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Die RAF in Schweden

Im Frühling gab es aus nicht ganz verständlichen Gründen ein neuerwecktes Interesse an der RAF in den deutschen Medien. Unter anderem fand eine Diskussion um die Meldung statt, dass keiner der für den Mord an Generalbundesanwalt Bubak von 1977 Verurteilten die tödlichen Schüsse abgegeben haben soll, sondern dass stattdessen Stefan Wisniewski der Schütze gewesen sei.

Die RAF war auch in Schweden aktiv und hat nicht nur der erfolgreichsten schwedischen Punk-Band indirekt ihren Namen gegeben. 1975 besetzten sechs RAF-Mitglieder das Obergeschoss der deutschen Botschaft in Stockholm, nahmen Geiseln und forderten die Freilassung von 26 in Deutschland Inhaftierten. Das Kommando Holger Meins, benannt nach dem im Jahr zuvor in Haft umgekommenen Komplizen, endete blutig, als die Forderungen nicht erfüllt wurden.

Es gab jedoch ein siebtes Mitglied der Aktion. Jemand, der nicht mit in der Botschaft war, der die Briefe mit Forderungen in Briefkästen platzierte und der angeblich noch am gleichen Tag aus Schweden entkam. Man sagt, dass es sich dabei wiederum um Stefan Wisniewski handelte.

Vor vier Jahren wurde ein Dokumentarfilm mit dem Titel Stockholm 75 über die Geiselnahme gedreht. Hat den jemand gesehen oder weiß, wo man ihn finden kann?

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Absolution?

Natürlich ist es traurig, aber ebenso ein klein wenig erleichternd, dass nicht nur ich, sondern auch die Schweden größtenteils ignorant sind, wenn es um Ingmar Bergman geht. Die gestrigen Sondersendungen und Filme zum Tod des Regisseurs erreichten jedenfalls nicht einmal 4% der Bevölkerung. Zum Vergleich: Allsång på Skansen schalten auch dieses Jahr jede Woche zwei der neun Millionen Schweden ein.

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Ingmar Bergman gestorben

Der wohl bekannteste Filmregisseur Schwedens, Ingmar Bergman, ist tot. Ich habe mich leider nie eingehender mit ihm und seinen Filmen beschäftigt und überlasse deswegen die vielen Worte anderen.

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Öl bei Gotland

Hoffentlich finden sie kein Öl hier, dann hätten wir wirkliche Probleme.

So spricht ein alter Mann, dessen Dorf gerade von Kindersoldaten verwüstet wurde, im sehr sehenswerten Film Blood Diamond über Bürgerkrieg und Diamantenhandel in Sierra Leone.

In der Tat scheint Rohstoffreichtum oft eher Fluch als Segen zu sein und mir fiel unweigerlich dieses Zitat ein, als ich las, dass Schweden in der Ostsee bei Gotland Öl fördern will. Nächstes Jahr sollen Probebohrungen stattfinden und man erhofft sich, in absehbarer Zeit zwanzig Prozent des Eigenbedarfs für ebenso viele Jahre decken zu können.

Mit Blick auf den Nachbar Norwegen kann man aber wohl auch für Schweden hoffen, dass es diesen Schicksalsschlag aushält.

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Pleite bei Astoria-Kino

Der Fabian kam mir zuvor, den Konkurs des schwedischen Kinobetreibers Astoria zu kommentieren.

Mir bleibt daher nur hinzuzufügen, wie ich erst vorgestern überrascht festgestellt habe, dass das Royal in Uppsala seit letzten Herbst schon zu SF gehört, das damit hier – von zwei sehr kleinen unabhängigen Kinos abgesehen – ein Quasimonopol innehat. Die Lokalzeitung UNT berichtet auch.

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Schweden, Himmel und Hölle

Wie wird Schweden von außen betrachtet und welches Bild hat man von diesem Land? Wenn wir die Kernkraftwerke und einzelne Stimmen, die Schweden als schlechtes Beispiel darstellen, mal kurz vergessen, wird Schweden heute überwiegend und meist zu Recht als Vorbildland gesehen.

Dass Schweden jedoch auch einen einschlägigen Ruf hat, was die sexuelle Revolution und die Pornoindustrie angeht, und dass dieses Klischee den Schweden durchaus bewusst ist, fand ich erst nach einiger Zeit heraus. Ein sehr schönes Beispiel für diesen Blickwinkel auf Schweden hat der @ndi aufgetrieben. Es handelt sich um die Vorschau zu einer Dokumentation aus Italien, die 1968 unter dem Titel Sweden, Heaven and Hell (E) für Furore sorgte.

