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Falscher Held Persson

Schwedische Medien lachen (S) heute (E) über einen Bericht der WELT am Sonntag, in dem behauptet wurde, der damalige schwedische Ministerpräsident Göran Persson habe beim Unfall im Kernkraftwerk Forsmark letzten Juli persönlich den GAU verhindert, indem er die Erlaubnis gab, das “Wallmannventil” zu öffnen.

Persson dementiert seinen angeblichen Heldeneinsatz, denn erstens gibt es kein Ventil mit diesem Namen und zweitens geht es wohl um einen Mitarbeiter bei Forsmark, der den gleichen Namen trägt wie der ehemalige Staatschef. Ich hoffe, dass die Ursache solcher peinlichen Fehlinformationen bei der WELT liegt und nicht bei den “deutschen Regierungskreisen”, auf die man sich beruft.

Nachtrag 22.11.: Jetzt berichtet auch der Schwedische Rundfunk auf Deutsch und legt noch ein fünfminütiges Interview mit einem Vertreter der deutschen Gesellschaft für Anlagen- und Reaktorsicherheit bei. Hier lang.

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Kernkraft: Risse, Überlast und Brand

Das Kernkraftwerk Forsmark, an der Ostseeküste der Region Uppland gelegen, war wegen des Störfalls Ende Juli und anderer Pannen schon mehrmals Thema hier. Doch die Geschichte geht weiter.

Neulich wurden Risse in der Reaktorhülle von Forsmark entdeckt, aus denen Strahlung austrat. Unterlagen, die die vorgeschriebene regelmäßige Überprüfung belegen sollten, konnten nicht aufgetrieben werden. Außerdem wurde das Kraftwerk über einen Zeitraum außerhalb der Spezifikation unter zu hoher Last betrieben. Deswegen wird jetzt zwar ermittelt, trotzdem wirft das Ganze kein gutes Licht auf die Kontrolleure – von den Betreibern ganz zu schweigen (Monty Burns?).

Trotzdem denkt man, dass bei Forsmark ein guter Platz ist, Atommüll, endzulagern.

Noch nicht genug? Heute nacht brannte (S) nach einer Explosion in Ringhals, einem anderen schwedischen Kernkraftwerk, ein Transformator, was die Anlage stilllegte. Nachtrag: Artikel bei tagesschau.de.

Und wer jetzt denkt, deutsche Kernkraftwerke seien besser, der irrt.

Nachtrag: Um schnell wieder ans Netz gehen zu können, bekommt Ringhals einen Transformator ausgeliehen. Von Forsmark (S). Ironie? Lachen? Weinen?

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Forsmark, die unendliche Geschichte

Wie man Vertrauen aufbaut, dass Kernkraftbetreiber wissen, was sie tun:

  • Vor zwei Monaten: Störfall im Reaktor 1 von Forsmark, Abschaltung, Fehlersuche.
  • Vor zwei Wochen: Forsmark 1 und 2 sollen wieder ans Netz, doch diesmal hakt es im Reaktor 2.
  • Heute: Ein Routinetest der Notstromversorgung, [legt erneut](http://www.sr.se/cgi-bin/uppland/nyheter/artikel.asp?artikel=967843) (S) Forsmark 1 lahm, weil sich der planmäßige Teilstopp nicht zurücksetzen ließ. Man lese auch in der ZEIT, warum [Kernengergie ins Technikmuseum](http://www.zeit.de/2004/32/Kernenergie?page=all) gehört.
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Forsmark darf wieder ans Netz

Kernkraftwerk
Forsmark

Rund zwei Monate ist es her, dass sich im Kernkraftwerk Forsmark hier um die Ecke ein ernstzunehmender Störfall ereignete. Jetzt ist die staatliche Aufsicht zufrieden mit den Maßnahmen und beide Reaktoren dürfen unter verschärften Auflagen wieder ans Netz (S). Ich verstehe ja immer noch nicht, warum dieses Thema die meisten Schweden so gleichgültig gelassen hat und auch nicht zur Wahlkampffrage wurde.

