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Wort der Woche: Raggarrunda

Raggarrunda steht fast seit Beginn von Fiket auf der Liste, Wort der Woche zu werden. Es hat wohl so lange warten müssen, weil es nicht ganz einfach zu erklären ist und ein Text dem Leser nur einen blassen Eindruck vermitteln kann im Vergleich dazu, einen Freitagabend in einer schwedischen Kleinstadt zu verbringen.

Ragga ist zunächst einmal eines jener Verben, die man eher selten geschrieben sieht, und bedeutet “jemanden aufreißen” oder “anmachen”. Abgeschwächt, seiner rein sexuellen Bedeutung beraubt und halb ironisch kann man es auch für “mit jemandem anbandeln” verwenden.

Dann gibt es Raggare. Raggare fahren amerikanische Straßenkreuzer aus den Fünfzigern. Raggare sehen ein wenig aus wie Elvis. Sie fahren amerikanische Straßenkreuzer aus den Fünfzigern. Raggare hören Rock’n Roll. Raggare fahren amerikanische Straßenkreuzer aus den Fünfzigern und Sechzigern. Raggare und ihre Subkultur gibt es schon lange in Schweden und nach einem Tief in den Achtzigern und Neunzigern scheint sie wieder an Popularität zuzulegen. Raggare fahren amerikanische Straßenkreuzer aus den Fünfzigern und verwenden sie als Hilfe bei der namensgebenden Tätigkeit (siehe oben). Raggare hören Rockabilly. Sie waren in den Siebzigern der Antipol zu Punks. Und das Wichtigste: Raggare fahren amerikanische Straßenkreuzer aus den Fünfzigern.

Damit patrouillieren sie am Wochenende die Runde zwischen Marktplatz, Folkets Hus, Tankstelle, Würstchenbude und zurück. Das ist die sogenannte Raggarrunda.

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Eagle-Eye Cherry - Save Tonight

[Videolink](http://uk.youtube.com/watch?v=UyjaO5o9qO4)

Schwedisch? [Ja doch!](http://de.wikipedia.org/wiki/Eagle-Eye_Cherry)
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Svenska Musikklubben und ein zähes Bündnis

Am Samstag in einer Woche, am 29., spielen The Tough Alliance in einem der Säle der neuen Konzerthalle hier in Uppsala. Arrangiert wird das vom Svenska Musikklubben, der normalerweise alle zwei Wochen in Stockholm im Debaser Popmusik präsentiert.

Wie man aus der Studizeitung ERGO erfährt, kommt der Svenska Musikklubben jedoch eigentlich aus Uppsala. Die Veranstalter haben sich nämlich im Rahmen von zwei Nationsclubs zusammengefunden und kehren jetzt also nach Uppsala zurück. Der Eintrittspreis liegt mit 140 Kronen zwar deutlich über dem in Nationshäusern Üblichen, ist aber dennoch nicht abschreckend hoch.

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Ausnahmekino

Es gibt in Uppsala nur zwei größere Kinos mit mehreren Sälen und die gehören mittlerweile beide zu SF, der Svensk filmindustri. Diese Firma produziert auch eigene Filme, hat als Verleih und Vertrieb aber eine marktdominierende Stellung in vielen schwedischen Städten, vor allem wenn es um aktuelle Filme geht.

In Uppsala gibt es zwei rühmliche Ausnahmen vom Mainstream, den Fyrisbiografen und das Slottsbio.

Ersteres Kino gibt es seit 1911 und auf dem wöchentlich wechselnden Programm für die beiden kleinen und sehr gemütlichen Säle stehen vor allem europäische Filme – neu und alt – die in der Regel höheren Ansprüchen genügen als der neueste Streifen aus Hollywood. Es gibt täglich zwei Abendvorstellungen, zweimal pro Woche eine Matinée und seit einiger Zeit auch ein Blog.

Das Schlosskino ist nur drei Jahre jünger als das Fyris und originalgetreu renoviert. Das denkmalgeschützte Lokal ist heute kein kommerzielles Kino mehr, sondern wird von mehreren Filmvereinen in Uppsala genutzt. Das Programm besteht daher in der Regel aus “nur” ein bis zwei Vorstellungen pro Woche, wiederum mit tendenziell kulturell wertvolleren Filmen. Es war im Slottsbiografen, dass Ingmar Bergman als Junge zum ersten Mal in den Vorführraum kletterte und von der Faszination Kino gepackt wurde. Anlässlich seines Todes läuft gerade “Fanny och Alexander”.

