigen Schlagwort geworden und Bildungspolitiker diskutieren lieber über mangelnde Ordnung, Mobbing und den Dauerbrenner “Freischulen”. Schon gar nicht ist PISA zum Inbegriff eines Problems im Bildungssystem geworden, was aber nicht wirklich am rosigen Abscheiden schwedischer Schüler liegen kann:


Platzierungen Naturwissenschaf Lesen Mathematik Finnland ten 2 2 Schweden 1 10 21 Deutschland 22 18 20 13


Laut dieser Grafik weist in Schweden der Trend – im Gegensatz zu Deutschland – zusätzlich in die negative Richtung.

Nachtrag, 071209: Die ZEIT schreibt auch darüber.

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Schröder, Schweden und das Gas

Erinnert man sich noch daran, dass Ex-Kanzler Schröder jetzt die Interessen des russischen Energieriesen vertritt? Ich wurde gerade daran erinnert als ich auf Radio Schweden las:

Der Geschäftsführer des Nord Stream-Konsortiums, Gerhard Schröder, hat den schwedischen Widerstand gegen die geplante Ostsee-Erdgasleitung kritisiert. [...] Mit der Änderung der ursprünglichen Trassenplanung habe Nord Stream die schwedischen Bedenken bereits berücksichtigt. Weiter sagte Schröder, im übrigen sei es wenig wahrscheinlich, dass Schweden andere EU-Länder wie Frankreich, Großbritannien, Deutschland und auch Dänemark daran hindern werde, mit Hilfe der Gasleitung ihre Energieversorgung zu sichern.

Provoziert man mit der Aussage “Ihr könnt da eh’ nichts dagegen tun” nicht erst recht eine ablehnende Haltung? Außerdem sind die Schweden aus geschichtlichen Gründen etwas skeptischer gegenüber Russland als es die heutige deutsche Politik zu sein scheint.

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Tyskarna Från Lund - Global Fussball OK

[Videolink](http://youtube.com/watch?v=EZ3XlpJqPt0), [mehr über die “Deutschen aus Lund”](http://en.wikipedia.org/wiki/Tyskarna_fr%C3%A5n_Lund).

Wenn Schweden Deutsche parodieren geht es normalerweise nicht um [Kraftwerk](http://de.wikipedia.org/wiki/Kraftwerk_%28Band%29), die hierzulande sonst eher als positives Beispiel deutscher Musik angeführt werden. In diesem Fall dann aber doch. Das Lied erschien natürlich zur Fußball-WM letztes Jahr, kam mir aber eben erst unter.
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