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Stockholmer unerwünscht

Auf den ersten Blick ist es eine absurde Geschichte: Ein Mensch bekommt eine Stelle in Lund an der Südspitze Schwedens nicht, weil er aus Stockholm kommt (E). Diese Begründung ist nicht einmal rechtswidrig, weil Stockholmer keine ethnische Minderheit sind.

Um das zu verstehen, muss man auf den Unterschied zwischen “aus Stockholm sein” und “wie ein typischer Stockholmer sein” hinweisen. Stockholmer haben im restlichen Schweden den Ruf, arrogant zu sein und sich zu wichtig zu nehmen. Ihnen fehle die schwedentypische Bescheidenheit. Genau dieses selbstbewusste Auftreten wurde dem Bewerber zulasten gelegt.

Auf deutsche Maßstäbe übertragen heißt das, dass Stockholmer etwas weniger schwedisch als die restlichen Schweden sind. Oder andersrum: Deutsche wirken auf Schweden oft wie Über-Stockholmer. Das hat alles mit dem Jantelagen zu tun.

Nachtrag, 14:15 : Rainer schreibt auch darüber und erinnert in diesem Zusammenhang an die liebevolle Bezeichnung Noll-Åtta.

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Schweden, Himmel und Hölle

Wie wird Schweden von außen betrachtet und welches Bild hat man von diesem Land? Wenn wir die Kernkraftwerke und einzelne Stimmen, die Schweden als schlechtes Beispiel darstellen, mal kurz vergessen, wird Schweden heute überwiegend und meist zu Recht als Vorbildland gesehen.

Dass Schweden jedoch auch einen einschlägigen Ruf hat, was die sexuelle Revolution und die Pornoindustrie angeht, und dass dieses Klischee den Schweden durchaus bewusst ist, fand ich erst nach einiger Zeit heraus. Ein sehr schönes Beispiel für diesen Blickwinkel auf Schweden hat der @ndi aufgetrieben. Es handelt sich um die Vorschau zu einer Dokumentation aus Italien, die 1968 unter dem Titel Sweden, Heaven and Hell (E) für Furore sorgte.

Der Film stellt das angeblich zügellose Leben in Schweden dar, in dem wortwörtlich “Anything goes!” gilt, was Drogen und Sex angeht. Aus dem Trailer scheint mir, dass der Grundton kritisch und alarmierend ist. Der Film kam nie in schwedische Kinos, sorgte aber, obwohl viel herausgeschnitten wurde, für heftige Proteste, als er im schwedischen Fernsehen lief. Kritik richtete sich vor allem dagegen, dass Szenen gestellt waren und dass Material ohne Wissen der “Hauptdarsteller” verwendet wurde.

Ein nettes Detail ist auch, dass in diesem Film das Lied Mah-Na Mah-Na, das später mit den Muppets richtig bekannt wurde, zum ersten mal auftaucht. Den zweiminütigen Trailer zu der Dokumentation, den man nicht unbedingt am Arbeitsplatz ansehen sollte, gibt es nach dem Klick.

([Youtube DirektBrüste](http://www.youtube.com/watch?v=I8rTWHSmZ8w))

Ich hoffe, man muss nicht ernsthaft darauf hinweisen, wie wenig das da gezeigte der Wirklichkeit entspricht. Über die Sechziger und Siebziger kann ich mich aber natürlich nicht äußern. ;)
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Deutschland-Beobachtungen

Ich war über Neujahr fünf Tage in Deutschland, um Freunde und Familie zu besuchen. Ein paar Dinge fallen einem doch ins Auge, wenn man länger nicht dort war. All das ist natürlich regional (Aschaffenburg und Umgebung) und subjektiv.

