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Wort der Woche: Frukost

Fru (sprich: frü) ist das schwedische Wort für “Frau” und kost hat die gleiche Bedeutung wie im Deutschen. Frauenkost? Mitnichten. In diesem Fall hat fru nämlich den gleichen Ursprung wie das deutsche “früh” und deswegen ist es nicht schwer zu erraten, dass frukost das “Frühstück” ist.

Wie sieht es aus, das schwedische Frühstück? Uneinheitlich, muss wohl die Antwort lauten, denn auch in Schweden sind die Geschmäcker verschieden. Einige Eigenheiten gibt es trotzdem.

Allen voran sei gröt genannt, zu Deutsch “Brei”. Viele Schweden kochen sich morgens tatsächlich einen Brei, in der Regel aus Haferflocken. Dieser wird dann im Teller mit Milch übergossen und eventuell mit Früchten oder Marmelade (sylt) gegessen. Alternativ sind auch fil och flingor sehr beliebt, also Müsli oder Cornflakes mit Dickmilch oder Yoghurt.

Am üblichsten sind wohl trotzdem smörgåsar. Das sind keine Buttergänse (wörtliche Übersetzung), sondern belegte Brote. Mögliche Aufstriche und Beläge sind zu zahlreich, sie hier aufzulisten; die Bandbreite reicht von gesüßtem Brot mit gesalzener Butter, Orangenmarmelade und Käse bis Knäckebrot mit salzigem Kalles Kaviar aus der Tube. Bemerkenswert ist noch, dass keiner, der am Frühstück teilnimmt, sein eigenes Messer hat, sondern dass stattdessen alle Dinge auf dem Tisch eigenes Werkzeug bekommen, das dann alle teilen. Das Buttermesser steckt in der Butter, der Käsehobel liegt auf seinem Opfer und jeder bedient sich.

Buttermesser und
Käsehobel

Das hat den Vorteil, dass man nie unterschiedliche Sachen mit dem gleichen Messer nimmt – Messer abschlecken ist deshalb unnötig und verpönt. Der Gemeinschaftsaspekt ist noch weiter dadurch betont, dass der Tisch der Teller ist. Man hat somit keinen unnötigen kleinen Teller vor sich, um den herum man die Krümel verteilt, sondern es wird einfach der Tisch hinterher abgewischt oder das Tischtuch gewechselt.

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Schwedische Podcasts und ein Carepaket

In den Kommentaren kam die Frage auf, was es denn für schwedische Podcasts gibt – schließlich sollten sie ein gutes Medium sein, wenn man sein Hörverstehen verbessern möchte. Ich muss zugeben, dass ich außerhalb des reichhaltigen Angebots des SR keine anderen schwedischen Sprechradioprogramme zum Herunterladen kenne und bisher auch nicht vermisst habe.

Weil es mich aber doch interessiert, reiche ich die Frage einfach an die werten Leser weiter. Irgendwelche Tipps? Was hört ihr so?

Außerdem wurde ich per Email gefragt, was man einem Auswandernden in ein “Überlebenspaket” packen könnte, also was man denn als Deutscher in Schweden so vermisst. Meine Standardantwort auf diese Frage ist normalerweise Brot, aber das liegt wohl eher daran, dass man ja etwas sagen muss und dass Antworten auf wiederkehrende Fragen unweigerlich zur Gewohnheit werden. Wenn mir jemand etwas aus Deutschland mitbringen möchte, frage ich gern nach einem guten Riesling.

Wenn ich in die alte Heimat zurückkomme, genieße ich natürlich die regionalen Dinge, sei es die frische Blutwurst der Großtante oder der Äbbelwoi. Aber wirklich etwas vermissen, wenn ich in Schweden bin? So, dass man regelmäßig daran denkt? Mir fällt nichts ein und ich muss wie Frage wiederum an die ebenfalls in Schweden lebenden Leser weiterreichen.

Ich glaube, dass ich eher einige der schwedischen Leckereien – ich sage nur gravlax – vermissen werde, wenn ich einmal nach Deutschland zurückkehren sollte.

