Eine beliebte Form von schwedischen julgodis (Süßigkeiten zu Weihnachten) ist knäck, selbstgemachte Karamellbonbons.
Nachtrag: Rezept in den Kommentaren.
Eine beliebte Form von schwedischen julgodis (Süßigkeiten zu Weihnachten) ist knäck, selbstgemachte Karamellbonbons.
Nachtrag: Rezept in den Kommentaren.
Kupong ist zunächst einmal ein weiteres Beispiel dafür, wie in Schweden die Schreibweise von Lehnwörtern angepasst wird. Es kommt von “Coupon”. Was also ist ein “Reichs-Coupon”?
Es handelt sich dabei um ein Zahlungsmittel, das zahlreiche Arbeitgeber ihren Mitarbeitern als Zuwendung aushändigen. Der Witz ist, dass man damit nur Essen kaufen kann und zum Beispiel keinen Alkohol. Rikskuponger sind also zweckgebundenes Geld. Die Heftchen mit Zetteln unterschiedlichen Werts werden meines Wissens fast überall akzeptiert, wo man ein dagens lunch (“Tagesgericht”) bekommt.
Die Idee kommt aus Frankreich und ist seit den Siebzigern in Schweden populär. Der Staat hat diese Art der Subvention gefördert, weil es gut für die “Volksgesundheit” (folkhälsa) ist, wenn Leute ordentlich zu Mittag essen.
Der Begriff Ubuntu kommt aus den Sprachen der afrikanischen Völker Zulu und Xhosa und steht für „Menschlichkeit" und „Gemeinsinn", aber auch für den Glauben an ein universelles Band des Teilens, das alles Menschliche verbindet. (Zitat Wikipedia).
Als Europäer kennt man das Wort wohl vor allem von der Linux-Distribution her. Seit kurzem wird hierzulande aber auch die gleichnamige “Fair-Trade-Cola” beworben und verkauft. Ich habe bisher weder die Cola noch das Linux probiert. Ersteres werde ich bei Gelegenheit tun, bei letzterem bevorzuge ich das Original.
Zwei gute Nachrichten von letzter Woche:
Die Wölfe in Schweden haben sich dieses Frühjahr kräftig vermehrt und das offizielle vorläufige Ziel von 200 Tieren ist überschritten. Das ist natürlich prima, aber alte irrationale Ängste (es kam seit Jahrhunderten kein Mensch mehr durch Wölfe zu Schaden, im Gegensatz zu jährlichen Unfällen mit Bären) und schießwillige Jäger, inklusive des schwedischen Königs, bringen auch gleich wieder die Diskussion in Gang, ob Wölfe gejagt werden dürfen. Weil der Bestand jedoch nicht nur durch die Anzahl sondern auch durch Inzucht bedroht ist, wird man das wohl aber bleiben lassen.
Der Dorsch/Kabeljau in der Ostsee ist auch wieder zahlreicher geworden, zumindest im Osten. Dieses Thema ist seit langem so aktuell in Schweden, dass hierzulande kaum noch jemand Dorsch isst. Das ist natürlich gut gemeint und ein positives Beispiel für die “Macht des Verbrauchers”, allerdings zeigen die meisten anderen Europäer in dieser Sache weniger Umweltbewusstsein und kaufen weiter fleißig Dorsch, auch den schwedischen, der legal im Rahmen der Quoten gefangen wurde. Schweden essen also von weither importierten Fisch und verschmähen den eigenen, der stattdessen gewinnbringend exportiert wird. Es lebe die Globalisierung. Mittel der Wahl gegen die Ausrottung des Dorschs ist also nicht das Kaufverhalten, sondern die weitere Verringerung der Fangquoten auf EU-Ebene – worauf Schweden seit Jahren hinarbeitet und offenbar damit Erfolg hat.
Die Zeit der Pfifferlinge ist so gut wie vorbei, aber die Saison für Trompetenpfifferlinge (schw. trattkantareller) hat gerade begonnen und ich hatte gerade frisch gepflückte als Beilage zum Abendessen.
Natürlich macht sich nicht jeder Schwede im Herbst auf in die Wälder zum Pilze sammeln, aber mein Eindruck ist, dass es (noch?) mehr zur hiesigen Kultur gehört als in Deutschland. Grundlegende Pilzkenntnis ist Allgemeinwissen. Wegen des feuchten Klimas hier sind die Wälder ja auch voll von essbaren Leckereien und dank des Allemansrätt sind Pilze bis sie im Korb landen Allgemeingut.
Außerdem ist heuer ein besonders gutes Pilzjahr – ein kleiner Ausgleich für den verregneten August und September.
Das Systembolaget hat einige deutsche Weine, die ich mag – neben Rieslingen auch einen fränkischen Bocksbeutel mit Silvaner drin aus der “alten Heimat”. Man muss allerdings 9 Euro für eine Flasche ausgeben, um etwas anständiges zu bekommen. Rhine Lady finde ich zum Beispiel untrinkbar.
In zwei Stunden kommen die Gäste zu unserer alljährlichen und beliebten Kräftskiva. Die Krebse sind aufgetaut, die Wohnung ummöbliert, damit 13 Leute an einen langen Tisch Platz finden. Brot ist gebacken, Snaps im Eisfach, die Platzverteilung ausgeklügelt und in Rätselform verfasst, damit die Gäste während des Willkommenstrunks etwas zu tun haben. Natürlich wird auch gesungen werden (PDF mit Liedtexten), allerdings diesmal ohne mein deutsches Helan går.
