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Neue Ryanair-Strecken von Skavsta

Billigflieger Ryanair hat heute den Ausbau des Flughafens Skavsta (gut 100km südlich von Stockholm) und 13 neue Flugstrecken von dort angekündigt. Für den deutschprachigen Raum gibt es ab Herbst Verbindungen nach Berlin, Baden-Baden und Salzburg. (via)

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Skokloster

Skokloster
Slott

Das Schloss Skokloster liegt nicht weit südlich von Uppsala am Mälaren. Der schwedische Feldherr Carl Gustav Wrangel ließ es bauen, als er nach dem Dreißigjährigen Krieg aus Deutschland zurückkam. Da mir die Ähnlichkeit nicht sofort ins Auge fiel, war ich überrascht, im dortigen Museum zu erfahren, dass ihm Schloss Johannisburg in meiner alten Heimatstadt Aschaffenburg als Vorbild diente.

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Lehreinstellung

Wer ist schuld, wenn ein Schüler oder Student das Gelehrte nicht versteht – der Lehrer oder der Schüler? Trägt der Professor die Verantwortung, den Stoff an alle Studenten zu vermitteln, oder sind Kurse ein Angebot, das erwachsene Menschen selbstverantwortlich annehmen müssen?

Es ist eine starke Verallgemeinerung, aber ich behaupte einmal, dass man in Schweden beide Fragen jeweils mit der ersten Möglichkeit beantworten würde und in Deutschland mit letzterer.

  • Was ist besser?
  • Sollte es diesbezüglich einen systematischen Unterschied zwischen Schule und Universität geben?
  • Gute Pädagogik schadet nicht, aber senkt das Prinzip, möglichst alle durchzubringen, nicht das Niveau?
  • Hindert ein verschultes Studium, in dem man Wissen weiterhin mit dem Löffel eingetrichtert bekommt, Studenten nicht daran, das selbstständige Lernen zu lernen?
  • Oder sorgt es lediglich dafür, dass die Abbrecherquote sinkt und Ausbildung weniger Steuergelder kostet? In Diskussionen mit Schweden zu diesem Thema tritt deutlich wie selten zutage, wo ich herkomme. Ja, ich musste auf der Uni lernen, damit umzugehen, dass es keinen kümmert, ob ich etwas verstanden habe oder nicht. Am Anfang ist die Eigenverantwortung eine Last, aber nach einer Weile schätzt man die Freiheit, die damit einhergeht und gerade den Unterschied zur Schule und den Reiz des Studiums ausmacht: eigene Schwerpunkte setzen, hunderte Entscheidungen selbst treffen. Das schließt natürlich nicht aus, dass Professoren eine pädagogische Ausbildung haben und gute Vorlesungen geben sollten. Aber wenn sie uns nach der Vorlesung Fragebögen ausgeteilt hätten, um die nächste auf das richtige Niveau zu legen, hätten wir das befremdlich gefunden.
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"Personnummer" in Deutschland kommt

Deutsche bekommen eine Nummer:

Das Bundeszentralamt für Steuern [vergibt] von Juli an jedem Deutschen vom Baby bis zum Opa eine eindeutige Identifikationsnummer. Die bislang dezentral geführten Datenbestände der rund 82 Millionen in Deutschland gemeldeten Personen aus rund 5300 Meldestellen werden gleichzeitig erstmals zentral bei der dem Bundesfinanzministerium angegliederten Behörde zusammengeführt. Ersetzt werden sollen damit die noch von Land zu Land unterschiedlich angelegten, bisherigen Steuernummern. [...]
Datenschützer sehen die Personenkennziffer, die dem Betroffenen anders als die Personalausweisnummer noch über sein Ableben hinaus 20 Jahre lang angehaftet sowie mit umfangreicheren Datenbeständen verknüpft werden soll, kritisch. Sie fürchten einen Einstieg in die Totalerfassung der Bevölkerung. Private Kommunikationspartner der Finanzbehörden wie Arbeitgeber oder Auftraggeber der Steuerpflichtigen etwa könnten nach Ansicht der Bürgerrechtler die ID zur eindeutigen Zuordnung von Daten zu Steuervorgängen verwenden. Der Gesetzgeber habe sich keine Gedanken darüber gemacht, wie die Nutzung dieser Informationen im Wirtschaftsleben aufgehalten werden soll.

