Das Gesundheitssystem ist ständiges Thema in der politischen Debatte.
Steigende Kosten, leere Kassen und was man dagegen tun kann. In
Deutschland die Kopfpauschale, in den USA Obamas große Gesundheitsreform
und in Schweden die langen
Wartezeiten.
Die Diskussion wird jedoch fast ausschließlich innerhalb von
Landesgrenzen geführt und als Vergleich gilt immer wie es bisher war –
wird es in Zukunft besser oder schlechter? Ein internationaler Vergleich
ist auch nicht einfach, zu unterschiedlich sind die Systeme und ihre
Finanzierung. Wenn man jedoch einen Schritt zurück tritt, alle Details
beiseite lässt und danach fragt, wie viel Geld fürs Gesundheitssystem
ausgegeben wird und wie lange die Menschen infolge dessen leben, dann
kann man interessante Entwicklungen ablesen.
Lasst uns einen Blick auf eine entsprechende Grafik werfen:
Link zur interaktiven
Grafik
Auf der vertikalen Achse ist die Lebenserwartung angegeben, also ein Maß
dessen, was das Gesundheitssystem im jeweiligen Land leistet. Die
horizontale Achse entspricht den Gesundheitsausgaben pro Einwohner.
Für ein paar interessante Länder ist jeweils die Entwicklung dieser
beiden Größen von 1995 bis 2006 aufgetragen.
Ein Blick auf die horizontale Linie mit 80 Jahren Lebenserwartung zeigt
zum Beispiel, wann und zu welchem Preis sie im jeweiligen Land erreicht
wird. In Japan schon Mitte der Neunziger für gut 1500\$. In Schweden
etwa 2002 und für 2500\$ pro Kopf, in Norwegen 2004 für 4000\$ und in
Deutschland erst etwa 2007 für ungefähr 3300\$. Die USA sind weit von 80
Jahren entfernt, trotz viel höherer Kosten.
Die Steigung der Linie, die die Kreise für ein Land verbindet, zeigt
gleichzeitig, wie effektiv Mehrkosten in höheres Lebensalter umgesetzt
werden – je flacher die Kurve, desto schlechter. Deutschland und Japan
haben die steilsten Kurven, Norwegen und Schweden sind flacher, aber
lange nicht so ineffizient wie die USA. Dass die deutsche Kurve die
norwegische schneidet, bedeutet, dass man dort ab dem Jahr 2000 mehr
Lebenserwartung pro Geld erreicht als in Norwegen.
Doch nicht nur die Entwicklung ist interessant, sondern auch die Lage
des jeweils letzten Punktes. So erreichte man 2006 in Schweden trotz
geringerer Ausgaben pro Kopf ein gutes Jahr längere Lebenserwartung als
in Deutschland.
Man kann horizontal die Gesundheitsausgaben auch in Prozent des
Bruttonationalprodukts auftragen, anstatt pro Person. Damit hat man
quasi das Wachstum der Wirtschaft herausgerechnet. Das sieht dann so
aus:
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Grafik
Dass die Entwicklung in Deutschland hier vertikal verläuft, zeigt also,
dass sich der Anteil der Gesundheitskosten an der Wirtschaftsleistung
nicht verändert hat und Leute trotzdem älter werden. Die deutsche Linie
liegt weiter rechts als die schwedische, was bedeutet, dass man
hierzulande nicht nur absolut weniger ausgibt (siehe oben), sondern auch
anteilig an der Wirtschaftsleistung (9% gegenüber 10,5%).
Nichtsdestotrotz wird man in Schweden älter.
Die Grafik zeigt auch sehr anschaulich, wie schnell in den USA seit 2000
die Kosten auf über 15% der Wirtschaftsleistung angestiegen sind, was
wohl das Hauptargument für die dortige Reform ist.
Man kann aus solchen Grafiken noch viel mehr herauslesen und ich kann
nur empfehlen, den Links unter den Bildern zu folgen und sich per Klick
auf “Play” die zeitliche Entwicklng anzusehen. Hinter
Gapminder, wo man sich noch allerlei andere
Größen darstellen lassen kann, steckt der Schwede Hans
Rosling.