Wie ein Gemälde von van Gogh, diese Algen um Gotland.
Wie ein Gemälde von van Gogh, diese Algen um Gotland.
Hoffentlich finden sie kein Öl hier, dann hätten wir wirkliche Probleme.
So spricht ein alter Mann, dessen Dorf gerade von Kindersoldaten verwüstet wurde, im sehr sehenswerten Film Blood Diamond über Bürgerkrieg und Diamantenhandel in Sierra Leone.
In der Tat scheint Rohstoffreichtum oft eher Fluch als Segen zu sein und mir fiel unweigerlich dieses Zitat ein, als ich las, dass Schweden in der Ostsee bei Gotland Öl fördern will. Nächstes Jahr sollen Probebohrungen stattfinden und man erhofft sich, in absehbarer Zeit zwanzig Prozent des Eigenbedarfs für ebenso viele Jahre decken zu können.
Mit Blick auf den Nachbar Norwegen kann man aber wohl auch für Schweden hoffen, dass es diesen Schicksalsschlag aushält.
Wie bringt man die Stimmung auf einer Insel, an der man eine Pipeline vorbeilegen will und deren Bewohner sich sträuben, zum Umschwung? Ganz einfach: Man kauft sie und verspricht Geld für ansonsten unfinanzierbare Projekte.
Gerade fing ich an, darüber zu schreiben, dass in Schweden zur Zeit diskutiert wird (S), die 21 schwedischen Regionen (län) zu wenigen großen Verwaltungsregionen zusammenzufassen, als mich ein seltsames Gefühl des déjà-écrit beschlich. Eine Suche beförderte dann auch tatsächlich den entsprechenden kurzen Artikel vom Oktober zutage.
Die Diskussion scheint nur insofern vorangekommen zu sein, dass jetzt ein konkreter Vorschlag vorliegt. Das hiesige Uppsala län soll demnach zusammen mit den Regionen Stockholm, Västmanland, Södermanland und Gotland zur Großregion des Mälardalen vereinigt werden. Der Mälaren ist ein großes Seengebiet, das sich vor allem westlich von Stockholm erstreckt. Uppsala fürchtet dabei natürlich, endgültig zum Vorort von Stockholm degradiert zu werden und ich kann mir durchaus vorstellen, dass die Insulaner von Gotland etwas dagegen haben, zu einer Region zu gehören, die nach ein paar Inlandspfützen benannt ist.
Nachtrag: Man sollte immer erst alle Nachrichten zu Ende lesen. Radio Schweden hat heute auch einen längeren Beitrag auf Deutsch dazu.
Auf Gotland wurde ein Silberschatz mit arabischen Münzen und Armreifen aus der Wikingerzeit (10. Jhdt.) gefunden. Die drei Kilo Silber machen ihn zu einem der grösseren Funde der Ostseeinsel. (S)
Etwa 100 Studenten in Växjö wurde die Verbindung zum Uninetz gesperrt, weil sie angeblich Filme aus dem Internet heruntergeladen und weiterverbreitet hatten. Das ist in Schweden in der Tat illegal (und die neue Regierung hält ihr Wahlversprechen nicht, das entsprechende Gesetz zu überarbeiten), aber Aufsehen erregt die Tatsache, dass die betroffene Universität direkt auf Anfrage amerikanischer Rechteinhaber agierte, ohne die Anschuldigungen zu überprüfen. (E)
In der stockholmer U-Bahn sollen bald Fahrkartenautomaten eingeführt werden – ja, es gibt in der Tat keine solchen, sondern an jedem Eingang ein Häuschen mit einem richtigen Menschen drin. Um ebendiese weniger Gefahren durch Raub auszusetzen, sollen ein neues System mit Automaten eingeführt werden. Die Kabinen werden aber bemannt bleiben. (E)
Schon gestern wurde bekannt, dass die Schweden laut einer Unfrage die USA als größte Gefahr für den Weltfrieden sehen. Mit 29% der Stimmen schlagen sie knapp Nordkorea. (S, E)
Almedalen ist ein Park im mittelaterlichen Visby, der Stadt auf Schwedens größter Insel – Gotland. Die Almedalswoche ist eine politische Veranstaltung in ebendiesem Park, die jede erste Juliwoche stattfindet.
Je ein Tag dieser Woche ist einer der sieben Parteien des schwedischen Parlaments gewidment, mit den Reden der Parteichefs als Höhepunkte. Da im September die Parlamentswahl ansteht, ist das Interesse dieses Jahr höher als sonst. Den Auftakt machten gestern die regierenden Sozialdemokraten und deren Chef und schwedischer Premierminister Göran Persson griff erwartungsgemäß die bürgerliche Allianz an, indem er vor deren geplantem Sozialabbau warnte.
Außerdem stellte er die Umweltpolitik als zentrales Anliegen dar, denn ohne Erfolge in diesem Bereich sei vieles andere kurzsichtig. Das ist ein passendes Thema, denn bei Gotland hat gerade die Algenblüte begonnen, die in den letzten Jahren besonders stark ausfiel und die Ostsee vielerorts in eine unangenehme braune Suppe verwandelte.