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Mittsommer

Der midsommarafton, zu deutsch “Mittsommer(abend)”, ist eines der großen Feste in Schweden und vielleicht das landestypischste. Anlass ist der längste Tag des Jahres, der 21. Juni, aber man hat sich darauf geeinigt, immer an einem Freitag zu feiern. Das Datum variiert deshalb zwischen dem 19. und 25. Juni und heuer ist es eben der 23. – heute.

Das Mittsommerfest gab es schon vor der Christianisierung Schwedens und war ursprünglich ein Fruchtbarkeitsritual. Das deutlichste Überbleibsel dieser Tradition ist die Mittsommerstange, ein in Blätter und Blumen gekleideter Baumstamm mit einer Querstange oben, an deren Enden zwei Ringe hängen. Was das darstellen soll, kann sich jeder denken. Wahrscheinlich brachten deutsche Einwanderer um 1400 den Maibaum mit nach Schweden, wo er dann der späteren Vegetationszeit entsprechend in den Juni wanderte. Mancherorts wird die midsommarstång auch immer noch majstång genannt. Eine alternative Erklärung hat mit dem Verb maja zu tun, das so viel wie “grün anziehen” bedeutet.

An Mittsommer macht Schweden dicht und die Bevölkerung begeht Stadtflucht. Es ist gleichzweitig für viele der Beginn des Jahresurlaubs, den man verständlicherweise in den kurzen Sommer legt. Wenn man an Mittsommer nicht gerade um den Maibaum tanzt, isst man frische Kartoffeln mit Dill zum Standardessen bei schwedischen Festen: eingelegte Heringe in alllerlei Geschmacksrichtungen. Dazu trinkt man Bier und Aquavit und lässt sich zur Nachspeise die Erdbeeren mit Sahne schmecken. Es müssen schwedische Erdbeeren sein und es ist hierzulande wirklich eine Nachricht wert, ob sie denn dieses Jahr rechtzeitig reif werden.

Ob man nun um die Mittsommerstange tanzt oder nicht, traditionelle Kleidung der jeweiligen Region trägt, oder einfach nur feucht-fröhlich feiert und singt – Mittsommer ist ein willkommener Anlass dazu und den lange erwarteten Sommer willkommen zu heißen, bevor er in wenigen Wochen wieder vorbei ist.

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Wort der Woche: Folköl

Folköl bedeutet “Volksbier” und ist eine der schwedischen Abstufungen von Bieren mit verschiedenem Alkoholgehalt. Es bezeichnet Bier zwischen 2,25 und 3,5% Alkohol und weil Biere unter 2,8% von der Alkoholsteuer befreit sind, gibt es im Supermart üblicherweise Folköl mit 2,8 und mit 3,5% Alkohol.

Bier mit mehr als 3,5% darf nicht mehr in normalen Läden verkauft werden, denn dabei handelt es sich um Starköl, also das was man in Deutschland schlicht “Bier” nennt. Hier kommt das schwedische Staatsmonopol auf Alkohol ins Spiel und man muss, um Starkbier zu kaufen, ins Systembolaget gehen, einen der staatlichen Alkoholläden.

Mag sein, dass mich viele Deutsche jetzt gleich auslachen, aber ich finde Folköl gut. Man kann es zu Gelegenheiten trinken, zu denen ein Bier passt, aber zu denen man sich nicht betrinken möchte – zum Beispiel beim Draußensitzen an einem warmen Sommerabend, zu Grillfesten, oder einfach zum Essen. Geschmacklich machen 3,5 anstatt 5% Alkohol wenig Unterschied und Folköl ist ein guter Erstatz für die deutsche Unsitte, Bier mit verschiedenen Limonaden zu mischen.

Es gibt noch mehr Klassifizierungen von Bier in Schweden, deshalb hier ein kleines Glossar:

  • Lättöl: Das “Leichtbier” hat unter 2.25% Alkohol und darf auch von Minderjährigen gekauft werden.
  • Volköl: Zwischen 2.25 und 3.5%, Verkauf nur an Volljährige, aber in normalen Läden.
  • Mellanöl: Das “mittlere Bier” ist eine aussterbende Ölklasse bis 4.5%, die man bis 1977 auch noch in Lebensmittelläden kaufen konnte. Heute finden sie sich auch im Systembolaget.
  • Starköl: “Richtiges” Bier ist nur im Systembolaget oder in Gaststätten zu bekommen. Meist um 5% Alkohol, man findet aber auch absurde Biere mit über 10%.
  • Fulöl: Wörtlich “hässliches Bier”, bezeichnet Biere geringer Qualität, die oft einen hohen APK (“Alkohol per Krona”) haben.

