Tagged with Klischee

Ein genervter Deutscher in Schweden

Newsmill hat einen lesenswerten Artikel für alle in Schweden lebenden Deutschen. Darin echauffiert sich jemand darüber, dass er hierzulande bei jeder Gelegenheit immer die gleichen Klischees über Deutsche zu hören bekommt.

Ich finde den Text leider weder überzeugend noch sonderlich witzig. Das erste Drittel geht am Thema vorbei (zumindest ist mir unklar, was des Autors Desinteresse an England zur Sachte tut) und anstatt gute Beispiele zu bringen und zumindest ansatzweise zu analysieren, kommt im Rest eine Fußballmetapher nach der anderen. Und die anmaßende Behauptung, dass alle Exil-Deutschen genauso angepisst seien wie der Autor, stößt mir übel auf, ich kenne nämlich mindestens einen, der nicht so denkt.

Im Gegenteil finde ich, dass die Klischees über Deutsche in der Regel entweder mit einem Augenzwinkern genannt werden oder im Kern ihre Berechtigung haben. Und da Schweden (wegen der viel kleineren Bevölkerung) im Durchschnitt mehr Deutsche treffen als andersherum, ist ihr Bild von Deutschen meist vielfach differenzierter als das Schwedenbild der bekennenden Schwedenfans aus Deutschland.

Tagged , , , ,

Knätofsar

Knie-Bommel

Die volkstümliche Tracht von Dalarna, zu der obige Knie-Bommel gehören, wird im Ausland oft als genauso repräsentativ für Schweden gesehen wie die bayerische für Deutschland.

Tagged , , ,

Oh je

Fabian schreibt über Inga Lindström und ich schätze mich glücklich dafür, dass ich die Serie nicht kenne. Die Existenz und den Erfolg von Schwedenkitsch aus Deutschland haben wir natürlich den zahlreichen Schwedenfans zu verdanken.

Jedem das seine.

Tagged , , ,

Idylljävel

Zurück von einer knappen Woche in Dalarna. Tolles Wetter. Radtouren. Viele rote Häuser. Baden im flachsten See, der mir je unterkam. Unglaublich auch, dass es tatsächlich ganze Wegstrecken und Orte gibt, die völlig dem Klischee-Schweden entsprechen. Bis ich die 650 Bilder auf etwa 200 aussortiert habe, dürfte ein wenig dauern, aber dann werden die besseren natürlich hier auftauchen.

Das Wetter soll die ganze Woche noch schön bleiben mit etwa 25 Grad. Eine oder zwei solche Wochen sind wichtig für die schwedische Volksseele; der Sommer letztes Jahr ließ sie vermissen. Das Wetter ist in Schweden immer wieder Schlagzeilen wert und ein Wort wie “Rekordsommer” ist hier fast ausschließlich positiv behaftet. Aus Deutschland höre ich gerade vor allem Gestöhne über die Hitze.

Tagged , , , ,

Weniger Deutsche in Småland

Es ist auch unter Schweden Binsenweisheit und Klischee, dass sich unten in Småland die Deutschen in ihren rot-weißen Holzhäusern tummeln. Anscheinend stimmt das aber nicht mehr:

"Das Ganze begann einst mit den Menschen, die wir die ’grünen Deutschen’ nannten. Sie wollten tief im Wald in nahezu verfallenen Häusern wohnen. Heute kommen ihre Kinder hierher, aber keinesfalls in solchen Scharen, wie dies früher der Fall war".

Als Urlaubsziel ist Schweden aber immer noch sehr beliebt. Der Tourismus wächst jedes Jahr und Deutsche haben ihren nicht geringen Anteil daran. Vielleicht zieht es junge Menschen heutzutage eher in die Städte als aufs Land. Hier und in Stockholm hört man zumindest alle Nase lang deutsche Satzfetzen, wenn man mit offenen Ohren durch die Innenstädte geht.

Tagged , , ,

Mexikaner högst uppe

Mexikaner ganz
oben

Matrosen auf dem Mast der mexikanischen Cuauhtémoc, gestern kurz vor dem Auslaufen aus Stockholm.

Es gab eine Zeremonie und laute Musik an Bord; die Besatzung kletterte auf die Rahen (Bild unten). Die fröhliche Stimmung und der damit einhergehende Kontrast zur russischen Sedov war uns schon in Mariehamn aufgefallen und entsprach genau dem, was man sich klischeehaft von Lateinamerika und Russland erwartet hätte.

alttext

Ein Bild mit dem ganzen Schiff gab es schon vorgestern.

Tagged , , , ,

Menschenrecht auf Betrunkenheit

Für die, die es noch nicht bei Fabian gesehen haben: Menschenrecht auf Betrunkenheit, eine Satire auf SPON, in der sich der Moderator zuerst beim Alkoholklischee über Schweden bedient und dann selbstherrlich den eigenen Konsum preist. Trotzdem für einen Lacher gut.

Tagged , , , ,

Schwedenfans

Es gibt Menschen in Deutschland, die sich als “Schwedenfans” bezeichnen. Ich finde den Begriff Fan im Zusammenhang mit einem Land immer etwas befremdlich und frage mich, was denn damit gemeint sein soll, außer dass man gern in dieses Land in Urlaub fährt.