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Lebensmittelpreise in Europa

Eine der immer wiederkehrenden Fragen zu Schweden ist, wie viel teurer Lebensmittel hier eigentlich sind. Jetzt gibt es Zahlen zu 2006.

Ein folgt ein Auszug, wobei der EU27-Durchschnitt jeweils bei 100 liegt. Ein Wert von 120 in der Tabelle heißt also, dass etwas 20 Prozent teuer ist als im europäischen Durchschnitt.

Essen und nicht-alkoh. Getränke Davon Alkohol Tabak
Brot, Getreidep. Fleisch Milch, Käse, Eier
Deutschland 105 108 118 87 82 119
Schweden 119 131 133 104 145 119
Dänemark 142 150 149 116 128 115
Finnland 120 141 119 110 170 107
Norwegen 158 164 182 160 229 227

Die Preise in Deutschland sind also ziemlich nahe am EU-Durchschnitt. Schweden liegt deutlich darüber, aber weniger als die anderen beiden skandinavischen EU-Länder. Von Norwegen, das wie üblich die Statistik anführt, ganz abgesehen.

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Mangelware ökologische Milch

Letzten Oktober schrieb ich, dass ich bei meiner Milch zum Frühstück auf die fettarmere Variante ausweichen musste, weil die ökologische mit 3% Fett nicht mehr verkauft wurde. Daran hat sich seitdem nichts geändert und ökologisch produzierte Milch ist in Schweden wegen der großen Nachfrage weiterhin knapp.

Deswegen will der dänisch-schwedische Molkereikonzern Arla bald dänische Milch nach Schweden importieren. Schwedische Bauern finden das nicht gut und haben natürlich Recht, dass der längere Transport dem ökologischen Gedanken zuwiderläuft. Gleichzeitig stellen viele schwedische Bauern nicht auf Ökoproduktion um. Gründe seien der höhere Flächenbedarf, das finanzielle Risiko und Zweifel daran, dass ökologische Landwirtschaft wirklich besser ist.

Als Laie würde ich vermuten, dass hohe Nachfrage bei geringem Angebot die Preise steigen lässt und somit langfristig dafür sorgt, dass ökologische Produktion auch für Landwirte attraktiver wird.

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Essbare Verpackung

Gestern kam mein neuestes Spielzeug an und der schwedische Internetladen hat sich etwas Nettes einfallen lassen, um nicht vergessen zu werden: Im Karton war auf einer Seite nicht das übliche Füllmaterial zur Polsterung, sondern ein Schokoriegel der Marke, die in Schweden noch bis ins Jahr 2000 Raider hieß. Dieser hatte seinen Zweck erfüllt und war etwas zerdrückt – schmeckte deswegen aber nicht schlechter.

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Två smultron

Zwei
Walderdbeeren

Essbare Motive. Mmmmmm.

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Wort der Woche: Påtår

Påtår (sprich: pohtohr) hat etwas mit der in Schweden allgegenwärtigen fika zu tun. Das Wort kommt von kaffetår, das man wörtlich mit “Kaffeetränen” übersetzen müsste. Wenn man die “Tränen” nicht so eng sieht, kann tår auch ein Tropfen oder Spritzer einer Flüssigkeit sein. Bei kaffetår handelt es sich also um einen “Schluck Kaffee” und das Wort gibt es seit den vierziger Jahren des 19. Jahrhunderts. Eine der Hauptbedeutungen der schwedischen Präposition ist “auf” und påtår ist demnach ein Schluck Kaffee auf etwas.

Dass es sich bei diesem “etwas” um den ausgetrunkenen Kaffee in der Tasse handelt und dass påtår nichts anderes als “Nachschank” bedeutet, dürfte nicht allzu einfach zu erraten sein, aber man stößt in Schweden so oft darauf, dass man schnell die Bedeutung lernt, ohne sich Gedanken über das Wort an sich zu machen.

