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Grippesuche

Google weiß, was Menschen bewegt – anhand der Suchanfragen. Der Vergleich der Suchhäufigkeiten nach “Grippe” zwischen Schweden und Deutschland bestätigt, was ich neulich schrieb, nämlich dass die Grippe hier heuer ein wichtigeres Thema ist als sonst. In Deutschland sieht man keine Abweichung vom jährlichen Zyklus aus den Vorjahren.

Die Vermutung liegt nahe, dass die Zahl der Suchanfragen nach Grippe proportional zur Zahl der Erkrankungen ist, also dass die Zahl der Kranken pro Suchanfrage sich nicht ändert, egal wie groß sie ist. Das scheint sich auch zu bestätigen, wenn man die Vorhersage aus den Anfragen hinterher mit den Krankendaten vergleicht.

Manchmal fragt man sich, warum Statistik so einen schlechten Ruf hat.

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Die Schweinegrippe in Schweden

Die Schweinegrippe (schw. svininfluensan), oder “neue Grippe” (nya influensan) wie sie eigentlich heisst, hält sich permanenter in den schwedischen Medien als in den deutschsprachigen. Dazu beigetragen haben sowohl die beiden Todesfälle in den letzten Wochen als auch der Beschluss, die ganze Bevölkerung zu impfen.

Das Smittskyddsinstitutet (Institut für Seuchenschutz) sammelt auf seiner Homepage ausführliche Statistiken und klärt auf. Gut 500 Fälle sind bisher in Schweden bekannt, davon 200 im Raum Stockholm. Auf die Bevölkerung normalisiert ist das nur ein Viertel der Ausbreitung in Deutschland (18.000 Fälle). Von Großbritannien mit 120.000 Fällen und fast 50 Toten ist man beiderorts weit entfernt.

Nichtsdestotrotz bereitet man sich in Schweden auf eine mögliche “Krise” vor. Man rechnet mit einem starken Anstieg in den Herbstmonaten. Mag sein, dass es übertrieben ist, eine Infoseite Krisinformation zu nennen und Leute dazu aufzufordern, sich auf andere Art als Handschlag zu begrüßen. Handdesinfektionsmittel sind in Schweden ausverkauft, was zu einer neuen Art von Alkoholimport aus den Nachbarländern geführt hat.

In einigen Kirchen, in denen der Kelch reihum geht, ist man zu Starkwein gewechselt. An Unis werden die Türklinken öfter geputzt und wiederum Desinfektionsmittel in den Toiletten aufgestellt. Außerdem erstellt man fürs Gesundheitssystem konkrete Pläne, wie ein Ansturm gehandhabt werden kann; und bei Behörden und Firmen, wie man mit größeren Arbeitsausfällen zurecht kommt. Störungen im Bus-, Bahn- und Flugverkehr können nicht ausgeschlossen werden.

Ob das alles eine Überreaktion ist, wird man erst nächstes Jahr sagen können. Generell ist jedoch positiv, dass Vogel- und Schweinegrippe dafür gesorgt haben, dass man heute weltweit weit besser und koordinierter auf Seuchen reagiert. Auch wenn die Schweinegripp sich als relativ harmlos erweist, sind die aufgebauten Strukturen eine gute Investition in die Zukunft. Gleichzeitig ist jegliche Panikmache fehl am Platz. Von den jährlich 2000 Toten der “normalen” Grippe in Schweden ist man noch weit weg und wenn man auf die ganze Welt schaut, ist die Reaktion im Vergleich zu anderen Krankheiten, die viel mehr Opfer fordern, völlig überproportional.

Hans Rosling illustrierte das vorgestern anhand von Tuberkulose sehr schön mit Legoklötzchen im Fersehen (ab Minute 10:27).

Mehr Links: 1, 2, 3, 4, 5

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Hans Rosling bei TED und KI

Hans Rosling ist Arzt, Professor für internationale Gesundheitsfragen am Karolinska Institutet und Mitbegründer der schwedischen Sektion von Ärzte ohne Grenzen. Weltweite Bekanntheit hat er 2006 durch seinen Vortrag bei TED erhalten, in dem er auf äußerst unterhaltsame Weise mit allerlei Mythen über Entwicklungsländer aufräumt und eine sehr schicke Visualisierung von Daten präsentiert (die mittlerweile von Google gekauft wurde und für jedermann auf gapminder.org verfügbar ist).