  • Finöl: Das Gegenteil des letzten, also Qualitätsbiere. Tschechische Biere sind sehr beliebt, auch einige deutsche Marken. Es gibt aber auch sehr trinkbares Finöl aus Schweden.

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Als Raucher in Schweden

Da der Verkauf von Zigaretten an Minderjährige schon lange verboten ist, gibt es konsequenterweise keine Zigarettenautomaten in Schweden. Seit ziemlich genau einem Jahr ist in Schweden per Gesetz das Rauchen in allen Kneipen und Restaurants verboten. Kaum einer hat sich darüber aufgeregt und viele, mich eingeschlossen, haben sich damit abgefunden und finden es gut, dass man nach einem Abend im Pub nicht nach Rauch stinkt.

Als Raucher finde ich es aber natürlich schon unpraktisch und mochte die alte Regelung vieler Pubs besser, bei der es Raucher- und Nichtraucherbereiche gab. Nur wenige Stellen haben ein kleines Raucherzimmer, das besonders belüftet sein muss und in das man sein Getränk nicht mitnehmen darf.

Solange es warm genug ist, gibt es natürlich einen Ausweg: im Freien sitzen. Durch die strengen Alkoholgesetze ist auch das sehr reglementiert und es darf nur in abgegrenzten Bereichen serviert werden, aber immerhin. Ich habe nicht nachgezählt, aber ich glaube, dass eine ganze Reihe Cafés und Bars auf die Straße expandiert haben, seit es das Rauchverbot gibt. :-)

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Wort der Woche: Valborg

Valborg ist der alte Name der heiligen Walburga, nach der auch die Walpurgisnacht benannt ist, die Nacht auf den 1. Mai. Diese, und auch der zugehörige Tag davor, wird in Schweden Valborgsmässoafton genannt, oder in der gebräuchlichen Kurzform einfach Valborg.

Heute ist Valborg, oder auch – schlicht nach dem Datum – sista April.

Im Allgemeinen ist das in Schweden kein großes Fest – es werden lediglich hie und da Maifeuer angezündet. In den Studentenstädten Uppsala und Lund hat sich am sista April aber eine recht spezielle Tradition entwickelt, die Valborg zweifelsohne zu einem der Höhepunkte des hiesigen Studentenlebens macht. Da auch der nichtstudentische Teil der Stadt auf der Straße ist, ist Valborg einer der lebendigsten Tage in Uppsala und man feiert in ausgelassener Stimmung den lange erwarteten Frühling. Im Folgenden will ich einen typischen Ablauf an Valborg nachzeichnen und mit Bildern aus den letzten Jahren illustrieren.

Nachtrag: Die Bilder von diesem Jahr sind jetzt auch online.

Es beginnt schon an den Tagen vorher mit den Vorbereitungen. Sofern man nicht am Bootsrennen oder einer anderen Aktivität teilnimmt, muss man zumindest vorsorglich seine Getränke kaufen. Denn auch wenn Valborg nicht wie dieses Jahr auf einen Sonntag fällt, hat der Systembolaget geschlossen, um sich vor anstürmenden Studentenmassen zu schützen. Desweiteren ist es ratsam, das Essen (s.u.) voher einzukaufen und die Kartoffeln zu kochen.

Der Tag an Valborg selbst zerfällt normalerweise in sechs Abschnitte: Sektfrühstück, Bootsrennen, Heringessen, Rektor beim Mütze aufsetzen zuschauen, Champagnegalopp in den Nationen und als Abschluss ein Grillfest oder beliebige andere Abendaktivität.

Sektfrühstück: Wie der Name schon sagt, beginnt der Tag schon mit Alkohol. Dazu meist die ersten Erdbeeren des Jahres oder andere Früchte und ein Magenfüller, z.B. viel Brot und Käse. Eine Tradition, die ich bisher immer ausgelassen habe, ist Haferbrei mit Whisky. Man trifft sich meist in einer Gruppe, entweder privat in den Studentenheimen oder bei schönem Wetter wie heute im Park zum Picknick.

