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Wort der Woche: Lunginflammation

Man kann es wohl erraten, dass lunginflammation das schwedische Wort für “Lungenentzündung” ist. Keine Sorge, ich habe keine, sondern René Descartes – vor gut 350 Jahren. Er starb daran im Februar 1650 in Stockholm. Und das kam so.

Königin Kristina, die Tochter des schon mindestens einmal hier erwähnten Gustav II. Adolf, des Architekten des Großreichs Schweden im 17. Jahrhundert, war an der Macht. Sie förderte die Uni Uppsala – unter anderem landete die Unibibliothek von Würzburg als Beute nach dem Dreißigjährigen Krieg hier in Uppsala – und ihren verschwenderischen Hof schmückte sie mit Künstlern und Gelehrten.

Nach einem längeren Briefwechsel mit Descartes lud sie ihn im Herbst 1649 zu sich nach Stockholm ein. Ob er bei dieser “Einladung” so viel Wahl hatte, sei dahingestellt. Auf jeden Fall bekamen ihm die kalte Umgebung und die von ihr geforderten frühmorgendlichen Sitzungen mit der Königin nicht. Nach nur wenigen Monaten starb Descartes an der erwähnten Lungenentzündung.

Dass sie im protestantischen Schweden später die Krone niederlegte, um sich mitsamt Staatskasse im Rom dem Papst zu unterwerfen, dafür ist sie jedoch allemal mehr bekannt, als dafür, Descartes auf dem Gewissen zu haben.

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Zwei Stromrechnungen

Die Liberalisierung des Strommarktes in der EU hat in den letzten Jahren ja für einiges an Diskussionsstoff gesorgt. Hauptkritikpunkt ist, dass nicht wie erhofft eine echte Konkurrenz von Anbietern entstanden ist, sondern dass sich durch Zusammenschlüsse wenige Energieriesen gebildet haben, die im Quasimonopol die Preise bestimmen können und neue Anbieter durch hohe Abgaben auf das Stromtransportnetz fernhalten können.

Und in der Tat werden in Deutschland die Strompreise regelmäßig erhöht und die Konzerne fahren dicke Gewinne ein. Ohne wirklichen Einblick zu haben, behaupte ich einfach einmal, dass das in Schweden ein wenig besser funktioniert. Die Kosten für das Leitungsnetz werden einem nämlich tatsächlich separat von dessen Eigentümer, meist die Vattenfall Stromverteilungs-AG, in Rechnung gestellt. Bei uns sind das etwa 10 Euro pro Monat.

Die Abspaltung des Netzes in eine eigene Firma, die von den Stromproduzenten unabhängig ist, lässt auch hoffen, dass der Konkurrenzkampf letzterer nicht zulasten der Infrastruktur geht. Zuletzt kam zumindest ein Brief, der eine Erhöhung der oben genannten Leitungsgebühr mit der Verbesserung des Netzes und den Sturmschäden aus den letzten Jahren begründete und somit auf diesbezügliche Investitionen schließen lässt. Als Verbraucher kann man das zwar schlecht nachprüfen, aber es wäre schön, wenn man die etwa ein bis zwei Stromausfälle pro Jahr abstellen könnte.

Den eigentlichen Stromverbrauch bezahlt man also auf einer eigenen Rechnung an den Anbieter seiner Wahl. Da dieser Preis nur der Produktion des Stroms gilt, hat ein “Riese” weniger unfaire Vorteile gegenüber kleinen Anbietern. Das Ganze wird einfacher durchschau- und vergleichbar und Vattenfall ist “nur noch” der größte unter vielen. Inwieweit dieses System dazu beiträgt, dass Schweden im europäischen Vergleich ziemlich geringe Strompreise hat, oder ob die reichlich genutzte und fast kostenlose Wasserkraft der eigentliche Grund ist, kann ich aber nicht beurteilen.

Wir haben uns auf jeden Fall vor einigen Jahren beim schwedischen Verbraucheramt informiert und dann einen anderen Anbieter als Vattenfall gewählt. Den Wechsel gab man via Internet in Auftrag und war sehr simpel, wenn man sich einmal entschieden hatte.

Wirklich einfach ist die Wahl des Anbieters und der Tarife aber dann doch wieder nicht. Der Strompreis variiert nämlich saisonal und man kann selbst wählen, ob man einen auf bestimmte Zeit festen Preis möchte oder seinen Preis auch die kurzfristigeren Schwankungen mitmachen lässt. Was da besser ist, ist nicht einfach zu sagen, weil man ja die Preisentwicklung nicht sicher vorhersehen kann. Zusätzlich kann man bei einigen Anbietern einen freiwilligen Aufschlag zahlen und dafür “Ökostrom” ins Haus bekommen.

