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Stomatol

Stomatol

Stomatol ist eine schwedische Zahncreme, die es seit Anfang des 20. Jahrhunderts gibt und die zeitweise eine so Marktbeherrschende Stellung hatte, dass der Ausdruck “Stomatollächeln” geprägt wurde.

Das Werbeschild im obigen Bild ist von 1909 und eine der ersten blinkenden Reklamtafeln überhaupt. Die bekannte Landmarke steht auf einem der Nachbarhäuser des Slussen in Stockholm. Es ist jedoch nicht geschützt als Kulturdenkmal.

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Wort der Woche: Miljonprogrammet

In den 50er und 60er Jahren herrschte in den schwedischen Städten akute Wohnungsnot und 1964 beschloss der Reichstag, dass im Zeitraum von zehn Jahren eine Million Wohnungen gebaut werden sollten. Es flossen also staatliche Beiträge, bevorzugt an Kommunen, die groß angelegte Bauprojekte starteten. Das Millionenprogramm (,) war geboren.

Zwischen 1965 und 1975 wurde dann auch so viel gebaut, dass 25% aller heute existierenden Wohnungen aus diesen Jahren stammen. Der Baustil unterscheidet sich nicht wesentlich von den Plattenbauten in deutschen Vorstädten aus dieser Zeit. In mittelgroßen Städten wurden auch schon zehntausende Wohnungen wieder abgerissen, weil keiner mehr dort wohnen will. Nichtsdestotrotz sind viele Städtebilder noch heute vom miljonprogrammet geprägt.

In Großstädten wie Stockholm ist Wohnraum besonders stark nachgefragt und da viele Siedlungen mittlerweile von Mietwohnungen in Wohnrechte umgewandelt sind, gibt es ein privates Interesse, sie instandzuhalten und zu modernisieren. Meines Wissens wird deswegen dort kaum etwas abgerissen. In Rahmen unserer aktuellen Suche haben wir zum Beispiel gestern eine Wohnung gesehen, bei der der Kontrast von innen zu außen kaum größer sein könnte: Sehr geräumige und moderne Wohnung in einem äußerlich extrem hässlichen Wohnblock.

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Wort der Woche: Hattarna & mössorna

Schweden im frühen 18. Jahrhundert. Der große nordische Krieg ist vorbei, Karl XII. ist tot und die Zeit Schwedens als Großmacht ist vorüber.

Die vier Stände – Adel, Bürger, Bauern und Priester – schafften es 1719/20, den Thron zu entmachten und die gesetzgebende Gewalt auf den Reichstag zu übertragen, in dem Beschlüsse gefasst wurden, indem drei der vier Stände zustimmten. Auch wenn das sicherlich keine lupenreine Demokratie war, zeigt es, wie lange der Parlamentarismus in Schweden schon zurückreicht. Die Zeit bis 1772, da König Gustav III. die Macht zurück zum Thron holte, nennt man deshalb die “Freiheitszeit”.

Vorsitzender des Reichtstags bis 1738 und damit der erste moderne Premierminister war der in Finnland geborene Arvid Horn. Dessen Politik zeichnete sich im Innern durch die Kürzung der Militärausgaben und den Versuch aus, nach der Not des Krieges die Wirtschaft voran zu bringen (Merkantilismus). Nach Außen vertrat Horn eine vorsichtige Politik der Friedensbewahrung, beendete also vor allem die bisherige Expansionspolitik, die gegen Ende des Krieges in große territoriale Verluste mündete.

Horns Außenpolitik passte nicht allen und es gab starke revanchistische Bestrebungen gegen Russland. Daraus formierte sich in den 30er Jahren die aristokratisch ausgerichtete “Hutpartei” (hattpartiet, hattarna), die eine aggressivere, russlandfeindliche Außenpolitik in Anlehnung an Frankreich vertrat. Den Namen gaben sich die “Hüte” selbst und nannten im Gegenzug die Anhänger von Arvid Horn abfällig “Nachtmützen” (nattmössorna).

