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Wort der Woche: Havtorn

Im Schwedischen ist hav das “Meer” und torn bedeutet “Turm”. Havtorn ist jedoch mitnichten das schwedische Wort für “Leuchtturm” – die nennt man fyr – sondern torn kommt in diesem Fall von törne, also “Dorn”. Es handelt sich bei havtorn nämlich um ein Gewächs, genauer gesagt den Sanddorn.

Dieser ist einigermaßen typisch für die Küste von Uppland, wo die gelb-orangefarbenen Beeren im Herbst beim ersten Frost gepflückt werden. Diese sind im reifen Zustand nämlich so weich, dass man sie zerdrücken würde, wären sie nicht gefroren. Gestern habe ich zum ersten Mal Saft aus den Beeren des Sanddorns getrunken. Lecker. Der Geschmack liegt erstaunlicherweise genau wie erwartet auf halbem Weg zwischen Orangen und Hjortron.

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Joakim Thåström

Thåström ist wichtig. Sogar sehr wichtig für die schwedische Musik der letzten drei Jahrzehnte, auch wenn er außerhalb des Landes recht unbekannt ist. Wer in Schweden an Punk denkt, denkt an Ebba Grön. Jeder kennt Imperiet und auch die Soloprojekte von Joakim Thåström waren erfolgreich. Doch der Reihe nach.

Thåström ist Jahrgang ‘57, wurde also gerade 50 Jahre alt. Aufgewachsen ist er in und um Stockholm und seine erste Band nannte sich Helt Sonika (dt: “ganz einfach”). 1977 gründete er zusammen mit Gunnar Ljungstedt und Lennart Eriksson die Punkband The Haters. Schon nach anderthalb Wochen benannten sie sich um – in Ebba Grön. Der Name kommt von einem Polizeieinsatz, in dem verhindert wurde, dass der Deutsche Norbert Kröger die damalige schwedische Einwanderungsministerin Anna-Greta Leijon entführte. Kröger war Mitglied der Bewegung 2. Juni, die später in der RAF aufging. “Ebba Röd” war der Kodname der Polizei für die Verhaftung Krögers und nach der erfolgreichen Durchführung wurde im Radio “Ebba Grön”^1^ ausgerufen.

Ebba Grön, deren Mitglieder bald die Spitznamen Pimme, Gurra und Fjodor bekamen, wurde die erfolgreichste schwedische Punkband und die Texte waren genretypisch geprägt von Anachismus, Kapitalismus- und Staatskritik (z.B. das Lied Staten och Kapitalet) und Provokation (Ung och Kåt, zu deutsch: “jung und geil”). 1981 kam noch Stry Terrarie dazu. Joakim “Pimme” Thåström war als Sänger und Gitarrist der Vordermann der Truppe.

Das Lied, das man heute noch am häufigsten hört, ist **800 Grader**, ein Lied über den zur Zeit des kalten Krieges befürchteten Atomkrieg: ([Direktlink](http://youtube.com/watch?v=R-yS5eMY2PU). Mit besserem Sound aber nur mit Standbild gibt es *800 Grader* noch [hier](http://youtube.com/watch?v=8kqq-2O-iAs))

1980 starteten Thåstöm und Terrarie ein Nebenprojekt, **Rymdimperiet** (“Weltraumimperium”), zusammen mit Christian Falk. Als 1983 Ebba Grön aufgelöst wurde, weil Fjodor des Erfolges überdrüssig geworden war, benannte sich Rymdimperiet zu **Imperiet** um und nahm den Schlagzeuger Gurra von Ebba Grön mit. Thåström war wiederum der Sänger und seine unverwechselbare Stimme ist die Konstante durch alle seine Projekte. Imperiet nahm mehr elektronische Elemente in ihre Musik auf und wem die “Greatest Hits”-CD in die Hände fällt: kaufen! Bekannte Lieder von Imperiet sind unter anderem *Alltid rött, alltid rätt*, *Du ska va president*, *Fred* und *C.C. Cowboys*. Letzteres handelt von den “Coca Cola Cowboys”, die als Gegenstück zu den “Kalashnikov Comrades” den amerikanischen Imperialismus symbolisierten. Später nannten einige Norweger ihre Band nach diesem Lied.