Bootsrennen Bootsrennen: Ab 10 Uhr bewegt man sich Richtung Fyrisån, dem hiesigen Fluss, denn dort kann man bizarr gekleideten Studenten dabei zusehen, wie sie auf selbstgebastelten Booten den Fluss hinuntertreiben. Es gibt kleine Wasserfälle an zwei Stellen, an denen einige der meist aus Styropor bestehenden Boote in ihre Teile zerfallen. Die Besatzungen verhalten sich dem Thema ihres Bootes entspechend (siehe Bild) oder bekämpfen sich und die zahlreichen Zuschauer mit Wasserpistolen. Es werden nicht alle Boote gleichzeitig losgeschickt, sondern schön der Reihe nach, so dass das Spektakel bis nach zwölf Uhr dauert. Dieses Jahr dürfte es besondern witzig werden, weil der Fluss wegen der späten Schneeschmelze heuer viel mehr Wasser führt als üblich. Das macht nicht nur die kleinen Stromschnellen noch gemeiner, sondern auch den Platz unter der letzten Brücke wirklich niedrig. Spaß für die Zuschauer und viel Arbeit für die Taucher, die zur Sicherheit im Wasser ausharren, ist also vorprogrammiert.

BootsrennenHeringessen: Wenn man sich an den Booten sattgesehen oder erst gar keinen Platz am Ufer ergattert hat, begibt man sich an den Schlosshügel (_Slottsbacken_) oder nahegelegene Parks, wo man sich dicht gedrängt mit anderen Gruppen niederlässt und sein Picknick aufschlägt (siehe Bild). Wie auch schon während des Bootsrennens, trinkt man v.a. Bier um diese Zeit. Zum Mittagessen gibt es eingelegte Heringe (_Sill_) in verschiedenen Soßen und dazu die vorgekochten Pellkartoffeln. Zum Sillunch gehört auch notwendigerweise ein Glas schwedischer Snaps [1], dessen brennenden Geschmack man mit mehr Bier nachspült.

Mützeaufsetzen: Bis zum frühen Nachmittag harrt man dann vor Ort aus, denn dann findet das nächste Ereignis statt. Direkt neben den Schlosshügel liegt die Unibibliothek und die Straße führt geradewegs den Hügel hinauf auf das Gebäude zu. Um 15 Uhr kommt der Rektor der Uni auf den Balkon und gibt eine kurze, jedes Jahr identische Rede, bevor er seine Studentenmütze aufsetzt und Tausende von Menschen, die sich vor der Bibliothek versammelt haben, es ihm gleichtun. Für pathetisch Gestimmte sicherlich ein erhebender Anblick.

Champagnegalopp: Danach ist keine Zeit zu vertrödeln, denn jetzt ist Champagnegalopp. Das bedeutet nichts anderes, als dass man sich, um lange Wartezeiten in der Schlange zu vermeiden, auf dem schnellsten Weg in eine der Nationen [2] begibt. Dort trinkt man überteuerten billigen Sekt, trifft die Leute, die man den ganzen Tag verpasst hat und feiert bis zum frühen Abend. Wir gehen meist zu Uplands Nation, weil es dort einen sehr gemütlichen Garten zum draußensitzen gibt.

Abends: Ab 18 Uhr wird man aus den Nationen wieder hinausgeworfen, denn es muss die Party am Abend vorbereitet werden. Zu dieser Zeit scheiden sich die Wege und es gibt keine vorherrschende Aktivität für den Abend, aber umso mehr Möglichkeiten. Sehr populär sind Grillfeste rund um die Studentenviertel. Es soll auch vorkommen, dass man sich im Laufe des Tages etwas am Alkohol übernommen hat und deshalb abends nicht mehr gesellschaftsfähig ist, was allerdings auf schlechte Planung schließen lässt.

Zum Abschluss soll darauf hingewiesen sein, dass der eben beschriebene Ablauf zwar typisch ist, aber eben doch nur eine von mehreren Varianten. Ja, es wird viel Alkohol getrunken an Valborg, aber wie ich schon einmal erwähnt habe, ist es in der schwedischen Trinkkultur eher üblich, zu bestimmten Gelegenheiten viel zu trinken, als regelmäßig. Valborg markiert die Ankunft des Frühlings, nicht nur symbolisch, sondern auch insofern, dass jetzt wirklich mehr als nur die ersten Blumen blühen und auch Bäume sehr bald ausschlagen werden. Nach einem halben Jahr Winter ist das allemal ein Grund zu feiern!

[1] Natürlich ist das das gleiche Wort wie Schnaps, aber bei schwedischem Snaps handelt es sich um stark gewürzten Branntwein, auch Aquavit genannt.

[2] Nationen sind nach schwedischen Landstrichen aufgeteilte Studentenhäuser, historisch den Verbindungen in Deutschland nicht unähnlich, aber ohne politische Ausrichtung. Jeder, der in Uppsala studiert, ist Mitglied einer der 12 Nationen.

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Was essen Schweden zu Ostern?