Ich muss zu meiner Schande gestehen, dass ich am Samstag zur Kulturnacht, trotz meiner fünf Jahre in Uppsala, zum ersten Mal im Schlosskino war. Eine überaus passende Atmosphäre für die Vorführung von Stummfilmen mit richtiger Klavierbegleitung.

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Rondellmohammed

Die Geschichte vom letzten Jahr um die Mohammedkarikaturen aus Dänemark wiederholt sich in Schweden. Jemand zeichnet einen bärtigen Rondellhund, andere regen sich auf, ein paar Grüppchen, die so fotografiert werden, dass sie viel größer aussehen, verbrennen selbstgemalte Flaggen, das auswärtige Amt warnt Schweden in gewissen Ländern und hohe Politiker versuchen, die Wogen zu glätten.

Es wird viel diskutiert, ob die Karikaturen zulässig sind (natürlich!) oder ob sie bewusste Provokation und tendenziell fremdenfeindlich sind, so dass man sich nicht unbedingt hinter deren Aussage stellen möchte (ebenso!).

Wahrscheinlich sind solche Konflikte schlicht unvermeidbar oder sogar notwendig, solange nicht allgemein akzeptiert ist, dass jede öffentlich geäußerte Überzeugung kritisiert und lächerlich gemacht werden darf. Dass Menschen dabei zu Schaden kommen, ist deshalb nicht weniger traurig.

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bob hund

In der deutschen Wikipedia steht zu lesen:

bob hund ist eine schwedische Indie-Rockband aus Stockholm. Die in Deutschland völlig unbekannte Band wurde 1991 gegründet. Da der Sänger Thomas Öberg aus Helsingborg in Schonen stammt, singt er mit schonischem Akzent. Dies und der nicht alltägliche Stil, in Verbindung mit eigenwilligen Texten, machen die Band selbst in ihrem Heimatland zu etwas Besonderem.

Das Album Ingenting kann man auf der bandeigenen Webseite herunterladen und das Video zu Ett Fall Och En Lösning geht so:

[YouTube-DirektHund](http://youtube.com/watch?v=PDRYBlKm-BA)

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Wort der Woche: Grundlagsutredningen

Schweden hat keine Verfassung, sondern vier Grundgesetze. Eines davon kann in Verbindung mit einem anderen, das jetzt kein Grundgesetz mehr ist, aber trotzdem “Verfassung” genannt werden. Spannend, nicht?

Von vorne: Die vier schwedischen Grundgesetze heißen successionsordningen, regeringsformen, tryckfrihetsförordningen und yttrandefrihetsgrundlagen. Das erste regelt, wie man unschwer am Namen erkennt, die Nachfolge im Königshaus und ist heute das älteste der Grundgesetze (1810). Erst 1980 wurden Frauen auf dem Thron erlaubt und damit Victoria zur Kronprinzessin.

Im Gegensatz dazu ist die “Freiheit zur (Meinungs-) Äußerung” erst seit 1992 Grundgesetz und bildet das Radio-, Fernseh- und Internetkomplement zur “Druckfreiheitsverordnung”, in der wiederum neben der Pressefreiheit auch das Öffentlichkeitsprinzip steht. Die erste tryckfrihetsförordning gab es 1766 und in ihrer heutigen Form gilt sie seit 1949.

Das für die Organisation des schwedischen Staates wichtigste Grundgesetz ist die regeringsformen. Wahlen, die Rolle der Regierung und des Parlaments, der Gesetzgebungsprozess und das Verhältnis zwischen den drei Gewalten des Staates sind hier geregelt. Zusammen mit der “Reichstagsordnung”, die die Arbeit des Parlaments regelt, aber kein Grundgesetz mehr ist, kann man deshalb die “Regierungsform” auch schwedische Verfassung nennen. Die heutige Form gilt seit 1974 und erst kurz davor war das Zweikammerparlament durch eine einzelne Kammer ersetzt worden. Die alte “Verfassung” war von 1809 und damit vor ihrer Abschaffung eine der ältesten in Kraft. Der König hatte darin formell noch politische Macht.

Um eines der Grundgesetze zu ändern braucht es in Schweden zwei gleichlautende Parlamentsbeschlüsse, zwischen denen eine Wahl liegen muss. Auch außerhalb der großen Neuordnungen von 1809 und 1974 gab es immer wieder Veränderungen. 1993 wurde zum Beispiel die Legislaturperiode von drei auf vier Jahre verlängert und die Personenwahl ermöglicht.

