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Der Semmeltag

Semla

Heute ist in Schweden Semmeldagen, der Semmeltag. Mit “Semmeln” sind aber nicht einfache Brötchen gemeint, sondern das schwedische Pendant zum Krapfen oder Berliner. Letztere bekommt man hier auch das ganze Jahr über, semlor werden aber bevorzugt an den Dienstagen rund um den heutigen gegessen – eben wie Krapfen zur Faschingszeit in Deutschland.

Es gibt wichtige Unterschiede zwischen Semmeln und Krapfen: Semmeln sind zwar auch aus Hefeteig, aber größer und nicht frittiert. Anstatt mit Marmelade sind sie mit Mandelmasse gefüllt, was den Nachteil mit sich bringt, dass sie nach Marzipan schmecken. Außerdem ist der “Deckel” aufgeschnitten und wird auf den Berg Sahne über der Füllung gelegt (siehe Bild).

Dass der Semmeltag gerade heute ist, ist kein Zufall, denn morgen ist Aschermittwoch und da begann schließlich früher die Fastenzeit. Da man sich davor noch einmal richtig den Magen füllte, nennt man den Semmeltag auch Fettisdag (“fetter Dienstag”). Wie so oft ist der christliche Ursprung der Feierlichkeit den Schweden aber ziemlich egal und nicht wenige sehen heute als den Beginn der Semmelsaison, die sich auf die kommenden Dienstage erstreckt.

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Worte der Woche: Fyra eller Sexa?

Dass Schweden es sehr genau nimmt mit dem Alkohol, ist nicht neu (siehe z.B. hier oder hier). Das Alkoholgesetz umfasst zwölf Kapitel auf vierzehn Seiten mit jeweils mehreren Paragraphen.

Diese Mentalität führt dazu, dass auch beim Alkoholausschank alles mit rechten Dingen zugeht. Wenn man an einer Bar, sei es in einer Studentennation oder einer “zivilen”, sich einen Drink aus der Liste ausgesucht hat und seinen Wunsch dem Barkeeper mitteilt, stellt einem dieser standardmäßig die Frage

Fyra eller sexa?

was soviel bedeutet wie

Einen Vierer oder einen Sechser?

Dabei handelt es sich um eine Volumenangabe, nämlich vier beziehungsweise sechs Centiliter. Diese bezieht sich nicht auf die Größe des Glases oder wie weit es gefüllt wird, sondern darauf, wie groß der Anteil der stark-alkoholischen Zutaten am Gesamtvolumen ist. Um nicht zu viel des teuren Nasses einzuschenken, aber auch damit der Kunde sieht, dass er auch das bekommt, wofür er bezahlt, wird in der Regel ein Messbecher verwendet.

Ein sexa ist also ein stärkerer Drink als ein fyra, weil er das anderthalbfache an Alkohol ins Glas bekommt, bevor mit Saft oder Ähnlichem aufgefüllt wird. Der Preis ist selbstverständlich auch ein anderer für die beiden Varianten des Getränks und es ist üblich, dass auf der Cocktailliste gleich beide Preise für einen Vierer und einen Sechser angegeben sind.

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Wort der Woche: Knytkalas

Wenn man gehässig wäre, könnte man es den Schweden als Geiz auslegen. Feste, bei denen der Gastgeber vollständig für Essen und Getränke sorgt sind relativ selten. Zu privaten Feiern bringt man üblicherweise seine eigenen alkoholischen Getränke mit und zu größeren Festen, bei denen alles vorbereitet ist und ein mehrgängiges Essen aufgetischt wird, bezahlt man trotz seiner “Einladung” meist 200 bis 400 Kronen als Unkostenbeitrag.

Dagegen ist prinzipiell nichts einzuwenden, schließlich wird es so einfacher für den Gastgeber und es werden mehr Feste ausgerichtet. Sehr beliebt, was das Essen bei privaten oder Vereinsfeiern angeht, ist die so genannte Knytkalas. Kalas bedeutet nichts anderes als “Fest” und kann alleine auch als Ausruf der Freude und Zustimmung verwendet werden.

