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Führerschein in Schweden

Fabian beschreibt, wie es ist, in Schweden Führerschein zu machen. Beim seinem letzten Satz musste ich arg schmunzeln.

Generell machen in Schweden immer weniger (S) junge Leute den Führerschein. Nur 60% der 18 bis 24-jährigen haben ihn. Ich habe keine Vergleichszahlen für Deutschland, aber ich vermute, dass bei weitem nicht vier von zehn Leuten auf der Deutschen liebstes Kind verzichten.

Das mag mit der größeren Verstädterung Schwedens zu tun haben, denn dort kommt man meist sehr gut ohne Auto aus.

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Kurz notiert

Ein kleiner, wie immer subjektiv ausgewählter, Überblick über die schwedischen Nachrichten der letzten Tage:

  • Fredrik Robelius hat gestern seine Doktorarbeit hier in Uppsala verteidigt. Sein Thema: Peak Oil, also die Frage bis zu welchem Zeitpunkt die weltweite Ölproduktion mit dem steigenden Bedarf mitwachsen kann und wann das Maximum erreicht wird, ab dem die Produktion zwangsläufig wieder abnimmt. Robelius’ Ergebnis, dass dieses Maximum schon nächstes Jahr erreicht wird, schaffte es in die schwedischen Medien. Ich hatte vorgestern die Gelegenheit, dem Vortrag seines Opponenten zum gleichen Thema zuzuhören. Wichtig bei der Diskussion ist, sich bewusst zu sein, dass das Öl nicht zu Ende geht, sondern “lediglich” die Produktion nicht mehr gesteigert werden kann. Auch wenn also erst in etwa die Hälfte des weltweiten Öls gefördert wurde, können die Auswirkungen verheerend sein, wenn die Produktion mit dem weiter wachsenden Bedarf nicht mehr mithalten kann.
  • Nur England^1^ geht noch fahrlässiger mit der Privatsphäre seiner Bürger um als Schweden. Dass gerade Deutschland Schweden in dieser Hinsicht einiges voraus hat (oder eben glücklicherweise dem Trend zur Überwachung hinterherhinkt), ist bekannt, aber auch in Schweden scheinen die Datenschützer wieder mehr Gehör zu finden. Eine Untersuchungskommission des Parlaments hat ihren Bericht vorgelegt und äußert harte Kritik an den Gesetzesvorlagen und Reformen der letzten Jahre. Der Schutz der persönliche Integrität der Bürger spiele in vielen Fällen eine untergeordnete Rolle. Weiter bei Radio Schweden.
  • Forschungspolitik. Entgegen vollmundiger Ankündigungen einer Erhöhung der Forschungsgelder, stellt sich jetzt heraus, dass stattdessen weniger Geld (S) zur Verfügung steht. Angesichts eines Haushaltsüberschusses und massiver Steuersenkungen ist das schwer verständlich. Zusätzlich sollen die Regeln zur Geheimhaltung von Forschungsergebnissen gelockert werden, damit Firmen, die sich an Forschungsprojekten beteiligen, vorrangige Verwertungsrechte eingeräumt werden können. Wissen unter Verschluss zu halten, gerade wenn es aus Steuergeldern finanziert wurde, ist aber grundsätzlich problematisch. Man sieht an beiden Punkten, dass die nicht-angewandte Grundlagenforschung, die vom Staat finanziert werden muss, bei der bürgerlichen Regierung keine sehr hohe Stellung einnimmt.
  • Bei der Hochtechnologie ist Schweden jedoch weiterhin ganz vorne. In einer neuen Rangliste zu Vernetzung, Informations- und Kommunikationstechnologien sind mehrere Länder am letztjährigen Spitzenreiter USA vorbeigezogen. Dänemark und Schweden findet man jetzt auf den ersten beiden Plätzen. Deutschland liegt auf Platz 16. Mehr bei Heise.
  • Im schwedischen Handel wird zu Ostern [doch nicht gestreikt](http://www.sr.se/Ekot/artikel.asp?artikel=1284166) (S). Obwohl es zunächst hieß, der Dachverband der Arbeitgeber [wehre sich gegen](http://www.fiket.de/2007/03/28/streik-an-ostern/) den ausgehandelten Vertrag, wurde er jetzt doch unverändert unterschrieben und bringt den Angestellten in den kommenden drei Jahren durchschnittlich 12,6% mehr Lohn. ^1^Wer mehr über die Situation in Großbritannien wissen will, lese [das entsprechende Dossier der ZEIT](http://www.zeit.de/2007/03/Big-Brother?page=all).
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Krank sein

Ich bin mit meiner Lektüre der ZEIT wie so oft ein paar Ausgaben hinterher. Das Schöne an der ZEIT ist aber, dass der Anteil der Artikel, die nach 3-4 Wochen schon veraltet sind, sehr gering ist. Gestern im Flieger las ich zum Beispiel den Artikel eines deutschen Arztes, der zwanzig Jahre in Norwegen war und bemängelt, dass die Deutschen – nicht zuletzt wegen öffentlicher Panikmache – zu oft zum Arzt rennen.

Durchschnittlich geht jeder Norweger dreimal im Jahr zum Arzt, mehr als 16-mal jeder Deutsche. Dabei werden die Bundesbürger aber nicht gesünder. Der Norweger entfernt sich eben die Zecke selbst, weil er nicht durch wohlmeinende Ratgeber verunsichert wird und hinter jedem Tier eine tödliche Krankheit befürchtet. Er vertraut darauf, dass der plötzliche Hörverlust nach ein paar Tagen Pause wieder besser ist, und wenn nicht: Eine unmittelbare Behandlung hätte wahrscheinlich auch nicht geholfen. Für die Krankheit »Hörsturz« gibt es im Norwegischen gar kein Wort – also auch keine Besorgnis.