  • Der Verkehr ist immer das erste Auffällige, wenn man am Flughafen in den Mietwagen steigt. Es ist mehr und schneller in Deutschland, zumindest wenn kein Stau ist. Etwas zum Autobahnwirrwar um Frankfurt Vergleichbares gibt es in Schweden nicht. Auch wenn ich den Reiz des Schnellfahrens durchaus nachvollziehen kann, kann ich mich den Leuten, die ein generelles Tempolimit fordern, nur anschließen. In Schweden fährt es sich entspannter.
  • Bunte Häuser. Ich hatte Häuser daheim immer in Weiß oder allenfalls schwachen Pastelltönen in Erinnerung und fand die knalligen Farben der Häuser hier in Schweden gut. Mir sind jetzt aber einige neu angemalte Altbauten auf den Dörfern aufgefallen, die sich durch angenehme Farbenfreude auszeichneten. Ein Trend?
  • Reklame. Auch die riesigen Reklamwände fielen mir ins Auge, besonders ein nicht-so-billiger Elektronik-Großmarkt. Vielleicht ist meine Wahrnehmung verklärt, aber ich glaube, in Schweden weniger Werbung ausgesetzt zu sein.
  • Alles ist billig. Ein Klassiker der Klischees: Schweden ist teuer. Ja, ist es, aber ich dachte, der Abstand zu Deutschland hätte sich in den letzten Jahren verringert. Jetzt kam mir jedoch wieder alles sehr billig vor. Ob es an der starken Krone liegt?
  • Deutsche Flaggen. Nach der dritten schwarz-rot-goldenen Flagge, die ich aus Fenstern oder an Autos hängen sah, dämmerte es mir: es war Fußball-WM. Der Gedanke ließ mich zufrieden grinsen, schließlich bin ich immer noch froh, zu dieser Zeit nicht in Deutschland gewesen zu sein. Beim Essen mit einem alten Freund kam dann die Frage auf, wie die WM denn im Ausland wahrgenommen wurde. Ich fing mit der Diskussion über Zwangsprostitution an, die im Vorfeld in Schweden geführt wurde. Das war den anderen neu. Als ich dann auf die, auch in Deutschland aufgeflammte, Debatte ums Flaggenschwenken und Patriotismus zu sprechen kam, entwickelte sich eine hitzige Diskussion. Da ich ja nicht selbst bei der WM dabei war, hielt ich mich mit definitiven Aussagen zurück und ich hatte auch Fußballfans nicht mit Neonazis über einen Kamm geschert, aber darauf hingewiesen, dass ein kollektives euphorisches Wedeln mit Fahnen in Deutschland durchaus mulmige Gefühle im Ausland verursachen kann. Als ich auf meine Frage, ob Kritiker der WM es wirklich, wie ich gelesen hatte, so schwer hatten und mit harten Worten als Spielverderber abgetan wurden, jedoch die Reaktion bekam, dass die Kritiker doch bitte wegbleiben sollten, am besten aus Deutschland raus, wurde mir einmal mehr klar: Massenveranstaltungen sind böse, lassen den Einzelnen aufhören zu denken und diskriminieren Abweichler.
  • Baumärkte. Bilde ich mir das nur ein, oder macht gerade in jedem Nest in Deutschland ein riesiger Baumarkt auf?
  • Essen. Ich sage nur: Schwarzbrot, Haspel, hausgemachte Blut- und Leberwurst, Sauerkraut, Leberklößchensuppe, Schlappeseppel, Lebkuchen und vieles mehr. Eine Gelegenheit pro Jahr, die wenigen Versäumnisse auszugleichen, mit denen man in Schweden leben muss, reicht mir.
  • **Kinder-Boom.** Schweden ist um Einiges kinderfreundlicher als Deutschland und die Geburtenrate ist auch etwas höher. Bisher dachte ich, ich könnte das auch subjektiv bestätigen, zum Beispiel aus dem Bekanntenkreis. In der alten Heimat unter alten Bekannten stellte ich dann aber fest, dass die dort auch alle Kinder haben und dass es nicht an Schweden liegt, dass man von so vielen Leuten hört, die Kinder kriegen, sondern am Alter. ;-) *Nachtrag, 7. Jan, 14:15:* Einen wichtigen Punkt habe ich doch glatt vergessen. **Filme werden übersetzt.** Das ist natürlich nichts Neues, aber es wird nach einiger Zeit in Schweden so selbstverständlich, die Originalfassung (ob Englisch oder was auch immer) zu hören und Untertitel eingeblendet zu bekommen, dass man trotzdem wieder überrascht ist, wenn man in Deutschland den Fernseher anschaltet oder ins Kino geht. Ein besonders sinnloses Beispiel kam mir im erfreulicherweise wiedereröffneten und sehr hübsch renovierten [Casino](http://www.casino-aschaffenburg.de/) unter. Dort sahen wir uns [Babel](http://www.imdb.com/title/tt0449467/) an, ein (übrigens zu empfehlender) Film, in dem Sprachbarrieren eine große Rolle spielen. Alle Sprachen ins Deutsche zu übersetzen, hätte den Film unverständlich gemacht und das hatte man auch eingesehen. Man hörte das Original mit Untertiteln – bis auf die englische Tonspur, denn die war synchronisiert. Das ist ziemlich absurd!
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Wikingermuseum in Planung

350 Einträge über Schweden und noch (fast) keiner über Wikinger. Dabei gehören sie ja schon zu den typischen Klischees über Schweden, denen sich auch Nobelpreisträger nicht entziehen können.