1738 schafften es die Hüte, die Mehrheit im Reichstag zu erlangen und Arvid Horn zu stürzen. Erst dann formierten sich auch die “Mützen” in der mösspartiet und die beiden bekämpften einander für den Rest der Freiheitszeit. Die Hüte verwickelten Schweden wie erwartet in Kriege. Der Russisch-Schwedische Krieg von 1741–1743 brachte nicht die erhoffte Rache an Russland, sondern ging verloren.

Die schwedische Beteiligung am siebenjährigen Krieg gegen Preußen nennt man hierzulande den “pommerschen Krieg” (1757-1762). Als dieser sich als eher kostspielig denn gewinnbringend herausstellte, begann die Macht der Hüte im Reichstag zu bröckeln und 1765 waren es wieder die Mützen, die das Ruder übernahmen. Bevor diese dann die Macht an Gustav III. verloren, hinter dem sich die nach einer erneuten Niederlage in Auflösung befindlichen Hüte scharten, brachten die Mützen noch ein äußerst wichtiges Gesetz durch: die tryckfrihetsförordning (“Pressefreiheitsverordnung”), die auch das noch heute für Schweden so wichtige Öffentlichkeitsprinzip beinhaltete.

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Zu viel Personnummer

Heute morgen war ich mal wieder Blut spenden. Es war eine Neue hinter dem Anmeldetresen und sie stutzte als ich mich mit deutschem Führerschein und der schwedischen Aufenthaltsgenehmigung, auf der die allmächtige Personnummer steht, ausweisen wollte. Ihr älterer Kollege erklärte ihr, das sei schon in Ordnung.

Dann suchte sie meine deutsche Personnummer auf dem Führerschein bis ich ihr erklärte, dass es so etwas da nicht gibt, dass das geschichtliche Gründe hat (Nazis, Melderegister, Juden, Missbrauch) und dass das auch seine Vorteile hat. Beide fanden auch gleich, dass es hierzulande manchmal schon zu viel ist mit dieser Nummer, konnten sich aber gleichzeitig überhaupt nicht vorstellen, wie eine Verwaltung ohne funktionieren kann.

Ich ließ sie mit dieser Frage alleine und begab mich in die Hände der nächsten Krankenschwester, um angestochen zu werden.

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Die Uni Uppsala und die Nazis

Ich sitze gerade im hiesigen Unihauptgebäude zu einem Seminar mit dem Titel “Die Universität Uppsala, der Nationalsozialismus und Nazideutschland” (PDF). Zweieinhalb Stunden lang versuchen sechs Professoren, Schriftsteller und Journalisten in einem Diskussionsforum zu beleuchten, welche Rolle damals die Universitäten, im besonderen Uppsala, beim Verhältnis zu den Nazis spielten und was das im Nachhinein für Auswirkungen hatte.

Es geht los. Ich wäre fast nicht in den Saal gekommen. Dass man sich voranmelden konnte, hatte ich verpasst. Ich bekam dann aber doch noch einen Platz. Immerhin schön zu sehen, dass das Thema viele Menschen interessiert.

Zu Eingang wird betont, wie wichtig die Anwesenden Debatteure für die Diskussion über das Verhältnis der Schweden zu den Nazis waren. Ein paar Bücher derselben Personen werden genannt. Birgitta Almgren hat zum Beispiel ein Buch über die Faszination des Nordens und nationalsozialistische “Infiltration” Schwedens geschrieben.

Als Hintergrund sollte man vielleicht noch wissen, dass die eigene Rolle während des zweiten Weltkriegs in der öffentlichen Diskussion in Schweden noch recht jung ist. Die “Aufarbeitung” dieses Kapitels der eigenen Geschichte haben die Schweden recht lange vor sich hergeschoben.

Anhand dessen wie der Moderator die Teilnehmer vorstellt deutet sich an, dass sowohl die Rolle der Studenten und des Studentkår als auch die Flüchtlingspolitik Schwedens im Bezug auf Juden zur Sprache kommen wird.

