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Schwedisch-Pommern

Schweden unter König Gustav II. Adolf griff erstmals 1628 mit einem Hilfskontingent bei der Verteidigung Stralsunds in den Dreißigjährigen Krieg ein. 1630 besetzte es im Frühjahr zunächst die Insel Rügen, landete im Juni auf Usedom und drängte bis zum anschließenden Sommer die kaiserlichen Besatzungstruppen aus dem Herzogtum Pommern hinaus. Im Stettiner Allianzvertrag mit Herzog Bogislaw XIV. sicherte sich Gustav Adolf dann die Nachfolge, so dass bald nach dessen Tod 1637, Schweden auch die Zivilverwaltung in Pommern übernahm. Im Westfälischen Frieden 1648 kam es dann zur Teilung Pommerns: Hinterpommern, östlich der Oder, ging an das Kurfürstentum Brandenburg, während Schweden ganz Vorpommern und Rügen, das Mündungsgebiet der Oder und einen Streifen östlich der Oder erhielt.

Pomeraniae Ducatus
TabulaDie Zugehörigkeit zu Schweden hatte den Nachteil, dass sobald Schweden auf dem Kontinent in Kriege verwickelt wurde, auch Pommern betroffen war. Bereits im Zweiten Nordischen Krieg von 1655 bis 1660 wurde Pommern zum Kriegsschauplatz. Nur wenige Jahre später, im Schwedisch-Brandenburgischen Krieg von 1674 bis 1679 musste Schwedisch-Pommern komplett durch die Schweden aufgegeben werden, ebenso wie beim Pommernfeldzug im Jahr 1715 während des Großen Nordischen Krieges.

Nach dem Frieden von Saint-Germain (1679) konnten die Schweden zurückkehren, mussten aber die meisten Gebiete östlich der Oder wieder Brandenburg überlassen. Das nördliche Vorpommern bis zur Peene wurde 1715 vom dänischen König Friedrich IV. in Besitz genommen und blieb bis 1721 unter dänischer Verwaltung, während Preußen den südlichen Teil und die Oderinseln besetzt hielt. Die Dänen planten, ihr altes Interessengebiet langfristig dem dänischen Staat anzugliedern. Im Frieden von Stockholm mussten sie ihren Teil aber wieder an Schweden abtreten, das Land südlich der Peene blieb in preußischem Besitz. Seit 1720 bestand Schwedisch-Pommern also nur noch aus Rügen und dem vorpommerschen Gebiet nördlich der Peene.

Im Zuge der Auflösung des Alten Reichs 1806 änderte sich auch die staatsrechtliche Stellung Schwedisch-Pommerns. Da sich die Landstände weigerten, einer vom schwedischen König Gustav IV. Adolf geforderten Aufstellung einer Landwehr zuzustimmen, hob dieser am 26. Juni 1806 die bisherige landständische Verfassung und die Zugehörigkeit Schwedisch-Pommerns zum Reich auf. Damit scherte dieses Territorium noch vor der Bildung des Rheinbundes und der Niederlegung der Kaiserkrone durch Franz II. aus dem Reichsverband aus.

Nach zweimaliger Besetzung durch Napoleons Frankreich und seine Verbündeten 1807 bis 1810 sowie 1812/13 gewann Schweden seine letzte verbliebene Provinz vorübergehend wieder zurück. 1813 eroberte Schweden in einem Feldzug gegen Dänemark das mit diesem bis dahin in Personalunion verbundene Norwegen. Im Frieden von Kiel wurde Dänemark 1814 aber im Gegenzug der Erwerb von Schwedisch-Pommern in Aussicht gestellt. Da Dänemark die auferlegten Kriegsentschädigungen an Schweden nicht zahlen konnte, ergriff Preußen auf dem Wiener Kongress die Gunst der Stunde und vereinbarte den Erwerb Schwedisch-Pommerns gegen Abtretung des Herzogtums Lauenburg an Dänemark und Übernahme der an Schweden zu leistenden dänischen Zahlungsverpflichtungen. Die Übergabe durch den schwedischen Generalgouverneur an den Bevollmächtigten Preußens erfolgte im Oktober 1815. Das in die preußische Provinz Pommern eingegliederte Stralsund behielt jedoch lange Zeit eine Sonderstellung, weil die von Schweden eingeführten Rechtsreformen garantiert waren. Umgangssprachlich bürgerte sich für Schwedisch-Pommern die Bezeichnung „Neuvorpommern“ bzw. „Neuvorpommern und Rügen“ ein. Damit sollte die Unterscheidung zum bereits 1720 preußisch gewordenen „Altvorpommern“ südlich und östlich der Peene bzw. des Oderstroms kenntlich gemacht werden.

