Das schwedische Pendant zum Duden in Deutschland nennt sich SAOL,
Svenska Akademins ordlista. Obwohl Schweden sehr internetaffin ist,
war die komplette SAOL bisher nicht online.
Bisher.
(via)
Ich bekam kurz einen Schreck, als ich die Nachricht las, dass die seriöse, eher konservative Tageszeitung Svenska Dagbladet und das Boulevardblatt Aftonbladet zusammenziehen. Dass beide zum gleichen Konzern, Schibsted aus Norwegen, gehören, wusste ich nämlich bisher nicht. Beim genaueren Lesen stellte sich die genannte “Nachricht” des Konkurrenten Dagens Nyheter jedoch als übertrieben heraus, denn die Redaktionen sollen freilich weiter eigen bleiben. Bei der Verwaltung und den IT-Abteilungen will man durch die Zusammenarbeit jedoch sparen.
Zu Schibstedt gehören auch zwei der meistbesuchten schwedischen Internetseiten, die hier neulich Erwähnung fanden: hitta.se und blocket.se.
Auf www.argalappen.se kann man sich überzeugen, dass es auch in Schweden nicht frei von Konflikten und Spießertum zugeht.
Twitter ist ein populärer Dienst für so genannte “Mikroblogs”. Man (auch ivh) hat je 140 Zeichen für einen Eintrag zur Verfügung und kann die Nachrichten anderer abonnieren.
Gestern kam mir Twixdagen.se unter, eine sehr schicke Seite, die alle Tweets von schwedischen Parlamentariern in Echtzeit zusammenfasst. Der Name ist natürlich eine Zusammensetzung von Twitter und Riksdagen, wie das schwedische Parlament heißt.
Das Bredbandsbolaget, bei denen ich jetzt Kunde fürs Internet daheim bin, hat mich gerade angerufen. Natürlich ist man skeptisch, wenn Firmen anrufen, denn natürlich soll immer etwas verkauft werden. Diesmal jedoch nicht. Der Mensch am anderen Ende wollte lediglich wissen, ob der Anschluss geklappt hat, ob ich zufrieden bin und ob es irgendwelche Fragen gibt.
Letztere wurden dann auch gleich kompetent beantwortet, leider mit der schlechten Nachricht, dass nur etwa 10% der Kunden den Zusatzdienst einer festen IP-Adresse für unter 2 Euro extra pro Monat bekommen können und dass ich nicht dazugehöre.
Auf jeden Fall bin ich beeindruckt vom Kundenservice. Es sind solche kleinen Dinge, die eine Firma in gutem Licht erscheinen lassen, die Kunden zufrieden machen und damit halten.
In Deutschland, wie in vielen anderen Ländern, dominiert Ebay den Markt für “Kleinanzeigen” im Internet. Das Konzept der Versteigerung und dass der Preis durch die Mitbieter festgelegt wird, hat offensichtliche Vorteile für Verkäufer und durch die vielen Käufer sind echte Schnäppchen (schw: klipp) die Ausnahme geworden.
Das “schwedische Ebay” Tradera gehört seit bald drei Jahren zu Ebay, hat aber seinen eigenen Charakter vollständig behalten dürfen, sowohl im Aussehen als auch in den kleinen Unterschieden zum Ebay-Standard. Das Angebot ist nicht mehr ganz so klein, auch von Zugtickets abgesehen. Ich habe dort in den letzten Monaten zwei Käufer für Kamera-Zubehör gefunden, das ich nicht mehr brauchte.
Unangefochtener Marktführer bei privaten Verkäufen in Schweden ist und bleibt jedoch Blocket, eine Seite mit klassischen Kleinanzeigen, die den Verkäufer 20-90 Kronen kosten – je nach Kategorie. Hier war es nicht zuletzt wegen der starken regionalen Aufteilung kein Problem, vorgestern einen schicken gebrauchten Kleiderschrank und andere kleinere Möbel zu finden und sie ein paar Stunden später mit dem schnell angemieteten Lieferwagen abzuholen.
Was Karten und Satellitenaufnahmen im Internet angeht, geht man als Privatanwender in vielen Ländern zuerst zu Google. In Schweden haben es jedoch zwei Seiten geschafft, Google zuvorzukommen und sich in den Köpfen der Netzbesucher als erste Anlaufstelle für Kartendienste zu etablieren. Die Rede ist von eniro.se und hitta.se. Beide bieten Telefonbuch, Gelbe Seiten und eben Karten an, Adressuche und Wegbeschreibungen inklusive.
Eniro bietet neben Kartenansicht, Satellitenbild und der Überlagerung der beiden auch noch Luftaufnahmen aus geringer Höhe an, also Ansichen von schräg oben aus vier Richtungen (Beispiel).
Was ich erst diese Woche entdeckt habe ist gatubild von Hitta.se. Dabei handelt es sich um eine dreiste Kopie von Google Street View. Man ist also mit einem Auto, das eine Rundumkamera auf dem Dach hat, alle Straßen Stockholms abgefahren und hat die Daten dann zusammengefügt. Die Bedienung ist noch minimalistischer als die des Vorbilds. Man kann mit der Maus den Bildauschnitt drehen und sich auf den blauen Punkten vorwärts bewegen. Im unteren Teil sieht man am “Männchen”, wo man gerade steht und in welche Richtung man schaut. Das Männchen kann man einfach an andere Stellen ziehen. Zusätzlich gibt es Tastaturkürzel.