Auch wenn das Essen zu Ostern keine so große Sache ist wie der überaus wichtige Julbord, das Weihnachtsessen, so wird doch mehr und größer gekocht an diesem Wochenende. Glaubt man diesem Artikel (S), so gibt es recht große regionale Unterschiede im Speiseplan, allerdings mit starken Veränderungen von Jahr zu Jahr. Heuer ist es also

  • Lamm in Schonen,
  • Lachskaviar in der Hauptstadt,
  • Gebratene Wurst im Westen,
  • Süßigkeiten an der Ostküste,
  • Eier im Norden,
  • und Påskmust überall außer im Süden.

    “Påskmust” ist (bis aufs Etikett) das gleiche wie “Julmust”, eine Art süße, dunkelbraune Limonade mit eigenwilligem Geschmack. Seit langem gehen zu Weihnachtszeit die Coca-Cola-Verkäufe in dem Keller – zugunsten des Julmust – und da sich der Hersteller nicht kaufen ließ, versucht Coca-Cola, mit einer eigenen Marke Fuß zu fassen. Süßigkeiten gibt es natürlich auch überall zu Ostern, aber in weniger übertriebenen Mengen, als ich das aus Deutschland kenne. Ostereier sind oft aus Pappe, liegen in der Größe zwischen Hühner- und Straußenei und sind in der Mitte teilbar, damit man an die Süßigkeiten darin kommt. Frohe Ostern!
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Heute ist Waffeltag

In Schweden ist heute Waffeltag, “Våffeldagen”, und es werden vielerorts die Waffeleisen hervorgeholt. Ein Blick in einen deutschen Kalender zeigt, dass heute auch “Mariä Verkündigung” ist, und die Vermutung, dass es da einen Zusammenhang gibt, ist in der Tat richtig. Denn eine alte Bezeichnung für diesen Tag ist “Vårfrudagen”, also in etwa “Tag unserer Frau”. Ein schlichtes Missverständnis oder Verschleifung hat dann aus dem “Vårfrudagen” den “Våffeldagen” gemacht (Quelle (S)).

Ein schönes Beispiel, wie christliche Traditionen in Schweden ihren religiösen Charakter verlieren und in den Alltag übergehen, in dem Religion im Allgemeinen eine sehr geringe Rolle spielt.

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Kein Surströmming mehr im Flieger

Surströmming ist eine eigenartige schwedische “Delikatesse”. Vielleicht erkläre ich es bei Gelegenheit genauer, aber im Prinzip handelt es sich um -verrottete- vergorene kleine Heringe und wenn man eine solche Dose aufmacht stinkt es bestialisch. Da einige Fluggesellschaften es verboten haben, Surströmming im Flugzeug bei sich zu haben (die Dose könnte ja lecken), wurde jetzt auch der Verkauf am Flughafen Stockholm/Arlanda eingestellt (S).

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Wort der Woche: Fika

Die Fika ist unheimlich wichtig in Schweden. Obwohl es einiges mit dem deutschen Kaffeetrinken gemein hat, gibt es wichtige Unterschiede. Zum einen ist das der Zeitpunkt: die Förmiddagsfika gibt es, wie der Name sagt, vormittags, und zwar um 10 oder 11 Uhr. Die eigentliche Fikazeit ist aber der frühe Nachmittag, zwischen 2 und 3 Uhr. Die übliche deutsche Zeit zum Kaffeetrinken ist da später.

Was man genau bei einer Fika zu sich nimmt, wird oft frei ausgelegt, solange es kleiner als eine Hauptmahlzeit ist. Meist geht es aber um Kaffee, Tee und Kaffeestückchen, sogenannte Bullar. Das Wichtigste mit der Fika ist allerdings der soziale Aspekt und das ist es, was den Unterschied zur schlichten Nahrungsaufnahme ausmacht. Man trifft sich zur Fika.

Das Wort “fika” kommt übrigens aus der Fikonsprache, einem einfachen Kod, bei dem man die Silben von Wörtern vertauscht und fi und kon einstreut. Aus “dricka kaffe” (Kaffee trinken) wird dabei “fika drickon fiffe kakon”, wovon sich das erste Wort als eigenständiger Begriff durchgesetzt hat und v.a. als Verb gebraucht wird.

Die bestimmte Form des Substantivs, also die Fika, ist im schwedischen “fikat”, und bezeichnet das was man zu sich nimmt oder die Tätigkeit des gesellschaftlichen Kaffeetrinkens an sich. Der Platz an dem man dies tut (üblicherweise ein Café o.ä.) wird “fik” genannt, mit der bestimmten Form “fiket”, die dieser Seite ihren Namen gibt.

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