Im Juli 2004 wurde eine neue grundlagsutredning beschlossen, also eine “Untersuchung des Grundgesetzes”. Gemeint ist nur die Regierungsform und der Auftrag des eingesetzten unabhängigen Komitees ist, bis Ende nächsten Jahres Vorschläge auszuarbeiten, “wie die Volkssouveränität vertieft und gestärkt werden, wie das Vertrauen des Volkes in das Funktionieren des demokratischen Systems vergrößert werden und wie die Wahlbeteiligung erhöht werden kann” (Übersetzung eines Teils des offiziellen Auftrags). Letzteres ist eine hohes Ziel, liegt doch die Beteiligung bei schwedischen Wahlen meist ein gutes Stück über 80 Prozent – für andere Länder wäre das ein Traumwert, für Schweden ist es eine Verringerung von über 90 Prozent in den Siebzigern und Achtzigern.

2009 wird also eine breite Diskussion über den Bericht und die Vorschläge der grundlagsutredningen stattfinden und dann eventuell in eine Verfassungsänderung münden. Alles in allem ist es aus deutscher, durch die eigene Geschichte der letzten zweihundert Jahre an große Umbrüche gewöhnte Sicht erstaunlich, wie sich große Veränderungen nach und nach in Schweden durchsetzen, ohne dass es einer Revolution oder eines Krieges bedarf.

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Sillstryparn - Doin' the Omoralisk Schlagerfestival

Das kann natürlich nicht einfach so stehen bleiben, ohne noch einmal an die Gegenbewegung zu erinnern: den Progg. Hier kommt der “Heringswürger” mit Doin’ the Omoralisk Schlagerfestival, dessen Text recht gut aussagt, was man in gewissen Kreisen damals von ABBA hielt.

[YouTube-Link](http://youtube.com/watch?v=ylzX73rskiE)

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| | D | | et | | rass | | lar | | av | | juve | | ler | | glit | | trar | | av | | guld | | \ | | Dom | | sjun | | ger | | om | | den | | span | | ska | | sole | | n\ | | Men | | garo | | tter | | inga | | r | | och | | mord | | , | | det | | skit | | er | | dom | | i\ | | Och | | svän | | ger | | på | | fasc | | istk | | ärri | | ngkj | | olen | | | | Och | | här | | komm | | er | | ABBA | | i | | kläd | | er | | av | | plas | | t\ | | | | Lika | | döda | | som | | sill | | kons | | erve | | r\ | | Dom | | skit | | er | | ocks | | å | | i | | allt | | , | | vill | | göra | | snab | | ba | | stål | | \ | | Det | | pyr | | i | | mina | | fran | | ska | | nerv | | er | | | | Doin | | ’ | | the | | omor | | alis | | k | | schl | | ager | | fest | | ival | | … | | | | Och | | värl | | dens | | melo | | di, | | fört | | ryck | | och | | slav | | eri\ | | Vad | | fan | | rör | | det | | våra | | arti | | ster | | ?\ | | Dom | | gör | | sin | | karr | | iär, | | och | | ler | | och | | snäl | | la | | är\ | | Dom | | har | | mång | | a | | kork | | ade | | bris | | ter\ | | Dom | | stäl | | ler | | upp | | på | | allt | | , | | dom | | tar | | det | | smör | | igt | | kall | | t\ | | I | | fasc | | iste | | rnas | | feta | | iste | | r\ | | Dom | | roar | | oss | | till | | döds | | på | | våra | | n | | gram | | mafo | | n\ | | Ska | | vi | | fast | | na | | i | | dera | | s | | klis | | ter? | | Nej! | | | | Doin | | ’ | | the | | omor | | alis | | k | | schl | | ager | | fest | | ival | | … | | | | Och | | Stik | | kan | | Ande | | rsso | | n\ | | Han | | tyck | | er | | folk | | är | | dum\ | | | | Prod | | ucer | | ar | | roma | | ntik | | \ | | Men | | kärl | | eken | | är | | star | | k\ | | Så | | Stic | | kan | | får | | en | | spar | | k\ | | Som | | pass | | ar | | ett | | syni | | skt | | svin | | \ | | Men | | ni | | som | | jobb | | ar | | hårt | | \ | | Och | | ni | | som | | har | | det | | svår | | t\ | | | | Sjun | | g | | med | | i | | Sill | | stry | | pare | | ns | | melo | | di\ | | Vi | | har | | vår | | egen | | sång | | \ | | Vi | | ger | | väl | | fan | | i | | dom\ | | I | | dera | | s | | fjöl | | iga | | svär | | meri | | | |

