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Wort der Woche: Midsommarkrisen

Im zweiten Weltkrieg versuchte Schweden, seine selbsterklärte Neutralität zu wahren. Damit meinte man nicht wirklich, neutral zu sein, sondern auf keinen Fall in den Krieg hineingezogen zu werden. Die damalige, wegen des Krieges zusammenberufene Allparteienregierung unter Per Albin Hansson gab zwar den populären Forderungen nach direkter Unterstützung an Nazideutschland nicht nach, machte aber an mehreren Stellen Zugeständnisse.

Am wichtigsten waren wohl die Transporte von Soldaten mit schwedischen Zügen, nachdem Deutschland 1940 Norwegen angegriffen hatte. Ein täglicher Zug über schwedisches Staatsgebiet, der neben deutschen Soldaten auch Munition und Kriegsgerät transportiere, wurde eingerichtet, doch auch das reichte nicht. Am 22. Juni 1941 begann das “Unternehmen Barbarossa”, der Angriff der Deutschen auf die Sowjetunion, und in dessen Rahmen wollte die Wehrmacht eine ganze Division von Norwegen durch Schweden an die finnische Grenze zu Russland transportieren. Diese Anfrage und darauffolgende Diskussion in der schwedischen Regierung und dem Reichstag nennt man die Mittsommerkrise.

Denn obwohl die bürgerlichen Parteien eher nachgeben wollten, gab es viele Stimmen unter den Sozialdemokraten, die das Maß an Unterstützung für die Deutschen für voll hielten. König Gustav V. war für die Erlaubnis, sowohl um den Konflikt mit Deutschland zu vermeiden, als auch mit dem Gedanken an Hilfe für Finnland. Er mag den Ausschlag gegeben haben, immerhin hat er angeblich mit seinem Abtritt gedroht, sollte das Gesuch der Deutschen abgelehnt werden. Das hätte zu einer Spaltung der schwedischen Gesellschaft führen können. Ob es diese Drohung wirklich gab, ist ungewiss, aber es ist belegt, dass Per Albin Hansson sie in der Argumentation verwendete.

Der Transport wurde als Einzelfall genehmigt und die Division Engelbrecht passierte vom 25. Juni bis 12. Juli Schweden gen Osten, wo die meisten Mitglieder umkamen. Etwas ausführlicher über Schweden während des zweiten Weltkriegs kann man in der Wikipedia lesen und zur midsommarkrisen in der Nationalencyklopedin.

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Wort der Woche: Åland

Åland (sprich: Ohland), das ist die Inselgruppe zwischen Schweden und Finnland, die den bottnischen Meerbusen vom Rest der Ostsee abgrenzt. Åland gehört zu Finnland, aber man spricht Schwedisch. Als nämlich nach dem ersten Weltkrieg die Frage aufkam, was mit Åland passieren solle, wurde es gegen den Willen der Einwohner Finnland zugesprochen, allerdings mit weitreichenden Privilegien zur Teilselbständigkeit. Wer mehr wissen möchte, sei auf den als “exzellent” ausgezeichneten Wikipedia-Artikel über Åland verwiesen.

Dass Åland gerade heute Wort der Woche ist (und noch dazu ein sehr kurzes), liegt daran, dass wir da nachher hinfahren und noch packen müssen. Dreieinhalb Stunden dauert es mit der Fähre von Kappelskär an der Küste von Uppland nach Mariehamn auf Åland. Dort werden wir zwei Tage bleiben und dann weiter nach Turku (schw: Åbo) und zuletzt nach Helsinki weiterziehen. Das bedeutet, dass Fiket wieder einmal eine Woche lang auf Eis liegt und dass es länger dauern kann, bis eventuelle Kommentare freigeschaltet werden.

Karte mit den Stationen der Reise (klicken zum Vergrößern):
Reiseroute (Bild: Google
Maps)
(Bild: Google Maps)

Nachtrag, 070728: Ich bin wieder da und die Kommentare sollten alle freigegeben sein.

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Lebensmittelpreise in Europa

Eine der immer wiederkehrenden Fragen zu Schweden ist, wie viel teurer Lebensmittel hier eigentlich sind. Jetzt gibt es Zahlen zu 2006.

Ein folgt ein Auszug, wobei der EU27-Durchschnitt jeweils bei 100 liegt. Ein Wert von 120 in der Tabelle heißt also, dass etwas 20 Prozent teuer ist als im europäischen Durchschnitt.