Wer in Stockholm bisher nach einem Museum zu diesem Thema suchte, wurde enttäuscht und auch sonst gibt es wenig Gelegenheiten, mit den Klischees aufzuräumen. Das soll sich jedoch bald ändern, denn es ist ein interaktives Museum zu dieser Epoche skandinavischer Geschichte geplant (E), das das Bedürfnis der Touristen befriedigen soll.

Nein, sie hatten nicht wirklich Hörner auf den Helmen.

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Wort der Woche: Smålänning

Setzt man einen Smålänning auf eine Klippe im Meer, dann kratzt er immer noch genug zusammen, um satt zu werden.^1^

So geht ein altes Sprichwort über die Smålänningar, die Leute aus “Småland”:http://de.wikipedia.org/wiki/Småland, der großen Region im Südosten von Schweden, deren Name an die frühere Aufteilung in “kleine Länder” erinnert. Die Bezeichnung “Smålänning” für die Einwohner taucht schon in Schriften aus dem Mittelalter auf.

Smålännignar sind in gewisser Weise die Schwaben der Schweden, denn sie werden mit Attributen wie Erfindungsreichtum, Geschäftstüchtigkeit, Zähigkeit und einer Prise Geiz in Verbindung gebracht. Diese sprichwörtlichen Eigenschaften sind jedem Schweden bewusst, wenn man über jemanden sagt, er sei halt Smålänning. Das ist aber nur selten ernsthaft abwertend gemeint.

Diese Assoziation kommt wohl nicht von ungefähr, denn Småland hat eine lange und erfolgreiche Industrie- und Handwerkstradition. Und kann es Zufall sein, dass Ingvar Kamprad, der Gründer von IKEA und einer der reichsten Menschen der Welt, ein Smålänning ist?

^1^Im Original: “Sätter man en smålänning på en klippa i havet, så skaver han sig mätt.”

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Tiroler Abend

Plakat des Tiroler Abends vom letzten
Jahr

Was Studentnationen sind, werde ich bei Gelegenheit ausführlicher erklären. Vorübergehend reicht es zu wissen, dass in diesen Treffpunkten für Studenten neben allerlei anderen Aktivitäten auch kräftig gefeiert wird und Club Nights mit verschiedenen Themen abgehalten werden.

Eine der dreizehn Nationen in Uppsala, Västgöta Nation (S), richtet einen Tiroler Abend aus (siehe Plakat). Der Schlange vor dem Haus, an der ich zufällig vorbeifuhr, nach zu urteilen ist es ein voller Erfolg – inklusive Lederhose und “Ompabomba-Band”. Dass allen Beteiligten bewusst ist, auf welchem abgedroschenen Klischee sie da herumreiten, scheint sie nicht davon abzuhalten.

Es gibt auch Erfahrungsberichte von Austauschstudenten dazu.

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Mehr Alkohol

Klischeehafter, als über Schweden und Alkohol zu schreiben, geht es zwar kaum, aber trotzdem: Im ersten Halbjahr 2006 wurde vom staatlichen Monopolisten Systembolaget 6% mehr Alkohol (in Menge reinen Alkohols gerechnet) verkauft (S) als in den ersten sechs Monaten 2005.

Das wird nicht nur auf die zur Zeit starke schwedische Wirtschaft (über 5% Wachstum (E)) und die damit höhere Kaufkraft zurückgeführt, sondern auch, dass angeblich weniger Schweden ins Ausland fahren, um dort Alkohol einzukaufen. Ich glaube aber nicht, dass die Kette des Alkoholfremdeinkaufs zum erliegen kommt: Norweger kaufen in Schweden, die in Dänemark oder Deutschland, von wo aus man wiederum nach Tschechien oder Polen fährt, um billig einzukaufen. Ein Hoch auf ein offenes Europa! :-)

Ein vom bisherigen Text völlig unabhängiges Detail, das in Schweden auch schon für eine Menge Gesprächsstoff gesorgt hat, ist übrigens, dass die Chefin des Systembolaget, Anita Steen, die Frau von Premierminister Göran Persson ist.