Im Labbet von hitta.se, das schon vom Namen wiederum an die Google Labs erinnert, findet man auch 3D-Modelle einiger schwedischer Städte.
Dass es in Schweden was Karten angeht gute Konkurrenz zu Google gibt, kommt nicht von ungefähr. Die Vermessungsbehörde Lantmäteriet stellt nämlich im Auftrag des Staates die geographischen Grunddaten bereit und bekanntermaßen ist in Schweden Offenheit, nicht Amtsgeheimnis der Regelfall.
In Schweden ist gerade ein Thema aktuell, das sowohl das Öffentlichkeitsprinzip als die Dateitauschseite The Pirate Bay betrifft.
Hintergrundgeschichte ist ein Kindsmord, für den eine deutsche Frau vor kurzem hier verurteilt wurde. Dieser Fall hat den schwedischen Abendzeitungen in den letzten Monaten viel Gelegenheit gegeben, sich von ihrer hässlichsten Seite zu zeigen. Die Untersuchungsakten der Polizei wurden nicht als geheim deklariert und sind damit öffentlich, inklusive der Obduktionsbilder der Kinderleichen.
Irgendwer hat sich dann die Akten besorgt und hat sie mit Hilfe der Pirate Bay verbreitet. Der Sender TV4 behauptete daraufhin dreist, die Pirate Bay habe die Akten selbst verbreitet und es wurden Rufe laut, die Bilder aus dem Netz zu nehmen. Die Pirate Bay argumentiert natürlich zu Recht, dass sie lediglich eine Plattform zum Austausch von Daten ist, und dass sie keinen Anlass sieht, die Verbreitung von sowieso öffentlichen Informationen zu unterbinden. Die Geschmacklosigkeit liegt aufseiten desjenigen, der die Bilder hochlädt, und all derer, die sie herunterladen.
Dagens Nyheter leitartikelt schließlich heute morgen zum gleichen Thema. Immerhin erkennt der Schreiber die Position der Pirate Bay als richtig an, wirft aber die Frage auf, ob das Öffentlichkeitsprinzip aus dem 18. Jahrhundert im Licht moderner Kommunikationsmittel vielleicht eingeschränkt werden müsste.
Bei aller Geschmacklosigkeit im Extremfall und obwohl auch ich den Schutz der Privatsphäre für ein hohes Gut halte, bin ich skeptisch gegenüber solchen Forderungen. Die Schweden haben ihrem Öffentlichkeitsprinzip viel zu verdanken.
Nachtrag 080909: Jetzt auch bei Heise.
Hätte ich vorab davon gewusst, wäre ich vielleicht hingefahren: Gestern nachmittag haben sich etwa tausend Menschen, aufgeteilt in zwei Gruppen, eine riesige Wasserschlacht in Stockholm geliefert.
Das Ganze war Teil des Straßenfestes “Go08”, das anlässlich des Datums 080808 gefeiert wurde. Dazu muss man wissen, dass die Telefonvorwahl der schwedischen Hauptstadt 08 ist und dass “Null-Acht” (schw. noll-åtta) eine liebevoll-abschätzige Bezeichnung der Hauptstädtler ist.
Ausgedacht und organisiert wurde der Wasserkrieg, der eigentlich in der Altstadt stattfinden sollte, aber von der Polizei dann doch ins Gärdet verlegt wurde, über die Online-Platform Facebook, bei der über eine Million Schweden Mitglied sind.
Ein Nachtrag hierzu.
Ich konnte es dann doch nicht bleiben lassen und habe mir selbst einen UMTS-Zugang zum Internet besorgt. Der Anbieter 3 hat nämlich eine Pre-Paid-Lösung, die mir gefiel. Ich kann bei Bedarf einen Tag lang für 29 Kronen (gut drei Euro), eine Woche für 99 Kronen oder einen Monat für 199 Kronen freischalten. Volumengrenze gibt es keine während dieser Zeit. Da ich das nur ab und zu brauchen werde, zum Beispiel auf einer Zugreise oder bei einer Woche auf dem Land, fand ich das sehr passend ohne laufende Kosten.
Das Startpaket (im wesentlichen die SIM-Karte) kostete 99 Kronen mit einer Woche Zugang inklusive. Das Modem (siehe Bild unten) habe ich mir für 500 Kronen gebraucht beim allgegenwärtigen Kleinanzeigenmarkt Blocket geholt, anstatt das Startpaket mit Modem für 895 zu kaufen. Der Anschluss war problemlos, auch unter Linux (nach 5 Minuten Netzrecherche). Ich schreibe diesen Artikel über UMTS. Den Test der Geschwindigkeit von zu Hause aus fand ich voll zufriedenstellend: durchschnittlich 45 kByte/s beim Hoch- und 90 kByte/s beim Herunterladen einer großen Datei. Es fühlt sich trotzdem träger an als Kabel, weil der Aufbau neuer Verbindungen recht langsam ist (hohe Latenz). Siehe auch northlanders Erfahrungen von ländlichen Gegenden.
In Zukunft habe ich also mein eigenes Internet-Cafe dabei, wenn ich unterwegs bin. Das “Aufladen” macht man bei Bedarf, also wenn man sich ohne Zeitguthaben anschließt. Mit der im Laptop eingebauten Karte für drahtloses Internet (also nicht Mobilfunknetz sondern WLAN) kann ich dann sogar einen Zugangspunkt aufmachen, an den sich Mitreisende anschließen und über das UMTS-Modem mitsurfen können.
Zuletzt noch das Bild des Modems, das ich mit Klettverschluss an den Deckel geheftet habe.