Dem Argument, dass die ständige Besorgnis um die eigene Gesundheit und die damit verbundenen Arztbesuche und Befunde merklich die Lebensqualität des “Patienten” beeinträchtigen, stimme ich voll zu. Es wird sorglos gelebt und nur zum Arzt gegangen, wenn es nicht anders geht. Aus eben diesem Grund kann ich leider auch nicht sagen, ob die Aussagen über Norwegen in dem Artikel sich eins zu eins auf Schweden übertragen lassen. Wundern würde es mich nicht. Zum Artikel.

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Undurchsichtige Waffengeschäfte

Bei Le Monde Diplomatique gibt es einige interessante Karten zu verschiedenen globalen Themen. Gleich in der ersten Grafik dort, die sich mit dem globalen Waffenhandel beschäftigt, kommt Schweden nicht sehr gut weg.

Im unteren Teil sieht man nämlich, wie transparent unterschiedliche Länder ihre Waffengeschäfte handhaben. Spitzenreiter der Offenheit sind hier ausnahmsweise die USA, Deutschland und Großbritannien. Schweden kommt nur auf einen Mittelplatz an der Grenze zur Undurchsichtigkeit.

Dafür liegen Schweden und den anderen skandinavischen Ländern Flüchtlinge mehr am Herzen. Anteilsmäßig am Bruttoinlandsprodukt zahlt Schweden etwa zwanzig Mal so viel wie Deutschland an das UNHCR. Das sollte auch in absoluten Zahlen mehr sein als der deutsche Beitrag.

(via)

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Noch einmal Bildtblog

Sein Blog füllt der schwedische Außenminister Carl Bildt auch weiterhin mehrmals täglich und bald hat der Zähler die halbe Million Besucher erreicht. Die lebhafte Diskussion (bisherige Artikel dazu) um das Ministerblog ist in Schweden inzwischen abgeebbt, dafür interessieren sich jetzt deutsche Medien und andere Blogs dafür.

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Schnellzug Oslo-Göteborg-Kopenhagen-Berlin

Die Überschrift sagt es eigentlich schon. Es wird ein Schnellzug geplant (S), der die 12 Millionen Menschen in den Regionen um die genannten Städte miteinander verbindet. Bei 250 km/h Reisegeschwindigkeit soll die gesamte Strecke in sieben Stunden bewältigt werden.

Ich fände das eine brauchbare Alternative zum Flugzeug, aber leider soll der Zug erst ab 2025 fahren.

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Schwarzbrot

Wenn man Deutsche, die in Schweden leben, fragt, was sie denn am meisten vermissen, hört man meist: Das Brot!

Ich finde, dass sich die Auswahl an ungesüßten Brotsorten schon über die wenigen Jahre, die ich hier bin, merklich verbessert hat. Ein richtig schweres, saftiges Sauerteigbrot mit schwarzer Kruste ist aber immer noch schwer auszutreiben und gehört zu den Dingen, die ich bewusst genieße, wenn ich einmal wieder in Deutschland bin. Vielleicht wandern ja in Zukunft nicht nur Ärzte, sondern auch mehr deutsche Bäcker nach Schweden aus. Beispiele gibt es schon.

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Steinmeier statt Bildt

Den Aufruhr um das Blog von Carl Bildt auf Deutschland übertragen: Drüben im BlogBlog.

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Kuby und Wahlgren

Dachte ich mir doch, dass das mit dem nicht nur zufällig zusammenhängt.

Thomas Matterne schreibt:

WDR-Journalisten von Hart aber fair haben dann aber doch bei Frau Kuby nachgefragt und die Soziologin musste kleinlaut zugeben, dass sie keine Studie kennen würde sondern aus einem offenen Brief der schwedischen Autorin von Erziehungsratgebern Anna Wahlgren zitiert habe. Als der WDR auch bei Wahlgren nachfragte, war die Autorin nicht bereit eine Quelle zu nennen.

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Die wahnsinnigen Schweden

Die Welt schreibt über die gestrige Sendung von Christiansen:

Geahnt haben wir es schon immer – schließlich hat Pipi Langstrumpf zwei verschiedenfarbige Socken an – dank Sabine Christiansen wissen wir es nun ganz genau: Die Schweden sind alle bekloppt. „Jedes dritte Kind in Schweden ist psychisch gestört", erzählte Soziologin Gabriele Kuby in der sonntäglichen Gesprächsrunde zum Thema „Ist die Familie noch zu retten?" mit ernstem Gesichtsausdruck. Schuld daran sei die flächendeckende Kinderbetreuung, das habe eine Studie ergeben. Da konnte selbst die (Ex)-Moderatorin Margarethe Schreinemakers nicht mehr an sich halten und prustete laut los.

Das Thema hatten wir zwar neulich schon, ich stoße aber seitdem immer wieder darauf.

Nachtrag, 27.02.07, 13:30: Obige Aussage hat es auch in die schwedischen Medien geschafft (S) und wird als falsch abgelehnt. Im Gegenteil würden Studien zeigen, dass sich Kinder, die im Kindergarten waren in der Schule und im Sozialleben besser zurechtkommen. Die “Gebärmaschinen” von Bischof Mixa kommen in dem Artikel genauso vor, wie ein Zitat eines deutschen Firmenchefs, der anmerkt, dass es Vaterschaftsurlaub bei ihm gar nicht gebe, schließlich hätten die Männer ja wichtige Aufgaben zu erfüllen und eine echte Mutter verdient doch gern weniger, wenn sie ganz in der Mutterrolle aufgehen kann.

Kein Wunder also, dass Deutschland für Schweden rückständig daherkommt.

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