Das Verb knyta ist das deutsche “knüpfen” und bedeutet auch binden, anbinden und verknüpfen. Was ist also ein “Fest zum Verbinden”? Es ist eine Mitbringparty, bei der jeder etwas zum Essen beisteuert, meist mit Hilfe einer gewissen Organisation des Gastgebers. Beliebt sind dabei Aufläufe verschiedenster Art, die kleinen schwedischen Hackfleischbällchen, Kartoffeln, Salate und Ähnliches. Natürlich gibt es so etwas auch in Deutschland, aber ich glaube behaupten zu können, dass diese Art Fest in Schweden öfter vorkommt.

Verbindend ist eine Knytkalas auf jeden Fall, denn sie bringt Gesprächsthemen mit sich. Man kann fragen, wer was gemacht hat und sich gegenseitig loben, wie gut es doch schmeckt. Das kann gerade in Gruppen, die sich nicht sehr gut kennen, ein wichtiger Eisbrecher sein.

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Wort der Woche: Pizzasallad

Über Geschmack lässt sich bekanntlich streiten. Auch in Zeiten der internationalisierten Küche und des vereinten Europa kommen noch bestimmte landes- und regionaltypische Spezialitäten auf die Teller, denen Außenstehenden nicht selten mit Abscheu begegnen.

Die Pizza, so könnte man meinen, ist dagegen der Inbegriff der Vereinheitlichung des Essens. Unterschiede bestehen allenfalls in der Dicke des Teiges und der Variation des Belags, die es sowieso überall gibt. Auch wenn beispielsweise in Schweden öfter Schrimps auf die Pizza kommen als anderswo, erwarten einen in der Regel nirgendwo echte Überraschungen, wenn man eine Pizza bestellt, auch nicht in Schweden.

Eine nordische Eigenheit hat sich dennoch herausgebildet: der pizzasallad. Wo andernorts die Pizza eine Mahlzeit ohne Beilagen ist, gehört für viele Schweden der Pizzasalat unbedingt dazu. Es handelt sich dabei um kleingehackten Weißkohl, der in Essig, Öl und Pfeffer eingelegt ist. Die “luxuriöseren” Varianten haben auch einige Stücke Paprika beigemischt. Man bekommt den Pizzasalat auf einem Beilagenteller oder, wenn man sich die Pizza nach Hause holt, in einem kleinen, verschlossenen Plastikschälchen. Manche ehren dann sogar das Prinzip der Pizza, dass alles auf den Teig gehört, indem sie den Kohlsalat auf der Pizza verteilen, bevor die sie essen.

Ich selbst bin wohl immer noch zu “kontinental”, als dass ich in pizzasallad eine echte Bereicherung des runden Essens entdecken könnte.

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Wort der Woche: Gasque

Tisch bei einer
Gasque

Eine gasque (auch gask) ist ein studentisches Fest mit mehrgängigem Abendessen. Um den Hintergrund der Studentorganisationen zu verstehen und damit ich einige Begriffe nicht neu erklären muss, empfiehlt es sich, den älteren Artikel über Studentnationen gelesen zu haben. Wie schon in diesem, bezieht sich alles weitere vornehmlich auf Uppsala und ist zudem exemplarisch. In den wenigen anderen Studentenstädten kann es ähnlich sein, muss es aber nicht.

Vorab sei gesagt, dass Gasques nichts für traditionsscheue Gemüter sind. Wenn es einem aber nicht zu viel ausmacht, einen Anzug anzuziehen und vor dem Trinken zu singen, können Gasques sehr lustig sein, vor allem weil unter der bewussten traditionellen Fassade meist ein lockeres Fest gefeiert wird.

Gelegenheiten für Gasques gibt es viele und kleinere Nationen feiern oft gemeinsam, um die Festsäle in ihren Häusern zu füllen. Ein paar Beispiele für Gasques, die regelmäßig in Uppsala stattfinden, dann nicht selten in meheren Nationen gleichzeitig:

  • Nyårsgasque – zu Silvester.
  • Vårbalen – der Frühlingsball.
  • Gåsmiddagen – großes Gänseessen mit Blutsuppe als Vorspeise.
  • Luccegasque – zu Lucia.
  • Reccegasque – für die Erstsemester.

  • Doktorandgasque – auch verschiedene studentische Untergruppen veranstalten Gasques, seien es die Doktoranden, Schwule und Lesben oder wer auch immer.

