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Weg von der Flasche

Den Umweltsünder Flaschenwasser hatten wir schon einmal. Dass in Schweden wirklich viel mehr Leitungswasser getrunken wird als in Deutschland, belegt diese Grafik sehr schön: die beiden Länder finden sich am jeweils anderen Ende der Skala.

Ich kann aus der eigenen alten Heimat im Spessart berichten, dass man trotz ausgezeichnetem Leitungswasser fast ausschließlich aus der gekauften Flasche trank, obwohl im Nachbarort das gleiche Wasser abgefüllt und verkauft wurde. Absurd.

Trinkt mehr Leitungswasser!

(Oh je: Ich lese gerade, dass Sodenthaler Wasser jetzt auch zu Coca Cola gehört.)

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Alkoholsteuer erhöhen?

Deutsche Alkoholsteuern wie in Schweden oder “freies Trinken für freie Bürger”? Ein erfreulich sachlicher Artikel bei SpOn.

Es ist zu befürchten, dass die Vorschläge zur Steuererhöhung ähnlich große Chancen haben wie ein generelles Tempolimit auf Autobahnen. Die Alkohol- kommt nicht weit hinter der Autolobby. Dabei zeigen die Zahlen eindeutig, dass die Steuer den gewünschten Effekt hat.

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Glück gehabt mit dem Dorsch

Der Dorschbestand in der Ostsee ist in Schweden immer eine Nachricht wert und wurde ja auch an dieser Stelle schon öfter erwähnt. In den letzten Tagen las man allenthalben, dass sich der Bestand erholt hat und wieder auf dem Niveau der 60er Jahre liegt. Man brauche also kein schlechtes Gewissen mehr zu haben, im Supermarkt zuzugreifen.

Die Journalistin Isabella Lövin, die für ihr Buch zur Überfischung der schwedischen und angrenzender Gewässer den Großen Journalistenpreis bekommen hat, relativiert jedoch die Erfolgsmeldung: Die Senkung der Fangquoten und die bessere Kontrolle illegaler Fischerei hätten zwar sicherlich ihren Beitrag geleistet, aber man habe vor allem Glück gehabt. Denn die Vermehrung des Ostseedorschs hänge stark von Zuflüssen mit Salzwasser in die
Ostsee ab und 2003 und 2005 fanden eben diese statt, so dass es jetzt wieder mehr erwachsene Fische gibt. Dorsch wird bis zu 20 Jahren alt.

In den 90ern gab es nur einmal einen solchen Zufluss und damit viele Jungfische. Dieser Jahrgang war mit den damaligen Quoten aber innerhalb weniger Jahre wieder weggefangen. Jetzt gilt es also, die Chance zu nutzen und den Bestand auch langfristig auf sicherem Niveau zu halten, was eigentlich auch im Interesse der Fischindustrie sein sollte, die jedoch immer den Eindruck erweckt, nur ans kurzfristige Geld zu denken.

Als Randnotiz sei noch die bizarre Geschichte erwähnt, wie deutsche Touristen vor ein paar Wochen eine dreiviertel Tonne (!) Dorschfilet aus Norwegen über Schweden schmuggeln wollten und vom Zoll erwischt wurden. Etwa drei Tonnen Fisch mussten für so viele Filets gefangen werden und die Polizei glaubte ihnen nicht wirklich, dass die illegale Fracht für Freunde zu Hause bestimmt war.

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Gurski på Moderna

Noch bis Sonntag ist im Modernen Museum auf dem Skeppsholmen in Stockholm die bisher größte Ausstellung mit Fotos von Andreas Gursky zu sehen. Nichts wie hin, wer gerade in der Gegend ist.

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Wort der Woche: Jämförpris

Jämföra bedeutet “vergleichen” und pris “Preis”. Der “Vergleichspreis” ist die Zahl, die man neben dem eigentlichen Preis bei fast allen Waren in schwedischen Supermärkten sieht. Sie zeigt den Preis auf eine standardmäßige Gewichts- oder Volumeneinheit umgerechnet, so dass das Vergleichen von Preisen zwischen Waren, die in unterschiedlich großen Verpackungen verkauft werden, einfacher wird.

