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Elektronisch Deklarieren

Am Montag war es wieder so weit: Stichtag für die Steuererklärungen. Über die Hälfte der Schweden gaben nicht mehr auf Papier, sondern elektronisch ab. Das ist eine weitere Steigerung gegenüber letztem Jahr, aber die angestrebten sechzig Prozent wurden es nicht. Zum Vergleich benutzen in Deutschland nur etwa 15 Prozent der Menschen freiwillig die elektronische Variante. Es scheint zu helfen, dass man den Vorgang hier so komfortabel wie möglich macht.

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Radio Paradise

Da wir gerade bei Peps Persson waren: Zum ersten mal von ihm gehört habe ich auf einem Internetradio, das ich zeit Jahren höre: Radio Paradise.

Der Sender und die Familie dahinter lebt von den Spenden der Hörer und auch ich schicke regelmäßig einen kleinen Obolus nach Kalifornien, denn RP ist einfach super. Reinhören sei hiermit sehr empfohlen.

Dagens Nyheter stimmte mir da heute morgen zu und findet sowohl die Musikauswahl von RP als auch das Konzept des freiwilligen Bezahlens lobenswert. Ist die Gegenleistung gut, sind Menschen bereit zu zahlen, auch wenn sie nicht müssen. Sicher nicht alle, aber genug.

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Bald keine Öre-Münzen mehr

Im schwedischen Parlament, dem Riksdagen, wurde heute beschlossen, die kupferne 50-Öre-Münze ab Ende September 2010 abzuschaffen. Die Ein-Kronen-Münze wird dann also die kleinste Bargeldeinheit sein.

Als Grund für die Abschaffung wird angeführt, dass die 50 Öre immer weniger verwendet und dass sie von der Mehrheit der Schweden für überflüssig gehalten wird. Preise werden aber weiterhin mit Öre angegeben und beim Einkaufen wird – wie auch jetzt schon – am Ende auf die nächste Münze gerundet.

Der einzige Unterschied wird also sein, dass man kein lästiges Kupfer mehr mit sich herumträgt. Fein.

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1809 riffelt 2009

In der Wikipedia schrieb jemand:

[Der schwedische König Gustav IV. Adolf] war ein Gegner der französischen Revolution und schloss sich der antifranzösischen Koalition an. 1807 verließ Russland die Koalition und schloss ein Abkommen mit Napoleon I., worauf es 1808 Schweden angriff. Die russischen Truppen besetzten rasch Finnland und die Küste Norrlands bis Umeå. Die schwedischen Misserfolge führte zur Absetzung des Königs 1809 und im Frieden von Fredrikshamn musste Schweden Finnland, Åland und den östlichen Teil Västerbottens bis zum Fluss Torne älv an Russland abtreten.

Die am 6. Juni des gleichen Jahres eingeführte Verfassung (successionsordningen) ist noch heute einer der Anlässe, warum der schwedische Nationalfeiertag auf diesem Tag liegt. Schweden feiert seine Niederlagen sagen die, die den hiesigen Schwermut beklagen. Andere nennen es Erinnerung.

Und so wird der Verlust Finnlands vor 200 Jahren mit einer besonderen Ausgabe der Ein-Kronen-Münze “gefeiert”. Damit ist nicht eine der zahlreichen Sondermünzen in kleiner Auflage gemeint, sondern alle 2009 geprägten Ein-Kronen-Münzen haben diese geriffelte Rückseite:

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(größeres Bild)

Mit dem Muster soll das Wasser, das die beiden Länder verbindet, symbolisiert werden. Der Text um den Rand lautet

DEN UNDERBARA SAGAN OM ETT LAND PÅ ANDRA SIDAN HAFVET.

Übersetzt: “Die wunderbare Geschichte eines Landes über dem Meer”, ein Zitat aus dem Buch Studentbesöket i Finland von Anton Rosell aus dem Jahr 1857.

In der Hand gehabt habe ich die neue Münze noch nicht, aber sie soll bald stärker in Umlauf kommen.