Die schwedische Herrschaft über die Besitzung bei Wismar endete 1803, als das Königreich die Stadt für 99 Jahre an das Herzogtum Mecklenburg-Schwerin verpfändete. Endgültig fielen Wismar und die umliegenden Gebiete aber erst 1903 an Deutschland zurück, als Schweden vertraglich auf die Einlösung des Pfandes verzichtete.

Obiger Text ist eine entschlackte, leicht umgeschriebene Version des "Wikipedia-Artikels zum Thema(de)":http://de.wikipedia.org/wiki/Schwedisch-Pommern. Damit ist er unter der "CreativeCommons(de)":http://de.creativecommons.org/was-ist-cc/ BY-SA weiterverwertbar, nicht nur wie hier sonst üblich unter BY-NC-SA. Für mehr Details und weiterführende Links sei auf das Original verwiesen.

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Die Ulmen im Kungsträdgården

Sehr schöner Bericht der deutschen Redaktion von Radio Schweden über die Ulmen im Kungsträdgården, das schwedische Äquivalent von 1971 zu Stuttgart 21. Sowohl Text wie Audio.

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Friedensnobelpreis für Hitler

Adolf Hitler war für den Friedensnobelpreis 1939 vorgeschlagen. Als Begründung steht dort in der Nominierungsdatenbank lediglich, dass “Hitler der Führer der Nationalsozialistischen Deutschen Arbeiterpartei war”. Schockierend, nicht? Denn damals war das Expansionsstreben des “3. Reichs” schon mehr als offensichtlich, auch wenn es bis zum Kriegsbeginn zur Zeit der Nominierung noch ein paar Monate dauern sollte. Wie kam es dazu? Wer nominierte Hitler und warum?

Schweden hatte zwar durchaus seine eignen Nazis, es war jedoch der schwedische Sozialdemokrat und Reichtstagsabgeordnete Erik Brandt, der die Nominierung beim Nobelkommitee einreichte. Das macht die Sache erst recht seltsam und man findet im Netz allerlei Spekulationen und Aussagen wie

Wir wissen nicht, welche Argumente der Parlamentarier für Hitler ins Feld führte. [...] [Er muss] etwas verwirrt gewesen sein.

Das war er jedoch keineswegs. Die Nominierung geschah nämlich aus Protest und als Satire. Brandt war empört, dass zwölf andere schwedische Reichstagsabgeordnete den britischen Premier Neville Chamberlain für seinen Beitrag zum Münchner Abkommen für den Friedenspreis vorgeschlagen hatten. Brandt sah – aus heutiger Sicht völlig richtig – die Gefahr dieser Appeasement-Politik und argumentierte, dass Chamberlain den Friedenspreis genauso wenig verdient habe wie Hitler.

Der Nominierungsbrief strotzt vor bitterer Ironie und ist so lesenswert, dass ich ihn mal eben übersetzt habe:

An das Nobelkommitee des Norske Storting.

Der Unterzeichnete erlaubt sich hiermit höflichst vorzuschlagen, dass der Friedensnobelpreis des Jahres 1939 Deutschlands Kanzler und Führer Adolf Hitler zugeteilt werden möge, welcher sich nach Ansicht von Millionen von Menschen mehr als jeder andere auf der Welt dieser hohen Auszeichnung verdient gemacht hat.

Aus authentischen Dokumenten geht hervor, dass der Weltfrieden im September 1938 in großer Gefahr war und dass es nur eine Frage von Stunden war, bis ein großer europäischer Krieg ausbrechen würde. Die Person, die in dieser gefährlichen Situation unseren Kontinent vor dieser furchtbaren Katastrophe gerettet hat, war zweifellos und vorrangig des deutschen Volkes großer Führer, der im entscheidenden Moment darauf verzichtete, die Waffen sprechen zu lassen, obgleich er die absolute Macht besaß, den Weltkrieg zu entfesseln.

Durch seinen glühenden Friedenseifer, zuvor bestens in seinem berühmten Buch “Mein Kampf” dokumentiert – neben der Bibel das vielleicht hervorragendste und meistverbreitetste Werk der Weltliteratur – und durch seine außergewöhnliche Leistung, nur mit friedlichen Mitteln und ohne Blutvergießen Österreich Deutschland einzuverleiben, gelang es Adolf Hitler in oben genannter kritischen Situation, der Gewalt zu entsagen bei der Befreiung seiner Landsleute im Sudetenland von ihrem Heimweh und bei seinem legitimen Bestreben, sein Vaterland groß und mächtig zu machen. Es ist sehr wahrscheinlich, dass Hitler, solange er ungestört von ewiggestrigen Kriegstreibern in Frieden seine hohen Ziele erfüllen kann, in absehbarer Zeit Europa und vielleicht die ganze Welt befrieden wird.