Der Film stellt das angeblich zügellose Leben in Schweden dar, in dem wortwörtlich “Anything goes!” gilt, was Drogen und Sex angeht. Aus dem Trailer scheint mir, dass der Grundton kritisch und alarmierend ist. Der Film kam nie in schwedische Kinos, sorgte aber, obwohl viel herausgeschnitten wurde, für heftige Proteste, als er im schwedischen Fernsehen lief. Kritik richtete sich vor allem dagegen, dass Szenen gestellt waren und dass Material ohne Wissen der “Hauptdarsteller” verwendet wurde.

Ein nettes Detail ist auch, dass in diesem Film das Lied Mah-Na Mah-Na, das später mit den Muppets richtig bekannt wurde, zum ersten mal auftaucht. Den zweiminütigen Trailer zu der Dokumentation, den man nicht unbedingt am Arbeitsplatz ansehen sollte, gibt es nach dem Klick.

([Youtube DirektBrüste](http://www.youtube.com/watch?v=I8rTWHSmZ8w))

Ich hoffe, man muss nicht ernsthaft darauf hinweisen, wie wenig das da gezeigte der Wirklichkeit entspricht. Über die Sechziger und Siebziger kann ich mich aber natürlich nicht äußern. ;)
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Oscar Torrents

Seit ein paar Tagen verlinkt die Pirate Bay auf der Startseite ihr neuestes Projekt, eine Seite zur Bewertung der Filme in der anstehenden Oscar-Verleihung, inklusive Downloadmöglichkeit. Ziemlich “unschwedisch” spotten die Macher der Pirate Bay auf Film- und Musikindustrie und provozieren offenherzig. Mehr dazu bei Telepolis.

Ältere Artikel zur Pirate Bay.

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Schwedische Filme bei der Berlinale

Vom 8. bis 18. Februar findet die Berlinale statt und dort gehen auch schwedische Filme an den Start. Die schwedische Botschaft schreibt dazu:

Im Wettbewerbsprogramm der 57. Berlinale stehen in diesem Jahr fünf schwedische Filme:

Sektion Panorama
Anders Nilsson: “När mörkret faller” (“Wenn es dunkel wird”)

Generation Kplus
Ylva Gustavsson u. Catti Edfeldt: “Förortsungar” (“Abgerockt”)

Generation Kplus – Kurzfilme
Johan Hagelbäck: “Pilgrimsgrodorna” (“Pfeilgiftfrösche”)
Lennart u. Ylva-Li Gustafsson: “Ville och vilda kanin” (“Willi und das wilde Kaninchen”)
Andreas Tibblin: “När Elvis kom på besök” (“Als Elvis zu Besuch kam”)

Der diesjährige Shooting-Star aus Schweden heißt Gustaf Skarsgård.

Leider habe ich keinen der genannten Filme selbst gesehen.

(via, S)

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Schwedischer Preis für Das Leben der Anderen

Der SR schreibt:

Der deutsche Film „Das Leben der anderen" ist in Schweden als „Bester ausländischer Film" ausgezeichnet worden. [...] „Das Leben der anderen" ist der erfolgreichste deutsche Film in Schweden seit „Good Bye, Lenin".

Vielleicht sollte ich mir den endlich einmal ansehen.

Bester schwedischer Film wurde Förortsungar (S) von Peter Holthausen und Pontus Sjöman.

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Deutschland-Beobachtungen

Ich war über Neujahr fünf Tage in Deutschland, um Freunde und Familie zu besuchen. Ein paar Dinge fallen einem doch ins Auge, wenn man länger nicht dort war. All das ist natürlich regional (Aschaffenburg und Umgebung) und subjektiv.