Die Einleitung von Sverker Oredsson beginnt damit, wie lange schwedische Historiker auf die Linie eingeschwenkt waren, dass die Politik Albin Hanssons während des zweiten Weltkriegs tadellos war. Zur Erinnerung: Schweden war offiziell neutral, machte aber allerlei Konzessionen an Nazideutschland, um nicht in den Krieg verwickelt zu werden. Zum Beispiel wurden zwei Millionen deutsche Soldaten auf schwedischen Schienen transportiert.

Erst 1991 kam eine kurze Streitschrift heraus, die die schwedische Rolle als beschämend darstellte. Als mögliche Erklärung für die Verzögerung führt Oredsson die Konzentration nach dem Krieg auf Deutschland als den einzigen Schuldigen an, während alle Nachbarn als Opfer gesehen wurden. Er stellt auch dar, wie die schwedische Angst vor einem Angriff Deutschlands wohl übertrieben war. Man verkaufte weiterhin viel Eisenerz an die Nazis und nazikritische Zeitungen wurden vorsichtshalber verboten. Die öffentliche Meinung war, gerade unter Akademikern, sehr dagegen, fliehende Juden aufzunehmen.

Birgitta Almgren erzählt, wie ihre beiden ehemaligen Professoren in Uppsala in den 60ern und 70ern die Ausnahme waren, wenn sie ähnliche Forschung wie ihre Deutschen betrieben, um die Nazizeit aufzuarbeiten.

Was waren die Reaktionen an schwedischen Universitäten als die Nazis die Macht übernahmen? Damals war Deutsch die Sprache der Akademiker in Schweden. Dissertationen wurden darin verfasst. Die deutschen Professoren gaben nicht nur Berichte über Schweden weiter, sondern versuchten auch, für Verständnis für die Nazis zu werben – allerdings oft vergebens gegen die “linke Presse”. Traditionalismus und Skepsis gegenüber Amerikanisierung und Avantgarde waren jedoch ein Weg wie sich der Sprachgebrauch dem der Nazis näherte. Das schaurige Beispiel eines Nazi-Agenten in der schwedischen Schulaufsicht wird erzählt.

Der nächste Redner, Ola Larsmo, beginnt damit, wie mehrere Studentorganisationen in Uppsala sich direkt an den Staatschef wandten, um für die Sache der Juden einzutreten. Das weckte einiges böses Blut. Bei einem Treffen der Studenten (Bollhusmötet) in Uppsala kam es zu einem verbalen Kräftemessen zwischen beiden Seiten, als es darum ging, 12 jüdischen Ärzten an der Uni Posten zu geben. Die Argumente reichten von sachlich bis rein rassistisch und antisemitisch. Juristen und Theologen werden als besonders engagiert – auf beiden Seiten – hervorgehoben. Es gab also auch Anhänger der deutschen Christen.

1942 kamen tausend Juden durch die Wälder aus Norwegen und erzählen, was dort eigentlich passierte. Das führte dazu, dass Schweden bald mehr Juden aufnahm.

Heléne Lööw berichtet von der Stille, die lange über dem Thema Antisemitismus lag. Vorfälle wie der als eine Stockholmer Studentorganisation Anschläge auf eine Flüchtlingsorganisation plante, festgenommen wurde und sich dann lediglich nicht mehr in Universitätsgebäuden treffen durfte, sind im allgemeinen schlecht untersucht. Es herrschte und herrscht die generelle Meinung “Schweden sind keine Antisemiten”. Laut Lööw ist man noch am Anfang mit der Forschung zu diesem Thema.

Svante Nycander geht noch einmal auf das Bollhusmöte ein und wie es dazu kam. Das ist mir gerade zu kompliziert, es ausformulieren zu können.