Nachtrag: Forsmark 1, in dem sich der Störfall ereignete, wurde in der Nacht zum Samstag wider hochgefahren. Beim Starten von Forsmark 2 wurden jedoch neue Fehler entdeckt (S), die dessen Wiederinbetriebnahme um einige weitere Tage verzögern.

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Störfall im Kernkraftwerk

Vorgestern kam es im Reaktor 1 des schwedischen Kernkraftwerks bei Forsmark (in Uppland) zu einer Störung, die die automatische Abschaltung einleitete. Insofern funktionierte zwar das Sicherheitssystem gut genug, aber es wurde in diesem Zusammenhang z.B. entdenkt, dass die Hälfte der Reservegeneratoren nicht funktionierte. Auf einer Skala von 0 bis 7 wird dieser Unfall mit 2 bewertet und ist damit der schwerste dieses Kraftwerks bisher. Es wird abgeschaltet bleiben, bis die Ursachen geklärt sind.

Trotz eines hohen Anteils Wasserkraft ist Kernenergie in Schweden wieder populär. In diesem Zusammenhang fand ich heute auch eine Meldung aus Deuschland interessant:

Wegen der Hitzewelle ist Ökostrom [...] derzeit billiger als Strom aus Kohle- und Atomkraftwerken.

Update (3.8.): Ich bin gerade aus dem Urlaub zurück und erfahre, dass der Unfall schwerer war als am Anfang angenommen. Es wurde mittlerweile auch der andere Reaktor von Forsmark abgeschaltet und ebenso die beiden in Oskarshamn, die ähnlich gebaut sind. Ein weiteres Kernraftwerk ist routinemäßig zur Wartung vom Netz. Mehr an dieser Stelle, sobald ich durch meine schwedischen Nachrichten gelesen habe…

Update (4.8.): Es scheint, als ob obige Darstellung immer noch richtig ist und sich nicht mehr ereignet hat, das erst später herauskam. Ein Kurzschluss außerhalb des Kraftwerks sorgte für einen Stromausfall und weil die Notstromversorgung versagte, waren Bildschirme und interne Kommunikation im Kontrollraum tot. Erst nach zwanzig Minuten “blindem” Betrieb wurde endgültig abgeschaltet.

Die Notstromaggregate kamen übrigens aus Deutschland und laut Greenpeace sind deren Probleme lange bekannt. Sie fordern (E) natürlich eine sofortige Abschaltung aller schwedischen Kernkraftwerke.

Wie nahe man an einer Überhitzung des Reaktors und einer echten Gefahr war, darüber streitet man (S). Den Vorfall mit Tschernobyl zu vergleichen ist lächerlich, weil keine radioaktive Strahlung austrat, und dass es der “schwerste Unfall seit Tschernobyl” war, klingt auch nicht ganz glaubwürdig. Nichtsdestotrotz darf so etwas natürlich nicht passieren und das Medienecho, das nach über einer Woche auch in Deutschland in Gang kommt (SpOn, Telepolis), sorgt hoffentlich für den nötigen Druck, Missstände zu beseitigen.

Noch ein Update (4.8. 18:20): Es wurde im Laufe des Tages entschieden, keine weiteren Reaktoren stillzulegen. Das Thema hält sich auf den Titelseiten und wird wohl Wahlkampfthema der in sechs Wochen anstehenden Parlamentswahlen werden. Die Zentrumspartei, die lange gegen Kernkraft war und erst kürzlich auf den langsamen Ausstiegskompromiss der anderen bürgerlichen Parteien eingeschwenkt ist, dürfte sich gerade schwarz ärgern. Die deutsche Redaktion des Schwedischen Radios diskutiert die politischen Auswirkungen etwas ausführlicher.

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