  • Der Verkehr ist immer das erste Auffällige, wenn man am Flughafen in den Mietwagen steigt. Es ist mehr und schneller in Deutschland, zumindest wenn kein Stau ist. Etwas zum Autobahnwirrwar um Frankfurt Vergleichbares gibt es in Schweden nicht. Auch wenn ich den Reiz des Schnellfahrens durchaus nachvollziehen kann, kann ich mich den Leuten, die ein generelles Tempolimit fordern, nur anschließen. In Schweden fährt es sich entspannter.
  • Bunte Häuser. Ich hatte Häuser daheim immer in Weiß oder allenfalls schwachen Pastelltönen in Erinnerung und fand die knalligen Farben der Häuser hier in Schweden gut. Mir sind jetzt aber einige neu angemalte Altbauten auf den Dörfern aufgefallen, die sich durch angenehme Farbenfreude auszeichneten. Ein Trend?
  • Reklame. Auch die riesigen Reklamwände fielen mir ins Auge, besonders ein nicht-so-billiger Elektronik-Großmarkt. Vielleicht ist meine Wahrnehmung verklärt, aber ich glaube, in Schweden weniger Werbung ausgesetzt zu sein.
  • Alles ist billig. Ein Klassiker der Klischees: Schweden ist teuer. Ja, ist es, aber ich dachte, der Abstand zu Deutschland hätte sich in den letzten Jahren verringert. Jetzt kam mir jedoch wieder alles sehr billig vor. Ob es an der starken Krone liegt?
  • Deutsche Flaggen. Nach der dritten schwarz-rot-goldenen Flagge, die ich aus Fenstern oder an Autos hängen sah, dämmerte es mir: es war Fußball-WM. Der Gedanke ließ mich zufrieden grinsen, schließlich bin ich immer noch froh, zu dieser Zeit nicht in Deutschland gewesen zu sein. Beim Essen mit einem alten Freund kam dann die Frage auf, wie die WM denn im Ausland wahrgenommen wurde. Ich fing mit der Diskussion über Zwangsprostitution an, die im Vorfeld in Schweden geführt wurde. Das war den anderen neu. Als ich dann auf die, auch in Deutschland aufgeflammte, Debatte ums Flaggenschwenken und Patriotismus zu sprechen kam, entwickelte sich eine hitzige Diskussion. Da ich ja nicht selbst bei der WM dabei war, hielt ich mich mit definitiven Aussagen zurück und ich hatte auch Fußballfans nicht mit Neonazis über einen Kamm geschert, aber darauf hingewiesen, dass ein kollektives euphorisches Wedeln mit Fahnen in Deutschland durchaus mulmige Gefühle im Ausland verursachen kann. Als ich auf meine Frage, ob Kritiker der WM es wirklich, wie ich gelesen hatte, so schwer hatten und mit harten Worten als Spielverderber abgetan wurden, jedoch die Reaktion bekam, dass die Kritiker doch bitte wegbleiben sollten, am besten aus Deutschland raus, wurde mir einmal mehr klar: Massenveranstaltungen sind böse, lassen den Einzelnen aufhören zu denken und diskriminieren Abweichler.
  • Baumärkte. Bilde ich mir das nur ein, oder macht gerade in jedem Nest in Deutschland ein riesiger Baumarkt auf?
  • Essen. Ich sage nur: Schwarzbrot, Haspel, hausgemachte Blut- und Leberwurst, Sauerkraut, Leberklößchensuppe, Schlappeseppel, Lebkuchen und vieles mehr. Eine Gelegenheit pro Jahr, die wenigen Versäumnisse auszugleichen, mit denen man in Schweden leben muss, reicht mir.
  • **Kinder-Boom.** Schweden ist um Einiges kinderfreundlicher als Deutschland und die Geburtenrate ist auch etwas höher. Bisher dachte ich, ich könnte das auch subjektiv bestätigen, zum Beispiel aus dem Bekanntenkreis. In der alten Heimat unter alten Bekannten stellte ich dann aber fest, dass die dort auch alle Kinder haben und dass es nicht an Schweden liegt, dass man von so vielen Leuten hört, die Kinder kriegen, sondern am Alter. ;-) *Nachtrag, 7. Jan, 14:15:* Einen wichtigen Punkt habe ich doch glatt vergessen. **Filme werden übersetzt.** Das ist natürlich nichts Neues, aber es wird nach einiger Zeit in Schweden so selbstverständlich, die Originalfassung (ob Englisch oder was auch immer) zu hören und Untertitel eingeblendet zu bekommen, dass man trotzdem wieder überrascht ist, wenn man in Deutschland den Fernseher anschaltet oder ins Kino geht. Ein besonders sinnloses Beispiel kam mir im erfreulicherweise wiedereröffneten und sehr hübsch renovierten [Casino](http://www.casino-aschaffenburg.de/) unter. Dort sahen wir uns [Babel](http://www.imdb.com/title/tt0449467/) an, ein (übrigens zu empfehlender) Film, in dem Sprachbarrieren eine große Rolle spielen. Alle Sprachen ins Deutsche zu übersetzen, hätte den Film unverständlich gemacht und das hatte man auch eingesehen. Man hörte das Original mit Untertiteln – bis auf die englische Tonspur, denn die war synchronisiert. Das ist ziemlich absurd!
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