In Schweden ist die Personnummer und das zentrale Steuer- und Melderegister aus dem Alltagsleben nicht wegzudenken. Trotz der in den beiden Texten genannten Vorteile, sträubt sich in mir etwas gegen die Einführung in Deutschland. Datenschutz ist eines der wenigen Dinge, um die es in Deutschland besser steht als in Schweden. Ich sehe das als hohes Gut, das es wert ist zu verteidigen, aber trotz zahlreicher kritischer Stimmen scheint der Zeitgeist in die entgegengesetzte Richtung zu gehen.

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UNT zum G8-Gipfel

Tagesschau.de zitiert in seiner Presseschau zum G8-Gipfel die hiesige Lokalzeitung Upsala Nya Tidning. Zwar ganz am Ende, aber immerhin.

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Schweden beim G8-Treffen

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Mit einem T-Shirt in der Tasche, das nebenstehenden Aufdruck zeigt, kommt man nicht nach Deutschland. Es handelt sich um das Logo des Piratbyrån, einer Interessenorganisation für den Dateitausch im Internet, und erinnert an die Bedeutung der Musikkassette, die es erstmals vielen Menschen erlaubte, Musik zu vervielfältigen. Wenn man dann noch eine Broschüre des alternativen G8-Gipfels bei sich hat, ist das natürlich noch verdächtiger und man wird in Rostock am Fährhafen an der Einreise gehindert. So erging es zumindest zwei Schweden, die zu eben diesem Treffen fahren wollten.

Diese Geschichte reiht sich ein in andere Berichte in den schwedischen Medien der letzten Tage, in denen über Einzelschicksale von schwedischen Teilnehmern an den Protesten geschrieben wurde. Da gab es noch die ebensowenig rühmliche Geschichte, dass die beiden Sprecher der schwedischen Jungen Grünen über Nacht festgesetzt wurden, weil bei der Durchsuchung des Busses, mit dem sie kamen, schwarze Masken gefunden wurden. Oder eben diese Geschichte.

Ansonsten kann man in der schwedischen Berichterstattung die meisten Informationen finden, die auch in den deutschen Medien Schlagzeilen machen. Das Thema ist verständlicherweise weniger dominant und die schwedische Perspektive sorgt dafür, dass man zum Beispiel erfährt, welches Fabrikat eines der Schnellboote war, mit denen man die Greenpeace-Boote einfing. Ein schwedisches. Von der Freude und Feier über die gelungene friedliche Blockade konnte man heute morgen in DN ebenso lesen wie von den Gerüchten, dass ein in schwarz gekleideter Mann, der zum Steinewerfen aufrief, als Polizist erkannt wurde.

Ich glaube nicht, dass das Bild der Schweden von Deutschland durch die Ereignisse rund um Heiligendamm nachhaltig verschlechtert wird, aber sie werden aufmerksam verfolgt. Von der “Rahmenhandlung” abgesehen, wird natürlich auch das G8-Treffen an sich in den schwedischen Medien behandelt.

Nachtrag, 11.5.07: Telepolis schreibt auch darüber.

Bild: von den Piraten geklaut.

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Fernsehen und Schönheit

Kaum erwähnt man das Fernsehen und dass man das zugehörige Empfangsgerät sehr selten einschaltet, bekommt man auch schon erklärt, warum das eigentlich so ist.

Maltes letzter Punkt, die Verknüpfung von Schönheitsideal und Werbung, erinnert mich an die Plakate, die ich in den letzten Tagen am Straßenrand hier in Uppsala gesehen habe. Sie machen Werbung für irgendeine Pflegeserie und zeigen nackte Menschen in Posen, die die von einigen Menschen als anzüglich angesehenen Körperteile verdecken. Erfrischend ungewöhnlich ist, dass die gezeigten Menschen weitab vom üblichen Schönheitsideal sind. Eine Frau über sechzig. Eine dunkelhäutige, leicht übergewichtige Frau mittleren Alters. Die Fotos sind ästhetisch sehr ansprechend aufgenommen und ein Hingucker. Der Slogan ist etwas in der Art von “Schönheit hat kein Alter”.

Die Idee kann nicht neu sein, trotzdem fand ich das besser als die meisten anderen Werbeplakate, von denen man übrigens in schwedischen Städten weit weniger erschlagen wird als in deutschen.