Unterdessen finden sich leider immer noch ziemlich viele, die die Größe in Adolf Hitlers Friedensstreben nicht einzusehen vermögen, und ich hätte aus Rücksicht auf diese Tatsache die Zeit für noch nicht reif erachtet, Hitler als Kandidat für Nobels Friedenspreis hervorzuheben, hätten nicht einige Mitglieder des schwedischen Parlaments einen weiteren Kandidaten vorgeschlagen, nämlich Englands Premierminister Neville Chamberlain. Ein solcher Vorschlag kann nicht durchdacht erscheinen. Denn obwohl es wahr ist, dass Chamberlain durch seine außerordentliche Rücksicht und Verständnis für Hitlers Friedensmühen wesentlich zur Erhaltung des Weltfriedens beigetragen hat, lag letztlich die Entscheidung bei Hitler und nicht bei Chamberlain! Es ist Adolf Hitler und niemand anderes, dem wir alle zuforderst dafür zu danken haben, dass in fast ganz Europa noch Frieden herrscht, und in ihm ruht die Hoffnung auf zukünftigen Frieden.

Aufgrund der trotzdem unbestreitbaren Verdienste Chamberlains für den Frieden, könnte es vielleicht gerechtfertigt erscheinen, ihm einen kleinen Teil des Friedenspreises zuzuteilen, richtiger sollte jedoch sein, dass kein anderer Name an die Seite dessen Adolf Hitlers gestellt wird und diesen verdunkelt. Adolf Hitler ist schließlich der unbestreitbare, gottbegnadete Freiheitskämpfer unserer Zeit, und Millionen von Menschen blicken zu ihm auf als Friedensfürst der Welt.

Stockholm, 27. Januar 1939

E. G. C. Brandt, Abgeordneter der ersten Kammer des Reichstags

Quelle

Wie noch heute üblich verstand auch damals nicht jeder Ironie und so löste der Brief, der auch in Tageszeitungen abgedruckt wurde, heftige Proteste aus. Brandt nahm die Nominierung einen Monat später zurück, tat sich jedoch bis zu seinem Ausscheiden aus dem Parlament 1943 als aggressiver Anti-Nazi hervor und brachte Berichte von den Gräueltaten an Juden in den Reichstag. Erik Gottfrid Christian Brandt starb 1955 im Alter von 71 Jahren.

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Minderheitenregierung

Wie gesagt ist die Diskussion in vollem Gange, was zu tun sei, wenn nach der schwedischen Wahl nächstes Jahr weder das bürgerliche noch das rot-grüne Parteienlager eine Mehrheit im Parlament bekommt, weil die rechtsextremen Schweden in den Reichstag kommen. Mona Sahlin, Parteichefin der Sozialdemokraten, hat die kleineren der bürgerlichen Parteien schon zur Zusammenarbeit eingeladen, was bei diesen jedoch auf eher kühle Reaktionen stieß. Politikwissenschaftler Olof Ruin fasst die Optionen zusammen und argumentiert für eine Minderheitenregierung, also die Situation, in der die Regierung sich bei jeder Abstimmung im Parlament die Mehrheiten zusammensuchen muss.

Minderheitenregierungen sind in Schweden die üblichere Wahl, während man in Deutschland eher auf die “große Koalition” ausweicht. Das hat wohl wieder mit dem größeren Willen zum Konsens in Schweden zu tun, denn hierzulande ist es nicht unmöglich, dass eine Oppositionspartei mit der Regierung abstimmt, wenn man in der Sache übereinstimmt. Auch Premierminister kamen schon so zustande.

Eine wirklich interessante Lösung fand ich, dass als Kompromiss zwischen den Blöcken eine der kleinen Parteien alleine die Regierung stellt und von den großen toleriert wird. Die schwedischen Grünen hätten dafür wohl die besten Chancen nächstes Jahr. Ein solches Modell wäre nicht einmal neu für Schweden: Mit der Regierung Ullsten übernahm die liberale Folkpartiet 1979 in Schweden das Ruder für ein Jahr, obwohl sie bei der Wahl 1976 nur gut 11 Prozent der Stimmen bekommen hatte. Die erste Amtszeit von Fälldin war zwei Jahre nach der Wahl an der Kernkraftfrage gescheitert.