Beispielhaft: Imperiet – Fred. ([Direktlink](http://youtube.com/watch?v=ByQN0JpwIxc))

1988 veröffentlichten Imperiet ihr letztes Album und gaben ihr letztes Konzert. Schon im nächsten Jahr veröffentlichte Thåström seine erste Soloplatte **Thåström**, die mit den langsamen Liedern *Karenina* und *Alla vill till himlen* auch erfolgreich war. Auch der Rest des Albums ist sehr zu empfehlen, allerdings verpasst man ohne Schwedischkenntnisse viel von den gesellschaftskritischen Texten. Von 1992 bis 1997 wechselte Thåström von Schwedisch zu Englisch und war in den Niederlanden Teil von **Peace, Love and Pitbulls**, deren Musik wohl mit “industrial rock” am besten umschrieben wird. Ich kenne diese Band nicht wirklich, aber Marilyn Manson nennt sie wohl als eine seiner Inspirationsquellen. Es folgte eine weitere Zeit als Soloartist in schwedischer Sprache. Unter anderem gab er 1999 das Album **Det är ni som e dom konstiga det är jag som e normal** (“Ihr seid es, die komisch sind, ich bin normal”) heraus und tourte einige Jahre später mit *Kent*, den *Hellacopters* und *Mando Diao*.

Aus dieser Zeit: Thåström – Vacker Död Stad. ([Direktlink](http://youtube.com/watch?v=4cBerNZ6efI))

Thåströms neueste Band nennt sich [**Sällskapet**](http://www.myspace.com/sallskapet) (“die Gesellschaft”) und das gleichnamige Album kam vor wenigen Wochen heraus. Die erste Singel heißt *Nordlicht* und handelt von St. Pauli in Hamburg: ([Direktlink](http://youtube.com/watch?v=UMiCATqqLKc))

Und wer bis hierher gelesen hat, ohne sich die Videos anzuschauen, möge sich die Viertelstunde nehmen. Thåström rockt! ^1^ grön = grün, röd = rot.
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Roxette - The Look

([Direktlink](http://www.youtube.com/watch?v=u_QGyLqQ2CI))

Wurde ja mal Zeit. Es war aber eine schwere Wahl zwischen *The Look* und [*Dangerous*](http://youtube.com/watch?v=37nVELq929s).
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Rednex zum Verkauf

Wenn jemand anderthalb Millionen übrig hat und sich mit den Rednex (“Cotton Eye Joe”) ein Stück echt schwedischer Kultur leisten möchte, bitte hier entlang. (via)

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Im Norden alles besser?

Die ZEIT hat in ihrer letzten Ausgabe eine neue Reihe Im Norden alles besser? gestartet. Den ersten Artikel über Dänemark habe ich gerade gelesen und fand ihn sehr gut. Gerade als ich dachte, es sei nur Lobhudelei, wurde er gegen Ende noch kritisch.

Diese Woche ist Finnland dran und zuletzt Schweden. Entsprechende Links werden folgen.

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Weeping Willows - Touch Me

([YouTube Direktlink](http://youtube.com/watch?v=ZZAFQFgIuFY))

Die melancholischen Texte der Stockhomer *Weeping Willows* sind nichts für freudige Sonnentage. *Touch Me* vom Album *Into the Light* war ihr bisher größter Erfolg. Im obigen Video ist auch Schauspieler [Sten Ljunggren](http://sv.wikipedia.org/wiki/Sten_Ljunggren_%28sk%C3%A5despelare%29) (S) zu sehen, den man wohl am ehesten aus Lukas Moodyssons *Tillsammans* (dt. “Zusammen”) kennt und der auch in *Populärmusik från Vittula* dabei war.
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Wort der Woche: Nykterist

Nykter bedeutet im Schwedischen “nüchtern”. Ein nykterist ist also ein “Nüchterner”, allerdings keiner, der nur gerade jetzt nicht trinkt, sondern überhaupt nicht. Seit knapp zweihundert Jahren gibt es in Schweden genug Menschen, die Alkohol ablehnen, dass eine einflussreiche Bewegung entstand, die nykteriströrelsen.