    Wenn man sich entschlossen hat, zu einer Gasque zu gehen, muss man sich mehrere Wochen vorher bei der jeweiligen Nation anmelden und das Eintrittsgeld bezahlen. Das liegt meist bei wenigen hundert Kronen und deckt nicht viel mehr als die Kosten für Essen und die mit geringen Löhnen als Personal arbeitenden Mitstudenten. Eine wichtige Information, die man spätestens bei der Anmeldung haben sollte, ist das klädsel, also die Kleidervorschrift.

  • kavaj – Jackett. Das ist die formloseste der Alternativen. Jeans sind OK und Krawatte freiwillig. Frauen können da anziehen, was sie wollen. Kommt zum Beispiel bei Reccegasques zur Anwendung, um die neuen Studenten nicht gleich abzuschrecken.

  • kostym – Anzug. Hier kommt für Männer Kravatte, Anzughose und je nach Geschmack auch Weste zum Jackett hinzu. Für Frauen ist ein Abendkleid angemessen, aber wer in Hose oder Rock und Bluse kommt, findet trotzdem Einlass.
  • *frack, högtidsdräckt* – Bei seltenen Gelegenheiten wie dem Frühlingsball ist Frack und Fliege angesagt. Frauen kommen dementsprechend im Ballkleid. Alternativ gelten auch traditionelle Gewänder der jeweiligen Herkunftsregion und Militäruniformen als “Hochzeitskleidung” in der wörtlichen Bedeutung.