Påtår findet nicht nur im privaten Rahmen Verwendung, wo man das Wort benutzt, um nach mehr Kaffee zu fragen, oder jemandem Nachschank anzubieten. Auch in Cafés gibt es nämlich påtår und zwar meist gratis. Oft bezahlt man seinen Kaffee nur und bedient sich dann selbst aus den Kannen mit Filterkaffee, die auf Warmhalteplatten neben einem Stapel mit Tassen stehen. Später gießt man sich dort einfach nach, wenn man mehr möchte – aber bitte nur einmal. Der Nachschank gilt natürlich nicht bei einem eigens an der Maschine zubereiteten Kaffee, etwa Cappuccino oder Espresso. Manchmal steht auch eigens ein Schild dabei, das darauf hinweist, dass der påtår auch wirklich gratis ist (påtår ingår) oder dass es doch gern gesehen wird, wenn man ihn bezahlt – dann aber für eine wesentlich kleinere Summe als für die erste Tasse.

Die Wichtigkeit des påtår ist, finde ich, ein schönes Beispiel für die ausgeprägte Kaffeekultur in Schweden, die auch heute noch zum Geschäfts- und Privatleben gehört, da Tee an Popularität zugelegt hat.

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König der Gastwirte

Eine der Auswirkungen davon, dass die Steuerklärungen von Personen und Firmen in Schweden öffentlich sind, sind Zeitungsrecherchen, in denen lokale Branchen unter die Lupe genommen werden. Zum Beispiel hat die hiesige Lokalzeitung Upsala Nya Tidning (UNT) die Gastwirte untersucht und berichtet, dass 19 von ihnen keinen zu versteuernden Gewinn ausgewiesen haben. Man vermutet schwarz bezahlte Löhne als Ursache.

Gleichzeitig kann UNT den neuen König der Gastwirte krönen. Abdallah Fathallah Youssef hat zuletzt 900.000 Kronen Gewinn versteuert. In den letzten Jahren hat der “Neuling” syrischer Herkunft mit seiner Familie drei Restaurants in Uppsala gekauft und renoviert. Zwei davon, ein griechisches direkt am Fluss und ein italienisches in der Nähe der Universität, besuchen wir selbst sehr gerne. Das Essen ist prima und weil sie so beliebt sind, muss man immer einen Tisch vorbestellen. Qualität setzt sich eben auch gegen etablierte Strukturen durch. Youssefs Aussage, dass er sein Lebenswerk bestimmt nicht aufs Spiel setzen werde, indem er Steuern hinterzieht, kann man nur zustimmen und es dürfte schwer fallen, Leute wie ihn nicht als positives Beispiel für Einwanderung anzuführen.

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Schwedische Erdbeeren

Bin ich eigentlich der einzige, der schmunzeln muss, wenn er irgendwo “svenska jordgubbar” liest?

Es geht jedes Jahr um zwei Fragen:

  • Werden die schwedischen Erdbeeren rechtzeitig zu Mittsommer reif? Das scheint mit dem frühen Frühling dieses Jahr kein Problem zu sein. Die ersten Schälchen mit dem begehrten Inhalt sind mir schon vor einigen Wochen aufgefallen.
  • Sind es auch wirklich schwedische oder nicht doch umpaketierte Erdbeeren aus Deutschland? [Hinweise](http://www.sr.se/cgi-bin/ekot/artikel.asp?Artikel=1415082) auf Betrügereien gibt es; der Beweis ist schwer zu führen. Korrekte Lebensmittelauszeichnungen sind natürlich wichtig, nicht nur bei Erdbeeren, aber dass die Schweden gerade hier so großen Wert auf einheimische Ware legen, hat mir bisher niemand erklären können. Es ist halt so. Abgesehen davon, finde ich das Herkunftsland weniger wichtig als die Unterscheidung zwischen “groß und wässerig” und “klein und reich an Geschmack”.
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Lieblingssill

Schweden sind zwar regelmäßig verwundert, wenn man ihnen erzählt, dass es eingelegten Hering auch in Deutschland gibt, aber der Variantenreichtum und die implizierte Feierlichkeit des Sill-Essens sind natürlich schon typisch schwedisch.

Ich mag ja am liebsten Senapssill (Senfsoße) und Skärgårdssill (cremige weiße Soße mit Kaviar). Und ihr?

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