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3. Oktober

Glückwunsch!

Mauerfall und Wiedervereinigung sind als wohl wichtigstes Ereignis in der deutschen Geschichte seit der Gründung der Bundesrepublik auch im Ausland noch gut in Erinnerung. Dass sich Korea interessiert, das gerade wieder einmal vorsichtige Schritte zur Annäherung der beiden Teile tut, verwundert kaum.

Gleiches gilt jedoch auch für die europäischen Nachbarn. In Schweden schreibt zum Beispiel SvD in der heutigen Ausgabe darüber, wie die DDR lange Zeit in Filmen romantisiert wurde, sich jetzt aber das Bild wieder eher zum Negativen wendet.

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Brandt-Ausstellung in Stockholm

Willy Brandt lebte ab 1940 bis zum Ende des zweiten Weltkriegs in Stockholm im Exil. Neben Park und Statue gibt es jetzt auch die Ausstellung Willy Brandt – Staatsmann und Europäer.

Der Fabian war bei der Eröffnung und ich werde bestimmt vorbeischauen, wenn ich das nächste Mal in der Stadt bin.

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Wort der Woche: Midsommarkrisen

Im zweiten Weltkrieg versuchte Schweden, seine selbsterklärte Neutralität zu wahren. Damit meinte man nicht wirklich, neutral zu sein, sondern auf keinen Fall in den Krieg hineingezogen zu werden. Die damalige, wegen des Krieges zusammenberufene Allparteienregierung unter Per Albin Hansson gab zwar den populären Forderungen nach direkter Unterstützung an Nazideutschland nicht nach, machte aber an mehreren Stellen Zugeständnisse.

Am wichtigsten waren wohl die Transporte von Soldaten mit schwedischen Zügen, nachdem Deutschland 1940 Norwegen angegriffen hatte. Ein täglicher Zug über schwedisches Staatsgebiet, der neben deutschen Soldaten auch Munition und Kriegsgerät transportiere, wurde eingerichtet, doch auch das reichte nicht. Am 22. Juni 1941 begann das “Unternehmen Barbarossa”, der Angriff der Deutschen auf die Sowjetunion, und in dessen Rahmen wollte die Wehrmacht eine ganze Division von Norwegen durch Schweden an die finnische Grenze zu Russland transportieren. Diese Anfrage und darauffolgende Diskussion in der schwedischen Regierung und dem Reichstag nennt man die Mittsommerkrise.

Denn obwohl die bürgerlichen Parteien eher nachgeben wollten, gab es viele Stimmen unter den Sozialdemokraten, die das Maß an Unterstützung für die Deutschen für voll hielten. König Gustav V. war für die Erlaubnis, sowohl um den Konflikt mit Deutschland zu vermeiden, als auch mit dem Gedanken an Hilfe für Finnland. Er mag den Ausschlag gegeben haben, immerhin hat er angeblich mit seinem Abtritt gedroht, sollte das Gesuch der Deutschen abgelehnt werden. Das hätte zu einer Spaltung der schwedischen Gesellschaft führen können. Ob es diese Drohung wirklich gab, ist ungewiss, aber es ist belegt, dass Per Albin Hansson sie in der Argumentation verwendete.

Der Transport wurde als Einzelfall genehmigt und die Division Engelbrecht passierte vom 25. Juni bis 12. Juli Schweden gen Osten, wo die meisten Mitglieder umkamen. Etwas ausführlicher über Schweden während des zweiten Weltkriegs kann man in der Wikipedia lesen und zur midsommarkrisen in der Nationalencyklopedin.

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Bommerlunder und Kaffeekäse

Wir waren gestern auf einem Fest, das – obwohl es außerhalb der Nationen war – an eine Gasque erinnerte. Zu meiner Überraschung stand keine der zahlreichen schwedischen Sorten snaps (Aquavit) auf dem Tisch, sondern Bommerlunder! Ja, der aus dem Lied der Toten Hosen.

Ich kannte bisher nur das Lied, nicht das Getränk selbst, aber es schmeckte durchaus vergleichbar mit den hiesigen gewürzten Schnäpsen und das einzige worüber sich die Schweden am Tisch beklagten, war die fehlende Inhaltsangabe mit den Zutaten und Kräutern auf der Flasche.

Eine weitere Kuriosität, die mir gestern zum ersten Mal unterkam, darf ebenfalls nicht unerwähnt bleiben: Kaffeost. Es handelt sich dabei um einen flachen gebackenen Käse, den man in Streifen schneidet, in den Kaffee legt und dann mit dem Löffel isst. Ungelogen. Dieser Brauch kommt angeblich aus den ländlicheren Teilen Norrlands.

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Die RAF in Schweden

Im Frühling gab es aus nicht ganz verständlichen Gründen ein neuerwecktes Interesse an der RAF in den deutschen Medien. Unter anderem fand eine Diskussion um die Meldung statt, dass keiner der für den Mord an Generalbundesanwalt Bubak von 1977 Verurteilten die tödlichen Schüsse abgegeben haben soll, sondern dass stattdessen Stefan Wisniewski der Schütze gewesen sei.

Die RAF war auch in Schweden aktiv und hat nicht nur der erfolgreichsten schwedischen Punk-Band indirekt ihren Namen gegeben. 1975 besetzten sechs RAF-Mitglieder das Obergeschoss der deutschen Botschaft in Stockholm, nahmen Geiseln und forderten die Freilassung von 26 in Deutschland Inhaftierten. Das Kommando Holger Meins, benannt nach dem im Jahr zuvor in Haft umgekommenen Komplizen, endete blutig, als die Forderungen nicht erfüllt wurden.