Schnitt.

Das dumme an der Wikipedia ist, dass das, worüber man eigentlich gerade schreiben wollte, dort oft schon ausführlich behandelt ist. Das braucht einen zwar im Prinzip nicht abzuhalten, nimmt aber doch in gewisser Weise die Motivation. Bloßes Umformulieren ist nicht so spannend.

Das schöne an der Wikipedia ist, dass das Wissen dort frei ist. Und zwar “frei” nicht nur wie in “Freibier”, sondern auch wie in “Freiheit”. Die Lizenz erlaubt nämlich die Weiterverwendung und Abänderung der Texte. Es folgt eine in erster Linie gekürzte, aber auch teilweise ergänzte Version des Wikipedia-Artikels zur Abstinenzbewegung in Schweden.

Schnitt zurück.

Die Abstinenzbewegung war eine der drei großen schwedischen Volksbewegungen während des 19. Jahrhunderts, neben der freikirchlichen und der Arbeiterbewegung. Um 1800 war der Alkoholismus ein bedeutendes Problem in Schweden. Schnaps war das vorherrschende alkoholische Getränk und Schätzungen sprechen von einem durchschnittlichen Konsum von 40 Litern pro Person und Jahr in den 1820er Jahren, dem Fünffachen des heutigen Konsums.

Die ersten Abstinenzvereine entstanden in den 1830er Jahren nach amerikanischem Vorbild. 1837 wurde Svenska Nykterhetssällskapet gebildet, deren Mitglieder sich verpflichteten, keinen Schnaps oder andere Spirituosen zu trinken. Der mäßige Konsum von Bier und Wein war erlaubt, aber diese Getränke waren eigentlich nur in der Oberschicht verbreitet. Das Hauptziel der Bewegung war, das Schnapsbrennen für den Eigenbedarf abzuschaffen, und als sie ihre Ziele in den Gesetzen 1855 erreicht hatten, starb die Bewegung. Das noch heute bestehende schwedische Alkoholmonopol und auch die hohen Steuern auf Alkohol nahmen ihren Anfang.

Während die ältere, moderate Abstinenzbewegung vor allem von Personen aus der Oberschicht getragen worden war, entstand in den 1870er Jahren eine neue, radikalere Volksbewegung, die große Teile der Bevölkerung umfasste. Es wurden Organisationen gegründet, die anfangs noch der religiösen, später mehr der Arbeiterbewegung nahe standen.

Diese Organisationen forderten völlige Enthaltsamkeit von Alkohol und arbeiteten auf ein Totalverbot hin. Auf ihrem Höhepunkt um 1910 hatten die unterschiedlichen Organisationen etwa eine halbe Million Mitglieder. Dazu müssen aber noch die freikirchlichen Erweckungsbewegungen und die Arbeiterbewegung gerechnet werden, die die Forderungen der Abstinenzbewegung unterstützten. In einer Unterschriftenaktion 1909 befürworteten 56% der erwachsenen Bevölkerung ein Totalverbot von Alkohol, in der Volksabstimmung von 1922 sprachen sich aber nur 49% für das Verbot aus und Alkohol blieb weiterhin legal.

Die Repräsentation der Abstinenzbewegung in der Politik war bis weit ins 20. Jahrhundert stark, vor allem bei den Liberalen und Sozialdemokraten. 1918 gehörten 64% aller Abgeordneten in der zweiten, volksgewählten Parlamentskammer einer Abstinenzorganisation an und noch 1950 war eine Mehrheit im schwedischen Parlament nykterister.