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Rocky in Berlin

Aus der schon einmal erwähnten schwedischen Comic-Serie Rocky wird täglich in Dagens Nyheter ein Strip gedruckt. Rocky und sein Kumpel Klasse sind gerade in Berlin und führten gestern folgenden Dialog.

Rocky: Gibt es irgendwelche Touristenattraktionen in Berlin?

Klasse: Die haben einen Fernsehturm, den man hochfahren kann, und ein Stück beschmierte Mauer…

R: Das haben wir zu Hause auch, gibt’s denn kein absolutes Muss wenn man hier ist, das verrückt wäre zu verpassen?

K: Das ist ja nicht gerade Paris hier, die ganze Stadt sieht aus wie das Zentrum von Jakobsberg! Hätten die Deutschen nicht den Krieg vermasselt, gäb es bestimmt so einiges Pompöses zu bestaunen, aber die Engländer haben ja das ganze Land zerbröselt.

R: Aber wenn die den Krieg gewonnen hätten, wären wir wohl kaum hier als Touris; das gleicht sich doch aus.

K: Wir müssen wohl doch zu Madame Toussauds gehen und David Hasselhoff angucken…

R: Seltsam, dass das das einzige ist, das nicht zerbombt wurde.

(Übersetzung von mir)

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20-jähriges

Herzlichen Glückwunsch, liebes Deutschland, zum zwanzigsten Jahrestag des Mauerfalls!

Ich war damals zwar erst elf und aus der fränkisch-hessischen Provinz gesehen war die Mauer weit weg – trotzdem saß ich gebannt vorm Fernseher mit den Bildern begeisterter Menschen.

Über den Zerfall des Ostblocks und die Geschehnisse in Deutschland in jenen Monaten war in den schwedischen Medien zuletzt viel und gut recherchiertes zu lesen. Sogar die ein oder andere Titelseite war es wert.

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Der Hochzeitsfotograf in der Filmstadt

Am Samstag waren wir im Kino, nicht in irgendeinem, sondern im für die schwedische Filmgeschichte wichtigen Filmstaden in Solna/Råsunda im nördlichen Stockholm. Auf dem Gelände wurden von 1920 bis 1968 hunderte von Filmen gedreht und es steht heute unter Denkmalschutz. Mehr dazu weiß die Wikipedia.

Der Film, den wir sahen, war Bröllopsfotografen, zu Deutsch “Der Hochzeitsfotograf”. Es ist die Geschichte von Robin, Sohn des Vorarbeiters einer Fabrik in Värmland, in der das ganze Dorf arbeitet und die stillgelegt wird. Robin landet in der Stockholmer High Society und wird zunächst als Landei belächelt. Er lernt jedoch schnell und entwickelt sich vom einigermaßen sympathischen Underdog zum intriganten Ekel, das bei seinem ersten Heimatbesuch Streit mit seiner Familie sucht.

Der Film ist sicher kein Meilenstein, aber ich fand ihn überraschend gut. Denn neben der erwarteten Komödie, die sich an der überspitzten, doch nicht ganz falschen Bizarrheit sowohl der Land- als auch der Stadtbevölkerung ergötzt, regt Bröllopsfotografen auch zum Nachdenken an. Keine der beiden Seiten kommt gut weg und keine der Hauptfiguren ist Identifikationsfigur oder reiner Bösewicht.

Sprache spielt eine wichtige Rolle durch Gegensatz zwischen dem deutlichen Dialekt aus Värmland und Stockholm-Oberschicht-Schwedisch. Das würde beim Übersetzen verloren gehen und ich denke auch nicht, dass es für diese Art von Filmen Export-Pläne gibt.

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Wort der Woche: Dagen H

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Dagen H, der “Tag H”, war der Tag, an dem Schweden seine Straßen auf Rechtsverkehr umstellte. Das geschah am 3. September 1967, also vor nicht viel mehr als 40 Jahren. Das H kommt vom schwedischen Wort für “rechts”, höger. Das Logo (siehe Bild) greift den Buchstaben auf und veranschaulicht, was zu tun war.

Die erste Rechtsverkehrverordnung wurde in Schweden bereits 1718 erlassen. Schon 1734 wurde sie jedoch durch eine neue ersetzt, die den Linksverkehr festsetzte.