Mag sein, dass man solche Vergleichspreise mittlerweile auch in Deutschland und anderswo sieht, aber ich empfand sie damals als “typisch schwedisch” als ich auswanderte. Wenn jetzt in Deutschland die vorgegebenen Verpackungsgrößen wegfallen, sollten auch dort bald zwei Preisangaben zum Alltag gehören.

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Zweierlei Neues

Zwei Themen dominieren zur Zeit die Nachrichtenlandschaft in Schweden.

Zum einen ist da der heimische Autobauer Saab. Die Situation ist ganz ähnlich der von Opel in Deutschland, den beide gehören zum strauchelnden General Motors. Die hiesige Politik ist jedoch nicht bereit, letzterem dabei zu helfen, Saab billig loszuwerden. Trollhättan, wo die wichigste Saab-Fabrik steht, solle sich etwas anderem als Autos widmen. Ein Konkurs oder eine Wiedergründung als eigenständige Firma sind im Gespräch.

Zum anderen ist da der Prozess um die Pirate Bay, der mit Live-Blogs von Tageszeitungen und anderen aufmerksam verfolgt und reichlich kommentiert wird. Als am zweiten Tag einer der Anklagepunkte fallen gelassen wurde, sah man das allgemein als Erfolg für die Macher der Piratenbucht.

Die Netzgemeinde ist derweil kreativ dabei, sich über die Anklägerseite lustig zu machen. Im Zusammenhang mit Torrents gibt es den englischen Begriff Seeder, was sich hierzulande gleich ausspricht wie das beliebte Getränk Cider. Der mehrmals vom Ankläger verwendete Satz “IFPI har blivit seeder” wurde dementsprechend so umgedeutet, dass die Branchenorganisation IFPI zum Cider geworden ist, und in Videos und Bildern verballhornt. Außerdem wurde auch die King-Kong-Verteidigung erfunden. Es findet also allerlei Spektakel rund um den Prozess statt, so dass das von PirateBay-Sympathisanten im Vorfeld geprägte Wort Spectrial wohl zur sich selbst erfüllenden Prophezeiung wird.

Nachtrag 080220: Gerade kam die Nachricht zum Schicksal von Saab. SpOn schreibt von Insolvenz, hierzulande spricht man von einer Rekonstruktion. Ob damit das gleiche gemeint ist oder ob es da einen Unterschied gibt, weiß ich nicht. Als mögliche Lösung für sowohl Opel als auch Saab wird ein Zusammenschluss der beiden, unabhängig von GM, diskutiert.

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Das Verhältnis der Schweden zu Deutschland

Der SR hat einen sehr lesenswerten Artikel über die Entwicklung der deutsch-schwedischen Beziehungen. Grundthese ist, dass das Ende des zweiten Weltkriegs einen Bruch in eben diesen darstellt, der bis heute wirkt.

Dass sich Schweden nach 1945 genauso wie das restliche Westeuropa (inklusive Deutschland) vor allem an der angelsächsischen Welt orientiert hat, ist kaum verwunderlich. Interessant ist trotzdem der Widerspruch, dass einerseits der deutsche Einfluss dermaßen abnahm, man andererseits jedoch lange keinen Bedarf sah, die eigene Rolle im Nationalsozialismus aufzuarbeiten. Anhand des Beispiels Uppsala war hier zu diesem Thema ja schon einmal etwas zu lesen.

Das Zitat

„Ich glaube, dass die spontane Assoziation vieler mit Deutschland nicht die Autobahn oder die Bundesliga ist, sondern Nationalismus, Hitler und der Holocaust."

würde ich dennoch so nicht unterschreiben.

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Bessere Zinsen

Etwas, das in Schweden besser zu funktionieren scheint als in Deutschland ist, dass die Banken hier die Zinssenkung der Zentralbank an die Kunden weitergeben. Man bekommt zum Beispiel Kredite für Wohnungen zur Zeit für etwa 3,2% Zinsen und schon geht es wieder aufwärts auf dem Wohnungsmarkt. Die schwedische Zentralbank tagt nächste Woche wieder und man erwartet eine weitere Zinssenkung.

Nachtrag 090211: Die Erwartung war richtig: Heute senkt die schwedische Zentralbank den Leitzins von bisher zwei auf ein Prozent. Offizielle Begründung ist, dass die Inflation weit unter dem Ziel von zwei Prozent liegt, man erwartet sogar eine Deflation für das laufende Jahr.

