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Alkoholtest für "Kranke"

Als die Parteien der bürgerlichen Allianz sich vor der Wahl letzten Herbst sehr sozialdemokratisch gaben und die Moderaten sogar “die neue Arbeiterpartei” ausriefen, kauften ihnen das nicht wenige ab. Schließlich wurden sie gewählt und übernahmen die Macht. Seitdem wird jedoch immer mehr klar, wie sehr die konservative Regierung doch ihre Klientel der Wohlhabenden bedient und das Leben für die ärmeren Schichten der Bevölkerung erschwert.

Museen kosten wieder Geld. Die Arbeitslosenversicherung ist teurer und leistet weniger. Öffentliche Verkehrsmittel kosten mehr. Umwelt- und Kulturausgaben wurden gekürzt. Die Vermögenssteuer wird abgeschafft. In der Gewerkschaft zu sein, ist teurer geworden. Unternehmer sollen begünstigt werden. Das Motto ist also: Die Leute sollen Arbeit haben. Und sie sollen auch wirklich arbeiten, denn sonst funktioniert das System auch für die Reichen nicht mehr.

Neben den strengeren Regeln für Arbeitslose trifft es jetzt auch die Kranken. Fabian hat ja erst neulich das Problem des “Krankfeierns” in Schweden beschrieben und die Regierung scheint das ähnlich zu sehen. Den vorab durchgesickerten (S) Plänen nach, soll eine neue gemeinsame Einheit von Polizei und Gesundheitsamt geschaffen werden, die stichprobenartig Krankgeschriebene aufsucht und Alkoholtests durchführt.

Das sei im Rahmen der strengen schwedischen Alkoholgesetzen vertretbar und gerade an populären Feiertagen sollen die Kontrollen die “falschen” von den echten Kranken unterscheiden helfen und so die dann üblicherweise hohe Krankenquote senken. Die Höhe des geplanten Bußgeldes oder andere Sanktionen sind bisher nicht bekannt. Als Nebeneffekt will man auch die wirklich Kranken vom Trinken abhalten, da dies den Heilungsprozess beeinträchtige.

Dieser Text war ein Aprilscherz, wie ein Klick auf den letzten Link von Anfang an verriet.

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Wort der Woche: Våffeldagen

In Schweden ist heute Waffeltag, Våffeldagen, und es werden vielerorts die Waffeleisen hervorgeholt. Ein Blick in einen deutschen Kalender zeigt, dass heute auch “Mariä Verkündigung” ist, und die Vermutung, dass es da einen Zusammenhang gibt, ist in der Tat richtig. Denn eine alte schwedische Bezeichnung für diesen Feiertag ist “Vårfrudagen”, was “Tag unserer Frau” bedeutet.

Ein schlichtes Missverständnis oder Verschleifung hat dann aus dem “Vårfrudagen” den “Våffeldagen” gemacht und man fing an, mehr Waffeln zu essen.

Das macht den 25. März, finde ich, zu einem schönen Beispiel, wie christliche Traditionen in Schweden ihren religiösen Charakter verlieren und in den Alltag übergehen, in dem Religion für die meisten Schweden eine sehr geringe Rolle spielt.

(Faulheitsoffenlegung: Diesen Text gab es in leicht anderer Form schon letztes Jahr.)

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Licht!

Ab heute bekommen Schweden für ein halbes Jahr mehr Licht ab als der Großteil der Weltbevölkerung. Ich hoffe, dass nächste Woche, wenn ich wieder in Uppsala bin, endlich der Frühling Fahrt aufnimmt. Vor drei Tagen hat es angeblich noch einmal geschneit.

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Flaggentage

Schwedische
Flagge

In Schweden ist es per Verordnung geregelt, wann die Flagge auf den Fahnenmasten gehisst wird. Sogar die Stadtbusse tragen dann blau-gelbe . Unter den Anlässen für die so genannten Flaggentage findet man natürlich den Nationaltag, aber auch den 1. Mai, Mittsommer, Weihnachten und Neujahr.