Mit dem Aufkommen des Automobils erhob sich die Forderung einer Anpassung an das Verkehrssystem, welches das dominierende des westeuropäischen Kontinents und der nordischen Nachbarn war. Auch die Verkehrssicherheit war ein Grund, zum Rechtsverkehr überzugehen. Die Autos in Schweden hatten das Lenkrad wie heute auf der linken Seite, wodurch sicheres Überholen erschwert war. Sogar die importierten britischen Wagen waren für den Rechtsverkehr gebaut.

1955 wurde eine beratende Volksabstimmung durchgeführt. Sie zeigte, dass mit 82,9 % eine überwältigende Mehrheit der Abstimmenden den Linksverkehr beibehalten wollte, während lediglich 15,5 % zum Rechtsverkehr übergehen wollten. Trotz des Ergebnisses beschloss der Reichstag am 10. Mai 1963 den Übergang Schwedens zum Rechtsverkehr für das Jahr 1967.

Vier Stunden vor der Umstellung und eine Stunde danach war jeglicher privater Autoverkehr untersagt – in einigen Städten sogar für 24 Stunden. In dieser Zeit wurden alle Verkehrszeichen für den Rechtsverkehr umgesetzt. Dabei kamen viele freiwillige Helfer, aber auch Mitglieder von Einsatzorganisationen und Wehrdienstleistende zum Einsatz. Die Höchstgeschwindigkeit in Orten wurde um 10 km/h auf 40 km/h herabgesetzt, im Laufe eines Monats aber allmählich wieder auf das alte Niveau angehoben.

Um 4:45 Uhr am Sonntagmorgen des 3. September mussten sämtliche Fahrzeuge auf der linken Straßenseite anhalten. Nach einem kurzen Stopp wechselten sie vorsichtig die Straßenseite und warteten dort bis 5 Uhr. Die genaue Zeit wurde über Radio landesweit bekannt gegeben. Danach fuhren sie auf der rechten Seite weiter.

Die Stockholmer U-Bahn fährt bis heute weiterhin im Linksverkehr, wie auch der übrige schwedische Schienenverkehr, mit Ausnahme von Straßenbahnen. Weil sich diese am restlichen Verkehr orientieren müssen, wurden viele alten Straßenbahnen in Schweden eingestellt.


Obiger Text ist zu großen Teilen eine gekürzte und angepasste Version des entsprechenden Wikipedia-Artikels und deshalb unter derselben Lizenz wie dieser wiederverwertbar.

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Sommarpratare Graffenberger

Heute vor siebzig Jahren begann der zweite Weltkrieg mit dem deutschen Überfall auf Polen. Passenderweise bin ich in meiner langen Liste von Podcasts soweit durch die Sommarpratare gekommen, dass ich heute morgen auf dem Weg zur Arbeit das Programm mit Günther Graffenberger zu Ende gehört habe.

Das schwedische Radio schreibt über ihn:

Der gebürtige Ostpreuße kam als Korrespondent für den Axel-Springer-Verlag nach Schweden und ist hier seit 1961 ansässig. Von 1964 bis 1994 arbeitete er bei Radio Schweden. Als freier Korrespondent war Günter Graffenberger für viele deutsche, österreichische und Schweizer Medien tätig und er gilt als einer der besten Skandinavienkenner seiner Zeit.

In seinem Sommarprogram erzählt er vom Krieg, mit Hintergrund seines persönlichen Schicksals, das sowohl die Bombardierung Dresdens als auch die letzten Gefechte in Berlin beinhaltet. Er scheut sich dabei weder, seine damalige Begeisterung von Adolf Hitler zu nennen, noch heute selten vernommene Ansichten zu äußern – wie die, dass das heutige Ost- für ihn immer noch Mitteldeutschland ist – jedoch ohne revanchistisch aufzutreten.

Zudem fand ich Graffenbergers deutschen Akzent im Schwedischen bemerkenswert. Er klingt sehr anders als “moderne” Einwanderer; er streut zum Beispiel einfach deutsche Worte in die Sätze ein, von denen er weiß, dass Schweden sie verstehen. Seine ostpeußische Herkunft spielt sicherlich auch eine Rolle. Graffenberger erzählt, wie ihm diese bei dem guten Kontakt zum schwedischen Staatschef Olof Palme verhalf, dessen Mutter ebenso aus dem heutigen Baltikum kam, weshalb Palme dasselbe Deutsch sprach wie Graffenberger.

An anderer Stelle erzählt er, wie ihm Tage Erlander mit einer Wärme begegnete, die Deutschland abhanden gekommen war.

Lange Rede, kurzer Sinn: Graffenbergers Sommarprogram ist ein Muss für alle Deutschen, die Schwedisch verstehen.

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