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Kampf den Boni

Wer glaubte, die “Neidgesellschaft” sei typisch deutsch, dem sei erzählt, was sich gerade hierzulande abspielt. Argwöhnisch wird zur Zeit von den Medien bewacht, welche Firmen- oder Bankenchefs welche Gehälter und Bonuszahlungen bekommen. Der Unterton ist, dass es in Zeiten der Krise “unmoralisch” sei, so viel Geld zu bekommen und dass es geboten sei, freiwillig zu verzichten. Und diese Stimmung kommt laut Umfragen “im Folk” an.

So haben zum Beispiel angeblich 63% der Kunden der Bank SEB ihr Vertrauen in eben diese verloren, weil die Chefin zuerst auf ihren Bonus verzichtete und dann eine Gehaltserhöhung von 7 auf 9 Millionen Kronen bekommen sollte.

Ein anderes Beispiel betrifft den Rentenversicherer AMF. Obwohl man dort aufgrund des medialen Drucks schon auf Boni verzichtete, werden gerade zwei der Chefs angegriffen, weil sie ihre privaten Rentengelder aus der AMF-Versicherung in Fonds überführten, bevor erstere ihre Rendite verschlechterte. (mehr zum schwedischen Rentensystem übrigens hier)

Täglich liest man von irgendwelchen Firmen, die entweder auf Boni verzichten oder eben nicht. Beides ist eine Nachricht wert und ich habe den Eindruck, dass sich das Ganze durch die verschreckten Rückzieher der “Beschuldigten” aufgeschaukelt hat.

Ich finde es ungerecht, Leute an den Pranger zu stellen, wenn sie sich an die Regeln gehalten haben. Ändert die Regeln, wenn sie zu Missständen führen, aber hetzt nicht gegen die, die sie anwenden. Warum soll eine Firma ihre Chefs nicht entlohnen, wenn sie glaubt sie haben gute Arbeit geleistet? Letztes Jahr war das beste in der SEB-Firmengeschichte. Und warum sollte der AMF-Chef nicht über seine eigene Rente entscheiden können wie jeder andere auch? (Solange keine Insider-Informationen für die Entscheidung maßgeblich war, aber darauf gibt es keinen Hinweis.)

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Was ändert sich 2009? Teil 2

Es folgt die Fortsetzung dieser Liste, die die wichtigsten Veränderungen an Gesetzen und Regeln auflistet.

  • **Außenministerium** - *Neue Verordnung für die Finanzierung der Aufsicht für strategische Produkte.*
  • - *Übergabe des Startprogramms an Swedfund International AB.* Das “Startprogramm” vergibt Kredite an kleine und mittelgroße Firmen, die mit Entwicklungsländern zusammenarbeiten. Es wurde bisher von der schwedischen Behörde für Entwicklungshilfe *Sida* betrieben. - **Verteidigungsministerium** - *Das geheimdienstliche Abhören wird per Gesetz geregelt zum besseren Schutz der Privatsphäre*. Das ist ein schöner Euphemismus für das während des Jahres heiß diskutierte [FRA-Gesetz](http://www.fiket.de/tag/fra). Aller Widerstand hat also bisher nicht gefruchtet und auch der angekündigte Versuch, das Gesetz im Parlament noch zu kippen, kam nicht. Es wird also zum 1. Januar in Kraft treten. - *Neue Behörde für Gesellschaftsschutz und Bereitschaft.* Dabei geht es um die Zusammenlegung dreier bisheriger Behörden. - **Sozialministerium** - *Vom Krankengeld zur Arbeit.* Es wird einfacher für Langzeitkranke, wieder anzufangen zu arbeiten, ohne dass das Krankengeld gleich abnimmt. - *Veränderungen im Gesetz zum Lohn von Kranken.* - *Neues Gesetz zur Wahlfreiheit.* Patienten sollen selbst wählen können, welcher Dienstleister bestimmte Hilfs- und Versorgungsdienste ausführt.
  • Der Sozialvorstand soll die Vorschriften zu Spezialisierungen von Ärzten mitteilen.