    Etwa zwei Stunden vor Beginn trifft man sich nicht selten bei Freunden, die auch zur Gasque gehen, zum *förfest*, dem Vorfest. Dort trinkt man gemütlich einen Drink und stimmt sich auf den Abend ein. Zur angegebenen Zeit, üblicherweise zwischen sechs und sieben Uhr, geht man dann gemeinsam ins Nationshaus, wo in der Lobby der Willkommenstrunk wartet. Dort mischt man sich unters Volk und wirft einen Blick auf die Tafel mit der Sitzordnung, damit man seinen Platz leichter findet, wenn der Festsaal geöffnet wird. Eben dies wird akustisch mit einem Läuten oder Klopfen kundgetan und daraufhin sucht man seinen Platz und stellt sich hinter seinen Stuhl. Erst wenn der erste Kurator am “Ehrentisch” Platz nimmt, setzen sich alle gleichzeitig. Wenn man sich mit Partner angemeldet hat, wird man feststellen, dass der Mann immer links von der Frau sitzt und sich so eine alternierende Ordnung ergibt. Idealerweise ist die Ordnung auf der gegenüberliegenden Tischseite um eins versetzt, so dass jeder zu beiden Seiten und als Gegenüber eine Person des anderen Geschlechts hat. Da aber bei weitem nicht jeder mit Partner kommt, Partner nicht notwendigerweise verschiedene Geschlechter haben und noch auf mehr Dinge bei der Platzierung geachtet werden muss, lässt sich das nie komplett verwirklichen. Den Tisch vor sich findet man fertig gedeckt und mit der Vorspeise auf dem obersten Teller. Man gießt sich das bereitgestellte Bier in das dafür vorgesehene Glas und fängt zu essen an, wiederum nachdem man auf den ersten Kurator gewartet hat. Unterdessen geht das Personal mit den bekanntesten Sorten Aquavit (*snaps*) durch die Reihen und schenkt jedem seinen bevorzugten ein. Oft ist das nicht im Preis inbegriffen und man hat zuvor am Eingang Tickets gekauft, die man jetzt los wird. Bald darauf wird der *Toastmaster* das erste mal um Aufmerksamkeit bitten und alle ermahnen, dass man es mit ihm absprechen soll, falls jemand eine Rede halten will oder ähnliches. Auch wird erklärt, wie man in der jeweiligen Nation den Snaps trinkt. In “[meiner](http://www.upplandsnation.se/)” werden die recht großen Schnapsgläser bei jedem Lied zu einem Drittel geleert. Der Toastmaster ist also für die Zeitplanung des Abends zuständig und kündigt die einzelnen Redner und Events kurz an. Dann geht das Wort auch schon zur zweitwichtigsten Person, dem *sånganförare*, der die zahlreichen Lieder während des Abends anstimmt. Die Liedtexte kennt man entweder oder liest sie aus dem nationseigenen Büchlein ab, das eigens dafür herausgegeben wird. Da das Personal noch während der Vorspeise ein zweites Mal mit den Akvavitflaschen kommt und zu jedem Glas drei Lieder gesungen werden, kommen die ersten sechs Lieder zügig nacheinander im Abstand von wenigen bis zehn Minuten. Am Ende und manchmal auch in der Mitte jeden Liedes wird angestoßen. Aber bitte nicht irgendwie. Man hebt sein Glas und blickt zuerst seinem jeweiligen Partner zu, also Frauen nach links, Männer nach rechts. Dann demjenigen auf der anderen Seite, dann seinem Gegenüber. Dann trinkt man und blickt alle drei noch einmal in umgekehrter Reihenfolge an, bevor man sein Glas wieder abstellt. Man endet also wieder mit seinem Partner. Welche Lieder gesungen werden, variiert stark von Nation zu Nation. Klassiker von Bellman kommen ebenso vor wie neuere Verballhornungen klassischer Trinklieder. Zugute halten kann man den Nationen, dass sie Lieder, die einem gleichberechtigten Frauenbild zuwider laufen, aus den Liederbüchlein entfernt haben. Auch sonst findet man trotz der traditionellen Aufmachen wenig Kritikwürdiges. Zu bestimmten Liedern haben sich eigene kleine Rituale gebildet, die von wirklich witzig bis albern reichen und bei denen ein nicht Eingeweihter durchaus einmal in ein Fettnäpfchen treten kann. Nachdem man seine Schnäpse und das Bier geleert, die Vorspeise aufgegessen und vielleicht schon die erste Rede über sich hat ergehen lassen, wird abgeräumt und der Wein zum Hauptgang ausgeschenkt. Konsequenterweise geht man dann auch von Schnaps- zu Weinliedern über. Mit diesen, weiteren Reden und musikalischer Unterhaltung nimmt man sein Essen zu sich. Es empfiehlt sich, schnell zu essen, damit kein Redner dafür sorgt, dass man seinem Essen beim Kaltwerden zuschauen muss. Jedem Redner oder Auftritt danken die Gäste mit einem gesungenen Zweizeiler, den der- oder diejenigen mit einer Standardzeile beantworten oder – wenn sie sich vorbereitet haben – mit einer individuellen Abwandlung derselben. Vor dem Dessert gibt es üblicherweise eine Pause, die vom Personal zum Abräumen und von den Gästen zum Beine vertreten oder Rauchen verwendet wird. Denn natürlich ist auch in den Nationshäusern generelles Rauchverbot. Zum Nachtisch und Kaffee hat man eine weitere Gelegenheit, eines seiner Schnaps-Tickets loszuwerden. Meist stehen Punsch, Cognac und Bailey’s zur Auswahl. Gegen elf Uhr, wenn die letzte Rede geschwungen, allen Beteiligten gedankt, der Teller geleert und der nachgeschenkte Wein fast ausgetrunken ist, wird das letzte gemeinsame Lied des Abends angestimmt. Das ist immer [*O Gamla Klang*](http://www.dsek.lth.se/arkiv/sanger/index.php?song=287), eine Abwandlung des deutschen Burschenschaftsliedes [*O alte Burschenherrlichkeit*](http://www.absolvia.de/wuerzburg/lohalte.htm). Zur letzten Strophe stellen sich alle auf ihre Stühle und schwenken ihre Serviette über dem Kopf. Danach setzt man sich nicht wieder, sondern verlässt den Festsaal in Richtung Bar. Der förmliche Teil des Festes ist damit vorbei. Der Saal wird dann üblicherweise leergeräumt und zur Tanzfäche umgewandelt. Die *släpp* beginnt, die Party für den Rest des Abends. Dazu werden auch die Türen für weitere Gäste geöffnet, die nicht beim Essen dabei waren. Das kostet immer noch etwas Eintritt und die Kleidervorschrift wird allenfalls etwas abgeschwächt. Die, die den ganzen Abend dabei waren, haben aber verständlicherweise einen Vorsprung, was den Alkoholgenuss angeht. Wie man den Rest des Abends gestaltet, bis man um drei oder vier Uhr gebeten wird zu gehen, bleibt einem selbst überlassen. Eine Errungenschaft, die die Schweden ihrem Alkoholgesetz verdanken, ist, dass es immer etwas zu essen geben muss, wenn Alkohol ausgeschenkt wird. Das bedeutet, dass irgendwann gegen ein Uhr noch einmal etwas Einfaches aufgetischt wird, zum Beispiel Hot Dogs, und man sich bedienen kann. Der Nachhauseweg findet dann zu Fuß oder mit dem Taxi statt. Wenn man also spät nachts in Uppsala ungewöhnlich viele junge Menschen in Anzügen in Richtung der Studentensiedlungen torkeln sieht, weiß man: heute war Gasque. Zum Abschluss noch der Text des wohl bekanntesten schwedischen Trinkliedes, *Helan Går*. Der Inhalt sagt nicht viel mehr als dass man auch wirklich ganz austrinken soll. > Helan går, > sjung hopp fadarallan lallan lej. > Helan går, > sjung hopp fadarallan lej. > Och den som inte helan tar > han heller inte halvan får. > Helan går! [TRINKEN!] > Sjung hopp fadarallan lej. Für die vielen Austauschstudenten hat ein Spaßvogel eine Version aus englischen Worten zusammengestellt. Wenn man es singt, klingt es wie das schwedische Original, der Text ist jedoch Unsinn: > Hell and gore, > Shun hop father Allan lallan lay. > Hell and gore, > Shun hop father Allan lay. > And then some in the hell and tar > and hell are in the half and four. > Hell and gore, [DRINK!] > Shun hop father Allan lay.
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Wort der Woche: Dopparedan