Mein polnischer Bekannter flieht gerade den Saal. Solche Veranstaltungen sind qualvoll, wenn man noch Probleme mit der Sprache hat. Ich erinnere mich, zu Anfang meiner Zeit in Schweden selbst frustriert öffentliche Vorlesungen verlassen zu haben. Ein wenig übertrieben hochgestochen reden die Leute durchaus.

Karin Kvist Geverts ist die Quotenperson zum Senken des Altersdurchschnitts, frischgebackene Doktorin. Sie spricht über die Flüchtlingspolitik und erzählt, dass schon ab 1932 Juden im schwedisch sauber geführten Melderegister einen Vermerk bekamen und auch diskriminiert wurden. Zwar wurde ungefähr die Hälfte der jüdischen Flüchtlinge aufgenommen, allerdings nur unter dem Vorbehalt, dass sie weiterreisen. Geverts geht auf die Ausbildung und das Verhalten von Amtspersonen ein, besonders nach der “Reichskristallnacht” 1938 als Schweden laut Vieler von Juden “überschwemmt” wurde. Man führte Ausländerzählungen durch und die Ergebnisse wurden am gleichen Tag wie das Bollhusmöte in Uppsala bekannt gegeben. Ein hoher Beamter hielt dieses Studententreffen für wichtig genug, dort zu reden und die “Invasion der Juden” mit Zahlen zu widerlegen.

Wieder Sverker Oredsson. Er erzählt wie der “Völkische Beobachter” einige Studentorganisationen in Uppsala und Lund pries, weil sie sich energisch gegen “Semigranten” einsetzen. Er liest eine Passage aus Nycanders Buch “Världen ur Uppsalaperspektiv” – das lasse ich mir gern zu Weihnachten schenken. In Fortsetzung zu Geverts geht er auf das “antisemitische Hintergrundrauschen” ein und wie “Tradition” oft sehr nah den Nazis war.

Jetzt sind alle durch und die Debatte wird freier. Larsmo fängt an und antwortet Nycander, dass man die Studenten in Uppsala nicht damit verteidigen kann, dass das Bollhusmöte wegen einer Intrige der Nazi-Freunde zustande kam. Fotos zeigen zum Beispiel, dass 1935 die Straßen in Uppsala mit Nazipropaganda plakatiert waren.

Birgitta Almgrem weist auf den Sprachgebrauch von “deutschfreundlich” (tyskvänlig) hin, wenn man “nazifreundlich” meinte. Die Nazipropaganda hatte es also geschafft, deutsche Kultur und Menschen mit “Nazis” gleichzusetzen.

Nycander führt den Vergleich zwischen oben genanntem und der heutigen Flüchtlingsproblematik. Das passte nicht wirklich, finde ich. Interessant dagegen, dass die heute noch dominierende Lokalzeitung “Uppsala Nya Tidning” stark antinazistisch war.

Warum dauerte die Stille um Schwedens Rolle bis Ende der 80er und warum war es ein amerikanischer Historiker, der den Anstoß gab sie zu brechen?, fragt der Moderator. Lööw, die angebliche Expertin zu dem Thema, redet jedoch lieber über heutige Flüchtlinge. Dann geht sie aber doch auf den Unwillen ein, das Problem bei sich selbst zu sehen. Man führte lieber allerlei Erklärungen an, um nicht am Selbstbild zu rütteln.

Wenn man die großen schwedischen Universitäten nach ihrem Grad an Nazifreundlichkeit und -einfluß ordnen wolle, so war laut Oredsson Lund am “schlimmsten”, dann Uppsala und Stockholm etwa gleichauf und Göteborg am wenigsten bedenklich, nicht zuletzt wegen des damaligen Rektors dort.

Interessante Details fand ich noch, dass der Rassengünther in den 20ern an der Uni Uppsala war und dass hier auch das schwedische Institut für Rassenbiologie angesiedelt war und zwar in einem Haus, das ich bisher immer ganz schick fand.