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Zeitung über Deutschland

Titelblatt der DN-BeilageDas Thema, wie Schweden über Deutschland und dessen Einwohner denken, hatten wir zwar erst neulich, aber die Sonntagsbeilage der DN vom 4. Juni kann nicht unkommentiert bleiben. Dagens Nyheter ist die größte schwedische Tageszeitung und hat sich in besagter Beilage in 11 Artikeln mit Deutschland beschäftigt. Das nebenstehende Bild zeigt das Titelblatt und die Überschrift darauf liest sich wie folgt:

Kein Knödel, keine Lederhosen, kein Fußball.
Aber eine ganze Zeitung über Deutschland.

Dieser Titel ist eine Lüge, denn Knödel kommen zweimal vor und natürlich bleibt auch die Fußball-WM nicht unerwähnt. Die Fußballschuhskulptur beim neuen Lehrter Bahnhof in Berlin füllt sogar eine Doppelseite. Die Beilage beginnt mit einem kurzen und harmlosen Editorial über den Besuch eines alten ostdeutschen Filmstudios. Dann kommt ein Quiz mit folgenden Fragen

  • Wo spielt sich die Handlung der Buddenbrooks ab? Berlin, Lübeck oder Frankfurt stehen zur Auswahl. Natürlich in der Hansestadt.
  • Wer war kein Deutscher – Brahms, Wagner oder Schubert? Vielleicht nicht ganz so einfach, aber ich lag mit Schubert, der Österreicher war, richtig.
  • Was sind Knödel? Da sind sie also. Als falsche Antworten gab es einen Wanderstock aus dem Schwartzwald (sic!) und Strümpfe, die man zu Lederhosen trägt. In dieser Frage werden gleich zwei der Versprechen des Titels gebrochen.
  • Dass Nina Hagen weder Soul noch R&B sondern Punk macht, konnte sich aus dem Bild neben der Frage ableiten, wer es nicht wußte.
  • Bei der letzten Frage, ob [*Bauhaus*](http://de.wikipedia.org/wiki/Bauhaus) 1910, 1919 oder 1925 gegründet wurde, mußte ich aber passen. 1919 ist richtig laut Wikipedia.