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Mit dem Zug nach Deutschland

Ich spiele mit dem Gedanken, bald einmal wieder nach Deutschland zu reisen, um Familie und Freunde rund um Aschaffenburg und in Berlin zu besuchen. Ich würde gerne mit dem Zug reisen und vielleicht auch endlich einmal in Kopenhagen Halt machen. Ich bin aber überhaupt nicht auf dem Laufenden, was Verbindungen und Tickets über Landesgrenzen und innerhalb Deutschlands angeht.

Deshalb die Frage an die werten Leser: Hat jemand schon Erfahrungen damit? Gute oder schlechte? Lohnen sich für die Hin- und Rückreise schon Interrail- oder ScanRail-Tickets? Gibt es einen Nachtzug für einen Großteil der Strecke? Muss man sich seine Verbindung selbst zusammensuchen, oder kann man im Netz (oder in Reisebüros?) die komplette Reise buchen?

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Klein, aber relativ groß

Dass kleinere Länder eher selten oben in Statistiken auftauchen, in denen es um absolute Zahlen geht, ist nur natürlich. Ein gutes Beispiel ist die gestern veröffentlichte Liste mit den 500 schnellsten Computern der Welt und selbstverständlich liegen hier die USA vorne.

Deutschland hat sich auf Platz 2 hervorgearbeitet, sowohl was die zusammengenommene Leistung angeht, als auch darin, den zweitschnellsten Rechner zu beherbergen. Heise.de fasst das ausführicher zusammen und relativiert die Zahlen:

Will man die installierte Supercomputerleistung als Maßstab für Forschungs- und Entwicklungsaufwendungen einer Volkswirtschaft werten, sollte man sie jedoch mit dem nationalen Bruttoeinkommen (BNE) gewichten. In diesem Licht ist jetzt Schweden klarer Spitzenreiter vor den Vereinigten Staaten, gefolgt von Taiwan, Luxemburg und Indien.

Schweden hat also für seine Größe sehr viel Rechenleistung installiert. Der Zuwachs ist recht jung und hat nicht zuletzt mit einem einzelnen neuen System zu tun, das auf Platz 5 der Rangliste steht und von einer nicht weiter spezifizierten “Government Agency” betrieben wird. Mich würde interessieren, was dieser Rechner genau macht; ich habe aber bei einer kurzen Suche keinen Artikel dazu in den schwedischen Medien gefunden.

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Zweimal Vorratsdatenspeicherung

In Deutschland steht die Vorratsdatenspeicherung kurz vor dem Beschluss im Bundestag. Zur Erinnerung: Es geht darum, dass sämtliche Telekommunikationsdaten (nicht die Inhalte) ein halbes Jahr auf Vorrat gespeichert werden sollen. Das betrifft unter anderem Telefongespräche (wer mit wem), Emails und das Surfverhalten aller im Internet.

Es regt sich Protest in letzter Sekunde, eine Verfassungsklage ist schon in Arbeit und dank der Arbeit des AK Vorrat gingen gestern wieder viele auf die Straße, um den Überwachungsstaat zu verhindern. Ein ehrliches Danke an alle Aktiven, die sich dafür einsetzen, dass mein Heimatland während meiner Abwesenheit nicht verhunzt wird.

Auf der gleichen EU-Direktive von 2006 beruht auch der Report der Voruntersuchung für das entsprechende Gesetz in Schweden, der heute bekannt wurde. Radio Schweden schreibt dazu:

Schwedische Telefonkunden [müssen] damit rechnen, dass ihre elektronischen Daten sogar ein ganzes Jahr gelagert werden. [...] Die Polizei [soll] Zugang zu den Daten haben. Weiter sieht der Vorschlag vor, dass die Informationen bei Bedarf an amerikanische Behörden weitergegeben werden dürfen.

Schauerlicherweise ist damit zu rechnen, dass sich in Schweden keine der Parlamentsparteien dagegen stellt, alle Bürger unter Generalverdacht zu stellen, bloß weil es angeblich und unbewiesenermaßen der Terrorismus- und Verbrechensbekämpfung dient. Es war nämlich nicht zuletzt die alte sozialdemokratische Regierung und ihr Justizminister Thomas Bodström, auf deren Mist die umstrittene EU-Direktive gewachsen ist. Und die jetzige bürgerliche Regierung hat sich bisher nicht damit profiliert, die Privatsphäre der Schweden zu schützen.

