Es ist kein Ende in Sicht im
Skandal um Minister
der neuen schwedischen Regierung, die Haushaltshilfen schwarz bezahlten
oder sich um Fernsehgebühren drückten, und die daraus
folgenden
Rücktritte.
Immer noch in der Kritik ist Migrationsminister Tobias Billström, der
seine Fernsehgebühren nach eigener Aussage aus Überzeugung nicht gezahlt
hatte, und seit Neuestem auch Finanzminister Anders Borg wegen
Schwarzanstellung von Hilfskräften. Die Schwere des Falls ist mir hier
nicht bekannt, aber ich stelle mal die gewagte These auf, dass Frauen
vielleicht genauer unter die Lupe genommen werden und eher zurücktreten
müssen als Männer, die sich mehr erlauben können. Die Zahl der
ausgewechselten Ministerinnen unter Göran Persson war auch sehr hoch,
wenn ich mich recht erinnere.
Außenminister Carl Bildt mischt sich unterdessen weiterhin in
Innenangelegenheiten ein und gibt
wieder
Kritikwürdiges von sich: Er könne viele TV-Reporter nennen, die
ebenfalls schwarz bezahlte Putzfrauen haben, damit sie überhaupt
arbeiten können. Das Steuersystem sei schuld und deswegen werde es
geändert.
Daran ist gleich zweierlei falsch. Zum einen ist es Aufgabe der Medien,
die Politiker zu beäugen, nicht umgekehrt. Dewegen tut es nichts zur
Sache, ob Reporter auch schummeln. Als Politiker hat man sich an die
Regeln zu halten, oder sie zu ändern. Punkt. Allerdings finde ich, dass
das vor allem für die Amtszeit gilt und nicht alles aus frühren Zeiten
eine Rolle spielen darf. Wenn, wie im Fall der beiden Rücktritte, die
Verfahren aber gerade erst eingeleitet wurden, ist das sehr wohl
aktuell. Außerdem kann man daran zweifeln, ob man das Steuersystem dahin
ändern sollte, dass Besserverdienende mehr Geld übrig haben – genau das
scheint aber im neuen Budget angepeilt zu werden.
Als Blogger möchte ich auch noch kurz die Rolle von schwedischen
Politblogs im Zusammenhang mit Borelius’ Rücktritt herausstellen: Es war
Blogger Magnus Ljungkvist, der sowohl Borelius’ Aussage, dass sie
zuwenig verdient habe, zuerst
widerlegte
(S), als auch den Stein um ihr Sommerhaus, das einer Firma in einem
Steuerparadies gehörte, ins Rollen
brachte
(S). Das heißt nicht, dass er alleine die Ministerin gestürzt hat, denn
es war wichtiger, dass es die Massenmedien aufgriffen, aber es zeigt,
wie “Bürgerjournalisten” zumindest beitragen können.
Dem Blogger hat das einige Aufmerksamkeit und eine
Morddrohung
(S) eingebracht.