Wer das Video noch nicht gesehen hat, dem sei dies hiermit sehr ans Herz gelegt:

[Videolink](http://www.ted.com/talks/hans_rosling_shows_the_best_stats_you_ve_ever_seen.html)

Morgen Abend hält Rosling einen [öffentlichen Vortrag](http://www.gapminder.org/uncategorized/open-lecture-with-hans-rosling-in-swedish/) am KI in Solna. Ich glaube, ich geh’ da hin. Außerdem twittert er: [@hansro](http://twitter.com/hansro). *Nachtrag:* Ich bin gerade von dem Vortrag zurück, der sich auch als erste Vorlesung eines Kurses erwies und damit über rund 100 Minuten ging. Rosling war auch auf schwedisch beeindruckend. Durchweg hohes Tempo und hohe Informationsdichte, aufgelockert mit Anekdoten, die jedoch immer einen Zweck hatten. Der Bogen von der Weltgesundheit zur -wirtschaft und zurück, zur Politik und allerlei, was eben zum (nicht-)funktionieren unserer Welt dazugehört. Der Besuch hat sich gelohnt. *2. Nachtrag:* Fast hätte ich vergessen zu erwähnen, dass Rosling nicht nur einen Vortrag auf TED gehalten hat. Man findet alle in der rechten Spalte [dieser Seite](http://www.ted.com/speakers/hans_rosling.html). Außerdem hat er gerade im auf eine Reihe von Fragen aus der Netzwelt geantwortet, anzusehen [im TED-Blog](http://blog.ted.com/2009/09/ted_and_reddit_2.php).
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Wort der Woche: Spikmatta

Spik ist schwedisch für “Nagel”; eine Matta ist ein “Teppich”. Eine Spikmatta dementsprechend ein “Nagelteppich”, auch “Fakirbett” oder “Nagelbrett” genannt.

Was daran schwedisch sein soll? Folgendes. Spikmattor waren dieses Jahr ein echter Verkaufsschlager in Schweden. Allein ein Anbieter hat 150.000 Stück abgesetzt und es gibt zahlreiche Kopien, so dass sich in etwa jedem zehnten Haushalt eine solche finden dürfte.

Es handelt sich dabei nicht um die “klassische” Variante aus Holzbrett mit Eisennägeln, sondern um ein dünnes Polster in Rückengröße, das mit spitzen Noppen aus Hartplastik bestückt ist. Google findet zahlreiche Bilder.

Bemerkenswert ist der stolze Preis von umgerechnet 50 Euro für dieses simple Produkt. In gewisser Weise löst die Spikmatta damit die Foppatofflor als überteuertes Mode-Plastikprodukt ab.

Neben dem Preis gerieten die Nagel-Matten vor allem durch irreführende Werbung in die Kritik. Da wird behauptet, dass das Liegen auf der Matte gegen alles mögliche hilft, von Schlafstörungen über Migräne bis zu Lungenkrankheiten. Gestützt wird das nur auf individuelle Aussagen und keine wissenschaftliche Untersuchung hat einen positiven Effekt gezeigt. Damit gehört die Spikmatta genauso wie Homöopathie ins Reich der Quacksalberei.

Nichtsdestotrotz scheinen viele die “Anwendung” zu genießen und der Erfolg ist nicht zuletzt durch positive Mundpropaganda zustande gekommen.

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In aller Kürze

Was ist gerade aktuell in Schweden?