Wikipedia sagt:

Ein Fan [ˈfÉ›n] (englisch fan [ˈfæn], von fanatic = Fanatiker) ist ein begeisterter Anhänger einer Person, einer Gruppe von Personen oder einer Sache. [...] Organisierte Fans finden sich oft in Fanklubs zusammen. [...] Die begeisterte Anhängerschaft äußert sich meist in Ritualen der Verehrung der betreffenden Person, Gruppe von Personen oder Sache. Für diese Verehrung, die die Fans betreiben, hat sich umgangssprachlich der Begriff Kult eingebürgert. Er beruht häufig auch auf Mythen, die sich um den Gegenstand der Verehrung ranken. (Hervorhebungen von mir)

Im Zusammenhang mit Sportveranstaltungen kann man sicher “Schwedenfan” sein, indem man ebendieser Mannschaft Erfolg wünscht, aber das Wort wird allgemeiner verwendet. Kann man begeisterter Anhänger eines Landes sein? Gibt es Fanklubs für Schweden? Die diversen Schwedenforen im Internet kommen dem wohl am ehesten nahe. Dass das Bild von Schweden auf Mythen beruht, stimmt wohl auch teilweise; man denke nur an den Sozialstaat, dessen Einschnitte sich noch nicht überallhin durchgesprochen haben.

Trotzdem finde ich die Verehrung, die mit dem Fan-Sein einher geht, zu stark, als dass man sie einem Land entgegenbringen könnte. Man kann einzelne Dinge besser oder schlechter finden, aber es sind unzählige Eigenschaften, die ein Land ausmachen, und jemandem, der glaubt, in Schweden sei alles besser, bin ich geneigt zu unterstellen, dass er nicht weiß, wovon er spricht. Außerdem könnte man eine solche Verehrung wohl als Fortsetzung oder Überbleibsel der Nazi-Ideologie sehen. Die fanden den Norden auch ganz toll. Und zuletzt: Fans heißen etwas unhinterfragt gut und kritisieren in der Regel nicht. Kritik ist aber Voraussetzung dafür, etwas zu verbessern, und zeugt eher davon, dass einem etwas nicht gleichgültig ist, als blinde Unterstützung.

Ich lebe sehr gern in Schweden, aber Schwedenfan bin ich nicht.

Tagged , , ,

Snobismus gegen Bescheidenheitsgetue

In ihrer Mai-Ausgabe hatte die Titanic einen Text von Max Goldt mit dem Titel “Sodbrennen und Snobismus”. Den gibt es leider nicht online, deshalb hier ein Zitat:

Der Snobismus hat ein ungerechtfertigt schlechtes Image, die meisten wissen eh nicht recht, was der Begriff bedeutet, und verwenden ihn synonym für Arroganz, Hochtrabendheit und dem respektlosen Hinabschauen auf sogenannte einfache Leute. Solche Erscheinungen sind aber allenfalls unschöne Nebeneffekte. Der Kern des Snobismus ist nicht das Hinabschauen, sondern der Blick nach oben. Als sein Gegenteil könnte man einen Ausdruck anführen, den Lars Brandt, der Sohn des ehemaligen Bundeskanzlers, einmal in Bezug auf Herbert Wehner und dessen Frau gebrauchte: skandinavisches Bescheidenheitsgetue.

Skandinavisches Bescheidenheitsgetue? Es dämmert, was gemeint ist. Ein paar Zeilen weiter wird es klarer:

Der Snob orientiert sich an der nächsthöheren gesellschaftlichen Schicht, und er hat dabei die gleichen Möglichkeiten wie ein mittelmäßiger Musiker, der einem Guten nacheifert. Entweder er verbessert sich tatsächlich, oder er wird prätentiös und macht sich lächerlich. Gefahrvoll ist das Leben. Aber immerhin: Er hat es gewagt, ein Besserer werden zu wollen! Was in den Augen von selbstgerechten Kleinbürgern – die sich gern als “ganz normale Menschen” bezeichnen [...] – freilich bereits eine ungeheuerliche Anmaßung darstellt.

Dazu passend wieder einmal: das Gesetz von Jante, dessen negative Auslegung sich mit dem oben beschriebenen deckt. Diesen Charakterzug gibt es zwar sicherlich sowohl in Deutschland wie in Schweden, aber ich wage zu behaupten, dass man hierzulande Menschen, die in irgendeiner Weise aus der Norm herausragen, skeptischer betrachtet. Zumindest schickt es sich nicht, zu zeigen, dass man mehr kann, mehr hat oder mehr weiß. Man tritt bescheiden auf und verkneift es sich beispielsweise, darauf hinzuweisen, dass man etwas schon wusste, das einem ein anderer gerade erklärt.

Man kann das als angenehm empfinden oder als Hindernis für direkte Kommunikation. Man kann es als echte Bescheidenheit auslegen oder als skandinavisches Bescheidenheitsgetue.

Tagged , , ,

Das Alkoholklischee

Schweden und der Alkohol. Man kann darüber mehr schreiben, als ich zu Beginn dieses Blogs gedacht hätte. Zum Beispiel kann ein Text wie dieser nicht unkommentiert bleiben.

Schweden habe ein Alkoholproblem, ist der Tenor. Das kann man so sehen, aber dann haben alle europäischen Länder auch eines. Und Deutschland ein doppelt so großes wie Schweden. Denn der Alkoholkonsum pro Kopf ist in Deutschland doppelt so hoch und damit auch die alkoholbedingten Krankheiten.

Außerdem wird Alkoholismus meiner Meinung nach in Schweden besser thematisiert als in Deutschland, im Gegensatz zu was Burkhard in seinem klischeegespickten Artikel schreibt.

Tagged , ,