Es ist Weihnachten. Man feiert auch in Schweden am Abend des vierundzwanzigsten, meist in familiärem Rahmen. Das schwedische Wort für Weihnachten, jul, stammt noch aus vorchristlicher Zeit, als auch schon gefeiert wurde, dass die Tage jetzt wieder länger werden. Die ursprüngliche Bedeutung des Wortes ist vergessen.

Ich

Wie bei vielen Feiertagen wird der Abend vor dem eigentlichen Feiertag mit -afton bezeichnet. Heute ist also julafton, morgen ist juldagen, der Weihnachtstag. Das Schwein, das in der bäuerlichen Gesellschaft traditionell zum Fest geschlachtet wurde, stand für einen Großteil des Essens. Der Schinken wurde über Nacht gekocht und der fettige Sud war zu nahrhaft und geschmackvoll, als dass er weggeworfen wurde.

Deshalb tauchte man am Morgen des Julafton sein Brot in eben diesen und aß es. Doppa bedeutet “eintauchen” im Schwedischen und so wird der Julafton auch dopparedan genannt, wobei dan die verschlissene Form von dagen ist. Damit verknüpft ist das Herunterrechnen bis zu diesem Tag: ..., dan före dan före dopparedan, dan före dopparedan, dopparedan.

Das Essen ist zweifelsohne das Wichtigste an Weihnachten in Schweden. Im Prinzip landen die unterschiedlichen Teile des Schweins auf dem Tisch und Vegetarier dürften es an Weihnachten schwerer haben als sonst. Man isst also nicht ein Gericht, sondern auch in kleinerem Kreis wird ein Buffet, der sogenannte julbord, aufbereitet. Die Vorbereitungen dafür erstrecken sich nicht selten auf die Tage davor, je nachdem wie viel man selbst macht.

Eine Auswahl an Leckereien, die man auf einem Julbord finden kann:

  • gravad lax – gepökelter Lachs, mit der zugehörigen Soße
  • inlagd sill – eingelegter Hering, verschiedene Sorten
  • köttbullar – die kleinen Hackfleischbällchen
  • sylta – Sülze, fast presskopfartig
  • julskinka – großer gekochter und gegrillter Weihnachtsschinken, dazu Senf und Apfelmus
  • revbenspjäll – gebratene Rippchen
  • Janssons frestelse – Janssons Versuchung, Kartoffelauflauf mit Zwiebeln und Sardellen
  • Wurst in verschiedenen Varianten
  • Kartoffeln, Brot, Käse… Eine lustige Tradition, die in Schweden zu Weihnachten gehört, ist das Reimen. Zum Beispiel sind heute alle Überschriften im Kulturteil von *Dagens Nyheter* in Reimform. Es ist üblich, dass zu jedem Geschenk ein Reim gedichtet wird, der den dahinterstehenden Gedanken verdeutlichen oder einen Tipp geben soll, was sich in der Verpackung befindet. Da ich eben dies noch nicht getan habe, belasse ich es hiermit und wünsche allen Lesern frohe Weihnachten. **God Jul!** *Fiket* wird zwischen den Jahren nicht brachliegen, aber vielleicht etwas ruhiger…
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Lucia und die Katzen

Es wurde schon kurz erwähnt: Am 13. Dezember wird in Schweden Lucia gefeiert. Das Luciafest ist eines der wenigen christlichen Heiligenfeste in Schweden. Es geht um die sizilianische frühchristliche Lucia von Syrakus.