  • Freischulen. In Schweden können Firmen Schulen betreiben und bekommen pro Schüler das gleiche Geld wie kommunale Schulen. Das ist ein gutes Geschäft und die Diskussion darum ist nicht neu. Gerade handelt sie vor allem davon, inwieweit es gerechtfertigt ist, wenn auf diese Weise Steuergelder direkt an Aktieninhaber ausgeschüttet oder im Ausland investiert werden.
  • Schnellzüge. Die Regierung würde gerne Hochgeschwindigkeitszüge (Snälltåg) auf den Weg bringen, doch Kritiker meinen, das sei aus Umweltgesichtspunkten (Stichwort: klimatsmart) Unsinn.
  • Israel ist empört über einen schwedischen Zeitungsartikel, in dem behauptet wird, palästinensische Opfer würden für Organhandel missbraucht. Die Forderung nach einer Entschuldigung oder Distanzierung der schwedischen Regierung lehnt man hierzulande jedoch ab. Schließlich könne man nicht die Verfassung brechen und gegen die eigene Pressefreiheit vorgehen. Außenminister Bildt nutzt wie üblich sein Blog zur Stellungname (1 2) und fügt hinzu, dass eine Distanzierung von einem bestimmten Artikel eine Zustimmung zu all dem anderen Unsinn, der gedruckt werde, impliziere.
  • Schweinegrippe-Impfungen stehen auch in Schweden an und damit die Diskussion über Sinn und Unsinn derselben, samt welche Gruppen bevorzugt werden sollten.
  • Christer Fuglesang, der einzige schwedische Astronaut, wird – vorausgesetzt alles geht gut – morgen zu seiner zweiten Reise im Space Shuttle zur Internationalen Raumstation aufbrechen. Er twittert darüber: @CFuglesang (schwedisch und englisch).
  • Ein neuer Botschafter der USA ist in Stockholm eingetroffen und willkommen geheißen worden. Matthew Barzun ist mit 38 Jahren einer der jüngsten Botschafter und der Netz-Welt unter anderem von CNet bekannt. Der Posten ist Obamas Dank für Barzuns erfolgreiches Engagemang in seiner Wahlkampagne.

  • Die schwedische Wirtschaft hat ebenso wie die deutsche aufgehört zu schrumpfen, bis zu einem echten Aufschwung erwartet man aber weiter steigende Arbeitslosenzahlen. Die Regierung verspricht weitere Steuersenkungen zum Jahreswechsel und hält sich mit Konjunkturprogrammen zurück. Die Sozialdemokraten in der Opposition fordern mehr öffentliche Eingriffe in den Arbeitsmarkt. Da wirft die Parlamentswahl in einem Jahr schon ihre Schatten voraus. Gleichzeitig wird diskutiert, ob “die Krise” nicht maßlos überbewertet ist, schließlich habe die große Mehrheit der Bevölkerung nichts von ihr mitbekommen und durch die Zinssenkungen auf die Wohnungs- und Häuserkredite sogar mehr Geld in der Tasche. Politik solle den Wohlstand der Menschen und nicht das Bruttosozialprodukt optimieren.

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Wort der Woche: Tandvårdsbidrag

Ich komme gerade vom Zahnarzt. 950 Kronen (82 Euro) kostete mich die Routineuntersuchung mit Röntgen und Entfernung von Zahnstein. In Schweden zahlt man seine Zahnarztkosten direkt vor Ort, bar oder per Karte – bis auf den Tandvårdsbidrag, wörtlich übersetzt “Zahnpflegebeitrag”.

Jeder bekommt nämlich einen jährlichen Betrag von der Krankenkasse, den man nach eigenem Gutdünken für Zahnarztkosten ausgeben kann. Viel ist es jedoch nicht:

  • Bis zum Alter von 29 Jahren 300 Kronen.
  • Für 30- bis 74-jährige 150 Kronen.
  • Ab 75 Jahren wieder 300 Kronen. Das Geld wird jedes Jahr zum 1. Juli erneuert und mehr als zwei Jahre kann man nicht anhäufen. Man muss keine Anträge stellen oder das Geld auslegen, sondern der Zahnarzt sieht im zentralen System, was der Patient an *Tandvårdsbidrag* übrig hat und zieht es einfach vom zu zahlenden Betrag ab. Natürlich ist das an die allgegenwärtige [*Personnummer*](http://www.fiket.de/2006/07/09/wort-der-woche-personnummer/) gekoppelt. Hat man eine solche, bekommt man die gleichen Bedingungen von der *Försäkringskassan* wie alle Schweden. Die Höhe des *Tandvårdsbidrag* tut also nicht mehr, als regelmäßige Untersuchungen zu verbilligen und damit zu ermuntern. Für größere Behandlungen ist er nur ein Tropfen auf den heißen Stein, aber dann gibt es den *Högkostnadsskydd*, zu deutsch “Hochkostenschutz”. 50 beziehungsweise 85 Prozent bekommt man erstattet, wenn man in einem Jahr mehr als 3000 beziehungsweise 15000 Kronen beim Zahnarzt gelassen hat. Dieses System ist erst seit Mitte letzten Jahres in Kraft und die Meinungen gehen auseinander, ob es jetzt besser oder schlechter ist. Bemerkenswert ist noch, dass im angeblich restkommunistischen Schweden die Zahnärzte völlig dem freien Markt unterworfen sind und durchaus mit ihren Preisen Reklame machen. Es gibt zwar noch den kommunalen [Folktandvården](http://www.folktandvarden.se/), aber private, teilweise sehr große Kliniken mit vielen Zahnärzten werben damit, billiger zu sein. Ich war stattdessen lieber bei der kleinen Praxis um die Ecke und habe dank *Tandvårdsbidrag* 800 anstatt 950 Kronen gezahlt.
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Neue Gesetze und Regelungen