Spettekaka, spettkaka, spiddekaga und spiddekage sind alles Schreibweisen einer Nachtisch-Spezialität aus Skåne (Schonen), von der ich zwar schon gehört hatte, die ich aber gestern auf einer Hochzeitsfeier bei Helsingborg zum ersten Mal zu Gesicht und Zunge bekam. Ich war nicht alleine damit; einige Schweden hatten auch noch nie spettekaka probiert.
Wikipedia weiß:
Hergestellt wird Spettekaka aus Eiern, Kartoffelstärke und Zucker. Den flüssigen Teig lässt man – ähnlich wie bei der Herstellung von Baumkuchen – ringförmig auf einen rotierenden Holzspieß vor einem offenen Feuer laufen. Der Kuchen ist sehr trocken und muss bis kurz vor Verzehr in seiner durchsichtigen, luftdichten Tüte aufbewahrt werden.
... weil er sehr schnell Feuchtigkeit aus der Luft aufnimmt, will ich ergänzen. Weniger groß und aufgetürmt, jedoch geschmacklich ähnlich sind Baiser, die in Schweden maräng heißen und damit ein sehr schönes Beispiel für eingeschwedischte Schreibweisen sind.
Ich fand spettekaka lecker. Viel kann man davon aber nicht essen.
Ich bin mir nicht sicher, ob ich es übertrieben finde, oder ob ich zustimme. Sobald es, wie jetzt gerade, im August ein paar Tage lang kühl und regnerisch ist, hört man von allen Seiten leicht melancholische Äußerungen über das Ende des Sommers.
Ganz falsch ist es nicht, der Herbst liegt in der Luft, es riecht danach. Sandalenwetter ist nicht mehr, auch wenn die Sonne scheint. Kräftskivor, die Gruppen mit neuen (Austausch-)Studenten in der Stadt, der wieder erstarkte Flogsta-Schrei, der halb ausverkaufte Supermarkt (die meisten Schweden sind gerade aus dem Urlaub zurück), die Dohlen über der Stadt: alles hösttecken – Boten des Herbstes.
Ich hatte auf jeden Fall einen guten Sommer und hoffe ihr auch.
Für mich hat heute die Uni wieder angefangen. Ich besuche den Intensivkurs Pedagogik för universitetslärare, auf dass ich meine Studenten in Zukunft besser -quäle- unterrichte. Bei der Vorstellungsrunde wurde wieder einmal sehr deutlich, wie viele junge Akademiker in Schweden Kinder haben: geschätzte 70% der teilnehmenden Doktoranden beiderlei Geschlechts. Wenn jemand Zahlen aus Deutschland kennt, bitte melden, aber ich würde den Anteil auf unter 20% schätzen.
Wie oft ich wegen des Kurses bis Anfang September dazu komme, hier zu schreiben, wird sich zeigen…
Das Wort paj ist eines der zahlreichen Lehnworte, deren Schreibweise eingeschwedischt wurde – es kommt vom englischen pie. Weitere Beispiele für solche Wörter findet man hier. Paj hat keine direkte deutsche Entsprechung; je nach Art und Zutaten würde man “Pastete”, “Auflauf” oder “Kuchen” sagen.
Eine paj kann nämlich sowohl herzhaft als auch süß mit Früchten sein. Gemeinsam ist ihnen lediglich, dass sie als Boden oder Decke den gleichen Teig haben, pajdeg, und dass sie in der Regel in einer Auflaufform in den Ofen kommen. Der Teig ist simpel und besteht aus Mehl, Butter, Wasser (in ungefähren Gewichtsverhältnissen 10:15:2) und ein wenig Salz. Variationen dieses Grundrezepts sind gängig.
Mit dem Teig legt man Boden und Rand der Form aus und befüllt das Ganze womit man Lust hat. Zum Beispiel Schinkenwürfel und geriebener Käse, die man mit einer Soße aus Milch, Eiern und Gewürzen übergießt und die beim Backen fest wird. Schon hat man eine ost- och skinkpaj. Wenn man nicht will, dass der Teig sich vollsaugt, kann man ihn alleine in der Form zehn Minuten vorbacken.
Die Früchtevariante der paj ist eine bevorzugte Art der Schweden, Beeren zu essen (außer Erdbeeren, die isst man roh). Man kann hierbei den Teig unter den Beeren weglassen: einfach die Beeren (auch tiefgefroren) in die Form und den pajdeg darüber streuseln. Damit das besser geht, macht man diesen mit Haferflocken und nur ein bisschen Mehl. Das Bild zeigt die Reste einer solchen smulpaj mit Rhabarber, die mich vorhin auf die Idee zu diesem Artikel gebracht hat. Mit Heidelbeeren ist das auch sehr zu empfehlen. Man isst sie mit Sahne oder Vanilleeis oder -soße.
Und dann hat paj noch eine ganz andere Bedeutung, und zwar als Adjektiv, das für “kaputt” steht. Das Verb dazu ist paja und bedeutet dementsprechend “kaputt gehen”. Woher diese beiden sich ableiten, weiß ich nicht, aber ich vermute fast, dass obige paj damit zu tun hat. Umgangssprachliche Essensmetaphern sind nicht selten (det blev bara pannkaka; vilken röra/soppa).
Aus irgendwelchen Gründen kann man zu einer “Lederjacke” auch skinnpaj oder läderpaj sagen.