Besonders schön finde ich, dass man auch am Wahltag Flagge zeigt, und die Ausübung der Demokratie feiert, anstatt sie als Pflicht anzusehen. Die Verleihung der Nobelpreise am 10. Dezember ist den Schweden ebenfalls eine Flagge wert.

Etwas seltsam finde ich jedoch, dass sowohl die Geburts- als auch Namenstage von König, Königin und Kronprinzessin zu den Flaggentagen gehören. Heute wehen zum Beispiel überall schwedische Flaggen, weil Viktoria Namenstag hat. Goldig.

(danke an Fabian für die Erinnerung und an strcmp dafür, meinen Wortschatz um Stander zu bereichern.)

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Frühling? Wo?

Sobald es ein paar Tage nacheinander über Null Grad hat, reden Schweden vom Frühling. Das ist Wunschdenken. Bis sich das erste frische Grün hier in Uppsala zeigt, vergehen noch einmal vier Wochen und bis die Bäume ausschlagen sechs. Der März ist grau, nass und trist. Alles wartet auf den Frühling, aber der lässt auf sich warten. Gäbe es ein schwedisches Satiremagazin würde es einen solchen Text nicht über den Februar, sondern den März schreiben. Der lange Winter ist nicht so schwer durchzustehen wie viele sagen. Es ist die Zeit gerade jetzt, in der er zwar schon fast aufgegeben hat, aber seinem Nachfolger noch einen schweren Start bereitet, die ich für die “schlechteste” Zeit des Jahres halte.

Zum Glück fliege ich am Mittwoch auf die Kanaren.

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Wort der Woche: Vasaloppet

Der Vasaloppet ist ein Langlauf-Skirennen in der schwedischen Region Dalarna. Es ist nicht irgendein Rennen, es ist das Rennen des Jahres und tausende Amateure aus ganz Schweden nehmen an dem Großereignis teil. In der Woche vor dem ersten Sonntag im März finden schon verschiedene Teildisziplinen auf der Strecke statt, der eigentliche Vasa-Lauf über die 90km bildet dann den Abschluss.

Mit wenigen Ausnahmen findet der Lauf seit 1922 jährlich statt und der diesjährige Gewinner, Oskar Svärd, kam vorhin ins Ziel. Er hat zum dritten Mal gewonnen.

Die Strecke zwischen den Orten Sälen und Mora hat in der Tat mit dem Namensgeber Gustav Vasa zu tun. Der spätere König und Staatsgründer Schwedens war 1520 auf der Flucht vor dem dänischen König Christian II., der noch heute in Dänemark “Christian, der Gute” und in Schweden “Christian, der Tyrann” genannt wird.

Vasa floh auf Skiern und sprach in Mora zur dortigen Versammlung, um sie zu überreden, ihn bei einem Aufstand gegen die Dänen zu unterstützen. Dies gelang ihm nicht und er fuhr weiter Richtung Norwegen. Neue Berichte zu den Gräueltaten rund um das Stockholmer Blutbad, bei dem Christian viele schwedische Adelige töten ließ, erreichten kurz darauf Mora und änderten die Stimmung zugunsten Vasas. Die beiden besten Skifahrer wurden ihm hinterhergeschickt, erreichten ihn bei Sälen und überzeugten ihn zur Umkehr nach Mora, um den Aufstand anzuführen. Drei Jahre später war Schweden unabhängig und Vasa König.

Das Wort der Woche Brasklapp von vor einem halben Jahr und der schwedische Nationalfeiertag haben damit auch etwas zu tun. Mehr zum Vasalauf und zum Stockholmer Blutbad bei der Wikipedia.

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Wort der Woche: Bokrea

Das Wort bokrea setzt sich aus bok und rea zusammen. Rea kommt von realisation und bedeutet “Ausverkauf”. Wer schon einmal durch eine Einkaufsstraße in Schweden gegangen ist, sollte diesem kurzen Wort in riesigen Buchstaben schon einmal begegnet sein.