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SVT und die Katholiken

Wer in den letzten Tagen Nachrichten gelesen hat, dem dürfte die Diskussion um die ultrakonservative katholische Bruderschaft SSPX, die der Papst rehabiliert hat, nicht entgangen sein. Das schwedische Fernsehen (SVT) spielte dabei eine beachtenswerte Rolle. Es war nämlich das Programm Uppdrag granskning (“Auftrag Überprüfung”), das das Interview mit dem SSPX-Bischof ausgestrahlt hat, in dem er seine 20 Jahre alten Aussagen zur Leugnung des Holocausts bereitwillig wiederholt – mit dem Hinweis, doch bitte nicht die Polizei zu rufen, weil das in Deutschland (wo das Interview stattfand) ja illegal sei.

Die ganze Sendung kann im Netz angesehen werden. Man kann zu 35:45 Minuten vorspulen, da fängt das Interview (auf englisch) an. (Nachtrag: Es gibt auch die ganze Sendung englisch untertitelt. Danke für den Hinweis per Email.)

Der Rest des Programms dreht sich um einen Priester, der die schwedische Kirche verlassen hat und der SSPX beigetreten ist und jetzt “Schweden katholisch machen” will. SSPX darf hiesige katholische Kirchen nicht mitbenutzen, aber bei den Protestanten fand man unwissende Priester, die SSPX die Türen ihrer Kirchen öffneten.

Außerdem werden die Verbindungen von SSPX zu rechtsextremen Gruppen, sowohl in Schweden wie in Frankreich, ausführlich behandelt. Auch in diesen Teilen des Programms bekommt man Dinge zu hören, die jeden halbwegs vernünftigen Menschen vor Wut schäumen lassen.

Und was ist die Reaktion des Vatikans auf Uppdrag granskning? Man vermutet ein Komplott und greift den Boten an, anstatt sich um das eigentliche Problem zu kümmern: die Botschaft. Links: 1, 2, 3, 4, 5.

Nachtrag: SpOn hat jetzt noch etwas mehr Hintergründe

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Weniger Alkoholimport und -konsum

Das Thema Alkohol hatten wir schon eine Weile nicht. Das Svenska Dagbladet kommentiert heute die letzte Statistik (PDF) des Zentrums für Alkohol- und Drogenforschung an der Uni Stockholm.

Ein paar Ergebnisse, jeweils aus dem dritten Quartal 2008 im Vergleich zum Vorjahr:

  • Der Gesamtkonsum hat um 4% abgenommen.
  • Der Verkauf in den staatlichen Monopolläden Systembolaget hat um 3% zugenommen.
  • Die beiden letzten Aussagen widersprechen sich nicht, denn private Einfuhr und Eigenherstellung haben je um fast 20% abgenommen. Es wurde auch 13% weniger geschmuggelt und auch der Verkauf von Folköl (bis 3.5% Alkohol im Supermarkt) und in Restaurants hat nachgelassen.
  • Der Rückgang im Konsum betrifft vor allem starke Alkoholika; Bier und Wein sind fast unverändert. Außerdem gleicht er nur einen Teil des Anstiegs um 30% aus, der in den zehn Jahren stattfand, nachdem Schweden der EU beitrat.
  • Als absolute Zahlen werden in der Statisktik 9,6 Liter pro Jahr und Kopf (über 15 Jahre) angegeben. Das lässt sich aber nicht mit den 10,6 Litern vergleichen, die man oft für Deutschland liest – offensichtlich wird hier anders gemessen oder normalisiert. In einer weltweiten [WHO-Studie von 2004](http://www.who.int/substance_abuse/publications/alcohol/en/index.html) liegt Deutschland auf Platz 9 mit 12,9 Litern. Schweden trinken laut der gleichen Studie nur gut die Hälfte (6.9l) und an diesem Verhältnis dürfte sich in der Zwischenzeit nichts geändert haben.

    Warum haben die Schweden die Lust am privaten Import verloren? Vielleicht hat die Lockerung der Einfuhrmengen den Reiz des Neuen verloren, vielleicht ist es die [schwache Krone](http://www.fiket.de/2008/10/16/schwache-krone/), die sich schon bemerkbar macht, indem sie das Einkaufen im Ausland verteuert.
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