Jetzt kommen Fragen aus dem Publikum. Der erste Fragende hatte eine sehr gute, bekam aber keine wirkliche Antwort aus dem Panel. Jetzt traf das unvermeidliche ein, ein älterer Herr erzählt eine Anekdote, die gern eine Minute wert gewesen wäre, aber nicht über 5. Und der Moderator traute sich trotz seiner Ankündigung zu Beginn nicht, ihn abzuwürgen.

Ah, der erste Deutsche steht auf und spricht. Ein Professor in Stockholm, der seinen Status auch gleich heraushängen lässt, hihihi. Ich mag befangen sein, aber er kommt wirklich besserwisserisch herüber und klingt als wäre er ein wenig sauer, nicht selbst ins Panel eingeladen worden zu sein.

Zum Abschluss betont Nycander die Rolle, die die heute noch existierende Studentenzeitung Ergo des Studentenkorps Uppsala in der öffentlichen Debatte in ganz Schweden spielte und dass im Großen und Ganzen die Debattenkultur darin recht sachlich war. Auch wenn die Studenten die damaligen Ansichten in der Bevölkerung widerspiegelten, wirkte die eher liberale und demokratische Atmosphäre an der Uni der Radikalisierung entgegen, befindet Nycander.

So, jetzt ist es zu Ende. Alles in allem sehr interessant, fand ich. Lang geworden ist der Text und ich lese jetzt nicht noch Korrektur, sondern fahre nach Hause.

Zuletzt eine kleine Warnung: Es ist durchaus möglich, dass ich im oben Geschriebenen etwas missverstanden habe. Zuhören und gleichzeitig schreiben ist nicht ganz einfach.

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Im Zug

Der Wecker klingelt, es ist fünf Uhr. Wo bin ich? Ach ja, im Bettsofa eines Freundes in Stockholm. Seltsam, dass man es auf solche Weise lösen muss, wenn man den Sechs-Uhr-Zug Richtung Malmö nehmen will und in Uppsala wohnt. Wir fahren zum Bahnhof mit dem letzten Nachtbus, ergreifen eine kostenlose Ausgabe des Svenskan, kaufen Kaffee und Frühstück und steigen in den Zug. Die Hoffnung, dass mich das gebuchte ruhige Abteil von Kindergeschrei verschont, bestätigt sich. Schlafende Leute in den Sitzen der näheren Umgebung. Frühstücken und Zeitung lesen. Einzig interessant ist die Geschichte aus den Dreißigern, als der schwedische König von seinem angeblichen Liebhaber erpresst wurde und der Hof sich dessen mit Hilfe der Gestapo entledigen wollte. Ich packe den Rechner aus und schaue eine Folge Star Trek Voyager. Nur noch anderthalb Staffeln, dann bin ich mit der einzigen mir bislang unbekannten Serie des Star-Trek-Universums durch. Ich lade meine Internet-Karte auf und lese Emails und Neuigkeiten. Elvis Costello und Beck kommen aus den Kopfhörern. Mehr Kaffee aus dem Bordrestaurant. Ich lasse die Woche Revue passieren. Ist etwas Bloggenswertes passiert? Dass ein schwedischer Olympiakommentator meinte, man könne ja kein Mitleid mit deutschen Sportlern haben, weil man nur Hitler denken würde, hat ein paar Wellen geschlagen. Aber ich versuche ja, Sport auf Fiket zu vermeiden. Biologen meinten, dass Schweden genetisch mit den Norddeutschen am meisten gemein haben, viel mehr als mit den Finnen. Die Firma, die die Kästen zum Drücken an Fußgängerampeln in vielen schwedischen Städten herstellt und diese auch exportiert, wird sehr christlich geführt. Gemeinsames Beten am Arbeitsplatz und solche Dinge. Nach eigener Aussage haben sie ein christliches Symbol auf ihr Produkt gedruckt: Die nach oben zeigende Hand meint nicht den Knopf über ihr, sondern Gott. Das vergaßen sie natürlich, beim Verkauf zu erwähnen. Bizarr und beleidigend, finde ich. Natürlich auch amüsant. Neben Tipps und Theorie habe ich im pädagogischen Kurs während der ersten Woche auch ein paar Hintergründe über das schwedische Universitätssystem erfahren. Zum Beispiel dass es recht ambitionierte und konkrete Pläne gibt, Ungerechtigkeiten und Diskriminierung aufgrund Geschlecht, sozialer oder geographischer Herkunft und anderer Faktoren entgegenzuwirken. Ich frage mich, ob meine Alma Mater in Heidelberg Vergleichbares hat und befürchte, dass nicht. In Kürze kommen steigen wir um. Zeit den Knopf zu drücken, auf dem “Publish” steht.