Heute haben die unterschiedlichen Organisationen noch mehr als 250.000 Mitglieder und sind von ihrer Verbotsforderung abgerückt. Stattdessen setzen sie auf Informations- und Aufklärungskampagnen. In der Öffentlichkeit spielt die Bewegung heute nur noch eine untergeordnete Rolle. Es ist jedoch keine Seltenheit, im heutigen Schweden Menschen zu begegnen, die Alkohol ablehnen.

Entsprechend der Lizenz des Wikipedia-Artikels steht dieser Text ebenfalls unter der GFDL, zusätzlich zur üblichen Creative Commons BY-NC-SA.

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Caesars Palace - Jerk It Out

([YouTube Direktlink](http://youtube.com/watch?v=zwK7RsaSR8I), [mehr über *Caesars*](http://de.wikipedia.org/wiki/Caesars))

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Wort der Woche: Påsk

Påsk ist Ostern. Das Wort kommt vom hebräischen “pessach”, erinnert also an die Ableitung des christlichen vom jüdischen Fest. Außerhalb religiöser Enklaven ist Ostern für die Schweden, genauso wie für Deutsche, vor allem ein willkommenes langes Wochenende. Nicht wenige fahren für ein paar Tage aufs Land, was dazu führt, dass das Osterwochenende in Schweden eines der unfallträchtigsten des Jahres ist.

![alttext](/pic/paskkarring.jpg) Bild: Flickr/[hagwall](http://flickr.com/photos/hagwall/)

Wie Ostern in Schweden abläuft und was es für Traditionen gibt, lässt sich am besten anhand einiger Begriffe erklären. Deshalb hier ein kleines Glossar, unter Zuhilfenahme der schwedischen Wikipedia:

Der Dymmelonsdag ist der Mittwoch vor Ostern. Der heißt so, weil früher in Kirchenglocken die Klöppel durch hölzerne ersetzt wurden, um einen gedämpften Klang zu erzeugen und die Leute auf die bevorstehende Zeit der Traurigkeit einzustimmen.

Skärtorsdag, der Gründonnerstag. Der Name kommt von der Fußwäsche, die Jesus an seinen Jüngern vor dem Abendmahl vollzogen haben soll. Skära hatte früher nämlich die Bedeutung “reinigen” und nicht wie heute “schneiden”. Am skärtorsdag verkleiden sich -Mädchen- Kinder als Påskkärring (siehe Bild) und gehen von Tür zu Tür, um Süßigkeiten einzusammeln. Die Hexenverkleidung hat damit zu tun, dass Hexen sich am Gründonnerstag angeblich auf dem Berg Blåkulla (Blocksberg) trafen und mit dem Teufel Orgien feierten.

Långfredag, der “lange (Kar-)Freitag”, bekam seinen Namen, weil er langweilig war. Das Radio spielte keinen Pop sondern Psalme und noch bis 1969 waren keine Vergnügungsveranstaltungen am Karfreitag erlaubt.

Der Påskafton (Karsamstag) ist zwar in der christlichen Tradition “leer”, aber hat sich in Schweden als der eigentliche Osterfeiertag herausgebildet. Ob der Vergleich mit Weihnachten, an dem ja auch der Vorabend gefeiert wird, gerechtfertigt ist, sei dahingestellt. Auf jeden Fall gibt es das Festessen (*Påskmat*) am Samstag. Mittags isst man, wie an so vielen schwedischen Feiertagen, das sillunch (verschieden eingelegte Heringe mit Kartoffeln) und abends beispielsweise Lamm oder Lachs. Eier spielen auch eine Rolle. Allgemein ist das Essen an Ostern weniger schwer als zu Weihnachten.

Påskdagen und Annandag Påsk werden Ostersonn- und -montag genannt und meines Wissens passiert an diesen nichts besonderes mehr.

Ostereier, Påskägg, werden in Schweden zwar auch verschenkt, aber angemalte Hühnereier sieht man selten. Stattdessen benutzt man bunt verzierte, große Karton-Eier, die sich in der Mitte teilen und mit Süßigkeiten füllen lassen.

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Fürs Auge

Alte und neue Bilder haben endlich ihren angestammten Platz im Archiv eingenommen. Hier die Links:

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