Es gab jedoch ein siebtes Mitglied der Aktion. Jemand, der nicht mit in der Botschaft war, der die Briefe mit Forderungen in Briefkästen platzierte und der angeblich noch am gleichen Tag aus Schweden entkam. Man sagt, dass es sich dabei wiederum um Stefan Wisniewski handelte.

Vor vier Jahren wurde ein Dokumentarfilm mit dem Titel Stockholm 75 über die Geiselnahme gedreht. Hat den jemand gesehen oder weiß, wo man ihn finden kann?

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Austauschblogger

Die Austauschstudenten für dieses Semester sind schon wieder in der Stadt und nehmen am Sprachkurs und verschiedenen Einführungsveranstaltungen teil. Wenn ich mich recht an 2001 erinnere, als ich selbst in dieser Situation war, geht es vor allem darum, das schwedische System der Universität grob zu durchschauen, die Kurse, die einem zusagen, zu wählen, sich eine Nation auszusuchen und sich mit so vielen anderen Austauschstudenten wie möglich bekannt zu machen und zu feiern.

Als ERASMUS-Student nach Uppsala zu kommen, ist denkbar einfach. Man bekommt ein Zimmer in einer der Studentensiedlungen gestellt und viele Kurse werden auf Englisch gehalten, sobald ein Student dabei ist, der kein Schwedisch kann. Es kommen jeden Herbst einige Hundert Austauschstudis hierher und meines Wissens sind Deutsche mit über einem Drittel die größte Gruppe. Die Nationen haben sogar jeweils eigene Personen, internationell sekreterare genannt, die versuchen, die Gäste einzubinden und eigene Veranstaltungen und Ausflüge organisieren.

Einige der deutschen Studenten schreiben auch Blogs, meist um den Daheimgebliebenen einen Eindruck von der Zeit im Ausland zu geben. Die Seiten vom letzten Jahr habe ich erst vor kurzem aus der Liste mit Blogs, die ich lese, geworfen, weil sie nicht mehr aktualisiert wurden. Leider war es nicht selten so, dass – nach einigen anfänglichen Beiträgen – Stille im Blog herrschte, aber vielleicht ändert sich das ja dieses Jahr.

Das erste frische Austauschblog, auf das ich heute aufmerksam wurde, ist unter vanessa84.wordpress.com zu lesen.

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Urlaub in Schweden

Wenn es jedes Jahr die gleiche Neuigkeit gibt, dass in Schweden der Tourismus wächst und dass Ferienhäuser beliebt sind, ist es dann noch eine solche?

Im anhörbaren Interview hinter dem zweiten Link erfährt man dann aber immerhin, dass nur fünf Prozent der Ferienhäuser in Schweden in ausländischer Hand sind, dass das vor allem Norweger und Deutsche sind – erstere vor allem, weil es billiger ist als daheim – und dass es weniger Konkurrenz zwischen Einheimischen und Käufern aus dem Ausland gibt als man vermuten könnte. Die Schweden sind nämlich am liebsten an der Küste, die Norweger recht nah an der Landesgrenze und die Deutschen irgendwo im Wald.

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Neue Pässe mit Fingerabdruck

Ab ersten November werden auf deutschen Pässen zusätzlich zum Bild Fingerabdrücke auf dem Funk-Chip gespeichert. Die Botschaft in Stockholm empfiehlt (im Audio-Interview) noch vor dem 15. Oktober einen neuen Pass nach der bisherigen Regelung zu beantragen, wenn der alte Pass im nächsten Jahr ausläuft. Das Fingerabdrucklesegerät wird nämlich wahrscheinlich verspätet ankommen.

Ich habe mir 2004 noch schnell einen Pass ganz ohne RFID-Chip machen lassen, muss mir also erst 2014 Gedanken um meine Privatsphäre und den um sich funkenden Pass machen. Dann muss man sicher eine DNA- oder Blutprobe abgeben oder man ist verpflichtet, den Funkpass immer bei sich zu haben, damit der Staat auch jederzeit weiß, wo man ist.

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Schwedische Podcasts und ein Carepaket

In den Kommentaren kam die Frage auf, was es denn für schwedische Podcasts gibt – schließlich sollten sie ein gutes Medium sein, wenn man sein Hörverstehen verbessern möchte. Ich muss zugeben, dass ich außerhalb des reichhaltigen Angebots des SR keine anderen schwedischen Sprechradioprogramme zum Herunterladen kenne und bisher auch nicht vermisst habe.

Weil es mich aber doch interessiert, reiche ich die Frage einfach an die werten Leser weiter. Irgendwelche Tipps? Was hört ihr so?

Außerdem wurde ich per Email gefragt, was man einem Auswandernden in ein “Überlebenspaket” packen könnte, also was man denn als Deutscher in Schweden so vermisst. Meine Standardantwort auf diese Frage ist normalerweise Brot, aber das liegt wohl eher daran, dass man ja etwas sagen muss und dass Antworten auf wiederkehrende Fragen unweigerlich zur Gewohnheit werden. Wenn mir jemand etwas aus Deutschland mitbringen möchte, frage ich gern nach einem guten Riesling.

Wenn ich in die alte Heimat zurückkomme, genieße ich natürlich die regionalen Dinge, sei es die frische Blutwurst der Großtante oder der Äbbelwoi. Aber wirklich etwas vermissen, wenn ich in Schweden bin? So, dass man regelmäßig daran denkt? Mir fällt nichts ein und ich muss wie Frage wiederum an die ebenfalls in Schweden lebenden Leser weiterreichen.

Ich glaube, dass ich eher einige der schwedischen Leckereien – ich sage nur gravlax – vermissen werde, wenn ich einmal nach Deutschland zurückkehren sollte.

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