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Reinfeldt bei Merkel

Der schwedische Regierungschef Fredrik Reinfeldt trifft morgen in Berlin Frau Merkel. Es geht um den neuen EU-Vertrag, vormals “Verfassung” genannt. Interessant ist, welche Punkte Schweden dabei wichtig sind. Nicht nur die schwedische Regierung, sondern alle Parteien im Parlament lehnen zum Beispiel härtere Bedingungen für die Aufnahme von Ländern in die EU kategorisch ab.

Auch wenn die sogenannten Kopenhager Kriterien mit funktionierender Demokratie, Wirtschaft und Behörden eigentlich Selbstverständlichkeiten forderten, sehe man sie in Schweden lediglich als einen Versuch, die zukünftige Aufnahme zu erschweren. Das ist in Linie mit der erweiterungsfreundlichen Politik Schwedens, das zum Beispiel als einziges (!) EU-Land keine Arbeits- und Wohnortsbeschränkungen gegen die beiden jüngsten Mitglieder Rumänien und Bulgarien verhängt hat.

Außerdem lehnt man hierzulande eine Klausel zur illegalen Einwanderung im EU-Vertrag ab. Die Wortwahl berge ein Risiko für Menschenrechtsverletzungen. In den kommenden Wochen trifft Angela Merkel die Regierungschefs der Mitgliedsländer, um dann einen Vorschlag vorzulegen, was der EU-Vertrag beinhalten soll.

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Wallraff im Callcenter

Günter wallrafft wieder, diesmal in einem Callcenter. Sein Name ist im Schwedischen sprichwörtlich geworden.

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Snobismus gegen Bescheidenheitsgetue

In ihrer Mai-Ausgabe hatte die Titanic einen Text von Max Goldt mit dem Titel “Sodbrennen und Snobismus”. Den gibt es leider nicht online, deshalb hier ein Zitat:

Der Snobismus hat ein ungerechtfertigt schlechtes Image, die meisten wissen eh nicht recht, was der Begriff bedeutet, und verwenden ihn synonym für Arroganz, Hochtrabendheit und dem respektlosen Hinabschauen auf sogenannte einfache Leute. Solche Erscheinungen sind aber allenfalls unschöne Nebeneffekte. Der Kern des Snobismus ist nicht das Hinabschauen, sondern der Blick nach oben. Als sein Gegenteil könnte man einen Ausdruck anführen, den Lars Brandt, der Sohn des ehemaligen Bundeskanzlers, einmal in Bezug auf Herbert Wehner und dessen Frau gebrauchte: skandinavisches Bescheidenheitsgetue.

Skandinavisches Bescheidenheitsgetue? Es dämmert, was gemeint ist. Ein paar Zeilen weiter wird es klarer:

Der Snob orientiert sich an der nächsthöheren gesellschaftlichen Schicht, und er hat dabei die gleichen Möglichkeiten wie ein mittelmäßiger Musiker, der einem Guten nacheifert. Entweder er verbessert sich tatsächlich, oder er wird prätentiös und macht sich lächerlich. Gefahrvoll ist das Leben. Aber immerhin: Er hat es gewagt, ein Besserer werden zu wollen! Was in den Augen von selbstgerechten Kleinbürgern – die sich gern als “ganz normale Menschen” bezeichnen [...] – freilich bereits eine ungeheuerliche Anmaßung darstellt.

Dazu passend wieder einmal: das Gesetz von Jante, dessen negative Auslegung sich mit dem oben beschriebenen deckt. Diesen Charakterzug gibt es zwar sicherlich sowohl in Deutschland wie in Schweden, aber ich wage zu behaupten, dass man hierzulande Menschen, die in irgendeiner Weise aus der Norm herausragen, skeptischer betrachtet. Zumindest schickt es sich nicht, zu zeigen, dass man mehr kann, mehr hat oder mehr weiß. Man tritt bescheiden auf und verkneift es sich beispielsweise, darauf hinzuweisen, dass man etwas schon wusste, das einem ein anderer gerade erklärt.

Man kann das als angenehm empfinden oder als Hindernis für direkte Kommunikation. Man kann es als echte Bescheidenheit auslegen oder als skandinavisches Bescheidenheitsgetue.

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