Bleibt nur noch die Piratenpartei.

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Ebba Grön - Die Mauer

Videolink

Leider gibt es kein “richtiges” Video, dafür kann man den Text mitlesen. Wer findet den Fehler?

Das ist Joakim Thåström, der da über die Berliner Mauer singt. Via einen fast vergessenen Hinweis von Dennis.

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Tangentbord

Wie sieht eigentlich eine schwedische Tastatur aus? So:
Schwedische
Tastatur
Bild: Wikipedia

Die wichtigsten Unterschiede zur deutschen Belegung sind:

  • Z und Y sind am richtigen Platz.
  • An Stelle des Ü liegt das Å.
  • Das @ ist auf der 2 (mit “Alt Gr”) anstatt auf dem Q, letzteres funktioniert bei mir jedoch ebenso.
  • Ein paar Sonderzeichen wie # liegen an anderer Stelle.

Und dann gibt es die tolle Taste neben Return, auf der in obigem Bild in rot das kleine Dach, zwei Punkte und die Tilde abgebildet sind. Diese Taste ist “tot” im dem Sinne, dass ein Druck darauf nur in Verbindung mit der nächsten Taste Wirkung zeigt. Wenn man eine Tilde möchte, muss man also “Alt Gr + diese Taste” drücken und danach die Leertaste. Gleiches für das Dach, mit der Umschalttaste anstatt Alt Gr.

Unpraktisch? Nicht wirklich, denn wenn man anstatt der Leertaste einen Buchstaben drückt, wird das entsprechende Zeichen über diesen gesetzt. Das ist für deutsch Schreibende insofern äußerst praktisch, dass man einfach diese Taste drückt (zwei Punkte) und danach ein u oder U, um ein ü und ein Ü zu bekommen. Ein kleine Falle gibt es jedoch: Wenn man ein großes Ü haben will und die Umschalttaste zu früh drückt, kommt ein Û anstatt einem Ü. Das passiert nicht nur mir hin und wieder.

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Kurze Filme

Abgesehen von langen Arbeitstagen vor dem Rechner und einem Ganztagestreffen mit stockholmer Astronomen war meine Woche vom schon erwähnten Kurzfilmfestival geprägt.

Insgesamt acht (1 2 3 4 5 6 7 8) gut anderthalbstündige Vorführungen mit jeweils zwischen 6 und 10 Filmen habe ich mir angesehen und in einer Stunde noch eine letzte weitere. Die Qualität der Filme ist durchweg sehr hoch und die Mischung zwischen schwer und düster und leicht und aufheiternd ist fast immer gegeben. In fast jeder Session gibt es Filme, die man toll findet, und andere, mit denen man weniger anfangen kann. Der Gesamteindruck ist prima und hochklassig.

Einen der Höhepunkte fand ich die Vorführung mit 50 (!) Ultrakurzfilmen unter 90 Sekunden, die die Leute von DepicT aus London herübergeschickt hatten. Auf deren Seite kann man sich die Filme auch ansehen, was sehr zu empfehlen ist.

Im Gegensatz zu den Engländern war die Session mit dreiminütigen Filmen, die vom Hamburger Kurz Film Festival (sic!) kamen, leider eine ziemliche Enttäuschung. Ich hoffe für die Hansestadt, dass nur die gezeigte Auswahl schlecht war und nicht das ganze Festival widerspiegelt. Die Vorführung mit dem Thema schwul & lesbisch kam ebenfalls aus Hamburg und soll laut Menschen “vom Fach” genauso enttäuschend gewesen sein.

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Der Carnegieskandal

Schweden hat zur Zeit einen Banken- und Finanzskandal. Carnegie, die auch die Regierung bei den anstehenden Privatisierungen berät, hat Bilanzen gefälscht. Es gab die ersten Rücktritte und die Opposition schlachtet das Thema genüsslich aus.

Details interessieren mich bei solchen Dingen meist wenig und meine intuitive Meinung schwankt zwischen “Kein Wunder” und “Gut, dass es wenigstens rauskommt”. Dass bei Privatisierungen der Staat Geld verschwendet, im Großen wie im Kleinen, ist nicht neu. Passend zum heutigen Feiertag in Deutschland, sei an die Treuhand erinnert.

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