    Es folgt ein Interview mit der Kulturbeauftragen der schwedischen Botschaft in Berlin, in dem die Frage beleuchtet wird, ob Berlin wirklich so hip in Kunstbelangen ist, wie man oft hört. Das wird im Prinzip bejaht. Danach kommt ein völlig sinnloser Artikel über den Koch eines hiesigen Gourmetrestaurants. Dieser lebt seit 25 Jahren in Schweden, kommt aber aus Deutschland, was ihn wohl für diese Beilage qualifiziert. Akribisch wird sein geregelter Tagesablauf dargestellt und vielleicht will man ja damit auf die deutsche Pünktlichkeit, Ordnung und Disziplin hinweisen. Weiß der Geier. Der längste der Artikel führt in einer Rundreise an vier Stellen, die exemplarisch für ganz Deutschland stehen sollen. Das gelingt sogar recht gut, wie ich finde. Anfang und Ende der Reise ist Berlin, wo es zuerst um die Imagekampagne “Land der Ideen” und die Wichtigkeit des Fußballs geht, inklusive des “Wunders von Bern”, und zum Schluss um Multikulti in Kreuzberg und um den unter den Teppich gekehrten Rechtsextremismus. Durchaus aktuelle Themen also, die das widerspiegeln, was man auch in Deutschland aus den Medien hört. Erste Zwischenstation ist die Zeche Zollverein in Essen; der Wandel dort wird erklärt. In Frankfurt geht es um schnelllebiges Bankenleben und um Forschung. Die Exzellenzinitiative für die Unis wird genannt – soetwas gibt es in Schweden auch – und über eine Gastforscherin kommt man zur Integration und dem Problem, das Deutschland mit seinem Selbstbild hat. Eine bunte Mischung an Themen, aber wie gesagt ziemlich nah am Zeitgeist. Auch in Ostdeutschland (Arnstadt) kommt man vorbei und interviewt eine hoffnungslos arbeitssuchende junge Frau, die wie so viele darüber nachdenkt, wegzuziehen. Je ein eigener Artikel widmet sich deutschem Film und der Musik. Im Filmartikel werden die Größen abgehandelt: angefangen mit Fritz Lang, Murnau, Marlene Dietrich, dann der Sprung in die 70er zu Fassbinder und dann zu Wenders. Das letzte Drittel widmet sich den aktuellen Stars (Twyker, Becker…) und nennt die erfolgreichen deutschen Filme der letzten Jahre. Da das alles in einer halben Seite abgehandelt wird, bleibt es leider bei Name-Dropping^1^. “*Krautrock kommt wieder*” ist die Überschrift des ebenso kurzen Artikels über deutsche Musik. Der Tenor ist wie erwartet, dass es lange recht traurig um deutsche Popmusik stand. Die Scorpions oder Enigma werden als Negativbeispiele genannt. Rammsteins Erfolg, auch im Ausland, wird gewürdigt und dann geht man auch schon in die Experimentell-Ecke, wo sich Deutschland unter anderem mit Kraftwerk, DAF und den Einstürzenden Neubauten einen Namen nicht nur in Schweden gemacht hat. Schlußwort des wiederum recht unbefriedigenden Artikels ist, dass es soetwas wie “authentisch deutsche Musik” gibt und dass sie recht weit gefächert ist. Toll. Der Artikel über den Koch wird dann an Sinnlosigkeit noch übertroffen, denn ein auf zwei Seiten gestreckter Artikel sagt in etwa dies: Von Oberstdorf und Garmisch-Partenkirchen aus kann man gut in den Alpen wandern. Wie gesund Wandern und Bewegung ist nimmt den halben Platz ein und was das gerade mit Deutschland zu tun hat, verstehe ich mal wieder nicht. Den folgenden Artikel über Mode aus Deutschland habe ich erst garnicht gelesen. Dass es neben der traditionellen und eher schweren Küche auch leichtere Speisen aus Deutschland gibt, sollen die fünf Rezepte zeigen, die vorgestellt werden: Man lernt wie man Hoppelpoppel, wie die Berliner anscheinend ein Omelette nennen, ein Spargelgericht, Spinatpfannkuchen, einen Sauerkrautsalad^2^ und Erdbeeren auf bayrische Art macht. Gegen Ende geht es um Wein. Zu Recht wird der deutsche Riesling in den höchsten Tönen gelobt und es werden ein paar Weine besprochen, die man in Schweden zu kaufen bekommt, z.B. einen guten Riesling Sauvage von [Breuer](http://www.georg-breuer.com/weingutphp/include.php?path=start.php) in Rüdesheim, der hier leider umgerechnet 11 EUR kostet. Sogar die fränkischen Silvaner aus meiner alten Heimat werden erwähnt. Ein gelungener Artikel zum Abschluss also. Wer bis hierher gelesen hat, hat hoffentlich einen Einblick bekommen, welche Themen den Schweden beim Thema Deutschland einfallen und wie die DN dieses in ihrer Beilage darstellt. Heraus kam eine Mischung aus Belanglosigkeiten und Relevantem und auch wenn man, wie oben getan, einiges kritisieren kann, gab es beim Lesen keine Gelegenheit für mich, in der ich aufschrie und dachte “Das stimmt jetzt aber gar nicht!”. Es ist alles in allem ein wohlwollender Blick auf den großen Nachbarn im Süden und das entspricht wohl auch der Einstellung der meisten Schweden. [1] Kennt jemand eine gute Übersetzung von *Name-Dropping*? [2] Es wäre ja auch schade gewesen, wenn sie Sauerkraut als Klischee vergessen hätten.
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Schweden über Deutsche

Nachdem ich schon kurz über das Schwedenbild der Deutschen geschrieben habe, ist es nur fair und naheliegend, auch die Gegenseite zu beleuchten. Bevor sich jemand beschwert: Ja, ich weiß, dass die Punkte unten Klischees sind und bei weitem nicht von allen Schweden so gesehen werden. Allerdings ist die Liste nicht aus der Luft gegriffen, sondern spiegelt meiner Meinung nach schon das wider, was man so zu hören bekommt.

