Wer erinnert sich noch an die Nachrichten vom “Staatsbankrott” in Island
von vor ein paar Monaten? Seitdem gab es dort einen Regierungswechsel
und ein gründliches Überdenken der Einstellung zur EU.
Gestern trafen sich die nordischen Außenminister in Reykjavik und heute
liest man in der Zeitung (leider nicht online), dass Island schon
nächsten Monat den Antrag zur Mitgliedschaft einreichen will. Dass
Schweden dann die EU-Ratspräsidentschaft innehat, ist wohl ein
Glücksfall und Außenminister Bildt will diesem Thema hohe Priorität
einräumen und Island so schnell wie möglich in die Gemeinschaft holen.
Und es kann wohl wirklich schnell gehen mit Island. Das Land ist zum
Beispiel schon in der europäischen Wirtschaftszone und beim
Schengen-Abkommen zur Reisefreiheit dabei. Man hofft also, dass Island
auf der “Überholspur” beitritt und an den Wartenden Kroatien und Türkei
vorbeizieht. Mit der Bevölkerung einer mittleren Großstadt dürfte die
Integration nicht allzu schwer fallen und bei den restlichen Mitgliedern
auf wenig Widerstand stoßen. Nichtsdestotrotz stehen bei Themen wie dem
Fischfang schwierige Verhandlungen an.
Nicht zuletzt durch den Euro, den Island nach den Turbulenzen mit der
eigenen Krone jetzt als Landeswährung anstrebt, kann die EU Island
Stabilität bieten. Im Ausgleich bringt Island unter anderem die Präsenz
in der Arktis mit. Außerdem munkelt man, dass erfolgreiche Verhandlungen
mit Island, gerade beim Thema Fischfang, die Stimmung in Norwegen zum
kippen bringen könnte, so dass kurz nach der isländischen vielleicht
auch die norwegische Mitgliedschaft in der EU ansteht.
Freuen würde mich natürlich beides.