| | Doin | | ’ | | the | | omor | | alis | | k | | schl | | ager | | fest | | ival | | … | | D | | ie | | Juwe | | len | | rass | | eln | | und | | es | | glit | | tert | | gold | | en\ | | Sie | | sing | | en | | von | | der | | Sonn | | e | | in | | Span | | ien\ | | | | Aber | | Garo | | tten | | und | | Mord | | sind | | ihne | | n | | sche | | ißeg | | al\ | | und | | sie | | wack | | eln | | mit | | dem | | Fasc | | hist | | weib | | erro | | ck | | | | Und | | hier | | komm | | t | | ABBA | | , | | in | | Plas | | tikk | | lamo | | tten | | \ | | So | | tot | | wie | | Dose | | nher | | inge | | \ | | | | Dene | | n | | ist | | auch | | alle | | s | | Wurs | | cht, | | woll | | en | | schn | | elle | | n | | Reib | | ach | | mach | | en\ | | | | Mein | | e | | empf | | indl | | iche | | n | | (wör | | tl: | | fran | | zösi | | sche | | n) | | Nerv | | en | | glüh | | en | | | | Doin | | ’ | | the | | unmo | | rali | | sche | | s | | Schl | | ager | | fest | | ival | | … | | | | Und | | die | | Melo | | die | | der | | Welt | | , | | Unte | | rdrü | | ckun | | g | | und | | Skla | | vere | | i\ | | Was | | zum | | Teuf | | el | | geht | | das | | unsr | | e | | Küns | | tler | | an?\ | | Sie | | mach | | en | | Karr | | iere | | , | | läch | | eln | | und | | sind | | nett | | \ | | Sie | | habe | | n | | viel | | e | | besc | | heue | | rte | | Schw | | äche | | n\ | | Sie | | mach | | en | | alle | | s | | mit, | | nehm | | en’s | | kalt | | wie | | Butt | | er\ | | Im | | fett | | en | | Schm | | alz | | der | | Fasc | | hist | | en\ | | Sie | | lull | | en | | uns | | zu | | Tode | | ein | | auf | | unsr | | em | | Gram | | moph | | on\ | | | | Soll | | en | | wir | | im | | Kleb | | er | | häng | | enbl | | eibe | | n? | | Nein | | ! | | | | Doin | | ’ | | the | | unmo | | rali | | sche | | s | | Schl | | ager | | fest | | ival | | … | | | | Und | | [Sti | | kkan | | Ande | | rsso | | n](h | | ttp: | | //de | | .wik | | iped | | ia.o | | rg/w | | iki/ | | Stik | | kan_ | | Ande | | rson | | )\ | | | | Hält | | die | | Leut | | e | | für | | dumm | | \ | | | | Prod | | uzie | | rt | | Roma | | ntik | | \ | | | | Aber | | die | | Lieb | | e | | ist | | star | | k\ | | | | Stik | | kan | | wird | | gefe | | uert | | \ | | Wie | | es | | sich | | für | | ein | | zyni | | sche | | s | | Schw | | ein | | gehö | | rt\ | | | | Aber | | ihr, | | die | | hart | | arbe | | iten | | \ | | Und | | ihr, | | die | | es | | schw | | er | | habt | | \ | | | | Sing | | t | | mit | | der | | Heri | | ngsw | | ürge | | r-Me | | lodi | | e\ | | Wir | | habe | | n | | eign | | e | | Lied | | er\ | | Wir | | sche | | ißen | | auf | | die\ | | Und | | ihre | | trie | | fend | | e | | Schw | | ärme | | rei | | | |

| | Doin | | ’ | | the | | unmo | | rali | | sche | | s | | Schl | | ager | | fest | | ival | | … | +------+------+------+------+------+------+------+------+------+------+------+------+------+------+------+------+------+ Übersetzung von mir, wie üblich ohne Rücksicht aufs Versmaß, aber dafür diesmal mit umso mehr Spaß. ;)

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ABBA - Waterloo

[YouTube-Link](http://youtube.com/watch?v=cjt7eU88xUA), [*ABBA* bei der Wikipedia](http://de.wikipedia.org/wiki/ABBA)

Das Video zeigt den Auftritt beim Schlagerfestival 1974, das ABBA gewannen und dann richtig erfolgreich wurden.
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Fingrar

Eigentlich heißen die fünf Finger einer Hand im Schwedischen tumme, pekfinger, långfinger, ringfinger und lillfinger, in der Bedeutung der Worte sehr ähnlich dem Deutschen.

In Kinderreimen heißen sie jedoch Tummetott, Slickepott, Långeman, Gullebrand och lilla Vickevire: der “Däumling” aus dem Märchen, der Finger zum Topf ausschlecken, der “lange Mann”, der “Goldbrand” (wohl in Bezug auf den goldenen Ehering) und der/die “kleine Vickevire” – was auch immer das bedeuten mag.

Die Verse für Kinder, in denen diese Namen vorkommen, nennt man Fingerramsa.

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