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Ostindiefararen Götheborg III

Der Ostindienfahrer
Götheborg

Die Götheborg im Bild ist ein neuzeitlicher Nachbau des Ostindienfahrers gleichen Namens aus dem 18. Jahrhundert. Damals hatte nämlich auch Schweden eine Ostindien-Kompanie. Das Original sank 1745 kurz vor der Heimkehr aus China. Der Nachbau kam letztes Jahr von seiner zweijährigen Reise um Afrika nach China zurück und war damit groß in den schwedischen Medien. Noch bis Freitag liegt das Schiff in Stockholm, passenderweise direkt am Museum der Vasa, die allerdings noch einmal hundert Jahre älter ist als das Original der Götheborg.

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Wort der Woche: Gärdsgård

Gärdsgård, auch gärdesgård, besteht aus gärde und gård. Ersteres bedeutet “eingezäuntes Feld oder Wiese” und letzteres “Hof”. Das zusammengesetzte Word beschreibt jedoch nicht die Fläche an sich, sondern die Einzäunung. Gärdsgård spricht man in etwa “järsch-gohrd” und gemeint sind die typisch schwedischen Zäune nur aus Holz, die Reisenden sicherlich schon aufgefallen sind.

gardsgardDie senkrechten, eher schmalen Pfosten stehen immer paarweise und halten zwischen sich die langen Querhölzer, die nicht horizontal liegen, sondern am Boden anfangen und mit leichter Steigung bis aber die obere Kante des Zauns reichen. Verbunden sind diese beiden Grundelemente durch Weidenruten, siehe Bild.

Diese Art Zaun baut man seit dem Mittelalter; die ältesten Funde sind in von etwa 1000 n.Chr. bei Leksand in Dalarna. Gärdsgårdar sind auch heute noch sehr beliebt – natürlich eher auf dem Land denn als Einzäunung eines Gartens im Wohnviertel, wo ein so ein Zaun fehl am Platz wäre. Eine der zahlreichen Mittsommertraditionen besagt, dass man an diesem Tag über sieben gärdsgårdar springen, einen Strauß aus sieben unterschiedlichen Blumen plücken und mit diesem unterm Kopfkissen schlafen muss, damit man von seinem oder seiner Zukünftigen träumt.

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Vor 350 Jahren in Roskilde

Am 26. Februar 1658 wurde zwischen Dänemark und Schweden der Frieden von Roskilde geschlossen. Das war gestern vor 350 Jahren. Schweden erhielt als Gewinner unter anderem die wichtigen Gebiete Schonen, Blekinge und Halland. Wie es dazu kam ist eine Geschichte, die es wert ist, ein andermal ausführlicher erzählt zu werden.

Auf das Datum aufmerksam wurde ich durch Außenminister Carl Bildt, der sein Blog auch weiterhin täglich füllt und dort den Vergleich zum heutigen Verhältnis der beiden Länder anstellt.

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Lövstabruk

Lövstabruk

Lövstabruk ist eine Eisenhütte aus dem 17. Jahrhundert im nördlichen Uppland. Eine deutsche Version des entsprechenden Wikipedia-Artikels gibt es leider noch nicht, aber vielleicht komme ich ja bald einmal dazu.

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