Morgen ist Halbjahr und das ist in Schweden das Datum, an dem neue Gesetze in Kraft treten. DN fasst die Änderungen heute in der Zeitung zusammen und ich übersetze mal:

  • Es gelten neue Regeln beim Krankschreiben. Das war heiß diskutiert, aber jetzt soll die Arbeitsfähigkeit bei Langzeitkranken regelmäßig geprüft werden. Außerdem gibt es Krankengeld nur noch höchstens 364 Tage aus einem 450-Tage-Zeitraum. Danach gibt es weniger Geld.
  • Die ebenso umstrittene “Hausfrauenprämie” ist jetzt auch Wirklichkeit. Kommunen können bis zu 3000 Kronen pro Monat an Eltern auszahlen, wenn das Kind nicht in die Vorschule geht.
  • Die Regel, dass Eltern mehr Monate Geld bekommen, wenn beide ihren Teil betiragen, gibt es hier schon lange. Jetzt kommt ein zusätzlicher Gleichberechtigungsbonus dazu, der bis 100 Kronen pro Tag wächst je ausgeglichener der Anteil beider Elternteile an der Elternzeit ist.
  • Um Betrügereien zu verhindern, braucht man jetzt einen Wisch von der Vorschule, dass das Kind nicht da war, wenn man die Regelung “Sorge fürs kranke Kind” (schw. vård av sjukt barn (VAB); als Verb: vabba) in Anspruch nehmen will, die es einem erlaubt, spontan von der Arbeit wegzubleiben.
  • Um Alkohol am Steuer auch auf See zu bekämpfen, darf die Küstenwache jetzt auch Blutproben nehmen, die vor Gericht beweiskräftig sind. Bisher kamen wohl viele ungeschoren davon, weil es so lange dauerte, bis man die Schuldigen bei der Polizei hatte.
  • Es ist ab morgen einfacher, Tätern gestohlenes Eigentum wegzunehmen.
  • Die Zuzahlregeln beim Zahnarzt werden etwas besser mit der Reform des Systems.
  • Eine Änderung des Alkoholgesetzes erlaubt jetzt eine Person als Mittler, wenn man Alkohol für den Eigenbedarf aus der EU, Island und Norwegen einführen will.

  • Die Regeln für die City-Maut in Stockholm ändern sich auch ein wenig. Man bekommt jetzt den Bescheid jeden Monat geschickt und die Bezahlfrist wird verlängert. Dafür erhöht sich die Strafe, wenn man trotzdem zu spät zahlt.

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Krankenakten ins Internet

Mit Verlaub, Krankenakten ins Internet zu stellen, ist eine verdammt dumme Idee.

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Was ist passiert?

Knapp zwei Wochen Abwesenheit rufen nach einem kleinen Nachrichtenüberblick:

  • Der schon erwähnte Skandal um abgelaufenes Fleisch bei der Handelskette ICA setzt sich mit immer weiteren Beispielen fort. Dieser Tage hat es auch “meinen” ICA, den ICA Väst im Stadtteil Flogsta von Uppsala, getroffen. Werde ich mein Kaufverhalten deswegen ändern? Wahrscheinlich nicht.
  • Der Telekommunikationsriese Telia hat sich über die Feiertage ziemlich blamiert und wegen mangelhafter Sicherungskopien Emails von Kunden gelöscht
  • Das schwedische Gesundheitssystem ist nicht mehr, was es einmal war, aber immer noch ein wenig besser als das deutsche.
  • Das staatliche Monopol von Apoteket zum Verkauf von Arzneimitteln soll abgeschafft werden. Dazu habe ich noch keine starke Meinung, außer dass ich generell skeptisch gegenüber so großen Privatisierungen bin.
  • Der Trend zu mehr Alkoholkonsum in Schweden hielt auch über die Feiertage an. Vielleicht ist man ja bald wieder auf dem Niveau des restlichen Europa.
  • Nicht ganz unerwartet haben Teile der schwedischen Regierung wieder einmal die Debatte um Kernkraft angestoßen. Status quo ist, dass keine neuen Kraftwerke gebaut werden sollen, aber die alten unverkürzt weiterlaufen. Neue Kernkraftwerke werden jetzt von einigen Politikern aus der Folkpartiet und den Moderaterna in Erwägung gezogen. Die Störfälle vom letzten Jahr scheinen schon wieder vergessen zu sein. Die mitregierende Centerpartiet hält jedoch Kernkraft für den Unsinn, der sie ist, und so dürfte sich vor der nächsten Wahl zu diesem Thema nicht viel tun.
  • Als ich diese und letzte Woche in Deutschland war, durfte ich mich schon über Herrn Koch aus Hessen und seine Äußerungen zur Jugendkriminalität aufregen. Meine Meinung dazu deckt sich wieder einmal mit dem, was der Spiegelfechter dazu schreibt. Aus schwedischer Sicht ist dazu zu sagen, dass eine ähnliche Debatte hier schon länger geführt wird, allerdings ist es hier eher Konsens, dass härtere Strafen das Problem nicht lösen, sondern dass man an den Gründen ansetzen muss. Nichtsdestotrotz stößt die deutsche Diskussion in Schweden auf Interesse.
  • Nachtrag, 070114: Das Winterwetter in Schweden ist in der Regel nicht sehr gut. Der gerade vergangene Dezember war aber ungewöhnlich arm an Sonnenschein – im Landesdurchschnitt nur 7 anstatt der üblichen 36 Stunden. Växjö hatte sogar nur 20 Minuten im ganzen Monat.
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Wort der Woche: Jympa

Es gibt einen Sportverein in Schweden, der vier Prozent der Bevölkerung als Mitglied zählen kann und dessen 150 Filialen an einigen Orten mehr als jeden zehnten Einwohner in Bewegung bringen.

Dieser Verein nennt sich Friskis & Svettis und der Name ist alleine schon eine kurze Erklärung wert. Der Endung -is ist eine der Arten, im Schwedischen Substantive zu bilden beziehungsweise umgangssprachlich abzukürzen und zu verniedlichen. Das bekannteste Beispiel dürfte kompis sein, das Herkunft (Kompagnon) und Bedeutung mit dem deutschen “Kumpel” teilt. Friskis & Svettis sind auf die gleiche Art von den schwedischen Wörtern für “gesund” und “Schweiß” abgeleitet, mir fällt aber leider keine gute Art ein, die mitschwingende Bedeutung zu übersetzen.

Auf jeden Fall ist das Hauptanliegen des ideellen Vereins F&S, so vielen wie möglich eine leicht zugängliche Art der Bewegung anzubieten und das passiert vor allem mit jympa oder, etwas traditioneller geschrieben aber gleich ausgesprochen: gympa. Das wiederum ist zwar eine Kurzform von “Gymnastik”, dieses Wort würde einen aber in die Irre führen, wenn man dabei ans Turnen denkt.

Es geht im Prinzip darum, dass alle Teilnehmer eines Trainingpasses die Übungen nachmachen, die der Leiter angibt und vorführt. Es wird viel gehüpft und darauf Wert gelegt, sowohl Ausdauer als auch Kraft zu trainieren. Es gibt Abstufungen im Schwierigkeitsgrad und zahlreiche Varianten zu jeweils festen Trainingszeiten. Einen Überblick auf Deutsch bietet die hiesige Filiale an – es scheint als habe man sich auf die vielen deutschen Austauschstudenten eingestellt.

Wie oben schon erwähnt ist die gympa in Schweden sehr populär. Hinzu kommt noch, dass F&S nicht die einzigen sind, die diese Art des Trainings anbieten und dass es keine begrenzte Altersstruktur zu geben scheint. Alle, von jungen Menschen bis zum Rentner, können zur gympa gehen und man tut es zahlreich.

Bevor jemand fragt: Nein, ich selbst habe es noch nicht probiert…

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