Schweden können es kaum vermeiden, sich ein Bild von Deutschen zu machen. Einerseits sind da natürlich die Touristen, die Jahr für Jahr zu Hauf in Schweden einfallen oder sogar ein Sommerhaus haben. Andererseits ist Deutschland der wichtigste Handelspartner Schwedens und wird aufgrund seiner Größe zuweilen als übermächtig empfunden. Ich bin immer wieder überrascht, bei wie vielen Dingen im Ausland Deutsche ihre Finger im Spiel haben. Auch bei Studenten ist Schweden beliebt – beispielsweise sind fast die Hälfte (!) der rund 700 Austauschstudenten, die jedes Jahr nach Uppsala kommen Deutsche.

Nun denn, los geht’s: Deutsche…

  • ... stehlen Elchschilder. Sie sind ja schon beliebt bei Deutschen, aber seit es sie auch zu kaufen gibt, werden wohl weniger abmontiert und mitgenommen.
  • ... sind laut. Das klingt albern, stimmt aber im Vergleich mit Schweden und kann auf jedem Flug zwischen Deutschland und Schweden beobachtet werden.

  • ... sind Besserwisser und selbstherrlich. In Diskussionen können Deutsche leicht so wirken und das hat mit dem Jantelagen zu, über das ich schon einmal geschrieben habe.

  • ... kaufen den Schweden die Ferienhäuser am Meer weg und treiben die Preise hoch. Das stimmt wohl wirklich.

  • ... fahren schnell. In Schweden ist auf Autobahnen das Tempolimit 110 km/h und auf Landstraßen höchstens 90. In der Regel fahren Schweden nicht mehr als 20 zu schnell und wenn man von deutschen Autobahnen kommt, fühlt sich das ziemlich langsam an. Das Wort “Autobahn” wird gelegentlich von Schweden verwendet, aber dann meint man die berüchtigten deutschen Autobahnen.
  • ... sind weniger am Konsens orientiert, sondern folgen Hierarchien. Ja, ist glaube ich generell wahr, auch wenn es Ausnahmen gibt. Diese deutsche Eigenschaft wird von den Schweden eher negativ gesehen.
  • ... sind effizient. Die positive Kehrseite des letzten Punktes?
  • ... haben billigen Alkohol. Das ist zweifelsohne richtig und das wird auch von den Schweden im Süden gerne genutzt.
  • ... machen das bessere Bier und trinken auch viel davon. Ich finde, dass schwedisches Bier gar nicht so schlecht ist wie sein Ruf.
  • ... tragen Lederhosen. Das fällt wohl in die Kategorie “Wir wissen, dass das eigentlich nicht so ist!” wird aber immer wieder lustig gefunden, so z.B. in der aktuellen Siba-Werbung.
  • ... ernähren sich von Wurst und Sauerkraut. Gleiche Kategorie, aber wenn man nach langem mal wieder nach Deutschland kommt, merkt man, dass dort die Wurstkultur wirklich viel ausgeprägter ist.
  • ... hören Modern Talking, David Hasselhoff und Blümchen. Die Sünden des deutschen Musikgeschäfts werden wahrgenommen.
  • ... können aber auch gute Musik machen, z.B. Synth (Einstürzende Neubauten, Kraftwerk). Auch Rammstein sind populär in Schweden.
  • ... tragen Schnurrbart und Hockeyfrilla. Die Frisur sieht man nur noch selten, aber der Schnurrbart bleibt ein Erkennungsmerkmal.
  • ... sind zuverlässig und pünktlich. Hmmm, ja.
  • ... haben ein veraltetes Frauenbild. Wenn man vor Kurzem die Diskussionen zum Elterngeld in Deutschland verfolgt hat, kann man da wohl nur zustimmen.
  • ... *lieben Vorschriften und Verbote*. Das Wort “verboten” wird sogar gelegentlich scherzhaft anstatt des schwedischen verwendet. Hier macht man das etwas subtiler, z.B. gibt es an gewissen Plätzen rund um unser [Physikgebäude](http://www.angstrom.uu.se/helikopter/heli.html) Schilder mit “Rauchen erlaubt”, was ja impliziert, dass es anderswo unerwünscht ist. :-)

    Zum Schluss noch ein Gruß an die Leute aus dem Schwedenforum, von denen eigene [aus eigener Erfahrung erzählt haben](http://schwedenforum.de/viewtopic.php?p=12919&postdays=0&postorder=asc&start=0).
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