- Finanzministerium – Es werden einige Steuersenkungen umgesetzt, mit denen die bürgerliche Allianz schon zur Wahl gegangen ist. Vor allem Geringverdiener sollen profitieren. - Senkung der Lohnsteuer. - Senkung der Steuern für Rentner. - Senkung der Sozialabgaben. - Kräftigere Senkung der Sozialabgaben für junge Leute. - Änderungen der 3:12-Regeln.
Dabei geht es um die Anpassung einiger Freibeträge. - Gesenkte Firmensteuer und Steuer für Expansionsfonds. - Grenzen für die Absetzbarkeit von Zinszahlungen. - Erhöhung der Grenze für die Absetzbarkeit von Pendelkosten.
In Zukunft kann man Reisekosten von und zum Arbeitsplatz erst ab 9000 Kronen (bisher 8000) absetzen. - Verstärkung der Stabilität des schwedischen Finanzsystems.
Das ist natürlich ein topaktuelles Thema und das Gesetzt, das schon ab Ende Oktober gilt, regelt die staatlichen Garantien und Kapitalzuschüsse für Banken. - Garantieprogramm für Banken.
Hier ist das EU-gemeinsame gemeint. - Ausweitung der Einlagengarantie.
Der schwedische Staat garantiert seit 1. Oktober Sparguthaben bis zu einer halben Million Kronen. - Elektronischer Informationsaustausch zwischen Behörden.
Das soll die Anzahl Fehler verringern.

  • *Abschaffung der Ausnahme von Umweltautos von der City-Maut.* Wenn man jetzt noch schnell ein solches Auto kauft, kann man auch weiterhin ohne zu zahlen nach Stockholm hinein und herausfahren.

    So, das reicht erst einmal wieder. [Weiter zu Teil 3 »](http://www.fiket.de/2008/12/22/was-aendert-sich-2009-teil-3/)
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Die schwedische Wirtschaft

Wenn sich ein Laie wie ich zu einem so komplexen Thema wie “der Wirtschaft” äußert, ist das natürlich mit Vorsicht zu genießen. Nichtsdestotrotz bekommt man aus Medien und Wirklichkeit allerlei mit und versucht, sich ein eigenes konsistentes Bild zu machen.

Dass neben der Autosparte von Volvo, die bisher zu Ford gehört, jetzt auch Saab (General Motors) zum Verkauf steht, macht gerade in Schweden Schlagzeilen. Die Entlassungen in dieser Branche habe ich ja schon erwähnt. Von einer Verstaatlichung will das schwedische Wirtschaftsministerium jedoch nichts wissen (heute verspätet auch bei SpOn zu lesen) – das wäre ja auch eine völlige Kehrtwende zur Privatisierungspolitik der bürgerlichen Regierung.

Entlassen wird gerade viel in Schweden und dass die Politik seit der letzten Wahl dazu geführt hat, dass mehr Schweden als zuvor ohne soziale Sicherung dastehen, ist aufmerksamen Lesern dieses Blogs auch nicht neu.

Die internationale Wirtschaftskrise hat Fondssparer und zukünftige Rentner um 30-50% ihres Geldes gebracht; in Schweden basiert nämlich ein großer Anteil des Rentensystems auf Fonds und nicht auf Beiträgen die direkt von der gerade arbeitenden Generation an die älteren gezahlt werden. Zusätzlich hat die schwedische Krone in den letzten drei Monaten 12% ihres Wertes gegenüber dem Euro verloren. Man muss heute über 10,50 Kronen für einen Euro auf den Tisch legen.

Ist die schwedische Wirtschaft deshalb im “freien Fall”, wie zum Beispiel Rainer schreibt? Ich glaube nicht. Es gibt nämlich auch positive Seiten.

