In Schweden ist gerade ein Thema aktuell, das sowohl das
Öffentlichkeitsprinzip
als die Dateitauschseite The Pirate
Bay betrifft.
Hintergrundgeschichte ist ein Kindsmord, für den eine deutsche Frau vor
kurzem hier verurteilt wurde. Dieser Fall hat den schwedischen
Abendzeitungen in den letzten Monaten viel Gelegenheit gegeben, sich von
ihrer hässlichsten Seite zu zeigen. Die Untersuchungsakten der Polizei
wurden nicht als geheim deklariert und sind damit öffentlich, inklusive
der Obduktionsbilder der Kinderleichen.
Irgendwer hat sich dann die Akten besorgt und hat sie mit Hilfe der
Pirate Bay verbreitet. Der Sender TV4 behauptete daraufhin dreist, die
Pirate Bay habe die Akten selbst verbreitet und es wurden Rufe laut, die
Bilder aus dem Netz zu nehmen. Die Pirate Bay argumentiert natürlich zu
Recht, dass sie lediglich eine Plattform zum Austausch von Daten ist,
und dass sie keinen Anlass sieht, die Verbreitung von sowieso
öffentlichen Informationen zu unterbinden. Die Geschmacklosigkeit liegt
aufseiten desjenigen, der die Bilder hochlädt, und all derer, die sie
herunterladen.
Dagens Nyheter
leitartikelt
schließlich heute morgen zum gleichen Thema. Immerhin erkennt der
Schreiber die Position der Pirate Bay als richtig an, wirft aber die
Frage auf, ob das Öffentlichkeitsprinzip aus dem 18. Jahrhundert im
Licht moderner Kommunikationsmittel vielleicht eingeschränkt werden
müsste.
Bei aller Geschmacklosigkeit im Extremfall und obwohl auch ich den
Schutz der Privatsphäre für ein hohes Gut halte, bin ich skeptisch
gegenüber solchen Forderungen. Die Schweden haben ihrem
Öffentlichkeitsprinzip viel zu verdanken.
Nachtrag 080909: Jetzt auch bei
Heise.