Was es genau mit dem Fest auf sich hat und was man so alles tut, weiß der Wikipedia-Artikel zum Thema besser als ich. Es hat mit Mädchen in weißen Gewändern und Kerzen auf dem Kopf zu tun.

Die für die Vorweihnachtszeit typische Leckerei sind Lussekatter, also “Lucia-Katzen”. Das ist ein Hefegebäck mit Safran, zu dem man am besten Glühwein (oder die schwedische Variante glögg) trinkt. Warum sie “Katzen” genannt werden, konnte ich auf die Schnelle nicht ausfindig machen.

Nach dem Klick gibt es ein Rezept für Lussekatter und ein Bild mit Nobelpreisträger Smoot und “seinem” Lucia-Umzug (Luciatåg).

Rezept für Lussekatter
50g frische Hefe
1 Ei
1.5-2 dl Zucker
175g Butter
5 dl Milch
1g Safranfäden, gemörsert
1 Prise Salz
Genug Mehl, 10-15 dl, siehe unten.
Rosinen

Ei, Zucker und die Hefe (zerbröselt) in eine große Schüssel geben und sich auflösen lassen, etwas umrühren. Die Butter in einem Topf schmelzen, die Milch dazugeben und auf Körpertemperatur erwärmen (so dass man nicht merkt, wenn man seinen Finger hineinhält). Diese Milch-Butter-Mischung in die Schüssel mit dem Rest geben und den Safran und das Salz dazu. Dann nur noch mit Mehl auffüllen und rühren, bis der Teig nicht mehr klebt und sich von der Schüsselwand ablöst.

Eine halbe Stunde gehen lassen. Den Teig in handgroße Stücke teilen (bei obiger Menge etwa 25 Stück), per Hand in dicke Schlangenform rollen und diese dann von beiden Seiten spiralförmig aufrollen, so dass die typische S-Form entsteht (siehe Bild). In die Mitte der beiden Spiralen drückt man je eine Rosine. Mit noch einem zerrührten Ei bepinseln und dann nur noch auf einem Blech bei gut 200 Grad backen.

Nach 5-10 Minuten, wenn sie goldbraun sind, aus dem Ofen nehmen und abkühlen lassen. Wenn man nicht alle gleich isst, friert man die übrigen am besten gleich frisch ein, denn sie werden sonst recht schnell trocken. Aus der Mikrowelle aufgetaut und leicht warm schmecken sie fast wie frisch.

Lussekatt

Diesjähriger Physiknobelpreisträger Smoot bei seinem Vortrag heute in Uppsala. Im Hintergrund sieht man ein Bild vom Luciatåg, mit dem die Preisträger traditionell am 13. geweckt werden:
Smoot und sein
Luciatåg
Mehr Bilder von Mather und Smoot später…

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Safran

Safran ist eine wichtige Zutat für die zur Jahreszeit gehörenden Lussekatter. Wegen des hohen Preises für eine kleine Menge (Diebstahlgefahr) wird es in schwedischen Supermärkten an der Kasse aufbewahrt und auf Anfrage ausgehändigt.

Unser lokaler ICA hat gerade ein Sonderangebot für Safran, jedoch nur gegen Vorlage des Coupons aus dem Prospekt. Dieses liegt allerdings am Eingang aus und so riet vorhin die Kassiererin den Kunden vor mir, doch schnell die 10 Meter zu laufen, um es zu holen. Sie riet dies jedem einzeln. Mehreren nacheinander. Ich konnte mir das Lachen angesichts dieser Sinnlosigkeit kaum verkneifen – es ist aber natürlich nicht die Schuld der Kassiererin, sondern desjenigen, der ihr die prima Anweisung gab, nur gegen Coupon billig zu verkaufen.

Was Lussekatter sind, schreibe ich ein andermal.

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