Essen und nicht-alkoh. Getränke Davon Alkohol Tabak
Brot, Getreidep. Fleisch Milch, Käse, Eier
Deutschland 105 108 118 87 82 119
Schweden 119 131 133 104 145 119
Dänemark 142 150 149 116 128 115
Finnland 120 141 119 110 170 107
Norwegen 158 164 182 160 229 227

Die Preise in Deutschland sind also ziemlich nahe am EU-Durchschnitt. Schweden liegt deutlich darüber, aber weniger als die anderen beiden skandinavischen EU-Länder. Von Norwegen, das wie üblich die Statistik anführt, ganz abgesehen.

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Fennoskandinavien

Ich hab’ grad wieder was gelernt: Wenn man zu Skandinavien, das ja geographisch eigentlich nur aus Norwegen und Schweden besteht, auch noch Finnland und eine Ecke Russland dazunimmt, dann nennt sich das Fennoskandinavien, auch Fennoskandien. -Meist meint man jedoch genau das, wenn man von “Skandinavien” spricht.-

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Mors dag? Noch nicht.

In vielen europäischen Ländern ist heute Muttertag. Neben Deutschland auch in Dänemark und Finnland. In Norwegen liegt der Muttertag dagegen schon im Februar und hier in Schweden ist es nicht der zweite, sondern der letzte Sonntag im Mai, auf den sich die Blumengeschäfte freuen.

Das kann gegenüber zuhause gebliebenen Müttern schon einmal als Ausrede herhalten, dass man ihn vergessen hat.

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Finnland

Der zweite Teil der schon erwähnten ZEIT-Serie Im Norden alles besser? geht über Finnland. Es werden wieder einmal vor allem die finnischen Schulen behandelt. Das beschriebene Bild mag stimmen, aber ich fand den Informationsgehalt des Textes nicht sonderlich hoch. Ich weiß fast nichts über Finnland und habe durch die Lektüre auch fast nichts dazugelernt.

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Überwachung vertagen?

Es tut sich etwas bei den Überwachungsplänen der schwedischen Regierung. Ein der eigenen IT-Experten der Regierung meldet sich zu Wort und zweifelt (S) die technische Trennung von In- und Auslandskommunikation an. Die FRA, die Radioanstalt der schwedischen Armee, die die geplanten Überwachungen durchführen soll, darf aber nicht im Inland abhören. Sowohl bei Internet- als auch Telefonverbindungen sei wegen der globalen Vernetzung die Trennung von In- und Ausland schlicht unmöglich.

Außerdem besteht die reelle Chance (S), dass die Opposition eine Vertagung des geplanten Gesetzes um ein Jahr erzwingt. Sechzig der 349 Parlamentarier sind dazu nötig und die Linkspartei strebt dies zusammen mit den Grünen an. Auch Thomas Bodström von den Sozialdemokraten spricht sich für den Aufschub der Abhörpläne aus, damit das Thema mehr Leuten bewusst werde. Das ist insofern überraschend, dass Bodström als ehemaliger Innenminister bei vielen Synonym für die Einschränkung von Freiheitsrechten war – ganz ähnlich Herrn Schily in Deutschland.

Nachtrag: Der Nachbar Finnland zeigt sich ebenfalls besorgt (S) über die schwedischen Abhörpläne, schließlich geht viel von der finnischen Kommunikation mit dem Rest der Welt via Schweden. In Finnland ist die Vertraulichkeit von Kommunikation stark geschützt und die Netzbetreiber sind sogar gesetzlich verpflichtet, sicherzustellen, dass die angebotenen Fernmeldedienste nicht abgehört werden.

Schade, dass Finnisch so schwer ist.

Nachtrag, 12.3.07, 23:40: Die Sozialdemokraten sind auf die Linie der Grünen und der Linkspartei eingeschwenkt (S) und streben die einjährige Vertagung an, um eine ordentliche Prüfung zu ermöglichen, bevor per Gesetz Tatsachen geschaffen werden. Gute Neuigkeiten.

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Nikolaus

Nikolaus hat heute Namenstag in Schweden. Mehr nicht. Gefeiert wird das nicht, denn keiner heißt so.

Nachtrag, 7. Dez: Ich wurde darauf hingewiesen, dass der 6. Dezember der Unabhängigkeitstag Finnlands ist. An diesem Datum 1917 löste es sich von Russland, das 1809 die Herrschaft von Schweden übernommen hatte.

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