Ein bok ist ein “Buch” und dementsprechend ist die bokrea ein “Bücherschlussverkauf”. Im Gegensatz zu Deutschland gibt es in Schweden keine Buchpreisbindung mehr, der Schlussverkauf ist jedoch ein Relikt aus der Zeit mit von Verlagen vorgeschriebenen Preisen für Bücher. Bis 1970 boten also die Buchhändler ihr Sortiment zu festen Preisen an und wenn ein Verlag nach einigen Jahren beschloss, dass ein Buch eingezogen werden soll, dann gab es den Schlussverkauf, bevor die Restbestände verbrannt wurden.

Das bedeutete auch, dass man, von Antiquarien abgesehen, ein Buch nicht mehr kaufen konnte, wenn es einmal im Ausverkauf war. Heute ist das nicht mehr der Fall – trotzdem ist die Bokrea immer noch ein Ereignis. Es werden vorab Kataloge gedruckt, welche Bücher billig zu haben sein werden, und diese Kataloge werden in Zeitungen rezensiert. Es werden sogar eigene Rea-Auflagen gewisser Bücher gedruckt, dann meist auf billigerem Papier, ansonsten sind es aber vor allem hochwertig eingebundene Bücher, die man im Ausverkauf billiger bekommt.

Die Bokrea startet fast volksfestartig. Die Läden öffnen schon um Mitternacht und es bilden sich lange Schlangen mit Leseratten, die die besten Schnäppchen ergattern wollen. Nicht wenige der lesefreudigen Schweden nutzen die Gelegenheit, sich mit einem Vorrat an Lesestoff einzudecken. In der Nacht zum Dienstag startet die diesjährige Bokrea.

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Der Semmeltag

Semla

Heute ist in Schweden Semmeldagen, der Semmeltag. Mit “Semmeln” sind aber nicht einfache Brötchen gemeint, sondern das schwedische Pendant zum Krapfen oder Berliner. Letztere bekommt man hier auch das ganze Jahr über, semlor werden aber bevorzugt an den Dienstagen rund um den heutigen gegessen – eben wie Krapfen zur Faschingszeit in Deutschland.

Es gibt wichtige Unterschiede zwischen Semmeln und Krapfen: Semmeln sind zwar auch aus Hefeteig, aber größer und nicht frittiert. Anstatt mit Marmelade sind sie mit Mandelmasse gefüllt, was den Nachteil mit sich bringt, dass sie nach Marzipan schmecken. Außerdem ist der “Deckel” aufgeschnitten und wird auf den Berg Sahne über der Füllung gelegt (siehe Bild).

Dass der Semmeltag gerade heute ist, ist kein Zufall, denn morgen ist Aschermittwoch und da begann schließlich früher die Fastenzeit. Da man sich davor noch einmal richtig den Magen füllte, nennt man den Semmeltag auch Fettisdag (“fetter Dienstag”). Wie so oft ist der christliche Ursprung der Feierlichkeit den Schweden aber ziemlich egal und nicht wenige sehen heute als den Beginn der Semmelsaison, die sich auf die kommenden Dienstage erstreckt.

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Fasching,

oder “Faaasenacht”, wie man da sagt, wo ich herkomme, und dabei die “a” als eine Mischung aus “a” und “o” ausspricht, ganz ähnlich wie Schweden es in der Regel tun, Fasching kennt man in Schweden nicht. Es gibt sehr wenig in Deutschland von dem ich sagen könnte “Schön, dass ich dem entkommen bin”. Fasching gehört aber dazu.

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Nationaltag der Samen

Samische Flagge.
Bild:

Der Rainer war schneller:

Der 06. Februar ist der Nationaltag der Samen, der Urbevölkerung von Lappland. [...] Samische Bevölkerung gibt es traditionell in den nördlichen Teilen Norwegens, Schwedens, Finnlands und Russlands. Die Samen haben ein eigenes Parlament, das “Sametinget”, dessen Homepage auch Informationen in deutscher Sprache anbietet. In Stockholm kann man den Nationaltag im Freilichtmuseum Skansen begehen. Zum ersten Mal weht heute auch die samische Flagge auf dem Stockholmer Stadshuset.

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