Zu Saab und Volvo ist zuallererst zu sagen, dass die beiden im Vergleich zu ihren Mutterkonzernen eher gut dastehen und nicht der Grund für deren Misere sind. Zum anderen ist es gerade der schwache Kurs der Krone, der positiv auf die schwedischen Exporte wirken dürfte, auch auf den Tourismus, wenn der Kurs dauerhaft niedrig bleibt. Die sinkenden Rohstoffpreise zum Beispiel bei Holz werden durch den Verfall der Krone zumindest teilweise kompensiert. Roh- und halbveredelte Materialien (z.B. Papier und Stahl) machen etwa ein Drittel der schwedischen Exporte aus.

Dass die Banken gerade etwas vorsichtiger sind, wem sie Geld leihen, ist nur vernünftig, weil die Überschuldung privater Haushalte ein Problem ist. Bis vor kurzem bekam fast jeder ohne Schwierigkeiten große Summen geliehen. Dass jetzt mit weniger Krediten auch die Nachfrage nach Wohnungen sinkt, ist verständlich; man kann die rückläufige Preisentwicklung bei Wohnrechten und Häusern aber auch als Gesundschrumpfen sehen. Die Zinsen sind derweil auf dem Weg nach unten, was sowohl die Nachfrage als auch den Geldbeutel von Wohneigentümern wieder wachsen lassen wird.

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Einkommensungleichheit und -mobilität

Einen guten Kommentar zur aktuellen Studie der OECD, die zeigt, dass die Ungleichheit in der Verteilung der Einkommen in Deutschland mehr wächst als in allen anderen Industriestaaten, kann man beim Spiegelfechter lesen.

Die Grafik in der Mitte zeigt auch für Schweden wie ungleich Einkommen verteilt sind und wie mobil sie sind, das heißt wie sehr das Einkommen der nächsten Generation von der vorigen abhängt. Was die Gleichverteilung angeht steht Schweden sehr gut da – nur Dänemark ist noch egalitärer. Etwas überraschend fand ich dagegen, dass die Einkommensmobilität hier nicht viel besser ist als in Deutschland, wo bekanntermaßen der Erfolg in Schule und Beruf sehr vom Bildungsstand der Eltern abhängt. Schweden liegt hier ein gutes Stück hinter den anderen skandinavischen Ländern sowie Australien und Kanada.

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Anderes Geschlecht, anderer Wert

Anzeige der
Grünen Vor ein paar Tagen habe ich nebenstehende schlaue Anzeige der schwedischen Grünen in der Zeitung gesehen und abfotografiert. Sie zeigt die schwedischen Geldscheine, sortiert nach Wert. Die Pointe ist, dass die beiden Frauen “weniger wert” sind und dass das nicht nur in diesem übertragenen Sinn gilt.

Die Bildunterschrift lautet übersetzt:

Anderes Geschlecht, anderer Wert. Frauen verdienen immer noch deutlich weniger als Männer, obwohl sie die gleiche Arbeit tun. Findet irgendwer wirklich, dass das so sein soll? Wir glauben nicht. Die Grünen haben eine deutliche Politik, das zu ändern. Lies mehr auf unserer Webseite www.mp.se – Die Umweltpartei die Grünen.

Dieses Thema hatten wir schon, aber ich finde es immer wieder bemerkenswert, dass es hier in Schweden, wo der Lohnunterschied geringer ist als in den meisten anderen Ländern, viel präsenter ist als zum Beispiel in Deutschland. Ich wüsste jedenfalls nicht, dass eine der deutschen Parteien damit auf Stimmen- und Mitgliederfang geht.

Die Scheine des Euro haben keine Menschen mehr abgebildet, schaut man sich aber die der alten D-Mark an, dann fällt auf, dass bewusst Mann und Frau abwechselnd gewählt wurden. Bei der alten Serie (bis 1989) waren nur auf dem 5- und 20-Mark-Schein Frauen zu sehen.

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Auf und ab

Wie viele Kronen muss man ausgeben, um einen Euro zu bekommen? Der folgende Graph zeigt die Antwort auf der vertikalen Achse in Abhängigkeit von der Zeit seit Einführung des Euro als Bargeld. Je niedriger die Kurve, desto mehr ist mein schwedischer Lohn wert, wenn ich ins Euroland reise. Zur Zeit bliebe man also besser zu Hause.

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